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Max spähte aus dem Fenster und sah Adrian und Jakob über die Zugbrücke traben und dann auf den Weg Richtung Fluss abbiegen. Er hüpfte zu Adolphus hinüber, der ihn in eine Klaue nahm, während Grimm sich auf den Rücken des Drachen schwang und dort festkrallte.

»Okay«, sagte Max. »Adolphus – Abflug!«

»Aaaaaaaaaarrrrghhh!«, kreischte Adolphus, als er sich mit geschlossenen Augen vom Fensterbrett abstieß und wie verrückt mit den Flügeln schlug, weil er wie ein Stein auf den Burggraben zustürzte.

Der entscheidende Schlag

Max, Grimm und Adolphus hockten unbequem in den oberen Ästen einer großen Eiche mitten im Düsterwald. Nach seinem spektakulären Sturzflug, der beinahe im Burggraben geendet hatte, war Adolphus doch noch rechtzeitig eingefallen, wie Flügel funktionieren. Es hatte gewaltig geruckt, und dann war Adolphus über die Köpfe der verdutzten Burgwachen hinweggerauscht. Max und Grimm kämpften heftig dagegen an, dass ihnen nicht übel wurde.

Danach waren sie eine Zeit lang über die Landschaft hinweggeglitten, Adrian und Jakob stets im Blick. Bis sie schließlich den Rand vom Düsterwald erreicht hatten. Es war finster zwischen den Bäumen, die dicht beieinanderstanden und die helle Mittagssonne aussperrten.

In der letzten Stunde ihrer Jagd hatten Max, Adolphus und Grimm den Reitern, von Wipfel zu Wipfel fliegend, dichter auf den Fersen bleiben müssen. Jetzt allerdings sah es so aus, als hätten Adrian und Jakob ihr Ziel endlich erreicht: eine kleine Hütte aus Stein, tief im Wald verborgen.

»Mir gefällt das nicht, Adrian«, sagte Jakob und sah nervös über die Schulter zurück. »Ich bin sicher, wir werden verfolgt.«

»Ach, hör mit dem Jammern auf, Jakob!«, sagte Adrian schroff. »Beim Zehennagel des Druiden! Erinnere mich daran, dass ich mich nie wieder in Gefahr und Dunkelheit wage, wenn du Weichei dabei bist. Und jetzt hilf mir mit dem Prinzen!«

Zögernd trat Jakob heran und fasste einen Zipfel des Bündels, das Adrian gerade von seinem Pferd zerrte. Gemeinsam wankten sie in die Hütte und schlossen die Tür.

»Grimm!«, zischte Max. »Verwandele mich zurück! Vielleicht kann ich ihnen die Pferde stehlen, während sie da drin sind!«

Schnell entkorkte Grimm mit seinen Zähnen die Flasche und schüttete ein paar Tropfen auf den orangefarbenen Frosch. Ein Blitz leuchtete auf, gefolgt von einem lauten Knacks. Der Ast, der Max als Frosch ohne Weiteres getragen hatte, zerbrach unter dem Gewicht eines elfjährigen Jungen und katapultierte ihn auf den Waldboden.

»Auuuu! So ein Mist!«, fluchte Max, rollte sich ab und rappelte sich auf. Schnell sah er zur Hütte hinüber, aber dort schien alles still. Er schaute zu den Ästen hoch.

»Grimm! Adolphus!«, rief er leise. »Kommt runter! Vielleicht brauche ich Hilfe.«

Es raschelte oben in den Zweigen. Dann streckten die beiden schließlich ihre Köpfe weiter unten aus dem Laub.

Grimm sprang auf Max’ Schulter und knabberte liebevoll an seinem Ohr.

»Als Junge bist du mir viel lieber«, sagte er zufrieden. »Als Frosch riechst du wirklich furchtbar.«

Max grinste und kraulte Grimm zwischen den Ohren, da, wo er es am liebsten hatte. »Komm«, sagte er. »Sehen wir zu, dass wir die Pferde fortschaffen …«

Auf Zehenspitzen näherte er sich den grasenden Pferden. Dann hielt er inne. Wenn es gut lief, machten ihn Pferde bloß nervös. Aber diese hier waren ziemlich groß.

Vorsichtig streckte er die Hand nach einem von ihnen aus. Es sah auf und schnaubte. Eilig trat Max einen Schritt zurück. Das Pferd folgte ihm und versuchte, an seiner Tunika zu knabbern.

»Braves Pferd«, sagte Max ohne innere Überzeugung. »Braves Pferd – äh – lauf einfach weg, ja? Husch!«

Gerade als Max beschloss, das Weite zu suchen, kam Adolphus aus dem Baum geschossen und stürzte sich Feuer spuckend auf die Pferde. Sie rissen die Köpfe hoch, wieherten vor Angst und preschten durch den Wald davon, so schnell sie nur konnten.

Triumphierend kreiste Adolphus über Max’ Kopf. »Habt ihr das gesehen? Seht ihr, wie sie laufen? Bloß ein bisschen Feuer und, wuuusch, weg sind sie! Hipp, hipp, hurra für Adolphus!«

»Toll, Adolphus, wirklich gut!«, sagte Max schnell. »Aber jetzt, um Himmels willen, versteckt euch!«

Und er warf sich hinter einen Busch. Genau in dem Moment, als Adrian und Jakob mit weit aufgerissenen Augen in der Hüttentür erschienen.

»Was war das?«, kreischte Jakob in schierer Panik. »Wo sind die Pferde hin? Ich hab dir doch gesagt, dass wir verfolgt werden!«

»Halt die Klappe!«, sagte Adrian grimmig. »Ich weiß nicht, was das war, aber die Pferde sind durchgegangen. Besser, wir fangen sie wieder ein. Sonst wird Vater sauer, wenn er herkommt. Mit ihr

»Aber ich will nicht …«, fing Jakob an, doch Adrian schnitt ihm das Wort ab.

»Du willst dir ganz bestimmt kein Pferd mit Lady Morgana teilen, Jakob. Glaub mir. Und wenn wir teilen müssen, reite ich mit Vater.«

Das reichte, um Jakob zum Schweigen zu bringen. Unsicher folgte er Adrian in den Wald, den Pferden hinterher.

»Schnell!«, raunte Max den anderen zu. »In die Hütte!«

Kaum waren Adrian und Jakob zwischen den Bäumen verschwunden, schlichen sich Max, Adolphus und Grimm in die kleine Hütte. Im schwachen, gelblichen Licht einer Laterne an der Decke konnte Max einen kleinen Jungen erkennen. Er lag auf einem hölzernen Bett in einer Ecke des Raums und warf ihnen einen reichlich hochmütigen Blick zu. Er war ungefähr sieben Jahre alt, blass und ziemlich schmutzig, doch seine Kleider waren kostbar, und man konnte ihm ansehen, dass er es gewohnt war, seinen Willen zu kriegen.

»Wir sind gekommen, um dich zu retten«, sagte Max. »Kannst du dich bewegen? Wirkt der Lähmungszauber noch?«

»Ein sonderlich großer Retter bist du aber nicht«, sagte der Junge vorwurfsvoll. »Der Lähmungszauber hat ein bisschen nachgelassen, glaube ich, aber ich kann meine Beine nicht bewegen. Kannst du zaubern?«

»Ein bisschen«, sagte Max bescheiden. »Deshalb haben wir dich gefunden. Aber ich kann den Zauber nicht aufheben. Wir werden dir einfach so helfen müssen, bis er nachlässt.«

»Ich habe nicht meinetwegen gefragt«, sagte der Junge. »Ich dachte, du könntest einen Zauber für die da gebrauchen.« Er zeigte zur Tür.

Max fuhr herum. Da stand, dick und breit, Jakob und neben ihm Adrian, die Arme vor der Brust verschränkt und ein höhnisches Grinsen im Gesicht.

Adolphus stürzte sich Feuer spuckend auf Adrian, aber der lachte abfällig, trat einen Schritt zur Seite und warf eine Handvoll Puder auf den Drachen. Im gleichen Moment färbte sich der Feuerstoß rosa, war nur noch lauwarm und kitzelte seinen Gegner bloß etwas.

»He! Du schummelst!«, heulte Adolphus auf, doch Adrian verstand die Drachensprache nicht. Und wenn, wäre es ihm auch egal gewesen. Er kümmerte sich nicht weiter um den Drachen und kam breitbeinig auf Max zu. So konnte sich Adolphus, wie Max erleichtert erkannte, auf Jakob konzentrieren. Sein Feuerstrahl mochte nur noch lauwarm sein, aber Adolphus war immer noch ein Wirbelwind aus blaugrün schimmernden Schuppen und Zähnen und Klauen. Schreiend ergriff Jakob vor ihm die Flucht. Adolphus blieb ihm dicht auf den Fersen.

»Und was zur Hölle«, grollte Adrian und sah voller Verachtung auf Max herab, »tust du hier?«

»Dasselbe könnte ich dich fragen«, sagte Max und versuchte, tapferer zu klingen, als er war.

Adrian Hogsbottom grinste höhnisch.

»Ich erledige eine Aufgabe für eine hochstehende Persönlichkeit – die ganz bestimmt nicht wollen würde, dass du hier rumschnüffelst. Du bist Hackfleisch, Pendragon. Besser, du fängst schon mal an zu beten.«