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Goldie schaute mich gereizt an. „Da hat jemand sein Maul zu weit aufgerissen!“

„Ich hätte schon früher die Sprache darauf bringen sollen. Ich liebe dich. Mehr als Burt, denn meine Zuneigung zu dir ist älter. Ihn brauche ich nicht zu heiraten, dich kann ich nicht heiraten. Nur lieben. In Ordnung?“

26. Kapitel

Vielleicht heiratete ich Goldie doch noch, gewissermaßen. Sobald Anna und Burt formell verheiratet waren, kehrten wir ins Hotel zurück; Burt zog ins „Hochzeitsgemach“ um (kein Spiegel an der Decke die Einrichtung in Weiß und Rosa und nicht in Schwarz und Rot, doch ansonsten sehr ähnlich, nur viel teurer), während Goldie und ich das Hotel verließen und in der Nähe der Einmündung der Charleston Road in die Freemont Road ein kleines Haus mieteten. Hier wohnten wir in günstiger Nähe zu dem Rollsteig, der den Arbeitsmarkt mit der Stadt verbindet, außerdem hatte Goldie gute Verbindungen zu den Krankenhäusern, und ich konnte mühelos einkaufen. Wir hätten uns sonst einen Pferdewagen kaufen oder mieten müssen — oder Fahrräder.

Mag sein, daß die günstige Lage der einzige Vorteil war, den das Haus zu bieten hatte, für mich war es jedoch ein Flitterwochen-Häuschen wie aus einem Märchen. Natürlich war das Bild nicht komplett: es hatte keine Rosen über der Tür und war häßlich und besaß als einzige Konzession an die moderne Welt ein Terminal, das aber nur begrenzte Dienste zuließ.

Doch zum erstenmal im Leben hatte ich ein eigenes Zuhause und war „Hausfrau“. Das Haus in Christchurch war zu keiner Zeit wirklich mein Heim gewesen, und das Kommando in jenem Haushalt hatten andere geführt, und so war ich auf diese oder jene Weise immer wieder darauf aufmerksam gemacht worden, daß ich kein ständiges Mitglied dieser Gemeinschaft war, sondern eher nur ein Gast.Wissen Sie, wieviel Spaß es machen kann, für die eigene Küche eine Pfanne einzukaufen?

Die Hausfrauenrolle fiel mir sofort zu, da Goldie schon am ersten Tag Arbeit bekam und um dreiundzwanzighundert ihren Nachtdienst antrat, der bis null-siebenhundert dauerte. Am nächsten Tag kochte ich mein erstes Abendessen, während Goldie noch schlief — und ließ die Kartoffeln verkohlen, was mir die Tränen in die Augen trieb. Aber einer Braut steht es nun mal zu, in Tränen auszubrechen, meine ich doch sollte ich jemals wirklich heiraten (und nicht nur auf dem falschen Fuß wie in Christchurch), dann habe ich mein Quantum Tränen für den ersten Tag aufgebraucht.

Ich war eine Hausfrau, wie sie im Buche steht: ich kaufte sogar Erbsensamen und pflanzte sie ein als Ausgleich für die fehlenden Kletterrosen vor der Tür — und stellte fest, daß die Gartenarbeit nicht nur darin besteht, Samen in den Boden zu drücken; meine erste Saat ging nicht auf. Ich sprach daraufhin in der Bibliothek von Las Vegas vor und kaufte ein Buch, ein echtes Buch mit gebundenen Blättern und mit Bildern der Dinge, die ein richtiger Gärtner tun sollte. Ich vertiefte mich darin und prägte mir die wichtigsten Regeln ein.

Auf eines verzichtete ich allerdings. Obwohl ich sehr in Versuchung war, schaffte ich mir keine Katze an. Goldie konnte jeden Tag verschwinden; sie kündigte mir sogar an, daß sie vielleicht abreisen mußte ohne sich zu verabschieden, sollte ich zufällig unterwegs sein (ähnlich wie ich es bei Georges gehandhabt hatte — und so war es dann ja auch gekommen).

Wenn ich mir eine Katze zulegte, war ich ver-pflichtet, sie zu behalten. Ein Kurier kann jedoch nicht überallhin ein Tier mitnehmen; so bekommt man die Katze nicht groß. Eines Tages würde auch ich wieder aufbrechen, und ich legte mir keine Katze zu.

Abgesehen davon genoß ich die Freuden meines Hausfrauendaseins in vollen Zügen — einschließlich der Ameisen im Zucker und eines platzenden Müllbeutels, zwei Erlebnisse, die ich ungern noch einmal durchmachen möchte. Es war eine sehr glückliche Zeit. Allmählich bekam Goldie auch meine Kocherei in den Griff — ich hatte geglaubt, kochen zu können aber da war ich noch nicht durch Goldies Schule gegangen. Und ich gewöhnte es mir an, den Martini so anzurühren, wie sie ihn gern hatte: Beefeater-Gin und trockenen Noilly Prat-Wermut im Verhältnis drei Komma sechs zu eins, einmal umrühren, keine Zusätze — während ich mich für Bristol Cream auf Eis entschied. Martinis sind mir etwas zu stark, aber ich kann mir vorstellen, warum eine Krankenschwester die mit schmerzenden Füßen vom Dienst kommt förmlich danach lechzt.

Ja ehrlich, wäre Goldie ein Mann gewesen, hätte ich meine Sterilität rückgängig gemacht und Kinder Erbsen und Katzen großgezogen.

Schon kurze Zeit nach dem Beginn dieser Idylle brachen Burt und Anna nach Alabama auf, und wir sorgten gründlich dafür, daß wir den Kontakt nicht verlieren würden. Die beiden wollten dort nicht leben, Anna war aber der Meinung daß sie ihrer Tochter einen Besuch schuldig sei (und sich selbst, so meine ich, die Gelegenheit, ihren neuen Ehemann vorzuführen). Anschließend wollten die beiden sich bei ei-ner militärischen oder paramilitärischen SöldnerEinheit verdingen, und zwar so, daß sie auf einen gemeinsamen Vertrag liefen und zusammenbleiben konnten. Im Kampfeinsatz. Ja. Beide hatten die Schreibtischarbeit satt, beide waren gewillt, eine Rückstufung in Kauf zu nehmen, indem sie den Stab verließen und sich der kämpfenden Truppe anschlossen. „Lieber eine lebhafte Stunde, als ein ganzer Kontrakt hinter Papierstapeln.“ Mag sein. Es war ihr Leben.

Ich blieb in Kontakt mit dem Arbeitsmarkt, da der Tag kommen würde, an dem ich nicht nur losfliegen wollte, sondern mir nichts anderes übrig blieb. Goldie arbeitete einigermaßen regelmäßig und versuchte durchzusetzen, daß sie sämtliche Kosten des Haushalts übernahm. Ich aber stellte mich quer und bestand darauf, genau die Hälfte zu tragen. Da ich die genaue Übersicht über alle Ausgaben hatte, wußte ich natürlich, was das Leben in Las Vegas kostete. Zuviel sogar in einem Schuhkarton. Wenn Goldie auszog konnte ich es noch einige Monate allein aushalten aber dann war ich pleite.

Natürlich würde ich es nicht dazu kommen lassen.

Ein Flitterwochen-Häuschen ist kein Ort, an dem man allein leben sollte.

Immer wieder versuchte ich mich mit Georges und Ian und Janet in Verbindung zu setzen, und natürlich auch mit Betty und Freddie, doch inzwischen beschränkte ich mich auf zweimal im Monat; die Terminalgebühren waren hoch.

Zweimal in der Woche verbrachte ich einen halben Tag im Arbeitsmarkt und hielt Kontakt. Ich rechnete zwar nicht mehr damit, daß ich einen Kurierjob fin-den würde, der auch nur halb so gut bezahlt wurde wie der Posten bei meinem alten Chef; trotzdem ließ ich mich immer wieder bei den Multis blicken, die in der Tat erfahrene Kuriere brauchten. Außerdem behielt ich die Übersicht über alle anderen offenen Stellen, auf der Suche nach einer Möglichkeit, irgendeiner Möglichkeit, meine doch irgendwie seltsamen Talente einzusetzen. Der Chef hatte angedeutet, ich sei eine Art Supermensch — wenn das stimmte, kann ich hier und jetzt bestätigen, daß für Supermenschen sehr wenig Bedarf besteht.

Ich spielte mit dem Gedanken, mich zum Croupier oder Kartengeber ausbilden zu lassen — dann aber schob ich die Möglichkeit nach unten auf meine Liste.

Ein geschickter Kartengeber oder Croupier mag viele Jahre lang arbeiten und ein gutes Gehalt beziehen — für mich aber wäre das nur eine langweilige Tretmühle. Ein Weg, am Leben zu bleiben, aber kein richtiges Leben. Da war es schon besser, sich als einfacher Soldat zu verdingen und eine neue Karriere anzufangen.

Es gab allerdings andere Möglichkeiten, die mir nie in den Sinn gekommen wären: Etwa diese Anzeige:

Trägermutter Unbegrenzte Lizenz, Versicherung bei TransAmerica und/oder Lloyd.

Kein Extrahonorar für Mehrfachgeburten bis Vierlinge.

Honorar nach Vereinbarung.

Übliche Vorstellungsgebühr mit Gesundheitsuntersuchung durch einen Physiometriker Ihrer Wahl.