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In Liebe

Goldie.

27. Kapitel

Ich verbrannte den Text sofort. Dann ging ich ins Bett. Mir war nicht nach einem Abendessen zumute.

Am nächsten Morgen suchte ich den Arbeitsmarkt auf, meldete mich bei Mr. Fawcett, den Agenten der HyperSpace-Linien und sagte ihm, ich wollte mich als Schiffspolizistin, unbewaffnet, bewerben.

Der hochmütige Kerl lachte mich aus. Ich suchte moralische Unterstützung bei seiner Assistentin, die jedoch den Blick abwandte. Ich beherrschte mich und sagte leise: „Würden Sie mir den Witz bitte erklären?“

Er beendete das heisere Gelächter und sagte: „Hören Sie mal, Sie Küken, ›Schiffspolizist‹ steht auf unserer Liste, und das bezeichnet einen Mann. In manch anderer Beziehung könnten Sie sich an Bord sicher nützlicher machen.“

„Auf Ihrem Schild steht, daß Sie keine Diskriminierung der Geschlechter zulassen werden, und das Kleingedruckte sagt aus, daß ›Kellner‹ gleich ›Kellnerin‹, ›Steward‹ gleich ›Stewardeß‹ ist, und so weiter.

Stimmt das?“

Fawcett hörte auf zu grinsen. „Durchaus. Aber da steht weiter: ›… muß körperlich in der Lage sein, den normalen Anforderungen der Position zu genügen.

Und was ein Polizist an Bord eines Schiffes manchmal zu tun hat, können Sie sich vorstellen. Ein unbewaffneter Polizist muß die Ordnung aufrechterhalten können, ohne sich einer Waffe zu bedienen. Er muß in der Lage sein, sich in eine Prügelei zu stürzen und die beiden schlimmsten Kampfhähne festzunehmen mit bloßen Fäusten.‹ Sie können das offensichtlichnicht. Und nun kommen Sie mir bloß nicht mit der Gewerkschaft!“

„Keine Sorge. Aber Sie haben meinen Lebenslauf und meine Berufsübersicht noch nicht gelesen.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, daß das etwas ändert. Wie dem auch sei …“ Beiläufig studierte er das Blatt. „Hier steht, Sie wären Kampfkurier, was immer das ist.“

„Es bedeutet, wenn ich eine Aufgabe habe, bringt mich niemand davon ab. Und versucht es jemand zu sehr, wird er zu Hackfleisch verarbeitet. Ein Kurier arbeitet unbewaffnet. Manchmal habe ich allerdings ein Lasermesser oder eine Tränengaspatrone bei mir.

Ich verlasse mich aber auf meine Hände. Bitte beachten Sie meine Ausbildung.“

Er sah sich die entsprechenden Eintragungen an.

„Na schön, Sie haben also eine Kampfschule absolviert. Das heißt noch immer nicht, daß Sie mit einem Riesenkerl fertigwerden, der gut hundert Kilogramm schwerer ist als Sie und einen Kopf größer. Verschwenden Sie nicht meine Zeit, Mädchen! Sie könnten ja nicht mal mich verhaften!“

Ich sprang über seinen Tisch und führte ihn im Polizeigriff zur Tür, ließ ihn aber los, ehe im anderen Büro jemand auf die Szene aufmerksam wurde. Auch seine Assistentin bemerkte nichts — sie gab sich größte Mühe, nicht herzuschauen.

„Also“, sagte ich, „so mache ich das, ohne jemanden weh zu tun. Ich möchte aber gegen Ihren größten Polizisten antreten. Ich breche ihm den Arm. Es sei denn, Sie geben mir den Auftrag, ihm das Genick zu brechen.“

„Sie haben mich gepackt, als ich nicht hinschaute!“

„Natürlich. Genauso muß man mit einem randalierenden Betrunkenen umgehen. Aber jetzt sind Sie gewarnt, machen wir’s noch einmal? Fertig? Diesmal muß ich Ihnen vielleicht ein bißchen weh tun, aber nicht sehr. Ich brechen Ihnen nichts.“

„Bleiben Sie, wo Sie sind! Das ist doch lächerlich!

Wir stellen keine Polizisten ein, nur weil sie irgendwelche orientalische Tricks beherrschen; wir stellen großgewachsene Männer ein, Männer, die von ihrer Größe her schon eine gewisse Autorität ausstrahlen.

Sie müssen dann gar nicht erst kämpfen.“

„Na schön“, sagte ich. „Dann stellen Sie mich eben als Bulle in Zivil ein. Stecken Sie mich in ein Abendkleid, nennen Sie mich Eintänzerin. Sollte jemand von meiner Größe im Rauschgiftwahn loslegen, Ihrem Riesenbullen eins in den Solar Plexus verpassen und ihn niederknüppeln, werfe ich die Maske als feine Dame ab und rette ihn.“

„Unsere Polizisten brauchen keinen Schutz.“

„Das mag sein. Ein wirklich großer Mann bewegt sich in der Regel langsam und ungeschickt. Er weiß kaum etwas über das Kämpfen, eben weil er selten kämpfen mußte. Er ist ganz brauchbar, wenn es darum geht, bei einem Kartenspiel Ordnung zu schaffen.

Oder einen Betrunkenen abzuführen. Aber nehmen wir einmal an, der Captain braucht wirklich Hilfe. Ein Aufstand. Eine Meuterei. Dann brauchen Sie jemanden, der zu kämpfen versteht. Mich.“

„Hinterlassen Sie Ihre Bewerbung. Rufen Sie nicht an; wir melden uns bei Ihnen.“

Ich ging nach Hause und überlegte, wo ich denn noch Arbeit suchen könnte — oder sollte ich nach Texas ge-hen? Ich hatte vor Mr. Fawcett denselben dummen unverzeihlichen Fehler gemacht, der auch schon Brian verstimmt hatte — der Chef hätte sich meiner geschämt. Anstatt seine Herausforderung anzunehmen hätte ich auf einem fairen Test bestehen sollen. Auf keinen Fall aber hätte ich Hand an den Mann legen dürfen, den ich um Arbeit anging. Dumm von dir Freitag, wirklich dumm!

Dabei bekümmerte mich nicht der Verlust einer Chance auf diesen Posten; viel mehr grämte mich daß ich nun überhaupt keine Möglichkeit mehr bei HyperSpace hatte. In Kürze war ich auf Arbeit angewiesen, um meiner heiligen Pflicht zu genügen, Freitag etwas zu essen zu verschaffen (und seien wir ehrlich; ich esse ziemlich viel), es mußte allerdings nicht dieser Job sein. Ich hatte mich dazu durchgerungen mit HyperSpace zu fliegen, weil ich auf einer einzigen Reise gut die Hälfte der kolonisierten Planeten im erforschten Weltall hätte kennenlernen können.

Zwar hatte ich beschlossen, dem Ratschlag des Chefs zu folgen und die Erde zu verlassen, doch gefiel mir der Gedanke nicht, einen Planeten allein nach den Werbebroschüren auszusuchen — ohne jede Möglichkeit eines Rücktritts.

Ich wollte mich zuerst gründlich umsehen.

Zum Beispieclass="underline" Eden bekommt bessere Publicity als jede andere Kolonie am Himmel. Und das sind die Vorteile: ein Klima, das auf dem größten Teil seiner Landmasse dem südkalifornischen Klima entspricht keine gefährlichen Raubtiere, keine giftigen Insekten die Oberflächenschwerkraft nur neun Prozent geringer als die der Erde, Sauerstoffanteil in der Luft elf Prozent höher, die metabolische Umwelt entsprichtungefähr dem Leben auf Terra, und der Boden ist so fruchtbar, daß zwei oder drei dicke Ernten im Jahr Routine sind. Überall eine herrliche Landschaft, wohin man auch schaut. Die Bevölkerung: heute knapp zehn Millionen.

Wo liegt aber der Haken? Ich stieß eines Abends in Luna City darauf, als ich mich von einem Schiffsoffizier ansprechen und zum Abendessen ausführen ließ.

Die Zuwanderungsfirma setzte für Eden gleich nach seiner Entdeckung einen hohen Preis an und verkaufte die Kolonie als perfekte Pensionsheimat. Und das stimmt auch. Nachdem die Pioniertruppen fertig waren, handelte es sich bei neun Zehntel der dort Eintreffenden um reiche Leute höheren Alters.

Die Regierungsform ist eine demokratische Republik, die jedoch kaum Ähnlichkeit hat mit der Kalifornischen Konföderation. Um das Wahlrecht zu erringen, muß eine Person siebzig terranische Jahre alt sein und Steuerzahler (mit anderen Worten: Landbesitzer). Anwohner im Alter zwischen zwanzig und dreißig sind zum öffentlichen Dienst verpflichtet, und wenn Sie glauben, daß das eine totale Verpflichtung zur Bedienung der älteren Leute bedeutet, liegen Sie völlig richtig, dazu gehören aber auch alle anderen unangenehmen Arbeiten, die erledigt werden müssen und viel Geld kosten würden, wenn sie nicht in Zwangsarbeit verrichtet worden wären.

Steht davon ein Wort in den Werbeprospekten? Da muß ich doch lachen!

Ich mußte solche wenig verbreiteten Tatsachen über jeden Kolonialplaneten herausbekommen, ehe ich mir für eine dieser Welten die einfache Fahrkarte kaufte. Meine beste Chance, dieses Ziel zu erreichen,hatte ich mir nun dadurch verdorben, indem ich Mr.