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»Sie muss das schon mal gemacht haben«, sagte Pippa erstaunt.

Sie setzte Francine den Kranz auf und die Hündin stellte sich auf die Hinterbeine und sah aus wie die perfekte Braut. Auch wenn Pippa nicht wusste, was sie tun sollte, Francine wusste es.

Das gab ihnen den Mut, es wenigstens zu versuchen. Sie fanden ein Babymützchen für Li-Chee und eine gerüschte Haube für Honey, damit würde sie die Brautmutter darstellen. Doch Otto warf nur einen Blick auf seinen Hut und wandte den Kopf ab.

»Wir können ihn nicht verkleiden«, sagte Henry. »Nicht Otto.«

»Müssen wir auch nicht, nicht, wenn er den Wagen zieht«, sagte Pippa.

Rupert war natürlich der Bräutigam, er ließ sich anstandslos einen Schlips umbinden und eine seidene Weste anziehen. Genau wie Francine wusste er, dass diese Dinge Teil ihrer Arbeit waren.

Die Kinder beschlossen, dass Otto den kleinen Wagen mit Francine, Honey und Li-Chee darin zweimal durch die Manege ziehen sollte, bevor sie an der Kirche anhielten, wo Rupert schon auf seine Braut wartete. Hier kämen auch die Clowns ins Spiel. Die Hochzeit selbst würde für das Publikum unsichtbar hinter einem Vorhang stattfinden, danach würden alle zum Hochzeitsbankett an eine andere Stelle der Manege gefahren werden und die Show endete dann mit einem Tanz der beiden Pudel.

»Dieser Teil funktioniert auf jeden Fall«, sagte Pippa. »Auf die beiden könnte ein Scheinwerfer gerichtet werden, der geht dann plötzlich aus und alles ist vorbei.«

Doch selbst dieser einfache Ablauf war für die Hunde unendlich schwierig zu lernen. Es dauerte ewig, Otto dazu zu bringen, die Karre zu ziehen. Er schnaufte vor Empörung, doch Pippa ließ nicht locker. Und schließlich trottete er verzweifelt, aber gehorsam im Kreis.

Li-Chee gefiel weder das Babymützchen noch, dass er in dem Wagen hocken musste.

»Bitte, Li-Chee, bitte!«, flehte Pippa und er blieb sitzen. Honey sah verstört unter der Rüschenhaube hervor, als ob sie fragen wollte, was da mit ihr passierte, aber auch sie blieb da, wo man sie hinsetzte. Francine stand aufrecht im Wagen und hielt die anderen in Schach.

Nur Fleck ließ sich um nichts in der Welt von Henry trennen.

»Das bringt nichts«, sagte Pippa. »Er muss bei dir bleiben.«

Henry nickte. »Als ich ihn bekam, war er so ein fröhlicher Hund, aber jetzt …«

»Fleck wird wieder fröhlich. Wart’s nur ab«, sagte Pippa. »Er muss erst wieder lernen, Vertrauen zu fassen.«

Sie probten den ganzen Vormittag, bis die Clowns zu ihnen stießen. Was immer Tom und Fred über diese Hundenummer dachten, sie behielten es glücklicherweise für sich.

»Wir kommen rein und machen schon mal Stimmung, versuchen Ballons aufzublasen und solche Sachen«, sagte Tom. »Und wir sagen Steve Bescheid wegen der Musik. Ihr wollt sicher den Hochzeitsmarsch, wenn’s in die Kirche geht, nicht wahr?«, meinte Fred. »Und nachher einen Walzer für die Pudel.«

»Ja«, sagte Pippa. »Vielen Dank. Ich hoffe, es klappt alles.«

Fred sah ihr besorgtes Gesicht. »Natürlich klappt alles«, sagte er. »Und mit ein bisschen Glück wird auch Elsa rechtzeitig hier sein, um zu übernehmen.«

Die Kinder sahen sich an.

Sie würden nicht ein bisschen Glück brauchen, sondern einen ganzen Sack voll.

13. Kapitel

Montgomerys Privatdetektei

Curzon Montgomery saß in seinem Ledersessel und blätterte einen Hochglanzkatalog mit Segeljachten durch. Er hatte ein Auge auf eine 30-Meter-Jacht geworfen. Der Preis war horrend, aber wenn sein Termin heute Morgen wie gewünscht verlief, dann könnte er ein Angebot abgeben. Nicht dass er gern segelte, schon beim Gedanken an Wind und Wellen wurde er seekrank, aber es gab einfach keinen besseren Ort, um rauschende Partys zu feiern, als eine Jacht.

Curzons Büro sah überhaupt nicht aus wie ein Büro, es war ausgestattet wie ein teures Wohnzimmer mit weich gepolsterten Sofas, einem dicken Teppich und der Art von Bildern an den Wänden, auf denen man rein gar nichts erkennen konnte. Und doch führte Curzon von diesem Raum aus seine Privatdetektei.

Curzon akzeptierte nicht jeden Kunden, das machte er unmissverständlich klar. Nur besondere Kunden konnten sich seine Honorare leisten. Nicht, dass er besonders geldgierig gewesen wäre, überhaupt nicht, aber Lord Featherpool, Curzons Onkel, hatte sehr viel Geld in die Detektei investiert und erwartete, dass sich das auch rentierte.

Curzon läutete nach seiner Empfangsdame und kurz darauf stakste ein hübsches Mädchen mit einem bandagierten Knöchel ins Zimmer. Fiona Enderby-Beescombe war mit der Nichte von Lord Featherpool zur Schule gegangen. Sie hatte einen Job gesucht und Curzon hatte sie mit Freuden eingestellt. Ihre Vorliebe für hohe Absätze führte zwar oft dazu, dass sie sich irgendwas verstauchte, außerdem lackierte sie sich ständig die Nägel und konnte dann den Telefonhörer nicht abnehmen, doch wenn sie den Mund aufmachte, wussten die Leute sofort, dass sie aus guter Familie kam, und das machte alles wett.

»Um zehn Uhr erwarte ich einen wichtigen Klienten, Fiona. Einen Mr Fenton. Bring uns bitte Kaffee. Und setz am besten den Infrarotdetektor und das digitale Dekodiergerät und das andere Zeug in Betrieb. Das macht einen guten Eindruck. Und vor allem: Sag Sprocket, er darf sich hier nicht blicken lassen.«

Zehn Minuten später läutete es und Fiona führte Donald Fenton in Curzons Büro.

Donald und Albina hatten eine schlaflose Nacht verbracht. Die Entführer hatten sich nicht gemeldet und die Polizei tappte im Dunkeln.

Doch der Chef von Montgomerys Privatdetektei war ein beruhigender Anblick. Sein Büro lag in einer der teuersten Gegenden der Stadt, das goldene Firmenschild war so klein und diskret, dass Donald eine Weile gebraucht hatte, um es zu finden. Das war alles ein gutes Zeichen.

Curzon erhob sich von seinem Stuhl. Sein rundes, gerötetes Gesicht war vertrauenerweckend. Er schüttelte Donald die Hand und sagte: »Nun, wie kann ich Ihnen helfen? Soweit ich weiß, wird Ihr Sohn vermisst.«

»Ja, das stimmt.«

Donald Fenton bot einen erbärmlichen Anblick. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, seine Hände zitterten.

»Wir sind ganz sicher, dass man ihn entführt hat, aber bisher hat noch niemand Lösegeld verlangt. Die Polizei besitzt die Frechheit zu unterstellen, dass Henry weggelaufen sein könnte, aber das ist völliger Blödsinn. Er hat alles, was er sich wünscht. Meine Frau und ich lesen ihm praktisch jeden Wunsch von den Augen ab. Sie sollten mal sein Kinderzimmer sehen.«

»Ich glaube Ihnen, Mr Fenton, aber nun erzählen Sie mir bitte die ganze Geschichte.«

Curzon stellte das Aufnahmegerät an und Donald berichtete von der Nacht, in der sie Henry bei seinem Freund glaubten, und von der schrecklichen Entdeckung, dass er dort nie aufgetaucht war. Curzon nickte zu allem sehr verständnisvoll.

»Ich habe natürlich Fotos von Henry mitgebracht und …«, an dieser Stelle stockte Donalds Stimme und er musste sich abwenden, »… und seine Zahnbürste für DNA-Proben sowie ein paar Anziehsachen von ihm …«

»Sehr gut, das ist ausgezeichnet«, sagte Curzon. »Vielleicht möchten Sie sich erst einmal von Miss Enderby-Beescombe unser Labor zeigen lassen. Sie werden sehen, dass wir über die neuesten Geräte verfügen. Ich werde mich inzwischen mit meinem Team besprechen.«

Obwohl Miss Enderby-Beescombe nur sehr vage über die einzelnen Geräte Auskunft geben konnte, war Donald von dem Summen und Surren und den blinkenden Lichtern in dem angrenzenden Raum sehr beeindruckt. Doch am meisten beeindruckte ihn das Honorar, das die Detektei verlangte.

Es waren 600 Pfund die Stunde, dazu kam ein Erfolgshonorar von 50 000 Pfund, wenn der Junge auch gefunden wurde.