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»Du dreckiges Biest«, schimpfte Miss Mudfoot und packte Adolphus noch fester.

Adolphus spuckte den Frosch aus, der schwach zuckend auf dem Fußboden liegen blieb. Dann stieß er einen Feuerstrahl auf die Köchin aus. Fürchterlich fluchend ließ sie ihn los. Und während sie wild auf ihre verbrannten Finger pustete, sauste Adolphus wie ein geölter Blitz aus der Küche.

Miss Mudfoot beugte sich über den zuckenden Frosch.

»Oh, oh, meine kleine Schönheit. Was hat der böse Drache dir getan?«

Max öffnete ein Auge. Das riesige rote Gesicht der Köchin stierte auf ihn herab. Schweißglänzend. Ihr Vielfachkinn glibberte, während sie sprach. Gleich darauf lag er auf einer ihrer schaufelartigen Hände und ihr Gesicht kam noch näher. Max konnte die langen schwarzen Haare sehen, die aus ihren gewaltigen Warzen sprossen. Es schauderte ihn.

»Ja, was bist du denn für ein süßer Fratz?«, gurrte die Köchin. »Was für ein hübsches kleines Fröschlein! Hat dir der garstige Drache wehgetan? Ach, Mami gibt dir einen Schmatz, wie wäre das?«

Max’ Froschaugen weiteten sich vor Entsetzen. Was?! Wollte sie ihn etwa küssen? Miss Mudfoot?!

»Nein, nein, bitte nicht …«, wimmerte er, aber es gab kein Entrinnen. Das sackartig herabhängende Vielfachkinn der Köchin wabbelte heran, ihre Warzen wippten, ihre Lippen spitzten sich …

»Aaaaarrrggghhh!«, kreischte Max.

»Aaaaarrrggghhh!«, kreischte Miss Mudfoot.

Auf einmal fand sich Max auf dem Fußboden wieder, alle viere von sich gestreckt. Miss Mudfoot wich mit hoch erhobenen Händen bis zum Küchentisch zurück. In dem Moment, als ihre Lippen den klebrigen orangefarbenen Frosch berührt hatten, war er in einem Funkenregen explodiert und stattdessen …

… dieser verflixte Junge, Max Pendragon! Miss Mudfoot bleckte die Zähne. Schnell schnappte sie sich das große Knochenbeil und rückte wieder vor. Max rappelte sich sofort auf und rannte um sein Leben. Kaum war er durch die Tür gestürmt, fiel sie krachend ins Schloss. Max sah, wie Adolphus die Schulter gegen die Tür presste, und erblickte dann die beiden Frösche.

»Schnell!«, sagte der lilafarbene. »Heb uns hoch und dann nichts wie ab in den Keller!«

Max packte die Frösche und flitzte durch den Gang. Er sauste um die Ecke, polterte die Kellertreppe hinab und machte noch einmal kehrt, um die Tür zuzuschlagen. Miss Mudfoot war ihnen auf den Fersen. Ihre großen, schweren Füße klatschten auf die Steinfliesen. Max fummelte wie wild in seiner Gürteltasche – ah, da war er! Er zog den großen eisernen Schlüssel hervor und schloss die schwere Kellertür ab. Die letzten paar Stufen rutschte er nur noch. Dann brach er auf einem Haufen alter Gobelins, die am Fuß der Treppe lagen, zusammen. Miss Mudfoot bearbeitete die Kellertür mit Faustschlägen, aber das Holz war dick und mit Eisenbändern verstärkt. Sie wusste, wann sie besiegt war. Max hörte ihre schweren Schritte auf der Treppe, und erst danach traute er sich wieder, Luft zu holen.

»Nun ja«, sagte Grimm, nachdem sie ein wenig verschnauft hatten. »Das war knapp. Aber wenigstens wissen wir jetzt, wie wir diesen Zauber rückgängig machen können. Tut mir leid, das zu sagen, Max, aber ich denke, jetzt ist eine Runde Küssen angesagt.«

»Es tut mir leid«, sagte Max, dem die Erinnerung an Miss Mudfoots Kuss noch immer einen Schauer über den Rücken jagte. »Aber es wird ein wenig Erholung, eine ordentliche Belohnung und euer flehentliches Bitten brauchen, bis ich auch nur in Erwägung ziehen kann, zwei klebrige Frösche zu küssen.«

»He, Max!«, sagte Olivia. »Du kannst uns immer noch verstehen!«

»Stimmt«, sagte Max interessiert. »Das muss davon kommen, dass ich selbst ein Frosch gewesen bin. Aber zurück zu der Belohung …«

Grimm hüpfte auf Max’ Schulter und zischte ihm ins Ohr. »Max! Küss mich, damit ich auf der Stelle wieder eine Ratte werde! Sonst stecke ich dir meine lange schleimige Froschzunge ins Ohr und popele dir das Hirn aus der Nase.«

»Mmmh, na ja … also, wenn du meinst«, sagte Max schnell und küsste Grimm auf die Nase.

WUUUSCH! Ein Sternenregen rieselte durch die Luft. Grimm war wieder eine langschwänzige schwarze Ratte, die auf Max’ Schulter saß und sich seelenruhig die Schnurrhaare putzte.

»Danke«, sagte er. »Vielen Dank, wirklich.«

»Wow!«, rief Adolphus. »Das war cool! Mach das noch mal, Max! Bitte! Ich will Olivia wuuuuschen sehen! Mit Sternchen!«

Max sah Olivia an. Ihre Froschaugen sahen gefasst zurück. »Ich schätze, es muss sein«, sagte Max.

»Ich schätze, ich muss mich damit abfinden«, sagte Olivia. Max holte tief Luft und bückte sich, um sie auf ihren froschigen Kopf zu küssen. Olivia kniff die Augen zu.

WUUUSCH!

Sie war von einem Schleier funkelnder Sterne umgeben und wieder ein Mädchen – mit langen schwarzen Zöpfen und einem fröhlichen Gesicht, ohne das kleinste bisschen Lila. Adolphus jubelte und flatterte durch den Raum.

»Das hätten wir also«, sagte Grimm zufrieden und verkroch sich in Max’ Tunika, um ein Nickerchen zu halten.

Max sah Olivia an und grinste erleichtert. Sie waren der schrecklichen Miss Mudfoot entkommen. Sie waren wieder sie selber. Und er kannte jetzt einen großartigen Zauber, um es Adrian Hogsbottom in drei Tagen so richtig zu zeigen.

»Weißt du«, sagte er glücklich, »ich könnte beim Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb eine Assistentin gebrauchen. Um die unglaubliche Wirkung meines noch nie dagewesenen Zaubers zu demonstrieren. Und natürlich würde so eine Assistentin auch einen Anteil von den zwanzig Goldstücken Preisgeld kriegen. Vom ewigen Ruhm gar nicht zu reden!«

Olivia grinste. »Ja, ja, okay«, sagte sie. »Ich lasse mich von dir in einen Frosch verwandeln. Und das Preisgeld teile ich sogar mit dir. Halbe, halbe. Ich kann Adrian Hogsbottom nämlich auch nicht leiden. Letztes Jahr ist er mir auf dem Ball nach der Preisverleihung drei Mal auf die Zehen gelatscht. Und er hat Adolphus ein Erbsenhirn genannt.«

»Adolphus ist ein Erbsenhirn.« Für einen Moment steckte Grimm den Kopf aus Max’ Tunika, dann ging er wieder schlafen.

»Das tut überhaupt nichts zur Sache«, sagte Olivia bestimmt. »Adrian Hogsbottom ist ein hochnäsiger Lackaffe und wir müssen ihm eins auswischen. Außerdem: Wenn Papa keinen Ritter mehr aus dir machen kann, macht er ja vielleicht aus mir einen. Ich bin dabei!«

»Abgemacht«, sagte Max. »Wir müssen nur noch diesen Umkehrzauber mixen. Dich bloß zurückküssen, das ist viel zu simpel. Alles muss so bombastisch und magisch wie möglich wirken. Diesmal lasse ich Adrian Hogsbottom ganz bestimmt nicht gewinnen!«

Hogsbottoms Geheimnis

Burg Camelot war vom Turm bis zum Burggraben mit silbernen Bannern und bunten Ballons geschmückt. Die Sonne schien und über die Wiese vor der Burg wehte die Musik zahlreicher Spielmänner und Troubadoure, die die Menge mit Geschichten von tapferen Rittern und deren Heldentaten zu erfreuen hofften. Leuchtend bunte Buden waren rings um die Wiese aufgebaut, und es gab eine Menge Zeug zu kaufen: Narrenkappen, Kupferkessel, Tränke im Glas, kostbar verzierte Schwertscheiden, gebratene Rattenschwänze und Spielzeugbesen.

Ritter und Hofdamen schlenderten umher. Und überall wuselten Kinder, Drachen, Hunde und andere kleine Tiere durch die Menge und liefen jedem vor die Füße.

Über dem Burgtor verkündete ein riesiges Banner: Jährliches Festival der Magie.

»Mmmmh, Spanferkel«, sagte Max und sog den Duft von Gebratenem ein, der von zahlreichen Grillfeuern aufstieg. Er, Olivia und ihre Eltern schoben sich auf das Burgtor zu, mit Adolphus an der kurzen Leine. Weil Sir Bertram ein entfernter Vetter von König Artus war, hatten sie Zimmer in der Burg. Insgeheim aber beneidete Max die Familien, die ihre bunten Zelte außerhalb der Burg aufgebaut hatten und den Sonnenschein genossen.