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Fawcett „bewies“, daß eine waffenlose Frau einen Mann abführen kann, der größer ist als sie. Mit dieser Handlungsweise hatte ich mich auf seine Schwarze Liste befördert.

Ich hoffe, daß ich noch erwachsen werde, bevor bei mir die Cheyne-Stokes-Atmung einsetzt.

Sich über verschüttete Milch zu ärgern, fand der Chef genauso verächtlich wie Selbstmitleid. Nachdem ich mir den Weg zur Firma HyperSpace selbst verbaut hatte, wurde es Zeit, Las Vegas zu verlassen, ehe meine Barmittel völlig erschöpft waren. Wenn ich schon nicht selbst auf die große Reise gehen konnte gab es doch noch eine Möglichkeit, die ungeschminkte Wahrheit über die meisten Planetenkolonien zu erfahren — so wie ich hinter das Geheimnis Edens gekommen war: Ich mußte mit Besatzungsmitgliedern von Raumschiffen ausgehen.

Und das war am ehesten möglich, wenn ich mich an jenen Ort begab, wo solche Leute bestimmt anzutreffen waren: auf die Stationärstation oben am Bohnenstengel. Die meisten Frachter wagten sich nicht tiefer in die Schwerkraft der Erde hinein als bis L-4 oder L-5 — das heißt, bis zur Mondkreisbahn, ohne den Nachteil, auch noch in den Anziehungsbereich des Mondes zu kommen. Die Passagiere jedoch landeten gewöhnlich in der Stationärstation. Dazu gehörten sämtliche großen Linienschiffe von HyperSpace, Dirac, Newton, Forward und Maxwell, die dort anlegten und in dieser Station gewartet und neu ausgerüstet wurden. Der Shipstone-Konzern unterhielt dort einen Zweig (Shipstone Stationärstation), in er-ster Linie um Energie an Schiffe zu verkaufen, insbesondere an solche großen Schiffe.

Offiziere und Mannschaftsgrade, die auf Urlaub waren, kamen und gingen durch diese Station; wer keinen Urlaub hatte, schlief zwar an Bord der Schiffe verbrachte aber sicher in der Station seine Freizeit.

Der Bohnenstengel gefällt mir nicht, ebensowenig die 24-Stunden-Station. Abgesehen von der prächtigen und sich stets verändernden Aussicht auf die Erde bietet sie nichts außer hohen Preisen und engen Unterkünften. Die künstliche Schwerkraft ist unangenehmen Schwankungen unterworfen und scheint immer dann zu versagen, wenn man gerade mit einem Teller Suppe hantiert oder sonstwie in Probleme geraten kann.

Aber wenn man es nicht so genau nimmt, gibt es dort auch Arbeit. Vermutlich würde ich mich dort lange genug über Wasser halten können, um mir über jeden kolonisierten Planeten von einem oder mehreren kritischen Raumfahrern klare Aussagen zu verschaffen.

Durchaus möglich, daß ich mich an Fawcett vorbeimogelte und mich auf der Station bei HyperSpace bewarb. Angeblich nehmen die Schiffe noch im letzten Augenblick Leute auf, um diesen oder jenen freien Posten zu besetzen. Wenn sich eine solche Chance ergab, würde ich meine Torheit begraben — ich würde nicht auf meiner Bewerbung als Schiffspolizist bestehen. Kellnerin, Tellerwäscherin, Kabinenmädchen Badewärterin — wenn die Sache mich auf die große Reise brachte, würde ich zugreifen.

Nachdem ich auf diese Weise meine neue Heimat bestimmt hatte, plante ich, dasselbe Schiff zu benut-zen, diesmal aber als Passagier der Luxusklasse, mit einer Fahrkarte, die aus dem Nachlaß meines Adoptivvaters bezahlt wurde.

Ich kündigte meinen Mietvertrag für das Haus, in dem ich wohnte, dann erledigte ich einige weitere Dinge, ehe ich nach Afrika aufbrach. Afrika — kam ich über Ascension? Oder flogen die SBR schon wieder?

Afrika ließ mich an Goldie und Anna und Burt und den netten Dr. Krasny denken. Vielleicht war ich sogar eher in Afrika als sie. Aber das war nebensächlich, da sich dort (meines Wissens) nur ein Krieg anbahnte, in einem Gebiet, das ich wie die Pest meiden wollte.

Die Pest! Ich mußte sofort meinen Bericht für Gloria Tomosawa und Mr. und Mrs. Mortenson fertigstellen. Es war sehr unwahrscheinlich, daß sie oder jemand anders sich von meiner Behauptung überzeugen ließ, in zweieinhalb Jahren würde es eine neue Pest-Epidemie geben — ich hatte es ja selbst nicht geglaubt. Aber wenn ich die zuständigen Leute soweit aufscheuchen konnte, daß die Rattenbekämpfung intensiviert und die Gesundheitskontrollen an den Grenzen über das Maß eines sinnlosen Rituals hinaus durchgeführt wurden, mochte das — vielleicht vielleicht — die Raumkolonien und Luna retten.

Es war unwahrscheinlich — aber ich mußte es versuchen.

Als letztes nahm ich mir vor, noch einmal nach meinen vermißten Freunden zu forschen — dann wollte ich die Sache ruhen lassen, bis ich von der Stationärstation oder (hoffen kostet ja nichts!) von der großen Rundreise zurückkehrte. Sicher kann man von der Stationärstation auch in Sydney, Winnipeg odersonstwo anrufen — aber von dort aus kostet es wesentlich mehr. Ich hatte in den letzten Wochen erfahren müssen, daß es nicht dasselbe ist, etwas haben zu wollen und dafür auch bezahlen zu können.

Ich drückte den Komm-Kode der Tormeys in Winnipeg und rechnete schon damit, das Übliche zu hören: „Auf Bitte des Teilnehmers ist der von Ihnen gewählte Kode vorübergehend außer Betrieb.“

Statt dessen aber hörte ich: „Piraten-Pizza-Palast.“

„Entschuldigung, habe mich vertippt“, brummte ich und unterbrach die Verbindung. Dann wählte ich noch einmal sehr langsam — und hörte: „PiratenPizza-Palast!“

Diesmal sagte ich: „Tut mir leid, wenn ich Sie belästige. Ich bin im Freistaat Las Vegas und wollte einen Freund in Winnipeg sprechen — jetzt habe ich aber schon zweimal Sie in der Leitung. Weiß nicht, was ich da falsch mache.“

„Welche Nummer haben Sie denn getippt?“

Ich gab der freundlichen Stimme Antwort. „Das sind wir“, sagte sie. „Die besten Riesenpizzas in Britisch-Kanada. Aber wir haben erst vor zehn Tagen aufgemacht. Vielleicht hat Ihr Freund früher diesen Komm-Kode gehabt?“

Ich schloß mich dieser Ansicht an, dankte der freundlichen Stimme, trennte die Verbindung — und begann zu überlegen. Dann wählte ich ANZAC Winnipeg, während ich mir doch sehr wünschte, daß dieses Minimum-Service-Terminal Bilder auch von außerhalb Las Vegas besorgte. Wenn man den Pinkerton spielen will, ist es entschieden von Vorteil, Gesichter im Auge zu haben. Als sich ANZACs Computer gemeldet hatte, verlangte ich den diensthaben-den Einsatzoffizier zu sprechen, denn mit der Zeit hatte ich es gelernt, wie man mit der Maschine umgehen mußte. Der Frau, die sich meldete, antwortete ich: „Ich heiße Freitag Jones und habe in Neuseeland Captain Tormey und Frau kennengelernt. Ich versuchte die beiden zu Hause anzurufen und konnte sie nicht erreichen. Können Sie mir helfen?“

„Ich fürchte nein.“

„Ach, wirklich? Haben Sie keine Ahnung, wie ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen kann?“

„Tut mir leid. Captain Tormey hat unsere Firma verlassen. Er hat sich sogar seine Ansprüche auf Altersgeld auszahlen lassen. Soviel ich weiß, hat er auch sein Haus verkauft. Er scheint also fortgezogen zu sein. Die einzige Anschrift, die wir hier vorliegen haben, ist die seines Schwagers an der Universität von Sydney. Solche Adressen dürfen wir aber nicht weitergeben.“

„Ich glaube, Sie meinen Professor Federico Farnese in der Biologischen Fakultät der Universität.“

„Stimmt. Sie wissen also Bescheid.“

„Ja, Freddie und Betty sind alte Freunde von mir; ich kenne sie aus der Zeit, als sie noch in Auckland lebten. Also, da warte ich ab, bis ich wieder zu Hause bin und rufe dann Freddie an. Auf diese Weise bekomme ich Ians Anschrift. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

„Keine Ursache. Wenn Sie Captain Tormey sprechen, sagen Sie ihm doch bitte, daß JuniorPilotoffizier Pamela Heresford ihn grüßen läßt.“

„Das richte ich gern aus.“

„Wenn Sie bald wieder nach Hause wollen, habe ich eine gute Nachricht für Sie. Der Semi-Fahrplannach Auckland wird wieder aufgenommen. Seit zehn Tagen fliegen wir wieder den Frachtdienst und sind inzwischen überzeugt, daß keine Möglichkeit mehr besteht, die Schiffe zu sabotieren. Außerdem bieten wir einen Diskont von vierzig Prozent auf alle Flugpreise; wir möchten natürlich unsere alten Kunden zurückgewinnen.“