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»Nur die verdammten Dobermänner«, sagte George darauf.

»Ist doch gar nicht schlecht. Wachhunde können wir gut brauchen. Er kann ja seinen eigenen Zwinger bauen.«

»Das sind Ausstellungshunde, keine Wachhunde. Sie sind zutraulich, verspielt und tun keinem was. Wären sie scharf, würde er keine Preise für sie kriegen.«

»Würden Plünderer wissen, daß es keine Wachhunde sind?«

Schweigen trat ein. Jack sagte: »Wollen wir ihn reinlassen, wenn er auf einmal dasteht? Immer vorausgesetzt, er hat Vorräte und Ausrüstung mit. Andererseits sehe ich keinen Grund, ihn extra anzurufen und einzuladen.«

Zustimmendes Nicken. Alle waren erleichtert. George sagte: »Der Rote Harry möchte mitkommen, du kennst ihn ja, Harry Reddington.«

Zwei Köpfe wurden langsam geschüttelt. Jack McCauley fragte: »Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«

Zögernd nickte George. »Immerhin waren wir alle mal gute Freunde.«

»Nun?«

»Ja, vor kurzem.«

»Dann weißt du ja, wie er aussieht: er ist so fett und so fit wie ein Mops. Er kann ohne Stock nicht gehen und sieht aus, als ob er demnächst Zwillinge bekäme. Ihm ist in zwei Wochen zweimal jemand da hinten draufgekracht, das eine Mal hat er in seinem Wagen gesessen, das andere Mal in dem von seinem Chef. Beide hatten keine Kopfstützen, und die Anwälte haben ihm geraten, er soll sich eine möglichst dicke Wampe anfressen, ihr versteht: psychische Dauerschäden, Arbeitsunfähigkeit, damit die Versicherung ordentlich blechen muß.«

»Den können wir also streichen. Ken Dutton?«

»Er hat bloß rumgealbert, als du ihm angeboten hast, er könnte mitmachen.«

»Interessanter Mensch. Hat dies und jenes, das man gut brauchen könnte.«

»Jetzt ist es ernst. Warum hat er damals nicht mitgemacht, als es noch Spaß und Spiel war? Hat es am Geld gelegen?«

»Wohl zum Teil. Es waren ja nicht nur die Beiträge für den Ausbau, sondern auch Ausrüstung und Vorräte. Er muß Alimente zahlen… Übrigens hat er Ausrüstung, nur andere als wir. Vielleicht liegt es auch daran, daß er nie was zu Ende macht.«

»Das ist kaum eine Empfehlung. Was für Waffen hat er?«

George lächelte zögernd. »Eine Armbrust, mit der er einen Bären umlegen könnte. Außerdem hat er eine ziemlich gut bestückte Bar.«

»Eine Armbrust! Er hätte mitmachen können und hat seinen Anteil nicht bezahlt, George!«

Isadore sagte: »Das könnte man auch von Jeri Wilson sagen. Und die wollen wir doch, oder?«

»Du bist verheiratet, Is. Und ich bin sogar sehr verheiratet.«

»Aber Martie nicht, und John Fox auch nicht, und ihn würden wir nehmen. Da sollen doch außer uns noch mehr Männer mitmachen, oder etwa nicht? Und es wäre nicht gut, wenn wir da oben deutlich mehr Männer als Frauen hätten.«

»Wir können nicht die ganze Stadt einladen«, sagte Jack. »Wir haben einfach nicht genug Platz, Is. Wen willst du denn noch alles anschleppen? Du hast gewußt, daß wir Harry nicht haben wollten, und du wolltest mit ihm sowieso nichts zu tun haben.«

»Es ist ja auch nur, weil in einem Monat… Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie es uns allen schrecklich leid tut.«

»Das warten wir mal in aller Ruhe ab«, sagte Jack.

»Es könnte unsere Einladung zur Mitgliedschaft in der Galaktischen Union bedeuten. Vielleicht tanzt bald eine ganze Horde von… komisch aussehenden außerirdischen Studentinnen hier herum, die uns mit billigem Flitterkram dazu bringen wollen, daß wir ihre Fragen beantworten…«

George machte ein obszönes Geräusch. Zumindest Jack sah eher nachdenklich als belustigt drein. Isadore achtete nicht weiter auf die Unterbrechung und fuhr unbeirrt fort. »… und wer weiß, was bei denen billiger Flitterkram ist? Schön, wir verstecken uns. Irgend jemand muß ja. Einfach vorsichtshalber. Aber… ich hör jetzt schon Leute, die mir was bedeuten, maulen, weil wir sie draußen im Regen haben stehenlassen.«

»Irgend jemand muß sich verstecken, bis wir wissen, was die von uns wollen. Und um sicher zu sein, belasten wir uns eben nicht mit schwierigsten Fällen.«

5 Wie sie rennen!

Tu dem andern an, was er dir zufügen möchte, und zwar als erster.

EDWARD NOYES WESTCOTT
David Hamm (1898)
Zeit: Sechs Wochen bis zur Stunde Null

Von der Arco Plaza Mall tief unter der Erde führten Schächte vier Stockwerke hoch nach oben. Einige Müßiggänger saßen auf Bänken und sahen neugierig dem Rundfunkinterviewer zu. Das Studio war neben der Buchhandlung eingerichtet; man konnte durch große Schaufensterscheiben hineinsehen. Der Reporter befragte einen Science FictionAutor, der gekommen war, um sein neuestes Buch vorzustellen, und es sich nicht verkneifen mochte, etwas über das Raumschiff der Außerirdischen zu sagen.

Schon seit dem frühen Morgen herrschte im Buchladen Hochbetrieb. Ken Dutton sah Harry Reddington am Stock hereinschlurfen, hatte aber alle Hände voll zu tun, so daß er ihn nicht begrüßen konnte.

Früher, das wußte Ken, war Harry viel Motorrad gefahren, jetzt aber wirkte seine einst athletische Gestalt schwabbelig. Er war im Unterschied zu früher glatt rasiert und trug das Haar kurz geschnitten. Sein Bauch war wirklich so massig, wie man es Ken beschrieben hatte.

Harry blieb gleich an der Tür stehen und ließ den Blick über die Regale gleiten, bevor er auf Ken hinter der Theke zuging. »Hallo.«

»Tag, Harry. Was führt dich her?«

Harry fuhr sich durch das ergrauende Haar, dem man immer noch ansah, daß es einst flammend rot gewesen war. »Ich hab die Nachrichten gehört. Viel haben sie über das Raumschiff ja nicht gesagt. Es kommt immer näher… die meisten von den Büchern hier dürften eine Stunde nach seiner Landung veraltet sein.«

»Manche bestimmt. Vielleicht die medizinischen. Vielleicht haben die was gegen alle möglichen Krankheiten und brennen darauf, uns das Geheimnis zu verraten. Andere möglicherweise nicht. Geschichte hat immer einen Sinn. Die hier…« – Dutton machte eine Handbewegung zu einem Regal mit Militaria hin.

»Abwarten. Hast du heute schon mit George gesprochen?«

»Nein, hätte ich wohl müssen«, sagte Dutton. Hol’s der Geier, ich hätte mich an die Leute von der Wagenburg halten sollen, als sie mir die Mitgliedschaft angeboten haben. Mal unauffällig erkundigen. »Ich geh nach Feierabend vorbei.«

»Viel Glück«, sagte Harry.

»Hast du mit ihnen gesprochen?«

»Ja. Sie nehmen keinen mehr. Sie kriegen allmählich Schiß. Ein bißchen vor den Außerirdischen, und die schwere Menge vor den Rußkis.« Harry sah nachdenklich drein. »George hat von einem Buch über Kannibalenküche gesprochen und meinte, es beruht auf richtiger wissenschaftlicher Arbeit… wollte wohl ‘nen Witz reißen.«

»Wir führen es nicht. Außerdem bin ich gar nicht sicher, ob ich dir gern eins verkaufen würde, Harry.«

»Man kann ja nie wissen…« Harry konnte nicht länger an sich halten und lachte laut heraus. »Na schön, aber vielleicht brauchen wir Überlebenshandbücher. Ich dachte, ich seh mich mal um.«

Die Regale waren förmlich geplündert. Harry wählte einige Bände aus und trat damit an die Theke. »Das Gesundheitsministerium hat doch ein neues Buch herausgegeben mit Streckgymnastik. Habt ihr das schon?«

»Hatten. Ist längst ausverkauft. Andere waren schon vor dir so schlau.«

»Ken, du gehörst doch bestimmt zur Wagenburg, was?«

Ken zögerte. »Sie haben mal gesagt, ich könnte mitmachen. Ich weiß aber noch nicht, was ich tu.« Und vielleicht ist es dazu auch schon zu spät, großer Gott.