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»Ich weiß nicht.« Er starrte vor sich hin, seine Gedanken begannen abzuschweifen. »Es gibt da jemanden, nach dem ich auf der Dreadnought suchen muss, wo immer sich dieses Schiff befinden mag.«

Rione war sichtlich überrascht. »Sie kennen jemanden auf einem Schiff im Allianz-Gebiet?«

»Eigentlich nicht. Ich muss ihr eine Nachricht überbringen, weil mich jemand darum gebeten hat.« Geary dachte eine Weile darüber nach, während Rione abwartend dastand. »Danach reise ich vielleicht nach Kosatka.«

»Kosatka?«

»Da hat es mir mal gut gefallen, und ich habe gehört, dass es dort immer noch schön ist.«

»Kosatka«, wiederholte Rione. »Ich glaube, Kosatka ist nicht Ihre Bestimmung, Captain Geary.«

»Sind Sie etwa auch noch Wahrsagerin, nicht nur Gedankenlese-rin?«

»Ich lese nur in den Menschen, nicht in ihren Gedanken, Captain.«

Co-Präsidentin Rione kehrte zur Luke zurück und blieb dort kurz stehen. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Und danke für Ihr Vertrauen.«

»Gern geschehen.« Er erhob sich halb aus seinem Sessel, als sie rausging, dann sackte er müde in sich zusammen und fragte sich, warum sein Magen sich so verkrampfte.

»Kaliban?« Captain Desjani sah Geary an. »Aber der Heimweg führt über Yuon.«

»Captain, die Syndiks wissen, dass Sie so denken. Die werden dort sein.«

»Aber nicht zahlreich genug, um…«

»Woher wollen Sie das wissen?« Geary wurde bewusst, dass er sie angeherrscht hatte, und zügelte sein Temperament. »Sie haben es mir selbst gesagt. Die Syndik-Schiffe können von ihrem Heimatsystem über das Hypernet nach… äh… nach Zaqi reisen und von dort den Sprung nach Corvus unternehmen, wo sie sogar noch vor uns eintreffen. Sie durchqueren das System und springen nach Yuon.

Ihre ganze verdammte Flotte könnte uns dort erwarten, natürlich abzüglich der Schiffe, die uns verfolgen, nach uns den Sprung verlassen und uns in den Rücken fallen würden.«

»Aber Yuon…« Desjani ließ den Einwand unvollendet.

Geary sah ihr die Verzweiflung und Erschöpfung an und schämte sich für seinen gegen sie gerichteten Zorn. »Tut mir leid, Tanya. Ich weiß, wie sehr Sie heimreisen möchten. Ich möchte auch, dass wir nach Hause kommen.«

»Die Allianz benötigt diese Flotte. Sie braucht die Dauntless und das, was sich an Bord befindet. Je eher, umso besser.«

»Die Syndiks warten bei Yuon auf uns, Tanya. Wenn wir diesen Weg nehmen, schaffen wir es nicht bis nach Hause.«

Schließlich nickte sie. »Die durchschauen uns zu gründlich, nicht wahr?« Als Geary nicht sofort antwortete, fuhr Desjani fort: »Den Syndiks war klar, dass wir den Köder schlucken und in ihr Heimatsystem eindringen würden, und jetzt wissen sie, wir wollen über Yuon nach Hause reisen.«

»Ich fürchte ja.«

»Aber Sie sehen es klarer als ich. Sie wissen, wir müssen eine längere Route nehmen.«

Geary verkniff sich ein aufgebrachtes Aufstöhnen. Vielleicht verspüre ich im Gegensatz zu den anderen nur nicht diesen sehnlichen Wunsch, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. »Ich werde alle Schiffe von unserem geplanten Ziel in Kenntnis setzen, bevor wir den Sprung…«

»Captain!«

»Was?«

Desjani nahm eine förmliche Haltung ein. »Sir, Sie müssen die Schiffskommandanten von dieser Entscheidung persönlich unter-richten.«

Er versuchte, seine plötzlich aufwallende Wut zu unterdrücken.

»Mir wurde gesagt, wenn wir eine Nachricht wegen des Sprungs übermitteln, dann haben die Syndiks keine Chance, sie abzufangen.

Außerdem habe ich nicht vor, darüber abstimmen zu lassen.«

»Ich sage nicht, dass es eine Abstimmung geben soll, Captain.

Aber Sie müssen es ihnen persönlich sagen.« Sein Gesicht musste ihr verraten haben, was er fühlte. »Ich weiß, so ist das früher nicht gelaufen. Heute dagegen schon.« Wieder ließ sie eine Pause folgen.

»Sir, Sie müssen persönlich führen! Sie können das nicht erledigen, indem Sie eine Textnachricht senden.«

Das Letzte, was er wollte, war eine weitere Konfrontation mit all diesen Offizieren, von denen zwar einige wie Captain Desjani voller Eifer an ihn glaubten, aber andere ihn für ein Fossil hielten, das aus dem Weg geräumt werden musste. »Tanya, wir werden vermutlich jede Sekunde alle Hände voll zu tun haben, wenn diese Flotte das Corvus-System erreicht hat. Selbst wenn die Syndiks keine Schiffe ins System springen lassen, die uns sofort im Nacken hängen, werden sie früher oder später doch da auftauchen. Wir wissen nicht, welche Verteidigungsanlagen die Syndiks bei Corvus installiert haben. Wir müssen entscheiden, welche Anlagen wir plündern wollen und wie wir uns bei einer möglichen Gegenwehr verhalten sollen…« Desjani schaute ihn beharrlich an. Gib’s zu, du weißt, Desjani hat recht. Ich musste sie auch persönlich davon überzeugen, nicht nach Yuon zu springen. Wenn sie sich jetzt nicht von meinen Argumenten überzeugen lassen will, dann liegt es daran, dass sie weiß, ich muss diesen Kommandanten in Person mitteilen, sie sollen nach Kaliban fliegen.

Gut zu wissen, dass Desjani nicht klein beigibt, wenn sie trotz ihrer Verehrung und Bewunderung für mich der Ansicht ist, dass ich mich im Irr-tum befinde.

Schließlich nickte er, machte jedoch aus seinem Widerwillen keinen Hehl. »Okay, Tanya. Sie haben gewonnen. Sobald wir nach dem Sprung Gewissheit haben, dass die Syndiks uns nicht dicht auf den Fersen sind, werde ich eine Konferenz einberufen und jedem persönlich mitteilen, dass wir nicht nach Yuon, sondern nach Kaliban springen werden.« Sie erwiderte nichts. »Okay, ich werde ihnen auch den Grund erklären.«

»Danke, Captain. Ich hoffe, Sie verstehen…«

»Ja, das tue ich. Und ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir Ihre Empfehlung erklärt haben.«

»Was bei Corvus auf uns wartet, kann nicht zu gefährlich sein, Captain Geary. Dort werden sie noch gar nicht wissen, wie die Schlacht im Heimatsystem ausgegangen ist.«

»Ja.« Vielleicht können wir das irgendwie zu unserem Vorteil nutzen.

»Aber Corvus liegt so nahe bei der Syndik-Heimatwelt, dass das System sich als harte Nuss erweisen könnte.«

Desjani machte eine wegwerfende Geste. »Es ist kein Teil des Syndik-Hypernets.«

Geary ließ sich ihre Bemerkung durch den Kopf gehen. »Das muss mehr bedeuten, als mir bewusst ist. Erklären Sie mir das bitte.«

Nach einem überraschten Blick begann sie zu reden: »Ich war davon ausgegangen, dass es Ihnen bekannt ist, aber woher? Das Hypernet erlaubt es einem, sich sehr schnell von einem Punkt zum anderen zu bewegen, ganz egal, wo man ist und wohin man will. Man muss keine anderen Systeme durchqueren, um ans Ziel zu gelangen.«

»Oh.« Verdammt, jetzt habe ich das schon wieder gesagt. »Mit dem Sprungantrieb muss man durch die in Reichweite befindlichen Systeme springen, um am Ende dort anzukommen, wo man eigentlich hin will.«

»Richtig«, bestätigte sie. »Sehr viele Systeme waren nur deshalb wichtig, weil man sie durchqueren musste, um woanders hinzu-springen. Es gab dort keine bestimmten Ressourcen oder Ähnliches.

Sobald aber das Hypernet eingerichtet war, hat sich dieser Transit-verkehr von selbst erledigt.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass die übergangenen Systeme davon einen Nutzen haben«, meinte Geary.

»Haben sie auch nicht. Die einzigen Gründe, ein System aufzusuchen, sind entweder ein persönlicher Anlass oder aber es gibt dort etwas Besonderes. Wenn es allerdings etwas Besonderes dort gibt, wird das System auch ans Hypernet angeschlossen.«

Vor seinem geistigen Auge entstand das Bild eines Baumes, dessen zahlreiche Äste verkümmerten, während der Stamm immer kräftiger wurde. »Was ist aus ihnen geworden?«