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Er stutzte und spürte die Schwäche, die seinen Körper im Griff hatte und die er genauso hasste wie Riones offensichtliche Anspielung darauf. »Was genau soll das bedeuten? Ich bin körperlich in der Lage zu…«

»Nein, ich rede nicht von Ihren körperlichen Kräften, sondern von denen dieser Flotte.« Mit einer Hand machte sie eine wegwerfende Geste, die auf die Darstellung der Allianz-Flotte gerichtet war. »Das da ist nur das äußere Bild. Das sagt nichts darüber aus, wie es im Inneren aussieht.«

»Wollen Sie sagen, ich kann meinen Informationen nicht trauen?«

»Die Informationen über die Flotte sind soweit zutreffend.« Ihre nächste Geste ließ ihre Frustration erkennen. »Ich weiß nicht das richtige Wort, um dieses Problem zu bezeichnen. Diese Flotte ist wie ein Stück Metall, das sehr stabil aussieht. Aber wenn man drauf-schlägt, dann zerbricht es sehr leicht. Verstehen Sie?«

Ja, das tat er. »Spröde. Sie wollen sagen, dass die Flotte spröde ist.

Sie sieht stark aus, doch sie kann allzu leicht zerschlagen werden.

Richtig?«

Rione schien überrascht zu sein. »Das ist genau das, was ich gemeint habe.«

»Aber es ist nicht das Material, das spröde ist. Kein Problem, das die Schiffe oder die Waffen betrifft.«

»Ich bin mir sicher, Sie wissen, dass ich das nicht meine.«

Und ich bin mir sicher, dass das noch längst nicht alles ist, was Sie angeht, Co-Präsidentin Rione. »Ich weiß Ihre Bewertung zu schätzen.«

»Meine Bewertung scheint Ihnen aber nichts auszumachen. Ehrlich gesagt hatte ich damit gerechnet, Sie würden verärgert reagieren.«

Geary präsentierte ihr ein offensichtlich aufgesetztes Lächeln. »Ich überrasche Leute eben gern.« Was auch der Grund ist, warum ich Ihnen nicht verrate, dass ich nicht die Absicht habe, diese Flotte in ihrem spröden Zustand zu belassen. Metall kann neu geschmiedet und gehärtet werden, und das gilt auch für diese Flotte. Jedenfalls hoffe ich das. Ob es mir oder irgendwem sonst unter diesen Bedingungen gelingen kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt. »Ich habe versucht, diese… diese Flotte besser kennenzulernen.« Fast hätte er »diese Leute« gesagt, sich dann jedoch gerade noch zurückgehalten. »Es ist eine gute Flotte, aber wie man mir vor Kurzem sagte« – vor etwas weniger als einer Woche –, »ist sie müde.«

»Das ist nicht die Art von Müdigkeit, die man mit genügend Schlaf bekämpfen kann, Captain Geary.«

»Das weiß ich, Madam Co-Präsidentin.«

»Wenn Sie diese Schiffe in ein schweres Gefecht schicken, auch unter den von Ihnen beschriebenen Bedingungen, dann könnten sie Sie im Stich lassen.«

Geary senkte den Blick und biss sich auf die Lippe. Genau das be-fürchte ich auch, aber ich weiß nicht, was sie anderen über dieses Gespräch weitersagen wird. »Gegenwärtig beabsichtige ich keine massive Konfrontation mit dem Feind.«

»Das ist keine Aussage, die mich beruhigen kann. Es ist für die Allianz genauso wichtig wie für die Callas-Republik und die Rift-Föderation, dass diese Schiffe ins Territorium der Allianz zurückkehren!«

»Ich weiß, Madam Co-Präsidentin.«

»Wir müssen verhindern, dass wir noch weitere Schiffe verlieren.«

Geary warf ihr einen wütenden Blick zu. »Madam Co-Präsidentin, auch wenn Sie das vielleicht glauben, zählt es nicht zu meinen An-gewohnheiten, mit Schiffen und Menschenleben um mich zu werfen, als wären sie für mich ohne Wert.« Sie kniff bei seinen Worten die Augen zusammen, hielt aber den Mund. »Ich strebe keine Auseinandersetzung mit der Syndik-Flotte an. Ich habe keine Ahnung, ob die Syndiks in der Lage sein werden, uns zu einer solchen Auseinandersetzung zu zwingen. Dennoch werde ich alles unternehmen, damit wir die besseren Erfolgsaussichten haben, ganz gleich, was passiert.«

Rione schwieg noch einige Sekunden lang, ehe sie antwortete:

»Das klingt nicht gerade nach einem Versprechen, Captain Geary.«

»Ich gebe auch keine Versprechen, die ich nicht halten kann. Ich habe keine Kontrolle über das, was die Syndiks machen, und ich weiß auch nicht, in welche Situationen wir geraten können. Ihnen sind doch sicherlich militärische Notwendigkeiten geläufig genug, um zu wissen, dass man manchmal Einheiten riskieren muss.«

»Einheiten wie die Repulse

Er warf ihr erneut einen wütenden Blick zu, dann antwortete er mit heiserer Stimme: »Ja.«

Anstatt weiterzureden, musterte Rione ihn eine Zeit lang. »Na gut, Captain Geary. Ich muss hinzufügen, dass ich mit Blick auf die Repulse nachlässig gewesen bin.« Sie neigte den Kopf ein wenig. »Darf ich Ihnen zum Verlust Ihres Angehörigen mein persönliches Beileid aussprechen? Außerdem im Namen der Callas-Republik wie auch in meiner Funktion als deren Repräsentantin. Und ich möchte Ihnen für das Opfer danken, das Ihre Familie gebracht hat.«

Er sah zu Boden, sammelte sich und nickte. »Vielen Dank, Madam Co-Präsidentin. Ich wusste nicht, dass Ihnen meine Verwandtschaft mit dem Commander der Repulse bekannt ist.« Seine Stimme klang belegt, doch dagegen konnte er nichts tun.

»Ja, ich hätte Ihnen bereits früher mein Beileid aussprechen sollen.

Ich bitte um Verzeihung.«

»Ist schon gut.« Er straffte die Schultern und atmete tief durch. »Es wurden viele Opfer gebracht.« Rione machte noch immer keinen freundlichen Eindruck, aber sie wirkte nicht mehr ganz so unterkühlt. Auf keinen Fall wollte er jetzt über die Toten reden, also wechselte er das Thema und störte sich nicht daran, wie offensichtlich das wirken mochte. »Wie ich bereits sagte, weiß ich Ihre Beurteilung zu schätzen.« Er wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf die Kontrolle für das Display in seinem Tisch und rief erneut die Darstellung der Sternensysteme auf. »Wir verlassen hier den Sprung, hier im Corvus-System. Wir fliegen durch und stocken unsere Vorräte in der Zeit auf, die uns bleibt.«

Er zeigte auf den Punkt, wo sie den Sprung verlassen würden, dann deutete er auf eine andere Stelle. »Das da ist der Sprungpunkt, um Corvus zu verlassen. Von dort haben wir drei Ziele zur Auswahl.« Er ließ einen der Sterne kräftiger hervortreten. »Yuon ist eine Möglichkeit, und von dort sind wir einer direkten Route zurück ins Gebiet der Allianz ziemlich nahe.« Der nächste Stern. »Voss bringt uns ein Stück zurück in die andere Richtung, also tiefer ins Syndik-Territorium.« Und der dritte. »Kaliban. Der führt uns am Syndik-Gebiet entlang, bietet aber die Auswahl, zu weiteren vier Sternen springen zu können.« Er hielt inne. »Angenommen, Sie wären ein Syndik-Commander, Co-Präsidentin Rione, wohin würde Ihrer Meinung nach unser nächster Sprung führen?«

»Yuon«, antwortete sie ohne zu zögern.

»Weil?«

»Weil wir auf der Flucht sind, Captain Geary. Die Flotte rennt um ihr Leben. Und Yuon stellt den schnellsten Weg nach Hause dar. Jedenfalls relativ schnell, wenn man das Hypernet außer Acht lässt.

Aber immer noch schneller als die anderen Alternativen.«

Er betrachtete das Display und rieb sich das Kinn. »Wäre das nicht der allzu offensichtliche Weg? Zu offensichtlich, als dass die Syndik-Flotte den Sprung dorthin unternimmt und auf uns wartet?«

»Ich wiederhole, unsere Flotte ist aus dem Heimatsystem der Syndiks geflohen. Wir befinden uns in feindlichem Gebiet. Die Flucht ist unsere einzige vernünftige Alternative.«

»Ja, ich stimme Ihnen zu, dass wir fliehen müssen. Und wir müssen vermeiden, dass man uns zu fassen bekommt, also dürfen wir nicht die offensichtliche Route nehmen.«

»Theoretisch nicht. Aber wir müssen bedenken, in welcher Verfassung sich die Flotte befindet. Die Syndiks werden wissen, dass Sie nach Yuon fliegen wollen, Captain Geary.«

Geary grinste sie an. »Aber dorthin will ich gar nicht, Madam Co-Präsidentin.«