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»Die ist das Einzige, was ich jemals von Ihnen hören möchte.«

Desjani lächelte ihn an. »Wie Sie wünschen. Ich glaube, falls unsere Vorfahren direkt in die Geschehnisse eingreifen können und falls sie entschieden haben, Sie zu dieser Flotte zu bringen, dann war es eine sehr gute Entscheidung.«

»Captain, nur für den Fall, dass Ihnen das noch immer nicht klar ist: Ich bin nicht dieser Black Jack Geary, von dem Sie in der Schule gehört haben.«

»Stimmt«, pflichtete sie ihm bei. »Sie sind besser als er.«

» Was? «

»Das meine ich ernst.« Captain Desjani beugte sich vor und unter-strich mit einer Handbewegung ihre Worte. »Ein legendärer Held kann eine Inspiration sein, aber er ist keine große Hilfe, wenn es um konkretes Handeln geht. Ich bin mir nicht sicher, ob der Black Jack Geary, über den ich so viel gehört habe, diese Flotte aus dem Heimatsystem der Syndiks geführt hätte. Sie haben das gemacht.«

»Weil Sie alle glauben, dass ich dieser Black Jack Geary bin

»Aber Sie sind ja auch dieser Mann! Wären Sie nicht er, dann wären die Überlebenden dieser Flotte längst auf dem Weg in ein Arbeitslager der Syndiks.«

Geary verzog das Gesicht. »Sie gehen davon aus, dass niemand sonst sich der Situation gewachsen gefühlt und die Gelegenheit genutzt hätte. Weder Sie noch beispielsweise Captain Duellos.«

»Die Captains Faresa und Numos sind beide länger im Dienst als ich oder Captain Duellos. Die beiden wären uns nicht gefolgt. Vielleicht hätten ein paar von uns ebenfalls die Idee gehabt, einen Fluchtversuch durch den Sprungpunkt zu unternehmen, aber es wären nicht genug gewesen, um die lange Heimreise zu überleben. Die Flotte wäre zerfallen und Schiff für Schiff gestorben.« Sie verzog den Mund, dann lächelte sie wieder. »Das haben Sie verhindert.«

Geary zuckte mit den Schultern und vermied es, eine direkte Antwort auf ihre Bemerkung zu geben. »Sie sagten, Sie hätten etwas für mich.«

»Ja. Es ist eine Nachricht für Sie von Commander Cresida von der Furious eingegangen.«

Verwundert sah er sie an. »Wurde die kurz vor dem Sprung übertragen?«

»Nein. Die Möglichkeit, im Sprungraum Nachrichten zu übermitteln, wurde schon vor einer Weile entwickelt. Datenströme mit hohen Übertragungsraten lassen sich zwar nicht senden, aber wir können einfache Mitteilungen durchleiten.«

»Oh.« Einen Moment grübelte er über das »schon vor einer Weile«

nach, bis ihm wieder einfiel, wodurch die Frage überhaupt erst auf-geworfen worden war. »Was will Commander Cresida?« Desjani gab ihm ein Notepad, und er überflog den kurzen Text. »Sie bietet ihren Abschied an?«

Desjani schüttelte als Antwort darauf den Kopf. »Ich habe die Nachricht nicht gelesen, Captain Geary. Sie war an Sie persönlich gerichtet.«

»Oh.« Ich sollte wohl besser mal was anderes sagen. »Nun, jedenfalls macht sie das. Sie bietet wegen der Repulse ihren Abschied an.« Als er den Namen des Schiffs aussprach, traf ihn die Erinnerung an das Ende der Repulse wie ein Fausthieb in den Magen.

»Aber Ihr Befehl lautete…«

»Der Captain der Repulse meldete sich freiwillig«, erklärte Geary mit tonloser Stimme. »Nein. Es geht darum, dass der von ihr entwi-ckelte Plan das Opfer eines weiteren Schiffs erforderlich machte, damit die Titan den Sprung durchführen konnte.« Er sank in seinem Sessel zusammen, betrachtete das Notepad und fragte sich, ob er wieder eine Dosis seiner Medikamente benötigte. Oder war das nur die Reaktion auf den Stress, den ihm der Gedanke bereitete, was falsch gelaufen war und welchen Preis sie dafür hatten zahlen müssen? Sie hat es versucht. Während alle anderen einfach dasaßen und ihre eigene Beerdigung planten, bot sich Cresida an, eine Lösung für ihre Situation zu finden. Ich glaube, Michael Geary konnte sie gut leiden. Und ich habe ihren Plan abgesegnet. Ich. Niemand sonst. »Meiner Meinung nach gab es keinen anderen Weg, um die Titan zu retten. Nicht unter den Umständen, unter denen sie den Plan ausarbeiten musste.« Desjani sah ihn nur an und sagte nichts. »Kann ich meine Antwort hier hin-schreiben?«

»Ja. Je kürzer, umso besser.«

Geary griff nach dem Stylus und schrieb: An Commander Cresida, ASN Furious. Bitte abgelehnt. Sie genießen weiter mein volles Vertrauen.

Hochachtungsvoll, John Geary, Captain, ASN.

Dann gab er ihr das Notepad zurück und bemerkte ihren fragenden Blick. Geary gab ihr zu verstehen, dass sie seine Antwort lesen sollte. Sie tat es, nickte und lächelte flüchtig. »Genau das, was ich auch von Ihnen erwartet hatte, Sir.«

Er betrachtete sie und verspürte innerlich eine immense Leere. Alles, was ich mache, legen sie so aus, dass sie das von Black Jack Geary nicht anders erwartet haben. Oder von jemandem, der sogar noch besser ist als der legendäre Black Jack Geary! Die Vorfahren mögen mir beistehen!

Warum können sie mich nicht einfach so akzeptieren, wie ich wirklich bin?

Andererseits… wie gut kenne ich sie schon?

Wieder musterte er Captain Desjani und versuchte, sie so unvor-eingenommen anzusehen, als würde er ihr in diesem Moment zum ersten Mal begegnen. »Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?«

»Tanya.« Sie lächelte wieder flüchtig.

»Ich glaube, ich habe noch nie eine Tanya gekannt.«

»Der Name war eine Zeit lang sehr beliebt. Sie wissen ja, wie das läuft. Es gibt viele Frauen meiner Generation, die Tanya heißen.«

»Ja, ich weiß. Namen kommen und gehen. Woher stammen Sie?«

»Kosatka.«

»Tatsächlich? Da war ich mal.«

Sie sah ihn ungläubig an. »Im System oder auf dem Planeten?«

»Auf dem Planeten.« Die Erinnerungen stolperten los und lösten ein zufriedenes Strahlen auf seiner Miene aus. »Ich war damals noch Junioroffizier. Mein Schiff wurde als Teil einer offiziellen Allianz-Abordnung für eine königliche Hochzeit dorthin geschickt. Irgendeine richtig große Sache. Der ganze Planet war aus dem Häuschen, und die Leute überschlugen sich förmlich vor Freundlichkeit. Mir sind noch nie so viele Getränke und Mahlzeiten spendiert worden.«

Geary lächelte sie an, dann sah er, dass sie nicht wusste, wovon er redete. »Ich nehme an, es war keine historische Hochzeit.«

»Ähm… vermutlich nicht.« Höflich entgegnete sie. »Auf Kosatka genießt die königliche Familie längst nicht mehr das gleiche Ansehen wie früher.«

Geary nickte und versuchte, sein Lächeln zu wahren. »Was gestern noch ein unvergessliches Ereignis war, ist wohl schnell in Vergessenheit geraten.«

»Aber ich bin mir nicht sicher, ob sich noch jemand daran erinnern kann, dass Sie auf Kosatka waren. Das ist schon etwas Besonderes.

Hat es Ihnen gefallen?«

Sein Lächeln nahm wieder einen ehrlichen Zug an. »Ja. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich mich noch an irgendwelche atembe-raubenden Landschaften erinnere, aber es war ein angenehmer Ort, an dem man sich willkommen fühlte. Ein paar Kameraden aus meiner Crew spielten mit dem Gedanken, sich dort niederzulassen, wenn sie erst einmal pensioniert waren.« Er zwang sich zu einem Lacher. »Möchte wetten, dass sich das inzwischen auch geändert hat.«

»Nicht so sehr. Ich war lange nicht mehr dort, aber ich habe Kosatka genauso in Erinnerung wie Sie.«

»Kein Wunder, es ist ja auch Ihre Heimatwelt.« Einen Moment lang saßen sie beide schweigend da, dann seufzte Geary schwer.

»Und wie sieht es zu Hause aus?«

»Sir?«

»Zu Hause. In der Allianz. Wie sieht es dort aus?«

»Es ist… es ist immer noch die Allianz.« Sie schüttelte den Kopf und wirkte mit einem Mal älter und erschöpfter. »Der Krieg dauert bereits sehr lange. So viel muss ins Militär gesteckt werden, um neue Schiffe und neue Verteidigungsanlagen zu bauen, um neue Bo-dentruppen aufzustellen. Zusammengenommen sind unsere Welten sehr wohlhabend, doch das Geld fließt unablässig in die Rüstung.«