So also sieht diesmal unsere Reiseroute aus (ich verweise nochmals auf die zweite Zeichnung): Zuerst nach Outpost, dann nach Botany Bay, dann zum Sternenreich, weiter nach Midway, Halcyon, Forest Fiddler’s Green, Proxima (endlich!) und nach Hause zur Erde.
Ich bin darüber nicht unglücklich — im Gegenteil!
Auf diese Weise nämlich werde ich „die wertvollste Fracht der Galaxis“ schon knapp einen Monat nach dem Abwarpen von der Stationärstation los — und der lange Heimflug wird ein herrlicher Touristenausflug.
Toll! Keine Verantwortung. Ausreichend Zeit, sich die Kolonien anzusehen, in Begleitung diensteifriger junger Offiziere, die gut riechen und immer höflich sind. Wenn Freitag (oder Miß Neureich) an diesem Arrangement keinen Spaß mehr haben kann, wird es Zeit, mich ins Krematorium zu schieben, dann wäre ich tot.Jetzt schauen Sie sich mal die dritte Skizze an, bei der die Deklination oben quer eingezeichnet ist und die Lichtjahre senkrecht nach unten. Hier sieht die Wahl der Route ganz vernünftig aus — wenn Sie aber zur zweiten Zeichnung zurückblättern, werden Sie sehen, daß der Flugabschnitt von Botany Bay nach Outpost, wo das Schiff die Photosphäre von Forests Stern zu streifen scheint, in Wirklichkeit viele Lichtjahre daran vorbeiführt. Die Reise kann man im Grunde nur in drei Dimensionen richtig darstellen.
Sie können der Daten der Zeichnungen und aus der nachstehend aufgeführten Tabelle in Ihr Terminal eingeben und daraus ein dreidimensionales Hologramm erstellen lassen; so ergibt alles wirklich Sinn.
Eine solche Darstellung befindet sich auf der Brücke im erstarrten Zustand, so daß man sie sich gründlich ansehen kann. Mr. Lopez, der mir die Zeichnungen anfertigte (mit Ausnahme von Joe Zentaur und dem traurigen Wolf) wies mich darauf hin, daß sich die dreidimensionale Kosmonautik mit einer zweidimensionalen Darstellung schlechterdings nicht verdeutlichen lasse. Ein Hilfsmittel wäre, sich die drei Skizzen als Draufsicht, Seiten- und Vorderansicht vorzustellen, so ähnlich, wie man sich aus den Plänen heraus ein Haus vor Augen führt; dieser Vergleich stimmte sogar ziemlich genau.Südliche Deklination (minus) in Bogengraden Daten zu acht Kolonialplaneten und ihren Sternen Entf.
Lichtj.
NameKatalog Nr.
Spktrl.
Typ Oberfl.
Temp. K
Größe absolu Rektaszens.
Bemerkungen 40.7OutpostDM-54
5466
G853005,513h53m -44/46 kalt, öde 67.9Botany BayDM-44
9181
G459004,714h12m -44/46 erdähnlich 98.7Sternenreich DM-51
8206
G557005,414h24m -53/43 vermögendes Staatswesen 4.38Proxima Cen. A
AlphaG256004,3514h36m -60/38 älteste Kolonie 57.15ForestDM-48
9494
G555005,114h55m -48/39 neu, primitiv 50.1Fiddler’s Green Nu(2)
Lupi G258004,715h18m -48/08 kein unbeschränkter Zutritt 90.5Midway DM-47
9926
G556006,1 15h20m -47/44
Theokratie 81.45Halcyon DM-49
9653
G553005,7 15h26m -49/47
Kein unbeschränkter Zutritt — Sol — G258004,85 — (zum Vergleich)Als Mr. Lopez mir einen Printout dieser Tabelle aushändigte, wies er mich darauf hin, daß die darauf enthaltenen Daten nur etwa Schulbuchgenauigkeit hätten. Würde man ein Teleskop auf diese Koordinaten ausrichten, fände man wohl den richtigen Stern aber für Forschung und Kosmonautik sind doch etliche zusätzliche Dezimalstellen erforderlich, außerdem ein Ausgleichsfaktor, der die Eigenbewegung jedes Sterns berücksichtigt. Die Sonne von Outpost bewegt sich am wenigsten; sie hält so eben mit dem Verkehr in unserem Teil der Galaxis Schritt. Der Stern von Fiddler’s Green dagegen — (Nu [2] Lupi) besitzt einen Vektor von 138 Kilometern in der Sekunde! — das ist soviel, daß Fiddler’s Green sich um gut anderthalb Milliarden Kilometer verschoben hat, wenn die Forward nach fünf Monaten das System zu einem neuen Zwischenhalt anfliegt. Solche Faktoren können schon Probleme mit sich bringen — nach Mr. Lopez’ Worten kann es einen Kapitän den Posten kosten denn ob ein Schiff Gewinn oder Verlust bringt, hängt davon ab, wie dicht vor den Landehäfen das Schiff aus dem Hyperraum geholt wird, ohne auf ein Hindernis zu stoßen (beispielsweise einen Stern!). Das ist ja, als flöge man ein AAF mit verbundenen Augen!
Ich werde aber nie ein Hyperraum-Schiff lenken und Captain van Kooten wirkt irgendwie solide und zuverlässig. Ich erkundigte mich während des Abendessens bei ihm, und er nickte. „Wir finden unser Ziel schon. Erst einmal mußten wir ein paar Jungs in einem Landungsboot runterschicken, um in einer Bäckerei einzukaufen und mal eben die Wegweiser zu studieren.“
Ich wußte nicht, ob er von mir erwartete, daß ichlachte oder seine Worte ernst nahm. Sicherheitshalber fragte ich, was sie denn in der Bäckerei gekauft hätten. Er wandte sich an die Dame zu seiner Linken und tat, als hätte er meine Frage nicht gehört. (Die Bäckerei an Bord liefert die besten Kuchenstücke, die ich je gegessen habe; man sollte dort ein Vorhängeschloß anbringen!)
Kapitän van Kooten ist ein rücksichtsvoller, väterlich wirkender Mann — trotzdem habe ich keine Mühe, ihn mir während eines Kampfes gegen meuterische Halsabschneider vorzustellen — in einer Hand eine Pistole, in der anderen einen Krummsäbel. Er gibt mir ein Gefühl der Sicherheit für das ganze Schiff.
Shizuko ist nicht die einzige, die mich bewacht. Ich glaube, ich habe vier weitere Wächter identifiziert und wüßte zu gern, ob es alle sind. Vermutlich nicht weil ich mich manchmal umgesehen und keinen von ihnen entdeckt habe — und doch scheint Anweisung zu bestehen, daß zu allen Zeiten jemand in meiner Nähe sein muß.
Ob ich paranoid bin? Es sieht so aus, aber ich bin es nicht. Ich bin Profi und lebe noch, weil ich stets auf ungewöhnliche Faktoren geachtet habe. Dieses Schiff befördert sechshundertundzweiunddreißig Passagiere in der Ersten Klasse, gut sechzig uniformierte Offiziere, dazu uniformierte Besatzungsmitglieder, außerdem Personal wie Reiseleitung, Stewards und Stewardessen und Tanzmeister und Entertainer und dergleichen. Die letztgenannte Gruppe kleidet sich wie Passagiere, doch ihre Angehörigen sind jung und sie lächeln und sorgen dafür, daß die Passagierezufrieden sind.
Die Passagiere … Auf diesem Schiff ist ein Passagier der Ersten Klasse, der unter siebzig ist, die Ausnahme — zum Beispiel ich. Wir haben zwei TeenagerMädchen an Bord, einen Teenager-Jungen, zwei junge Frauen und ein reiches Paar auf Hochzeitsreise. Alle anderen Erste-Klasse-Passagiere sind reif für das Altersheim. Sie sind sehr alt, sehr reich und ungemein ichbezogen — bis auf eine knappe Handvoll, die das Altwerden geschafft haben, ohne zugleich einen Knacks wegzubekommen.
Natürlich kommen meine Bewacher nicht aus dem Kreis dieser klapprigen Greise, ebensowenig aus der Gruppe des ganz jungen Volks. Die Schiffsbesatzung hatte ich schon nach den ersten achtundvierzig Stunden identifiziert und wußte dann, wer Musiker oder Entertainer war und so weiter. Vielleicht hätte ich vermutet, daß einige jüngere Offiziere den Auftrag bekommen hatten, mich zu überwachen, wäre da nicht die Tatsache gewesen, daß sie alle Wachdienst hatten, normalerweise acht von vierundzwanzig Stunden — folglich können sie gar keinen zweiten vollen Job übernehmen. Meine Nase täuscht sich jedoch nie; ich weiß, warum sie mir folgen. Auf der Erde wird mir nicht soviel Aufmerksamkeit zuteil, hier aber herrscht ein akuter Mangel an bettfähigen jungen Frauen — dreißig junge Offiziere auf vier junge unverheiratete Frauen in der Ersten Klasse, abgesehen von Freitag. Unter diesen Umständen hätte eine Frau schon einen sehr schlechten Atem haben müssen, um nicht einen ganzen Rattenschwanz von Verehrern anzulocken.
Nachdem ich all diese Gruppierungen sortiert hatte, blieben noch immer einige Männer übrig, für die es keine Erklärung gab. Passagiere der Ersten Klasse?