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„Ja, mein Lieber. Deine Schuhe kannst du jetzt aber anziehen, weil du uns allen dreien was zu essen spendierst. Aber keine Krumen, sondern Kaviar und Trüffel.“

„Und Champagner. Aber nicht, weil du mich herumkommandierst. Meine Damen. Freitag, Goldie meine Geliebte — wollt ihr mir helfen, mein finan’schelles Genie zu feiern? Mit tollen Getränken und Fasan und prächtigen Show-Mädchen mit tollen Hüten?“

„Ja“, sagte ich.

„Ja, ehe du es dir anders überlegst. Anna, hast du eben von einem ›halben Megabuck‹ gesprochen?“

„Burt. Zeig’s ihnen!“

Burt zog ein nagelneues Sparbuch aus der Tasche und ließ uns hineinschauen, während er sich an seiner Weste die Fingernägel polierte und einen selbstzufriedenen Eindruck machte. 504 000,— Bucks. Über eine halbe Million in der einzigen harten Währung Nordamerikas. Ah, etwas über einunddreißig Kilogramm Feingold. Nein, eine solche Summe hätte auch ich nicht über die Straße transportieren wollen — nicht in Gold. Nicht ohne Schubkarre. Die Masse würde etwa der Hälfte meiner Körpermasse entsprechen. Dawar ein Sparbuch viel angenehmer.

Ja, ich wollte mir von Burt Champagner vorsetzen lassen.

So verbrachten wir einen rauschenden Abend im Theater des Stardust Hotels. Burt wußte, wieviel er dem Oberkellner geben mußte, um gute Plätze zu bekommen (vielleicht zahlte er aber auch zuviel, ich weiß es nicht), und wir schlürften Champagner und verzehrten ein wunderschönes Essen, dessen Hauptgang Cornwall-Wildhuhn war, das aber als Taube ausgegeben wurde, und die Mädchen waren jung und hübsch und gutgelaunt und gesund und rochen frisch gewaschen. Außerdem traten männliche Tänzer auf mit ausgestopften Hosen, damit wir Frauen auch etwas zu schauen hatten, nur schaute ich nicht besonders gründlich hin, denn sie rochen nicht richtig, und ich hatte das Gefühl, daß sie sich mehr füreinander interessierten als für Frauen. Das war natürlich ihre Sache, doch im großen und ganzen zog ich die Tänzerinnen vor.

Außerdem trat ein großartiger Zauberer auf, der lebendige Tauben aus der Luft herunterholte, in ähnlicher Weise, wie viele seiner Kollegen Münzen erscheinen lassen. Ich liebe Zauberer und habe keine Ahnung, wie sie ihre Tricks vollführen, und ich verfolge ihre Vorstellung mit weit offenem Mund.

Der Zauberer dieses Abends führte etwas vor, das nur mit dem Teufel zugehen konnte. Zwischendurch ließ er seine hübsche Assistentin durch eine Tänzerin ersetzen. Die Assistentin war nicht gerade übermäßig bekleidet, das andere Mädchen aber trug an einem Ende Schuhe und am anderen einen Hut — und dazwischen nichts anderes als ein Lächeln.Der Zauberer begann ihr Tauben abzunehmen.

Ich traute meinen Augen nicht. Es war nicht genug Platz, außerdem mußte es kitzeln — also konnte es nicht wahr sein!

Aber eines Tages werde ich zurückkehren und mir die Nummer aus einer anderen Perspektive ansehen.

Es kann einfach nicht wahr sein!

Als wir ins Dunes zurückkehrten, wollte sich Goldie in die Foyer-Show setzen, Anna aber strebte ins Bett. Ich erklärte mich einverstanden, Goldie zu begleiten. Burt ließ sich einen Platz reservieren, er wolle Anna nur eben nach oben begleiten und käme gleich zurück.

Aber er tauchte nicht wieder auf. Als wir später hinaufgingen, überraschte es mich nicht, die Tür zum anderen Zimmer verschlossen vorzufinden; vor dem Abendessen hatte ich schon so eine Ahnung gehabt als würde Burt sich meiner Nerven nicht zwei Nächte hintereinander annehmen. Das was Sache der beiden ich hatte keine Ansprüche. Burt hatte mich bestens bedient, als ich es dringend brauchte.

Ich fürchtete schon, Goldie würde sich aufregen aber es schien ihr nichts auszumachen. Wir gingen zu Bett, versuchten kichernd zu ergründen, woher die Tauben kamen, und schliefen ein. Als mich der Schlaf überkam, hatte Goldie bereits leise zu schnarchen begonnen.

Wieder wurde ich von Anna geweckt; diesmal aber wirkte sie nicht nüchtern und ernst, sondern strahlte etwas ganz Besonderes aus. „Guten Morgen, Schätzchen! Pinkelt und putzt euch die Zähne; in zwei Minuten ist das Frühstück da! Burt ist im Bad gerade fertig, also beeilt euch!“ Etwa über der zweiten Tasse Kaffee sagte Burt:

„Nun, meine Liebe!“

„Soll ich?“ fragte Anna.

„Nun mach schon, Schatz!“

„Na schön. Goldie, Freitag — ich hoffe, ihr habt heute früh ein bißchen Zeit für uns, denn wir lieben euch beide und möchten, daß ihr dabei seid. Wir werden heiraten.“

Goldie und ich heuchelten absolutes Erstaunen und gaben unserer großen Freude Ausdruck; wir sprangen auf und küßten alle beide. Die Freude war in meinem Falle echt; die Überraschung war gespielt.

Bei Goldie mochte es umgekehrt sein, das sagte mir eine innere Stimme. Ich behielt meine Vermutungen aber für mich.

Nachdem wir uns für später an der Gretna GreenHochzeitskapelle verabredet hatten, zogen Goldie und ich los, um Blumen zu besorgen — und ich stellte erfreut und erleichtert fest, daß Goldie in Abwesenheit der beiden nicht minder erfreut zu sein schien als vorher. „Die beiden sind genau richtig füreinander“ sagte sie. „Ich war sowieso nie für Annas Vorhaben die Großmutter zu spielen; das wäre einem Selbstmord gleichgekommen.“ Sie fügte hinzu: „Ich hoffe nur, daß du nicht zu enttäuscht bist.“

„Wie bitte?“ fragte ich. „Du meinst mich? Warum sollte ich enttäuscht sein?“

„Er hat vorgestern mit dir geschlafen und letzte Nacht mit ihr. Heute heiratet er sie. Es gibt Frauen die würden sich darüber gehörig aufregen.“

„Um Himmels willen! Warum denn? Ich liebe Burt nicht. Oh, natürlich liebe ich ihn, weil er zu denen gehört, die mir vor einiger Zeit das Leben gerettet ha-ben. Und da habe ich ihm vorgestern nacht zu danken versucht — und er war auch ein gutes Heilmittel für mich. Ich brauchte ihn. Das ist aber kein Grund zu erwarten, daß Burt sich mir jede Nacht zuwendet — oder auch nur eine zweite Nacht.“

„Da hast du völlig recht, Freitag, aber nicht viele Frauen deines Alters können so nüchtern darüber denken.“

„Ach, ich weiß nicht; ich finde, es liegt auf der Hand. Du bist auch nicht gekränkt. Ist doch dasselbe.“

„Was meinst du?“

„Na, genau dasselbe. Vorgestern nacht schlief sie mit dir, gestern mit ihm. Scheint dich nicht weiter aufzuregen.“

„Warum sollte es das?“

„Sollte es auch nicht. Aber die Fälle liegen doch ähnlich.“ (Goldie, Schätzchen, bitte halt mich nicht für einen Dummkopf! Ich habe nicht nur dein Gesicht gesehen, sondern dich auch gerochen.) „Ehrlich gesagt, war ich ein bißchen überrascht. Ich hatte nicht gedacht, daß du dazu neigst. Bei Anna war mir das bekannt — und bei ihr war ich überrascht, daß sie Burt mit ins Bett nahm. Daß sie das tut, wußte ich nicht.

Mit Männern, meine ich. Wußte auch nicht, daß sie schon mal verheiratet war.“

„Oh. Ja, man kann es wohl so sehen. Aber bei uns liegt es etwa so ähnlich wie bei dir und Burt: Anna und ich lieben uns, seit Jahren schon — und manchmal findet das seinen Ausdruck im Bett. Aber wir ›lieben‹ uns nicht im anderen Sinne. Wir beide neigen im Grunde eher zu Männern — egal, was für einen Eindruck du neulich nacht gewonnen hast. Als Anna dirBurt praktisch aus den Armen riß, habe ich innerlich gejubelt, während ich mir gleichzeitig deinetwegen ein bißchen Sorgen machte. Aber nicht zu sehr, denn hinter dir ist ja stets ein ganzes Rudel Männer her während so etwas bei Anna in letzter Zeit selten geworden ist. Ich jubelte also. Ich rechnete natürlich nicht damit, daß es gleich zur Heirat führen würde aber es ist doch toll so! Hier ist die Goldene Orchidee — was kaufen wir?“

„Moment noch!“ Vor dem Blumenladen hielt ich sie am Arm fest. „Goldie — es gibt da einen Menschen der unter Lebensgefahr mit einer Bahre in das Schlafzimmer des Farmgebäudes stürmte. Meinetwegen.“