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Ich dankte ihr noch einmal, bemerkte aber, daß ich ja in Vegas sei und daher wohl von Vandenburgh aus starten würde, dann schaltete ich ab, ehe ich mir noch weitere Lügen ausdenken mußte.

Ich ließ meine Gedanken wandern. Die SBR flogen wieder — sollte ich zuerst nach Sydney fliegen? Es gab — jedenfalls vor der Krise — einen wöchentlichen Flug von Kairo nach Melbourne und zurück. Wenn diese Verbindung nicht mehr existierte, konnte man Tunnelbahn und Schwimmfahrzeug nehmen — über Singapur, Rangun, Delhi Teheran, Kairo und dann hinab nach Nairobi — aber das war eine teure, lange und ungewisse Reise, die mich bei jedem Umsteigen Schmiergeld kosten würde, das mich trotzdem nicht von der Gefahr befreite, durch örtliche Unruhen aufgehalten zu werden. Vielleicht landete ich in Kenia und hatte nicht mehr genug Geld für den Bohnenstengel.

Ein letzter Schritt der Verzweiflung …

Ich rief in Auckland an und hörte ohne Überraschung, wie mir der Computer mitteilte, daß Ians Komm-Kode nicht mehr gültig sei. Ich schaute nach welche Zeit wir in Sydney hatten, dann rief ich die Universität an, aber nicht auf dem üblichen Wege über die Verwaltung, sondern in Direktwahl zur biologischen Fakultät, einen Komm-Kode, den ichmir vor einem Monat verschafft hatte.

Den Akzent erkannte ich sofort wieder. „Irene, hier ist Marjorie Baldwin. Ich bin noch immer auf der Suche nach meinen verlorenen Schafen.“

„Ach du je! Meine Liebe, ich habe es versucht ich habe wirklich versucht, Ihre Nachricht auszurichten.

Professor Freddie ist aber gar nicht in die Fakultät zurückgekehrt. Er hat die Universität verlassen. Er ist fort.“

„Fort? Wohin denn?“

„Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Leute wissen wollen, wo er ist! Eigentlich darf ich Ihnen nicht einmal soviel sagen. Jemand hat seinen Schreibtisch ausgeräumt — in seiner Wohnung war kein persönlicher Gegenstand mehr zu finden … Er ist fort! Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, denn niemand weiß mehr.“

Nach diesen bestürzenden Auskünften saß ich stocksteif da und überlegte, dann wählte ich die Nummer der Werwolf-Wächter in Winnipeg. Ich ließ mich mit dem höchsten Mann verbinden, den ich erreichen konnte, einem Mitarbeiter, der sich als Stellvertretender Kommandant bezeichnete. Ihm berichtete ich wahrheitsgemäß, wer ich sei (Marjorie Baldwin), wo ich mich befand (Las Vegas) und was ich wollte, nämlich einen Hinweis auf meine Freunde.

„Ihre Firma hat das Haus der beiden bewacht, ehe sie es verkauften. Können Sie mir mitteilen, wer es gekauft hat oder wer der eingeschaltete Makler war — oder beides?“

In den nächsten Sekunden wünschte ich mir ein Bild dringender denn je. Der Mann antwortete: „Hören Sie mal, Schwester, ich rieche den Bullen sogar durchs Terminal. Berichten Sie Ihrem Vorgesetzten,daß er schon das letztemal nichts aus uns herausgeholt hat und es diesmal auch nicht schafft!“

Ich bezwang mein Temperament und antwortete gelassen: „Ich bin nicht von der Polizei, wenn ich mir auch denken kann, warum Sie dieser Ansicht sind.

Ich bin wirklich in Las Vegas, was Sie ganz einfach feststellen können, indem Sie mich auf meine Kosten zurückrufen.“

„Kein Interesse.“

„Na schön. Captain Tormey besaß zwei schwarze Morgans. Können Sie mir sagen, wer sie gekauft hat?“

„Bull, verziehen Sie sich!“

Ian hatte ein gutes Urteilsvermögen bewiesen: Die Werwölfe stellten wirklich das Interesse ihrer Kunden über alles.

Hätte ich viel Zeit und Geld gehabt, wäre ich vielleicht mit weiteren eigenen Ermittlungen in Winnipeg und/oder Sydney weitergekommen. Aber solche Wünsche … Vergiß es, Freitag! Du bist jetzt völlig allein! Du hast sie verloren!

Möchtest du wirklich so dringend mit Goldie zusammen sein, um dich in einen ostafrikanischen Krieg verwickeln zu lassen?

Goldie dagegen wollte nicht so dringend mit dir zusammenbleiben, um den Krieg sausen zu lassen — liegt darin nicht eine Erkenntnis?

Ja, hier zeigt sich wieder einmal etwas, das mir bewußt ist — das ich mir aber nur ungern eingestehe: Ich brauche andere Menschen stets mehr, als sie mich brauchen. Deine alte tiefwurzelnde Unsicherheit Freitag, und du weißt auch, woher die kommt und was der Chef davon hielt.Na schön, wir fahren morgen nach Nairobi. Heute verfassen wir noch den Bericht über den Schwarzen Tod für Gloria und die Mortensons. Dann leg dich eine lange Nacht aufs Ohr und reise ab. Hmm, zehneinhalb Stunden Zeitunterschied; du solltest früh aufbrechen. Dann mach dir keine Sorgen mehr über Janet & Co., bis du vom Bohnenstengel zurückkehrst und weißt, wo du dich als Kolonist einschreiben willst. Dann kannst du es dir leisten, dein letztes Gramm Gold auf den Versuch zu setzen, sie doch noch zu finden — denn sobald du Gloria Tomosawa mitteilst, für welchen Planeten du dich entschieden hast, wird sie das Kommando übernehmen.

Ich schlief wirklich lange in dieser Nacht.

Am nächsten Vormittag packte ich mein altes Köfferchen — in dem sich gar nicht viel befand — und fuhrwerkte noch in der Küche herum, Dinge fortwerfend und andere für meinen Hauswirt aussortierend als das Terminal summte.

Es war das nette Mädchen von der HyperSpaceGesellschaft, die den sechsjährigen Jungen hatte.

„Gut, daß ich Sie erwische“, sagte sie. „Mein Chef hat einen Job für Sie.“

(„Timeo Danaos et dona ferentes.“) Ich wartete.

Fawcetts dummes Gesicht füllte den Schirm. „Sie behaupten Kurier zu sein.“

„Ich bin der beste aller Kuriere.“

„In diesem Falle sollten Sie das auch sein. Es handelt sich um einen Auftrag der Sie von der Erde fortführt. Einverstanden?“

„Aber ja doch!“

„Dann schreiben Sie mit. Franklin Mosby, Finders Inc., Suite 600, Shipstone-Gebäude, Beverly Hills.Und jetzt beeilen Sie sich! Er möchte Sie noch vor zwölf Uhr sprechen.“

Ich notierte die Anschrift nicht. „Mr. Fawcett, das kostet Sie einen Kilobuck, außerdem die Rückfahrkarte mit der Tunnelbahn. Im voraus.“

„Was? Lächerlich!“

„Mr. Fawcett, ich könnte mir denken, daß Sie einen Groll auf mich haben. Vielleicht würden Sie es ganz lustig finden, mich auf eine sinnlose Tour zu schikken, mit der ich einen ganzen Tag und den Preis für die Fahrt nach Los Angeles und zurück verschwende.“

„Sie sind wirklich komisch. Hören Sie! Sie können Ihr Fahrgeld hier im Büro abholen — nach dem Gespräch. Sie müssen aber gleich los! Was den Kilobuck angeht — muß ich Ihnen noch sagen, was Sie damit machen können?“

„Sparen Sie sich die Mühe! Für einen Job als Schiffspolizistin würde ich nur den entsprechenden Lohn erwarten. Aber als Kurier — ich bin die beste und wenn dieser Mann wirklich die beste einstellen will, dann wird er die Gesprächsgebühr bezahlen ohne mit der Wimper zu zucken.“ Ich fügte hinzu:

„Sie wollen ja gar keine richtigen Geschäfte machen Mr. Fawcett. Leben Sie wohl!“ Ich unterbrach die Verbindung.

Sieben Minuten später rief er zurück. Er redete, als hätte er Zahnschmerzen. „Das Fahrgeld und der Kilobuck werden am Bahnhof sein. Dieser Kilobuck wird aber gegen Ihr Honorar angerechnet, und Sie zahlen ihn zurück, wenn Sie den Job nicht bekommen. Egal wie die Sache ausgeht, ich bekomme meine Provision.“

„Das Geld wird unter keinen Umständen zurückgezahlt, und Sie bekommen keine Provision von mir weil ich Sie nicht zu meinem Agenten ernannt habe.

Vielleicht können Sie bei Mosby etwas kassieren, aber wenn das so ist, dann geht das nicht zu Lasten meines Honorars oder meines Gesprächsgeldes. Und ich gehe nicht zum Bahnhof und warte dort auf das Geld wie ein kleiner Junge, der eine Schnitzeljagd veranstaltet. Wenn Sie die Sache über die Bühne bekommen wollen, schicken Sie mir das Geld hierher!“

„Sie sind unmöglich!“ Sein Gesicht verschwand vom Bildschirm, doch er kappte die Verbindung nicht. Gleich darauf erschien seine Assistentin. „Hören Sie!“ sagte sie. „Diese Sache ist wirklich eilig.