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Ich ließ den Finger los; urplötzlich befand sich das Messer wieder in ihrer Hand und zuckte auf mich zu.Diesmal zerbrach ich die Klinge, ehe ich ihr die Waffe zurückgab. „Tu das bitte nicht nochmal!“ sagte ich.

„Bitte. Außerdem solltest du auf besseren Stahl Wert legen. Das war keine Solinger Klinge.“

„Ich ziehe den Preis für das Messer von deinem Beuteanteil ab, meine Liebe“, antwortete sie ungerührt. „Seit du durch die Tür gekommen bist, hast du im Ziel eines Strahls gestanden. Soll ich ihn auslösen?

Oder hören wir mit dem Herumplänkeln auf?“

Ich glaubte ihr nicht, aber der Vorschlag paßte mir ins Konzept. „Keine weiteren Plänkeleien, Sergeant.

Wie sieht die Sache aus. Dein Läufer hat von interessanten Plänen gesprochen.“

„Kaffee und Kuchen und Tarif der Gilde. GildeHandgeld. Neunzig Tage, mit Option seitens des Auftraggebers, um weitere neunzig Tage zu verlängern. Beuteüberschuß wird fünfzig: fünfzig zwischen Mannschaft und Auftraggeber geteilt.“

„Die Rekrutierer in der Stadt bieten aber Gilde plus fünfzig.“ (Ein Schuß ins Dunkle; die Stimmung schien mir aber danach zu sein. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft.)

Sie zuckte die Achseln. „Wenn das stimmt, halten wir natürlich mit. Welche Waffen kennst du? Wir nehmen keine Anfänger. Diesmal nicht.“

„Ich mache dir in jeder Waffe was vor, von der du Ahnung zu haben glaubst. Wo soll’s denn passieren?

Wer kommt zuerst ran?“

„Mmm, du bist aber forsch! Willst du dich als Waffeninstruktor anheuern lassen? Nehme ich dir nicht ab.“

„Ich habe gefragt: ›Wo soll’s passieren? ‹ Fahren wir flußaufwärts?“

„Du hast noch nicht mal unterschrieben und willst schon geheime Informationen haben!“

„Für die ich zu zahlen bereit bin.“ Ich zog fünfzig Lone-Stars in Zehnern aus der Tasche und legte sie vor ihr auf den Tisch. „Wohin geht es, Sergeant? Ich kaufe dir auch ein gutes Messer als Ersatz für den billigen Stahl, den ich knacken mußte.“

„Du bist eine KP.“

„Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Ich will ganz einfach wissen, ob wir flußaufwärts fahren oder nicht. Sagen wir, bis hinauf nach Saint Louis.“

„Willst du dich als Zweiter Ausbilder eintragen lassen?“

„Was? Himmel, nein! Als Stabsoffizier!“ Das hätte ich nicht sagen dürfen — zumindest nicht so bald. In der Mannschaft, die von unserem Chef betreut wird ist die Rangordnung nur vage ausgeprägt, aber ich war immerhin ein hochstehender Offizier in der Weise, daß ich direkt dem Chef unterstand und niemandem sonst — er allein nahm meine Berichte entgegen und gab mir Befehle. Dies wurde durch die Tatsache unterstrichen, daß ich für jeden außer dem Chef Miß Freitag war — soweit ich mich nicht mit einzelnen auf die vertraulichere Anrede eingelassen hatte. Sogar Dr.

Krasny hatte auf den förmlichen Abstand geachtet bis ich ihn aufforderte, mich beim Vornamen zu nennen. Bisher hatte ich mir aber keine konkreten Gedanken über meinen tatsächlichen Rang gemacht.

Zwar hatte ich außer dem Chef niemanden über mir gehabt, doch hatte es für mich auch keine Untergebenen gegeben. Auf einer regulären Übersichtstafel (für die Kompanie meines Chefs hatte ich so eine Darstellung nie zu Gesicht bekommen) wäre ich wohl ei-ner der kleinen Kästen gewesen, die horizontal vom Mittelstrich zum Befehlshaber führen — das heißt, eine Art Oberstabsspezialist, wenn Ihnen solche bürokratischen Begriffe liegen.

„Das ist ja wirklich toll! Wenn du das untermauern willst, mußt du das vor Colonel Rachel tun, nicht vor mir. Ich erwarte sie gegen dreizehn.“ Beinahe geistesabwesend hob sie die Hand, um das Geld an sich zu nehmen.

Ich schnappte ihr die Geldscheine weg, klopfte sie auf dem Tisch gerade und legte sie wieder hin, diesmal aber ein wenig näher vor mir. „Plaudern wir ein bißchen, ehe sie kommt. Jeder Verein in der Stadt wirbt heute Rekruten an; da muß es schon gute Gründe geben, lieber bei der einen Kompanie einzusteigen, anstatt bei der anderen. Findet der vorgesehene Einsatz flußaufwärts statt oder nicht? Und wie weit ist die Fahrt? Geht es gegen echte Profis? Oder Ahnungslose? Oder Dorftrottel? Ein Entscheidungsangriff? Oder zuschlagen und wieder ausbüchsen?

Oder beides? Plaudern wir ein bißchen, Sergeant.“

Sie antwortete nicht, sie bewegte sich nicht. Ihr Blick ruhte unverwandt auf dem Geld.

Gleich darauf legte ich weitere zehn Lone-Stars säuberlich auf die fünfzig und wartete.

Ihre Nasenflügel bebten, doch sie griff nicht nach dem Geld. Nach einigen Sekunden stapelte ich einen weiteren Texas-Zehner.

Heiser sagte sie: „Laß das Zeug verschwinden oder gib es mir! Es könnte jemand kommen.“

Ich nahm das Geld und reichte es ihr. „Danke, Miß“ sagte sie und ließ es verschwinden. „Ich glaube, wir fahren mindestens bis Saint Louis flußaufwärts.“

„Gegen wen kämpfen wir?“

„Also … wenn du das weitererzählst, werde ich es nicht nur abstreiten, sondern dir zusätzlich das Herz aus dem Leib reißen und an die Fische verfüttern.

Vielleicht kommt es gar nicht zum Kampf. Anzunehmen ist es, aber es ist keine vorprogrammierte Schlacht. Wir alle werden Leibwächter für den neuen Vorsitzenden sein — den neuesten, sollte ich sagen. Er ist noch gar nicht so recht aus der Taufe gehoben worden.“

(Volltreffer!) „Interessant. Warum heuern auch die anderen Mannschaften neue Leute an? Wirbt der neue Vorsitzende denn alle an? Nur als Palastwache?“

„Miß, ich wünschte, ich wüßte es. Ehrlich, das wüßte ich selbst gern.“

„Vielleicht sollte ich das herauszufinden versuchen. Wieviel Zeit habe ich? Wann legen wir ab?“

Hastig fügte ich hinzu: „Oder fahren wir vielleicht gar nicht mit dem Schiff? Vielleicht hat Colonel Rachel AAF in die Finger bekommen?“

„Ah … verdammt, wieviel geheime Informationen erwartest du für lausige siebzig Stars?“

Ich überlegte. Es machte mir nichts aus, Geld auszugeben, aber ich mußte sicher sein, daß ich ordentliche Ware dafür bekam. Wenn Truppenbewegungen solchen Umfangs im Gange waren, würden die Schmuggler nicht flußaufwärts fahren, zumindest nicht diese Woche. Ich mußte also den verfügbaren Verkehr ausnutzen.

Aber nicht als Offizier! Ich hatte den Mund zu weit aufgerissen. Ich blätterte zwei weitere Zehner heraus und wedelte damit vor ihrer Nase herum. „Sergeant,fährst du auch mit flußaufwärts?“

Sie beäugte die Geldscheine. Ich ließ einen vor ihr auf den Tisch fallen, wo er sofort verschwand. „Ich würde so etwas auf keinen Fall versäumen wollen Schätzchen. Sobald ich dieses Büro geschlossen habe bin ich Kompanie-Sergeant.“

Ich ließ den anderen Schein fallen; er gesellte sich zu den übrigen. „Sergeant“, sagte ich, „wenn ich warte und mit deinem Colonel spreche, und wenn sie mich dann anheuert, dann bestimmt als persönlicher Adjutant oder für Logistik und Versorgung oder ähnliche langweilige Sachen. Ich brauche das Geld nicht und kann ohne die Sorgen leben, die mir so ein Job verschafft; ich möchte vielmehr Urlaub machen.

Kannst du einen ausgebildeten einfachen Kämpfer gebrauchen? Den du zum Korporal oder zweiten Sergeant machen könntest, sobald du deine Rekruten sortiert hast und weißt, welche Posten noch zu besetzen sind?“

Sie musterte mich säuerlich. „Das hat mir gerade noch gefehlt. Eine Millionärin in meiner Kompanie.“

Ich empfand mit ihr; kein Sergeant wünscht sich einen gutbetuchten Offizier in seiner/ihrer Abteilung.

„Ich habe nicht die Absicht, den Millionär zu spielen; ich möchte einfach zur Truppe gehören. Wenn du mir nicht traust, kannst du mich ja in irgendeinen anderen Zug stecken.“

Sie seufzte. „Ich sollte mich auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen. Nein, ich bringe dich unter wo ich dich im Auge behalten kann.“ Sie griff in eine Schublade und nahm ein Formular mit der Überschrift BEGRENZTE VERPFLICHTUNG heraus.