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»So ist es aber«, sagte Dr. Mouton.

»Entschuldigung«, mischte sich Jeanette ein. Beide wandten sich zu ihr um. Offensichtlich hatten sie ihre Anwesenheit vergessen. »Was ist eine hyperbolische Umlaufbahn?«

»Das Objekt bewegt sich zu schnell für die Anziehungskraft der Sonne«, erklärte Dr. Mouton. »Es kann sich auf einer solchen Bahn aus dem Sonnensystem lösen.«

Jeanette runzelte die Stirn. »Und was könnte eine so rasche Bewegung verursachen?«

»Beispielsweise große Planeten«, sagte Richard, »wenn sie die Umlaufbahn eines Objekts stören…«

»Es hat einen eigenen Antrieb«, sagte Mary Alice Mouton.

»Nun mach aber halblang!«

»Ich weiß, daß es blöd klingt, Rick, aber eine andere Erklärung finde ich nicht. Ich hab das Ding wochenlang zurückverfolgt, und es hat den größten Teil der Strecke gebremst.«

»Aber…«

»Das kann weder an Jupiter noch an irgendeiner anderen Energiequelle liegen.«

»Natürlich nicht… Mary Alice?«

»Die Computerzeichnung paßt einwandfrei, wenn man ein angetriebenes Raumschiff annimmt.« Dr. Moutons Stimme war ausdruckslos geworden. »Sonst paßt nichts.«

Eine Stunde später. Zwei weitere herbeigerufene Astronomen hatten nach Begutachtung der Aufnahmen den Raum kopfschüttelnd verlassen. Einer von ihnen hatte die ersten Bilder als hundertprozentig echt bezeichnet – er hatte sie selbst gemacht. Der andere hatte erklärt, er könne nichts sehen.

Owen rief die Kollegen in Arizona an. »Laura? Rick Owen am Apparat. Wir haben hier was ganz Merkwürdiges. Habt ihr Aufnahmen aus der vorigen Woche, die den Ausschnitt südlich vom Löwen zeigen?« Er rasselte einige Koordinaten herunter und wartete ein Weilchen.

»Gut! Habt ihr sie euch angesehen? Könntest du das wohl jetzt gleich machen? Ja, ich weiß, daß es stört, aber glaub mir, es ist wichtig.«

»Sie halten es ja wohl nicht wirklich für ein großes angetriebenes Raumschiff?« fragte Jeanette.

Mary Alice sah mit flackerndem Blick zu ihr hin. »Ich habe alles andere probiert, und nichts paßt zu den Werten. Und natürlich habe ich auch die Möglichkeit von Pulsaren bedacht!« Das allerdings verstand Jeanette nicht.

Sie tranken Kaffee, während Owen telefonierte. Schließlich legte er den Hörer auf. Sein Blick wirkte besorgt. »In Kitt Peak haben sie es gesehen«, verkündete er. »Ein Computerfritze namens Tom Duft. Sie haben es ihm nicht geglaubt. Es ist genau da, wo wir es gesehen haben. Mary Alice, vielleicht macht dir jemand die Entdeckung streitig.«

»Als ob es mir darauf ankäme. Ich will wissen, was es ist«, gab diese zurück. »Rick, es ist riesig, bewegt sich mit eigener Kraft und kommt auf uns zu!«

* * *

In Kalifornien war es gegen drei Uhr nachts. Jeanette hörte es dreimal klingeln, dann kam die schläfrige Stimme: »Ja?«

»Linda. Hier spricht Jenny.«

»Jenny? Ist was?«

»Das kann man wohl sagen, Schwesterherz. Ich muß deinen Mann sprechen. Sofort!«

»Was?« Nach einer Pause fuhr sie fort. »Na schön.«

»Mach ihm Kaffee«, fügte Jenny hinzu. »Er wird ihn brauchen.«

Dann hörte sie Major General Edmund Gillespies Stimme. »Was ist los, Jenny?«

»General, ich muß etwas Merkwürdiges berichten…«

»General? Sprichst du etwa dienstlich?«

»Nun – mehr oder weniger. Ja, Sir. ich habe meinen Colonel bereits informiert, und er findet auch, daß es nicht schaden könnte, dich einzuschalten.«

»Augenblick mal, Jenny. Linda, wo bleibt der Kaffee? Ah. Danke. Schieß los!«

»Ja, Sir.« Während sie sprach, stellte sie sich die häusliche Szene vor: General Gillespie mit wirrem Haar auf der Bettkante, angespannt zuhörend. Vermutlich ging Linda im Hintergrund auf und ab und überlegte, was, zum Teufel, los war. Vielleicht war auch Joel aufgewacht. Das konnte sie nicht ändern. Die Sache würde einer Menge Leute den Schlaf rauben.

»Jenny, willst du allen Ernstes sagen, daß es sich um ein – außerirdisches Raumschiff handelt? Marsmenschen und dergleichen?«

»Sir, wir beide wissen, daß es weder auf dem Mars noch sonstwo im Sonnensystem Menschen geben kann. Aber drei verschiedene Observatorien bestätigen unabhängig voneinander, daß es sich um ein großes Objekt handelt, das sich rascher bewegt, als irgend etwas im Sonnensystem das vermöchte, seit Wochen abbremst und auf uns zuzukommen scheint.« Mit einemmal mußte sie kichern. »Ed, du bist doch Astronaut. Wofür würdest du es halten?«

»Der Teufel soll mich holen, wenn ich es weiß«, sagte Gillespie. »Stecken die Russen dahinter?«

»Nein«, sagte Jeanette.

Am anderen Ende entstand ein längeres Schweigen. »Das würdest du als Nachrichtenoffizier ja wissen. Bist du deiner Sache wirklich sicher?«

»Absolut, Sir. Es ist kein sowjetisches Raumschiff.« Es war ihre Aufgabe, derlei Dinge zu wissen. »Ich beobachte das sowjetische Raumfahrtprogramm seit zehn Jahren. So etwas könnten die gar nicht bauen. Wir übrigens auch nicht…«

»Jenn – Captain, wenn du Witze reißt, sehen wir alle alt aus.«

»Warum sollte ich, General?« gab sie zurück. »Ich hab doch schon gesagt, ich habe meinen Colonel mitten in der Nacht aus dem Bett geholt! Er geht der Sache auf dem Dienstweg nach, aber du kannst dir ja denken, was die mit einem UFOBericht machen würden.«

»Ich weiß, wen ich anrufen könnte«, sagte Gillespie, »es fällt mir nur schwer, die Sache zu glauben.«

»Ja, Sir«, sagte Jenny nüchtern.

»Mir ist klar, daß es dir genauso geht«, sagte Ed Gillespie. »Aber ich sehe, worauf du hinaus willst. Wenn es ein außerirdisches Raumschiff ist, müssen wir Vorbereitungen treffen. Wer ist dein Colonel?«

»Robert Hartley, G-2 vom Strategischen Heereskommando in Fort Bragg. Ich geb dir seine Telefonnummer.«

* * *

Linda sah, wie ihr Mann auflegte. Er sah besorgt drein. »Was hat die Kleine angestellt?«

»Vielleicht einen Orden verdient«, antwortete Edmund. Er nahm den Hörer wieder auf und wählte.

»Und wen rufst du jetzt an?« wollte Linda wissen. »Das ist doch völliger Unsinn…«

»Hallo, Colonel Hartley? Hier spricht General Ed Gillespie. Captain Crichton hat mir gesagt, daß Sie mit meinem Anruf rechnen… Ja. Ja, sie hat schon immer einen klaren Kopf gehabt. Ja, ja, ich glaube ihr auch. Also, wie wollen wir vorgehen?«

Total verrückt, dachte Linda. Mein kleines Schwesterchen entdeckt fliegende Untertassen. Ich kann und will es nicht glauben. Andererseits…

Andererseits hatte Jenny noch nie im Leben jemandem einen Streich gespielt. Sie trank nicht, nahm keine Drogen, und…

Außerirdische? Ein Raumschiff von Außerirdischen, das sich der Erde näherte?

Sie sah, daß Edmund aufgelegt hatte. »Wie jetzt weiter?« fragte sie.

»Ich weiß nicht. Schwer zu sagen. Ich muß die Sache weitermelden. Der Präsident muß davon erfahren. Ich weiß nur nicht genau, wie ich das anstellen soll.«

»Das könnte doch Wes Dawson tun«, sagte Linda.

»Kindchen, du hast recht!« Er sah auf seine Uhr. »In Washington ist es schon nach sechs. Vielleicht ist Wes auf. Sonst weck ich ihn einfach. Hast du seine Privatnummer zur Hand?«

* * *

David Coffey war seiner eigenen Einschätzung nach ein Nachtmensch, aber der Präsident der Vereinigten Staaten konnte es sich nicht leisten, morgens lange zu schlafen. Es gehörte sich einfach nicht.

Er durfte nicht einmal erwarten, daß man ihn zum Frühstück allein ließ, obwohl er großen Wert darauf legte. Während er sich auf die Terrasse setzte, um den wunderbaren Frühlingstag zu genießen, kündigte der Stabschef des Weißen Hauses, als rechte Hand des Präsidenten und Leiter des Präsidialamts ein Mann von beträchtlichem Einfluß, an: »Der Abgeordnete Wes Dawson, Kalifornien…«