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Während er sich zum Gehen wandte, rief der Chief ihm zu: »Sie werden stolz darauf sein, unser Commander zu sein, Black Jack!«

Meine Vorfahren mögen mir beistehen! Aber Geary drehte sich um, und als die Crews verstummten, erwiderte er: »Ich bin schon jetzt stolz auf Sie.«

Wieder brachen sie in Jubel aus, doch diesmal machte es ihm nichts aus, weil er nur die Wahrheit ausgesprochen hatte.

Er musste von Captain Desjani begleitet werden, als er sich den Hypernet-Schlüssel ansehen wollte, der in einem abgeschotteten Bereich untergebracht war. Er war gut halb so groß wie ein Frachtcon-tainer und nahm fast allen Raum in dem Abteil ein, in dem er stand.

Geary ging um ihn herum und betrachtete die Stromleitungen sowie die diversen anderen Kabel, die ins Innere führten. Lange Zeit sah er sich das Gerät an und wunderte sich, wie etwas so gewöhnlich aussehen und dabei so wichtig sein konnte.

»Captain Geary.« Das einzig Gute an der Miene von Co-Präsidentin Victoria Rione war, dass die nicht ganz so frostig war wie ihr Tonfall.

»Madam Co-Präsidentin.« Geary ging einen Schritt zurück, um sie in seine Kabine eintreten zu lassen. Er versuchte, sich nicht zu sehr an seine Medikamente zu gewöhnen, und bislang hatte er noch nicht zu ihnen gegriffen. Deshalb fühlte er sich jetzt aber noch elender als gewöhnlich und war nicht in der Stimmung, Besucher zu empfangen. Doch angesichts der Tatsache, dass ihr einige der Schiffe in der Flotte unterstanden, konnte er Rione nicht einfach wegschi-cken. »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?«

Offensichtlich war es ihm nicht gelungen, sich den ironischen Unterton ganz zu verkneifen, denn Riones Gesichtsausdruck wurde prompt noch etwas abweisender. Dennoch trat sie ein, und nachdem Geary die Tür geschlossen hatte, musterte sie ihn schweigend.

Wenn sie mich aus der Fassung bringen will, dann ist sie auf dem besten Weg dahin. Er versuchte, sich über ihre Art nicht zu ärgern, da sein Gefühl ihm sagte, dass sie ihre Widersacher gern auf diese Weise zu Reaktionen herausforderte, die sie anschließend bereuten. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?«

»Nein.« Sie drehte sich weg und ging drei Schritte, die sie zum gegenüberliegenden Schott führten, wo sie stehen blieb und scheinbar fasziniert das dort hängende Bild betrachtete. Es gehörte zum Vermächtnis von Admiral Bloch und zeigte eine atemberaubende Sternenlandschaft, wie man sie in der Kabine eines Navy-Offiziers einfach erwartete. Sie verbrachte gut und gerne zwei Minuten vor dem Bild, dann wandte sie sich abermals Geary zu. »Mögen Sie Sternen-landschaften, Captain Geary?«

Small Talk. Das hatte er von ihr nicht erwartet, und es ließ ihn nur noch vorsichtiger werden. »Nicht so besonders.«

»Sie können das ändern. Sie können hier jedes Bild aufhängen, das im Bildarchiv des Schiffs enthalten ist.«

»Ich weiß.« Er würde ihr nicht sagen, dass er sich nicht dazu durchringen konnte, das Bild zu ersetzen, weil es an Admiral Blochs vormalige Anwesenheit in diesen Räumlichkeiten erinnerte.

Sekundenlang betrachtete Rione ihn, ehe sie weiterredete. »Welche Absichten verfolgen Sie, Captain?«

Ich verfolge ausschließlich ehrbare Absichten, Ma’am. Dieser widersin-nige Gedanke ging ihm so unerwartet durch den Kopf, dass er einen leichten Hustenanfall vortäuschen musste, damit er nicht zu lachen begann. »Verzeihen Sie. Madam Co-Präsidentin, wie wir bereits be-sprochen haben, beabsichtige ich, diese Flotte nach Hause zu bringen.«

»Weichen Sie nicht meiner Frage aus, Captain. Wir sind auf dem Weg ins Corvus-System. Ich möchte wissen, was Sie als Nächstes zu tun gedenken.«

Wenn ich das mit Sicherheit sagen könnte, würde ich’s Ihnen verraten.

Aber vielleicht war Riones Besuch gar nicht so schlecht. Sie gehörte zu den wenigen Leuten an Bord, die nicht den Weltraum verehrten, durch den er reiste. Und sie hatte bereits zu verstehen gegeben, dass sie nicht zögern würde, ihre Meinung zu sagen. Außerdem war er nach ihrer letzten Unterhaltung der Ansicht, dass er es mit einem klugen Kopf zu tun hatte. Zugegeben, sie machte auch keinen Hehl aus ihrer Antipathie ihm gegenüber, doch im Gegensatz zu der Feindseligkeit, die ihm von Captain Numos und Captain Faresa ent-gegenschlug, schien die Co-Präsidentin der Republik immer noch ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand zu besitzen.

»Das würde ich gerne mit Ihnen besprechen.«

»Tatsächlich?« Tonfall und Gesichtsausdruck machten deutlich, mit welcher Skepsis sie seine Bemerkung aufnahm.

»Ja, allerdings möchte ich Sie darum bitten, dass Sie unsere Unterhaltung vertraulich behandeln. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.«

»Selbstverständlich.«

Geary machte einen Schritt auf den Tisch zu und tippte präzise auf die immer noch ungewohnten Kontrollen, mit denen er eine Anzeige aufrufen konnte. Über der Tischplatte leuchteten ein paar Sterne auf, die aber gleich wieder erloschen. Mit einem stummen Fluch unternahm er einen zweiten Anlauf, und diesmal blieb das Bild stabil.

»Wir haben verschiedene Möglichkeiten.«

»Möglichkeiten.«

»Ja.« Wenn sie in Ein-Wort-Sätzen redet, kann ich das auch machen.

Vorsichtig tippte er auf eine andere Taste, und die Sterne wurden durch eine Ansicht der Flotte ersetzt, wie ein gottgleicher Beobachter sie in diesem Moment sehen würde. »Wir werden wahrscheinlich einen gewissen Vorsprung vor den Syndiks haben, bevor die nach uns im Corvus-System den Sprung verlassen. Zumindest ein paar Stunden.«

Rione machte eine ernste Miene und stellte sich so dicht neben ihn, dass ihr Arm beinahe seinen berührte. Dabei reagierte sie aber so wenig auf seine Gegenwart als würde sie neben einem Schott stehen. »Die Syndik-Flotte war dicht hinter uns, als wir in den Sprung wechselten. Zweifellos werden sie genauso dicht hinter uns sein, wenn wir im Corvus-System eintreffen.«

»Das glaube ich nicht.« Er deutete auf die Anzeige. »Wir werden exakt so aufgestellt sein, wenn wir den Sprung verlassen. Das ist eine brauchbare Formation. Wichtiger ist aber, dass wir im rückwärtigen Teil unserer Formation über sehr viel schwere Feuerkraft verfügen.«

»Schwerer als die Syndiks?«

Sarkasmus passte eindeutig nicht zu Co-Präsidentin Riones Stärke, fand Geary. »Stellenweise ja. Als wir in den Sprung wechselten, waren die Syndiks darauf konzentriert, einige unserer großen Schiffe lange genug aufzuhalten, bis sie sie mit ihren eigenen schweren Kreuzern eingeholt hatten. Doch sobald sie am anderen Ende den Sprung verlassen, wendet sich ihre lang gestreckte Formation gegen sie, weil all ihre leichten Schiffe sich vorne befinden und unseren Schiffen sozusagen in die Arme fliegen. Dann können wir unsere langsamen Schiffe vorausschicken, während unsere stärkste Feuerkraft am Sprungpunkt zurückbleibt und die Verfolger empfängt.« Er hielt kurz inne, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, die sind uns nicht sofort gefolgt. Sie brauchen erst einmal Zeit, um ihre Streitkräfte neu zu ordnen. In der breiten Formation, in der sie vorgerückt sind, können sie nicht zum Sprung ansetzen, weil die äußeren Schiffe sich abseits des Sprungpunkts befinden. Sie werden die Jäger und die anderen leichten Einheiten zurückholen, dann die schweren Schiffe in Position bringen und dann…«

Sie zog eine Augenbraue hoch. »Dann?«

»Das ist die große Frage.« Er sah sie an und überlegte, ob er Riones Einschätzungen der Situation vertrauen konnte. Ob oder ob nicht, ist egal, aber sie könnte an etwas denken, was mir entgangen ist. »Ich würde gern Ihre Meinung hören.«

Rione machte auch jetzt keinen Hehl aus ihrer Skepsis. »Meine Meinung?«

»Ja, Ihre Meinung, was die als Nächstes machen werden.«

»Dann lassen Sie mich zunächst eines sagen: Schätzen Sie Ihre Kräfte nicht falsch ein, Captain Geary.«