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„Ich auch nicht.“

Ich verschaffte mir also eine Art Anschrift und merkte mir vor, Gloria Tomosawa davon zu unterrichten. Die Gebühren entrichtete ich für ein Jahr im voraus — und stellte fest, daß mir dieser Vorgang ein seltsames Gefühl der Sicherheit verschaffte. Es war nicht einmal ein kleiner Schuppen — aber ein Stützpunkt, eine Anschrift, die nicht vom Winde verweht werden konnte.

Goldie legte sich an diesem Nachmittag noch nicht fest, schien aber auch nicht enttäuscht zu sein. „Im Augenblick gibt’s keinen Krieg, das ist alles“, sagte sie. „Der Frieden dauert aber selten länger als einen oder zwei Monate. Dann wird schleunigst wieder angeworben — und dann steht mein Name in den Unterlagen. Bis dahin lasse ich mich bei der Stadt ein-schreiben und arbeite aushilfsweise. Einen Vorteil hat das Bettpfannengeschwader: Eine Krankenschwester braucht niemals zu hungern. Die Knappheit in unserem Beruf besteht schon seit gut einem Jahrhundert und wird so schnell nicht verschwinden.“

Der zweite Anwerber, bei dem Goldie vorsprach — Repräsentant von Royers Rechter Truppe, Cäsars Kolonne und den Schnittern des Erfolgs, ausnahmslos erstklassige Kampftruppen, die einen weltweiten Ruf genossen —, wandte sich an mich, nachdem Goldie fertig war: „Und was ist mit Ihnen? Sind Sie ebenfalls ausgebildete Krankenschwester?“

„Nein“, antwortete ich. „Kampfkurier.“

„Dafür besteht kaum Bedarf. Heute bedienen sich die meisten Einheiten der Eilzustellung, wenn ein Terminal nicht genügt.“

Ich reagierte sofort gereizt — eine Reaktion, vor der der Chef mich gewarnt hatte. „Ich bin Spitze“, erwiderte ich. „Ich gehe überallhin — und was ich befördern muß, erreicht sein Ziel auch dann, wenn die Postdienste eingestellt werden. Wie bei der eben beendeten Krise.“

„Das stimmt“, sagte Goldie. „Sie übertreibt nicht.“

„Trotzdem besteht für Ihre Talente kein großer Bedarf. Können Sie sonst noch etwas?“

(Prahlen verboten!) „Auf welche Waffe verstehen Sie sich am besten? Ich stelle mich Ihnen zum Duell entweder unter Wettbewerbsregeln oder bis aufs Blut. Rufen Sie Ihre Witwe an, dann los!“

„Meine Güte, sind Sie aber eine explosive kleine Biene! Sie erinnern mich an einen Foxterrier, den wir mal hatten. Hören Sie, meine Liebe, ich kann mich mit Ihnen auf keine Spielchen einlassen; ich muß die-ses Büro leiten. Jetzt sagen Sie mir die Wahrheit, dann nehme ich Ihren Namen in die Akten.“

„Tut mir leid, Meister, ich sollte nicht so angeben.

Ich bin Elite-Kurier, das stimmt. Wenn ich etwas übernehme, erreicht es den Bestimmungsort, und meine Honorare sind hoch. Oder mein Sold, sollte man mich als Stabsoffizier für Sonderaufgaben gewinnen. Was das übrige angeht, da muß ich natürlich die Beste sein, mit oder ohne Waffen, denn die mir anvertrauten Sachen müssen durch. Wenn Sie wollen können Sie mich als Ausbilder führen — für waffenlose Verteidigung, aber auch für jede Waffe. An Kampfeinsätzen bin ich aber nur interessiert, wenn die Bezahlung wirklich hoch ist. Sonst ziehe ich Kurierdienste vor.“

Er machte sich Notizen. „Na schön. Machen Sie sich keine zu großen Hoffnungen. Die schwierigen Kerle, für die ich hier arbeite, setzen Kuriere höchstens auf dem Schlachtfeld ein …“

„Solche Einsätze übernehme ich auch. Was ich befördere, erreicht sein Ziel.“

„Oder Sie gehen dabei drauf.“ Er grinste. „Eher ist anzunehmen, daß man einen Superhund einsetzt.

Hören Sie, Schätzchen, eine Firma kann mit Kurierdiensten, wie Sie sie anbieten, mehr anfangen als eine Militäreinheit. Warum hinterlegen Sie Ihren Namen nicht bei den multinationalen Gesellschaften? Die Großen haben hier ausnahmslos ihre Vertreter. Und sie haben mehr Geld. Viel mehr Geld!“

Ich dankte ihm, und wir gingen. Auf Goldies Drängen schauten wir beim nächsten Postamt vorbei und erstellten Printouts meines Lebenslaufes. Dabei wollte ich beim geforderten Sold etwas nachlassen, inder Gewißheit, daß der Chef mich überbezahlt hatte — doch Goldie wollte davon nichts hören. „Du mußt höher gehen! Darin liegt deine beste Chance. Gruppen, die deine Dienste brauchen, bezahlen dich entweder, ohne mit der Wimper zu zucken — oder sie rufen bei dir zurück und versuchen zu handeln. Aber von vornherein den Preis drücken? Hör mal, meine Liebe, niemand kauft beim Sommerschlußverkauf wenn man sich die besten Kräfte leisten kann.“

Ich schaute bei allen Multis vorbei. Im Grunde rechnete ich von dieser Seite nicht mit Interesse, doch wenn jemand den besten Kurier der Welt haben wollte, konnte er sich ja meine Leistungsübersicht anschauen.

Als die Bürozeit vorüber war, glitten wir zum Hotel zurück, um unsere Verabredung zum Abendessen einzuhalten, und trafen Anna und Burt an, die bereits ein wenig beschwipst waren. Nicht betrunken, nur aufgekratzt und ein wenig zu vorsichtig in ihren Bewegungen.

Burt baute sich dramatisch vor uns auf und deklamierte: „Meine Damen! Seht mich an, bewundert mich! Ich bin ein großer Mann …“

„Du hast ja den Verstand verloren!“

„Das auch, geliebte Freitag. Aber vor dir steht der Mann, der … hoppla! … in Monte Carlo die Sprengung gebankt hat. Ich bin ein Genie, ein echtes, blauäugiges, finan’schelles Genie. Anfassen erlaubt!“

Das hatte ich sowieso vorgehabt, später am Abend.

Jetzt aber stiegen mir Zweifel auf. „Anna, hat Burt die Bank gesprengt?“

„Nein, aber angeschlagen hat er sie auf jeden Fall.“

Sie stieß verhalten auf. „’Tschuldigung. Wir bliebenein Weilchen hier und gingen dann ins Flamingo hinüber, wo wir auf neues Glück hofften. Wir trafen dort knapp vor dem Wettschluß für das dritte Rennen in Santa Anita ein, und Burt setzte einen Superbuck auf die Nase einer kleinen Stute, die den Namen seiner Mutter trägt — ein riskanter Einsatz, der sich aber auszahlte. Die kleine Stute ging als erste ins Ziel.

Draußen vor dem Wettraum steht ein Rad, und Burt häuft seinen Gewinn auf Doppel-Null …“

„Er war betrunken“, stellte Goldie fest.

„Ich bin ein Genie!“

„Beides. Doppel-Null kam, und Burt setzte einen Riesenhaufen auf Schwarz und gewann, er ließ stehen und gewann, wechselte auf Rot hinüber und gewann! — und der Croupier ließ den Aufseher kommen. Burt wollte aufs Ganze gehen, aber der Ober-Croupier setzte das Limit auf fünftausend Scheine.“

„Bauern! Gestapo! Miet-Bullen! In dem ganzen Kasino gibt es keinen einzigen Gentleman-Sportsmann!

Ich beschloß, woanders Kunde zu werden.“

„Und hast alles verloren“, meinte Goldie.

„Goldie, alte Freundin, du erweist mir nicht den angemessenen Respek’!“

„Er hätte wohl alles verloren“, meinte Anna, „aber ich sorgte dafür, daß er den Rat des Ober-Croupiers befolgte. Umgeben von sechs Hilfspolizisten des Kasinos begaben wir uns auf direktem Wege in die Kasinoniederlassung der Lucky Strike-Staatsbank und deponierten alles. Unter anderen Bedingungen hätte ich ihn nicht laufen lassen. Stell dir vor, einen halben Megabuck vom Flamingo ins Dunes Hotel zu transportieren — in bar! Er wäre nicht lebendig über die Straße gekommen.“

„Unmöglich! In Vegas gibt es weniger Gewaltkriminalitä’ als jeder anderen Stadt von Nor’Amerika.

Anna, Schätzchen, du bist eine herrschsüchtige Frau.

Immer mußt du auf mir rumhacken. Ich würde dich nicht mal heiraten, wenn du an der Kreuzung Freemont Street und Main Street auf die Knie fielst und mich darum bätes’. Statt dessen werde ich dir die Schuhe wegnehmen, dich schlagen und dir nur Brotkrumen zu essen geben.“