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„Trevor Andrews, Marjorie.“

„›Trevor‹. Das ist ein hübscher Name. Trevor, Sie sind ein gemeiner, heimtückischer, verachtenswerter Schweinehund. Führen Sie mich ins beste Restaurant von Bellingham, umschwärmen Sie mich mit gutem Likör und köstlichen Speisen, und bezahlen Sie die Rechnung! Ich räume Ihnen dafür die faire Chance ein, mir ihre niederträchtigen Absichten zu verkaufen. Aber ich glaube nicht, daß Sie mich ins Bett kriegen; mir ist nicht danach.“

Das war nun klar eine Lüge; mir war sogar sehr danach; hätte er meinen gesteigerten Geruchssinn besessen, wäre er seiner Sache sicher gewesen. So sicher wie ich wußte, daß er mich begehrte. Ein normaler Mann kann einer KP-Frau, die gesteigerte Sinne besitzt, nichts vormachen. Dies erfuhr ich, als bei mir die erste Regel einsetzte. Männliches Interesse kränkt mich aber nicht. Höchstens ahme ich das Verhalten einer normalen Frau nach, indem ich die Gekränkte spiele. Ich lasse mich aber nicht oft auf so etwas ein und versuche es zu vermeiden, denn so gut bin ich als Schauspielerin nicht.Von Vicksburg nach Winnipeg hatte ich kein Verlangen gespürt. Doch inzwischen hatte ich zwei Nächte lang schlafen können, hatte heiß gebadet, mit viel Seife, und hatte ausgiebig gegessen, und so war mein Körper zu seinem normalen Verhalten zurückgekehrt.

Weshalb belog ich also diesen harmlosen Fremden?

„Harmlos?“ Im vernünftigen Sinne schon. Ohne korrektive Operation bin ich steril. Ich neige nicht zu Erkältungen und bin besonders geschützt gegen die vier verbreitetsten Geschlechtskrankheiten. In der Krippe hatte man mich die Vorzüge des Gemeinschaftslebens gelehrt: essen, trinken, atmen, schlafen spielen, reden und kuscheln — all die angenehmen Bedürfnisse, die das Leben zur Freude machen können, anstatt es wie eine Last aussehen zu lassen.

Ich belog ihn, weil die menschlichen Regeln in diesem Punkt des Geschlechtertanzes eine Lüge vorschrieben — ich spielte das Menschenweibchen und wagte es nicht, ehrlich ich selbst zu sein.

Er blinzelte auf mich herab. „Sie sind der Meinung ich würde sinnlos investieren?“

„Ich fürchte ja. Tut mir leid.“

„Sie befinden sich im Irrtum. Nie versuche ich eine Frau ins Bett zu bekommen; wenn sie mich in ihrem Bett haben will, wird sie Mittel und Wege finden, mir das verständlich zu machen. Wenn sie mich nicht dort haben will, dann wäre ich auch nicht gern dort.

Ihnen scheint es aber nicht bewußt zu sein, daß sich die Ausgabe für ein gutes Mittagessen schon allein deswegen lohnt, weil ich dasitzen und Sie anschauen kann, während ich allerdings das dumme Gerede das Ihnen über die Lippen kommt, ignorieren muß.“

„›Gerede‹! Jetzt muß das Restaurant aber wirklicherstklassig sein. Nehmen wir das Shuttle!“

Ich hatte geglaubt, daß ich mich bei der Ankunft durch die Barriere reden müßte.

Der Einwanderungsbeamte aber schaute sich Trevors Ausweise gründlich an, ehe er seine Touristenkarte abstempelte, dann warf er nur einen kurzen Blick auf meine San-José-Master-Charge-Karte und winkte mich durch. Unmittelbar hinter der Zollkontrolle wartete ich auf Trevor und betrachtete das Schild DIE FRÜHSTÜCKSBAR mit einem seltsamen Gefühl des déjà vu.

Trevor holte mich ein. „Hätte ich die Goldkarte, mit der Sie da eben herumgeprotzt haben, früher gesehen“, sagte er bekümmert, „hätte ich mich nicht erboten, Ihr Mittagessen zu bezahlen. Sie sind ja eine reiche Erbin!“

„Nun hören Sie mal, mein Junge!“ sagte ich. „Abgemacht ist abgemacht. Sie haben mir gesagt, es lohne sich dazusitzen und mich anzusabbern. Trotz meines ›Geredes‹. Ich bin bereit, darauf einzugehen. Vielleicht mache ich auch einen oder zwei weitere Knöpfe meines Ausschnitts auf. Aber kneifen geht jetzt nicht mehr. Auch eine reiche Erbin möchte ab und zu mal was einfahren.“

„Ach, wie schade ist das alles!“

„Hören Sie auf zu jammern! Wo ist denn Ihr Feinschmeckerlokal?“

„Nun, also … Marjorie, ich muß zugeben, daß ich die Restaurants in dieser funkelnden Metropole überhaupt nicht kenne. Sagen Sie mir, wohin Sie möchten?“

„Trevor, Ihre Verführungskünste lassen zu wünschen übrig!“

„Das sagt meine Frau auch immer.“

„Dachte ich’s mir doch — Sie machten mir gleich den Eindruck, als wüßten Sie am Zügel zu gehen.

Zeigen Sie mir schon ihr Bild! Bin gleich zurück. Ich will nur mal feststellen, wo wir essen.“

Ich erwischte den Zollbeamten zwischen zwei Shuttles und fragte ihn nach dem Namen des besten Restaurants. Er musterte mich nachdenklich. „Wir sind hier nicht in Paris, müssen Sie wissen.“

„Aufgefallen war mir das schon.“

„Und auch nicht in New Orleans. Ich an Ihrer Stelle würde in den Speisesaal des Hilton gehen.“

Ich dankte ihm und kehrte zu Trevor zurück. „Wir essen im Speisesaal, zwei Stockwerke über uns. Es sei denn, Sie wollen erst einmal Ihre Spione ausschicken.

Jetzt möchte ich aber das Bild Ihrer Frau sehen.“

Er zeigte mir ein Bild in seiner Brieftasche. Ich betrachtete es eingehend und pfiff dann respektvoll durch die Zähne. Blondinen beeindrucken mich. Als kleines Mädchen hoffte ich, diese Farbe zu erreichen wenn ich nur energisch genug rubbelte. „Trevor wenn Sie ein solches Weib zu Hause haben, warum gabeln Sie sich dann leichte Mädchen von der Straße auf?“

„Sind Sie ein leichtes Mädchen?“

„Versuchen Sie nicht immer das Thema zu wechseln!“

„Marjorie, Sie würden mir nicht glauben und würden nur darüber plappern. Gehen wir in den Speisesaal, ehe die Martinis völlig trocken werden!“

Das Mittagessen war in Ordnung, doch Trevor besaß nicht Georges’ Phantasie, Kochkenntnisse und Ge-schicklichkeit im Einschüchtern von Oberkellnern.

Ohne Georges’ Flair war das Essen gut, übliche nordamerikanische Küche, in Bellingham nicht anders als in Vicksburg.

Ich war mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache; daß Janets Kreditkarte für ungültig erklärt worden war, bestürzte mich beinahe mehr als die schreckliche Enttäuschung, Ian und Janet nicht zu Hause anzutreffen. — Hatte Janet Ärger? — War sie tot?

Trevor hatte seinerseits ein wenig von der fröhlichen Begeisterung eingebüßt, die ein junger Hengst zeigen sollte, wenn das Spiel zügig weitergeht. Anstatt mich lüstern anzustarren, schien er ebenfalls düstere Gedanken zu wälzen. Was bedeutete dieser Wandel in seinem Verhalten? Lag es an meinem Wunsch, eine Aufnahme seiner Frau zu sehen? Hatte ich ihm damit den Wind aus den Segeln genommen?

Ich bin der Meinung, daß sich ein Mann erst auf die Jagd begeben sollte, wenn er sich mit seiner Frau oder Frauen so geeinigt hat, daß er die flotten Einzelheiten zu Hause zur allgemeinen Unterhaltung darbieten kann. Wie Ian. Ich erwarte von keinem Mann, daß er „meinen Ruf schützt“, weil das die Männer meines Wissens ohnehin nie tun. Wollte ich einen Mann davon abhalten, meine süße Ungeschicklichkeit im Bett mit anderen zu besprechen, gibt’s nur eine Möglichkeit: gar nicht erst mit ihm ins Bett zu gehen.

Außerdem hatte Trevor zuerst von seiner Frau angefangen, oder? — Ich ging das Gespräch noch einmal durch —, ja, hatte er.

Nach dem Essen wurde er wieder etwas munterer.

Ich sagte ihm, er könne nach seiner Geschäftsbesprechung zurückkehren, denn ich wolle mich hier alsGast registrieren lassen, um es gemütlich zu haben und auch allein zu sein, wenn ich einige Satellitentelefonate erledigte (was stimmte), außerdem bliebe ich vielleicht über Nacht (das stimmte ebenfalls), er könne also wiederkommen und mich anrufen, und dann würde ich mich mit ihm im Foyer treffen (das stimmte nicht unbedingt — ich war so verstört und einsam, daß ich ihn vermutlich bitten würde, gleich heraufzukommen.)

Er antwortete: „Ich rufe vorher an, damit Sie den Mann aus dem Zimmer schaffen können, dann aber komme ich gleich zu Ihnen ins Zimmer. Wäre doch sinnlos, den Weg zweimal zu machen. Den Champagner aber lasse ich schicken; ich habe keine Lust, ihn zu tragen.“