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»Sie nähern sich dem Planeten«, meldete Desjani und verzog den Mund, als hätte sie auf etwas Übelschmeckendes gebissen. »Die Or-bitalverteidigung der Syndiks hat ein paar von ihnen abgeschossen.«

»Verdammt.«

»Zweifellos gehen sie davon aus, dass unsere Behauptung, wir hätten die Kapseln nicht als Waffen gegen sie gerichtet, eine Lüge ist. Lieber bringen sie ihre eigenen Leute um, anstatt zu riskieren, dass wir ihnen eine Falle stellen. Sie wissen, wie die sind.«

»Ja, ich weiß.« Geary schüttelte den Kopf. »Aber ich musste es versuchen.«

Desjani zuckte mit den Schultern. »Die Syndik-Verteidigung war gezwungen, sich in erster Linie auf die Abwehr der Handelsschiffe zu konzentrieren. Daher können wir davon ausgehen, dass etwa die Hälfte von ihnen unversehrt landen wird.«

»Danke. Sobald sie gelandet sind, wird die Bevölkerung herausfinden, dass wir die Wahrheit gesagt haben.«

»Vermutlich werden sie sich schuldig fühlen, weil sie die Syndiks in den übrigen Kapseln getötet haben«, erklärte Desjani, klang aber nicht allzu überzeugt von ihren Worten.

»Vermutlich ja.« Geary beugte sich vor und betrachtete die Bilder, die auf dem Display vor seinem Platz angezeigt wurden. »Nicht mehr lange bis zur Kollision.«

»Richtig.« Nun hörte Desjani sich erfreut an. »Orbitaleinrichtun-gen befinden sich immer auf dem Präsentierteller.«

Auch wenn es ihn missmutig stimmte, weil einige der Rettungskapseln zerstört und ihre Besatzungen getötet worden waren, entlockte ihre Feststellung Geary beinahe ein Lächeln. Das Militär erbrachte ein ums andere Mal den Beweis, dass stationäre Objekte im Orbit gegen mobile Angreifer keine Chance hatten, und doch ließen Zivilregierungen nach wie vor orbitale Festungen bauen. »Das gibt der jeweiligen Planetenbevölkerung ein Gefühl von Sicherheit. Wenigstens hat man uns das erzählt, als ich mich das letzte Mal im Allianz-Gebiet aufhielt. Ich weiß nicht, ob das Argument heute immer noch das Gleiche ist.«

»Das ist es. Die Regierungen haben nach wie vor nichts dazuge-lernt. Vielleicht sollten wir ihnen von dem Vorgang hier ein Video schicken«, schlug Desjani ironisch vor.

Geary konzentrierte sich wieder auf das Display, wo eine stark vergrößerte Ansicht des Gebiets nahe der bewohnten Welt mit Sym-bolen übersät war, die die verschiedenen Objekte identifizierten. Allen Bemühungen der Syndiks zum Trotz befanden sich noch immer etliche Handelsschiffe auf Kollisionskurs zu den beiden Orbitalein-richtungen. Er war in gewisser Weise besorgt, der Planet könnte un-gewollt getroffen werden, aber die Schiffe waren von dort zur Allianz-Flotte geschickt worden, und nun kehrten sie dorthin zurück.

Aus diesem Winkel kommend teilten sich die Schiffe tatsächlich auf, um Ziele auf jeder Seite des Planeten zu treffen. Keines von ihnen flog jedoch in einem spitzen Winkel auf die Welt zu, sodass sie von der Atmosphäre abprallen sollten.

Er sah auf die Uhrzeit und die Entfernung und musste sich vor Augen halten, dass diese Ereignisse sich bereits vor rund eineinhalb Stunden abgespielt hatten. Aber die Bilder wirkten so direkt und unmittelbar, da vergaß man leicht, wie lange das Licht gebraucht hatte, um die Allianz-Flotte zu erreichen.

»Zehn Minuten bis zur Sichtung des ersten Einschlags«, meldete der Waffen-Wachhabende.

Kleine Lichtblitze zuckten nahe den hellsten Punkten auf, die die Handelsschiffe verkörperten. Da dies das Einzige war, was Geary sehen konnte, wählte er eine der beiden Orbitalstationen aus und vergrößerte den Ausschnitt immer weiter, bis aus einem der Licht-punkte ein richtiges Abbild des Schiffs wurde. Einen Augenblick später wurde das Schiff größer und größer, und Geary überprüfte seine Kontrollen, ob er das Bild nicht noch immer heranzoomte.

Das war aber nicht der Fall. »Das Handelsschiff, das die Orbitaleinrichtung Alpha zum Ziel hatte, wurde zerstört«, verkündete der Waffen-Wachhabende. Das Schiff wurde ständig größer, weil die Hülle zerrissen worden war und sich alles, was eben noch Bestandteil des Schiffs oder Frachtgut gewesen war, nun in alle Richtungen auszubreiten begann. Sein Schwung trug das Wrack jedoch weiter auf das Ziel zu, obwohl der Antrieb längst ausgefallen war.

Etwas in der Art von Höllenspeeren wurde von der Syndik-Basis abgefeuert und traf das Wrack, ohne es jedoch weit genug ablenken zu können. Noch während das Feuer der Syndiks auf die Überreste des ersten Schiffs zielte, erreichte das zweite mit noch höherer Geschwindigkeit die Trümmer. Geary spürte, wie er die Kiefer zusam-menpresste, als er sah, wie der Beschuss auf das noch unversehrte Schiff gerichtet wurde, auch wenn ihm der Sinn dieser Aktion nicht deutlich war. Die Anlage war ganz offensichtlich dem Untergang geweiht. Er konnte nur hoffen, dass es sich um automatische Verteidigungsanlagen handelte und kein Personal zurückgelassen worden war, um bei dem sinnlosen Versuch, die Station zu retten, das Leben zu verlieren.

Minuten später rammte das zweite Schiff einen Teil der Syndik-Station und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Während Trümmer in alle Richtungen geschleudert wurden, prallten die Überreste des schwer demolierten Schiffs von der Orbitalstation ab und flogen in eine andere Richtung weiter.

Gleich dahinter befand sich die Trümmerwolke des ersten Handelsschiffs, die als Nächstes auf die Orbitaleinrichtung niederpras-selte. Gegen seinen Willen von dem Schauspiel fasziniert, beobachtete Geary, wie die Basis sich unter dem Aufprall von Hunderten Tonnen extrem schneller Wrackteile zu verformen begann und allmählich zerbrach. Es war ein sonderbarer Anblick, wie die Station nach und nach in Stücke gerissen wurde. Das Bild veränderte sich, als die Sensoren der Dauntless die Bewegung der Station nachzuvollziehen begannen. Unter der Wucht der Treffer wurde die Basis aus ihrem Orbit geschoben und entfernte sich allmählich weiter von dem Planeten, den sie wer weiß wie lange beschützt und zugleich bedroht hatte. Das Bild verlor an Klarheit, als sich die Trümmer der Kollisionen in alle Richtungen verteilten und den Blick der Allianz-Flotte auf die Verwüstungen behinderte.

Geary fuhr die Vergrößerung so weit zurück, dass er ein größeres Gebiet überblicken konnte. Dabei sah er mit an, wie die verbliebenen Handelsschiffe jene Punkte passierten, an denen sich zuvor noch ihre Ziele befunden hatten. Wie erwartet verlief der Kurs, auf dem die Schiffe auf den Planeten zuflogen, in einem zu spitzen Winkel, sodass sie keine Bedrohung darstellten. Eines der Schiffe tauchte in die oberste Atmosphäre ein und prallte ab, wobei die auf das Handelsschiff einwirkenden Kräfte so enorm groß waren, dass seine Hülle aufriss und das Wrack sowie die herausgeschleuderte Fracht ins All getragen wurden. Drei weitere Schiffe bohrten sich mit hoher Geschwindigkeit in die oberen Schichten der Atmosphäre und ver-ursachten weißglühende Löcher im Himmel, als eine Explosion sie in Plasma verwandelte. Die schlackeartigen Überreste der Schiffe und ihrer Fracht wurden zurück ins All geschleudert, während die freigesetzte Hitze sie rot erglühen ließ.

»Das muss von der Planetenoberfläche aus ein toller Anblick gewesen sein«, meinte Geary.

»Von der anderen Seite hat das noch viel faszinierender ausgesehen, Captain Geary«, ließ ihn Desjani wissen. »Die Seite des Planeten ist nämlich in Dunkelheit getaucht. Möchten Sie die Aufnahme sehen?«

»Ja, gern.« Die Unterschiede lagen darin, dass die ersten drei überlebenden Handelsschiffe ihr Ziel in verschiedenen Abständen ver-fehlten, aber das Ergebnis war das Gleiche, während das vierte Schiff einen direkten Treffer landete, einen tiefen Krater in die Syndik-Einrichtung riss und durch die Wucht des Aufpralls zweifellos sämtliche Ausrüstung zerstörte. Auf dieser Seite drangen nur zwei Schiffe in die Atmosphäre ein, von der sie dann abprallten, dennoch musste Geary Desjani zustimmen. Vor dem Hintergrund des dunklen Himmels waren die feurigen Spuren der toten Schiffe so grell, dass die optischen Systeme der Dauntless ihre Empfindlichkeit anpassen mussten, damit das Bild nicht einfach komplett weiß wurde.