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»Benimm dich – pass auf Olivia auf! Und keine Dummheiten, hörst du?«

»Ja, ja, klar!«, rief Max genervt. Er wartete gerade auf den richtigen Moment, um die Flusswurzelfasern hinzuzufügen.

Als seine Mutter endlich verschwunden war, wandte er sich erneut dem Gebräu im Kessel zu. Das roch jetzt nach ungewaschenen Füßen. Perfekt! Sorgfältig fügte er jede Flusswurzelfaser einzeln hinzu, ohne zu bemerken, dass Olivia über die Steinstufen geschlichen kam und sich in der finstersten Kellerecke versteckte.

Mit der letzten Flusswurzelfaser verfärbte sich die Mixtur lila. Sie roch jetzt wie Butterkuchen.

»Ja!« Max ballte die Faust. Dann schaute er wieder in sein Zauberbuch. »Jetzt nur noch Zehennägel von der Schlange.«

Auf der Suche nach dem Glas mit den Schlangenzehennägeln irrte sein Blick durch den Raum und fiel auf einen Schatten im Winkel bei den Regalen. Der Schatten sah verdächtig nach Olivia aus. Max wagte sich ein bisschen näher. Es war Olivia.

»Olivia! Was willst du hier?! Ich habe gesagt, du sollst mich heute Morgen in Ruhe lassen! Du legst es darauf an, verzaubert zu werden!«

»Richtig«, sagte Olivia unbeeindruckt. »So wie letztes Mal, als du mir eine lange Nase hexen wolltest und überhaupt nichts passiert ist, außer dass ich zwei Mal niesen musste. Da hab ich jetzt aber Angst, Max.«

Max verengte die Augen zu Schlitzen. »Zu deiner Information, nervige Kröte: Ich habe gar nicht versucht, dir eine lange Nase zu hexen, ich habe dir nur damit gedroht, damit du verschwindest. Dieses Mal hingegen werde ich dich wirklich lila anlaufen lassen, wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt.«

»Keine gute Idee, wenn du mich fragst. Mama hat doch gesagt, dass du auf mich aufpassen sollst. Und abgesehen davon, hast du nicht was von Schlangenzehennägeln gesagt?« Olivia hielt ein blaues Glas hoch, das sie bislang hinter ihrem Rücken versteckt hatte, und sah ihn triumphierend an.

»Olivia! Gib das her!«, rief Max ärgerlich. Olivia war die Pest! Ehrlich! Dabei wollte er bloß ein bisschen Ruhe und Frieden, um bis zum Wettkampf seinen Zauber hinzukriegen. War das wirklich schon zu viel verlangt?

Olivia hatte den Blick auf das Glas geheftet und überlegte. »Ich geb’s dir, Max, wenn du versprichst, mir das Entwaffnungsmanöver beizubringen, das Papa dir gestern gezeigt hat«, sagte sie.

Max stöhnte. Schwertübungen mit Olivia waren jedes Mal eine schmerzhafte Angelegenheit. Wenn er sich schon nicht selbst in den Fuß stach, besorgte Olivia das für ihn. Keiner von ihnen war besonders gut – Olivia, weil sie eigentlich überhaupt kein Schwert in die Hand nehmen durfte, und Max, weil er überhaupt kein Talent dafür hatte. Aber Olivia bestand darauf, so oft wie nur möglich zu trainieren, und wurde unerbittlich besser.

»Okay«, seufzte er. »Gib mir das Glas, aber schnell.«

Er ging auf sie zu, um das Glas mit den Schlangenzehennägeln zu nehmen. Doch als er die Hand danach ausstreckte, entdeckte Olivia Max’ Hausratte Grimm, die gerade ihren Kopf aus dem Kragen seiner Tunika steckte.

»Max! Mama will nicht, dass du Grimm mit in den Keller nimmst!«, sagte sie vorwurfsvoll. »Außerdem ist er eklig, wahrscheinlich hat er Flöhe …«

Beleidigt sprang Grimm Olivia an. Sie versuchte, ihn mit einer Hand abzuwehren, traf aber stattdessen Max. Er verlor das Gleichgewicht, ruderte im Fallen mit den Armen und fegte dabei ein hohes grünes Glas vom Regal. Ein hässliches Klirren ertönte, als es zu Bruch ging. Kleine blaue Wolken aus Fledermausatem schwirrten durch den Raum. Max lag auf dem Boden und sah voller Grauen, wie drei der blauen Wölkchen im Kessel landeten. Dann war es für einen Augenblick ganz still und dann …

BÄNG!

Das Gebräu im Kessel explodierte und das klebrig blaue Geschmier spritzte durch den ganzen Keller. Ein Spritzer landete auf Max, einer landete auf Olivia und einer landete auf Grimm. Einen Wimpernschlag später schien es, als bebte der ganze Raum und würde auf merkwürdige Weise größer werden.

Olivia war jetzt ein lila Frosch mit roten Punkten. Grimm war ein roter Frosch mit lila Punkten. Und Max war ein orangefarbener Frosch mit blauen Punkten, der unheimlich wütend aussah.

Eine wichtige Zutat

Sprachlos starrten sich die Frösche an.

»Nun, das war wirklich sehr eindrucksvoll«, brummte Grimm schließlich. »Ständig müsst ihr beiden euch streiten! Kein Wunder, dass alles schiefgeht. Und schaut euch an, wie ich jetzt aussehe: hässlich, winzig und schleimig. Und was das Schlimmste ist: Ich habe keinen Schwanz

»Grimm«, stotterte Max. »Du kannst sprechen!«

»Natürlich kann ich sprechen!«, erwiderte Grimm beleidigt. »Das konnte ich schon immer. Bloß konntest du mich nicht verstehen, weil du keine Ratte bist. Und deinetwegen bin ich jetzt auch keine mehr«, fügte er hinzu, während er einen Fuß ausstreckte und niedergeschlagen die Schwimmhäute zwischen seinen Zehen betrachtete.

»Na ja«, sagte Olivia, die sich rasend schnell davon erholte, auf einmal klein, dick und lila zu sein. »Offenbar ist dir wirklich mal ein Zauber gelungen, Max. Hat mich einfach umgehauen. Die Frage ist: Was gedenkst du jetzt dagegen zu tun?«

Max legte den Kopf schief und überlegte.

»Also … wenn du mich fragst, siehst du als Frosch viel besser aus, Olivia. Deswegen bin ich mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt etwas dagegen tun sollte. Und außerdem ist es deine Schuld, dass das falsche Zeug in den Trank geraten ist. Wie wäre es also, wenn du etwas dagegen tun würdest?«

Olivia verengte die Augen und wollte gerade protestieren, als eine kleine Fliege vorbeischwirrte. Im selben Augenblick schoss Olivias Zunge hervor, packte sich die Fliege und das Froschmaul schnappte zu wie eine Falle. Olivia kaute konzentriert.

»Wow! Ich kann nicht fassen, dass du das gerade wirklich getan hast«, sagte Max schockiert.

»Mmmmm.« Olivia leckte sich die Lippen. »Ich auch nicht. Aber es war köstlich. Wie Erdbeereis mit Flügeln.«

Max sah sich um. Vielleicht war da ja noch eine Fliege. Und fing man erst an, nach ihnen Ausschau zu halten, mit diesem superverbesserten Fliegenfangfroschblick, waren sie überall. Max und Olivia schnappten nun nach Fliegen, als hätten sie nie etwas anderes getan.

Und sie fachsimpelten darüber, ob sie eher nach Erdbeereis oder Blaubeerkuchen schmeckten.

»Ähem! Wenn ihr dann zum Schluss kommen würdet …«, meldete sich Grimm nach ein paar Minuten zu Wort, »könnten wir uns vielleicht der Frage widmen, WIE WIR UNS ZURÜCKVERWANDELN! Ich habe nicht vor, für den Rest meines Lebens ein Frosch zu bleiben. Ich war gern eine Ratte!«

Voller Bedauern ließ Max eine ganz besonders saftig aussehende Fliege entkommen und wandte sich Grimm zu.

»Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich könnte ich in meinem Zauberbuch nachsehen – aber soweit ich weiß, ist es noch nie jemandem gelungen, Menschen in Frösche zu verwandeln. Also gibt es vermutlich gar keinen Umkehrzauber.«

»Aber ich dachte, Menschen würden alle naselang in Frösche verwandelt«, sagte Olivia verdutzt.

»Nein, bloß im Märchen«, sagte Max abschätzig.

»Oh, toll«, sagte Grimm. »Ich bin ein Frosch, und der Zauber ist auch noch völlig unbekannt. Echt toll.«

Aber Max hörte gar nicht zu. Schlagartig wurde ihm bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Es ist noch nie jemandem gelungen, Menschen in Frösche zu verwandeln. Es ist noch nie jemandem gelungen …

»Das ist es!«, stieß er hervor.

»Der Umkehrzauber?«, fragte Olivia hoffnungsvoll.

»Nein, du Dummkopf! Ich habe einen neuen Zauber erfunden! Etwas nie Dagewesenes! Ich werde den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb gewinnen! Ich werde Adrian Hogsbottom besiegen!! Und danach muss Papa mich einfach Zauberer werden lassen und mit diesem dummen Ritter-Quatsch aufhören! Ich hab’s geschafft! Ich werde berühmt!«