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»Das ist möglicherweise nicht ganz einfach«, gab Admiral Carrell zu bedenken.

»Darüber bin ich mir im klaren«, sagte der Präsident. »Auch andere werden sich mit der Angelegenheit beschäftigen.« Mit einer Handbewegung entließ er die Anwesenden. »Major, man wird Ihnen einen Arbeitsplatz zuweisen, Gott weiß wo. Seien Sie nicht schüchtern, wenn Sie Material brauchen. Mr. Frantz wird sich darum kümmern, daß Sie alles Erforderliche bekommen. Ich erwarte täglich Bericht von Ihnen durch Admiral Carrell. Wenn er nicht anwesend ist, werden Sie selbst mir vortragen.«

Die Außerirdischen kommen, und ich bin dem Nationalen Sicherheitsrat unterstellt! Vortrag beim Präsidenten persönlich im Oval Office! Und alles, weil ich auf Hawaii schwimmen gegangen bin und mich von einem Astronomen hab abschleppen lassen. Meine Freundin Barbara glaubt nicht an Zufälle. Zwangsläufigkeit. Vielleicht ist da was Wahres dran…

»Jetzt muß ich mir nur überlegen, wohin ich Sie stecken soll«, sagte der Stabschef. »Bestimmt will der Präsident, daß Sie in diesem Gebäude hier arbeiten. Wahrscheinlich muß ich dann jemanden in den Altbau ausquartieren.«

Er ging mit großen Schritten den Korridor entlang, und Jenny folgte ihm. Sie erreichten einen Tisch am Ende des Gangs. Der Mann, der sie zum Oval Office geführt hatte, saß daran.

»Jack«, sagte der Stabschef, »ich stelle Ihnen ein neues Familienmitglied vor, Major Jeanette Crichton. Der Präsident hat sie in seinen Stab aufgenommen. Nationaler Sicherheitsrat. Sie hat jederzeit ungehinderten Zutritt zu ihm.«

»In Ordnung.« Erneut nahm er sie gründlich in Augenschein.

»Das ist Jack Clybourne«, sagte Jim Frantz. »Geheimdienst.«

»Ich kümmere mich darum, daß der Chef gesund bleibt«, sagte Clybourne.

»Informieren Sie alle Sicherheitsleute, Jack.« Frantz wandte sich wieder Jenny zu. »Major, es wäre mir recht, wenn Sie heute nachmittag gegen vier Ihr Dienstzimmer beziehen könnten. Bis dahin habe ich bestimmt eines frei. Ach je – Sie sind ja mit General Gillespie gekommen und haben jetzt keine Möglichkeit zurückzufahren.«

»Das ist nicht weiter schlimm, Sir.«

»Gut. Danke.« Er wandte sich zum Gehen, hielt inne und drehte den Kopf zu ihr zurück. »Willkommen an Bord«, sagte er über die Schulter, dann ging er davon.

Jenny kicherte, und Clybourne lächelte ihr zu. »Er zerbricht sich pausenlos den Kopf.«

»Das habe ich gemerkt. Wie geht’s jetzt weiter?«

»Fingerabdrücke. Wir müssen ja wissen, ob Sie es wirklich sind.«

»Aha. Wer macht das?«

»Ich, wenn’s Ihnen recht ist.« Clybourne nahm einen Hörer ab und sagte etwas. Sofort kam ein weiterer gepflegt wirkender junger Mann heraus und setzte sich an den Tisch.

»Tom Bucks«, stellte Clybourne vor. »Major Jeanette Crichton. Die neueste Erwerbung des Nationalen Sicherheitsrats. Sie hat Zutritt beim Präsidenten.«

»Hallo«, sagte Bucks. Er sah sie gründlich an, und Jenny hatte den Eindruck, als präge er sich jede Pore ihres Gesichts ein.

Natürlich. Sie sind ja auch keine Romanhelden, sondern Geheimdienstagenten, die ihre Arbeit tun.

Clybourne ging die Treppe hinab voran und durch einen kleinen Aufenthaltsraum für das Personal. »Ich hab alles hier«, sagte er, holte eine große, schwere Tasche hervor und stellte neben die Kaffeemaschine, was er für die Fingerabdrücke brauchte.

»Muß das wirklich sein? Meine Abdrücke sind doch bei den Akten.«

»Selbstverständlich. Ich muß mich vergewissern, daß die hübsche junge Dame, mit der ich jetzt spreche, dieselbe Jeanette Crichton ist, die das Heer damals eingestellt hat.«

»Also schön«, sagte sie.

Er nahm ihre Hand. »Ganz locker, lassen Sie mich nur machen.«

Geschickt entledigte sich Clybourne seiner Aufgabe. Schließlich gab er ihr ein Glas Reinigungsmittel und einige Papierhandtücher.

Sie wischte sich die schwarze Schmiere von den Fingerkuppen, während Clybourne zwei Tassen Kaffee eingoß. Eine gab er ihr. »Jemand hat gesagt, daß Sie in Washington wohnen?«

»Ich bin hier aufgewachsen«, sagte sie. »Da fällt mir ein, können Sie mir eine Taxe rufen?«

»Klar. Wohin?«

»Flintridge. Das liegt in Connecticut, im Rock Creek Park.«

»Kenne ich.« Er sah auf die Uhr. »Wenn Sie zehn Minuten warten können, bringe ich Sie hin.«

»Ich möchte Ihnen keine Schwierigkeiten machen.«

»Kein Problem. Ich mach Feierabend und fahr sowieso in die Richtung.«

»In dem Fall gern. Vielen Dank.«

»Sie können am Haupteingang auf mich warten«, sagte Clybourne. Er nahm einen Notizblock aus der Tasche, auf dem das Dienstsiegel des Weißen Hauses prangte, notierte etwas darauf und entnahm einer anderen Tasche eine Sicherheitsnadel. »Tragen Sie das als vorläufigen Hausausweis an Ihrem Uniformaufschlag «, sagte er. »Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.«

Er lächelte erneut, und sie merkte, daß sie sein Lächeln erwiderte.

4. Blindekuh

Nur ein Schiff sucht uns, ein schwarzbesegeltes unvertrautes, im Schlepp hinter sich ungeheure und vogellose Stille. Kein Kielwasser schäumt oder bricht sich.
PHILIP LARKIN
Der Nächste bitte
Zeit: Sechs Wochen bis zur Stunde Null

Obwohl ihm Nadja gesagt hatte, der Genosse Vorsitzende erwarte ihn, blieb General Narowtschatow an der Tür stehen, bis Petrowski ihn zum Nähertreten auffordern würde. Petrowski liebte keine Überraschungen.

Verglichen mit seinem eigenen Büro war dies hier spartanisch eingerichtet. Petrowski schien sich aus schönen Dingen wie Teppichen, Wandbehängen und Gemälden nichts zu machen. Er erfreute sich an seltenen Büchern mit kunstvollen Ledereinbänden und trank gern alten Cognac; darüber hinaus trieb er so gut wie keinen persönlichen Aufwand.

Früher einmal hatte Nikolai Nikolajewitsch Narowtschatow befürchtet, es könne gefährlich sein, sich mit äußerlichen Zeichen von Wohlstand und Macht zu umgeben, wo es doch der Vorsitzende so offensichtlich nicht tat. Noch immer war er davon überzeugt, daß diese Sorge in den Anfangsjahren nicht fehl am Platze gewesen war; doch je höher er auf der Karriereleiter stieg, desto zahlreicher und wertvoller wurden die Geschenke, die ihm Petrowski schickte, bis deutlich zu sehen war, daß er seinen alten Weggefährten geradezu ermunterte, sich etwas zu gönnen, sich an Dingen zu freuen, die ihm nichts bedeuteten.

Nie hatte er mit dem Vorsitzenden darüber gesprochen. Es genügte, daß es sich so verhielt.

Jetzt hob der Vorsitzende Petrowski den Blick von seinen Notizen und lächelte ihm freundlich zu. »Immer herein in die gute Stube.« Er verzog das Gesicht und sagte: »Es scheint kein Witz zu sein. Die rücken uns offenbar wirklich immer näher auf den Pelz, was?« Er hob sein Teeglas und sah über dessen Rand zu Narowtschatow hinüber.

»Ja, Anatoli Wladimirowitsch.« General Narowtschatow hob die Schultern. »Den Aussagen der Astronomen zufolge wäre es für die Außerirdischen gegenwärtig ausgesprochen schwierig, der Erde nicht näher zu kommen. Sie bewegen sich mit großer Geschwindigkeit auf uns zu.«

»Und wann sind sie hier?«

»In ein paar Wochen. Es heißt, Genaueres lasse sich nur schwer sagen, weil das Raumschiff einen eigenen Antrieb besitze. Dadurch sei es in seinen Manövern unberechenbar.«

»Und Sie sind immer noch davon überzeugt, daß es sich nicht um einen neuen Trick der CIA handelt?«

»Ja, Anatoli Wladimirowitsch.«