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»Das Shuttle der Orion ist noch immer eine halbe Stunde von der Arrogant entfernt.«

»Danke, Captain Desjani. Hat die Arrogant bereits eine Nachricht an das Shuttle geschickt?«

»Nein, Sir. Soweit wir das erkennen können, hat die Arrogant von dem Shuttle noch gar keine Notiz genommen.«

Geary trommelte mit den Fingern auf die Sessellehne und überlegte, wie er vorgehen konnte, wenn sich Vebos weiter wie ein Idiot aufführen sollte. Es gab verschiedene Möglichkeiten, aber die Situation sollte nicht mehr als unbedingt nötig eskalieren. Schließlich wusste er, wie er vorgehen würde, und tippte eine Kommunikati-onsadresse ein, die ihm allmählich bestens vertraut war. »Colonel Carabali, ich habe ein Shuttle von der Orion zur Arrogant geschickt.«

»Ja, Sir.« Sie musterte ihn, sichtlich neugierig, warum sie das interessieren sollte.

»An Bord des Shuttles befindet sich Commander Hatherian, der Commander Vebos als befehlshabenden Offizier der Arrogant ablösen soll. Commander Vebos hat den Befehl, sich als der neue Waffenoffizier auf der Orion zu melden.«

»Ja, Sir.«

»Sind Sie mit der Flottentradition der Fallreepsgäste vertraut, Colonel Carabali?«

»Jawohl, Sir.«

»Mir kam der Gedanke, dass es wohl eine nette Geste wäre, wenn Ihre Abordnung an Marines an Bord der Arrogant den scheidenden Offizier auf diese Weise verabschiedet.«

Carabali hatte im Verlauf ihrer Karriere sicher schon die sonder-barsten Wünsche von vorgesetzten Offizieren zu hören bekommen, sodass sie sich davon abhalten konnte, eine verdutzte Miene zu machen. »Sir?«

»Ja.« Er lächelte sie an. »So wie Fallreepsgäste. Ich halte es für eine gute Sache, wenn sich Ihre Marines an Bord der Arrogant bei Commander Vebos melden und ihn davon in Kenntnis setzen, dass sie ihn zum Shuttle eskortieren werden.«

Colonel Carabali nickte bedächtig. »Alle meine Marines an Bord der Arrogant? Sie wollen, dass meine Leute zu Commander Vebos gehen und ihm erzählen, sie seien so etwas wie… wie eine Ehrengarde?«

»Ja, ganz genau. Eine Ehrengarde. Die ihn vom Schiff eskortieren soll.«

»Und wenn Commander Vebos diese Ehre nicht wahrnehmen möchte? Was sollen meine Marines dann machen?«

»Sollte es dazu kommen«, erklärte Geary, »dann sollen sie ihre Posten rings um Commander Vebos nicht verlassen und mit Ihnen Kontakt aufnehmen, damit Sie wiederum mich informieren können.

Wie Commander Vebos davon überzeugt werden kann, diese Ehre anzunehmen, wäre dann zu überlegen, wenn wir die genauen Um-stände der Situation kennen.«

»Jawohl, Sir. Ich werde die notwendigen Befehle erteilen, Sir. Ich nehme nicht an, dass Sie den Einsatz von Waffen autorisieren werden, oder?«

Geary musste sich ein Lächeln verkneifen. Colonel Carabali hatte nicht vergessen, dass Vebos derjenige war, der die Bombardierung ihrer Truppen befohlen hatte. »Keine Waffen, Colonel. Wenn es sein muss, werden wir ihn von der Arrogant tragen. Aber ich glaube, selbst ein Mann wie Commander Vebos wird einsehen, dass ihm nicht viele Alternativen bleiben, wenn er von Marines umzingelt ist.

Außerdem soll er auf die Orion wechseln.«

Carabalis Miene hellte sich auf, als ihr die Zusammenhänge klar wurden. »Ich verstehe. Ja, das sollte hilfreich sein. Ich halte Sie auf dem Laufenden, Captain Geary.« Sie salutierte, dann verschwand ihr Bild vom Schirm.

Geary lehnte sich zurück und bemerkte, dass Desjani ihn beobachtete und dabei versuchte, ernst zu bleiben. »Eine Ehrengarde?«, wunderte sie sich.

»Ja«, erwiderte Geary so würdevoll, wie er sich nur geben konnte.

»Warum die Orion, wenn ich fragen darf?«

Er sah sich um, weil er zunächst sicherstellen wollte, dass niemand sie belauschen konnte, dann erwiderte er mit gesenkter Stimme:

»Auf die Weise sollte es weniger kritische Stellen geben, die ich im Auge behalten muss. Außerdem bekommt Numos so die Möglichkeit, mit Vebos zusammenzuarbeiten. Und umgekehrt natürlich auch.«

»Verstehe. Die beiden haben sich gegenseitig verdient. Das Shuttle von der Orion ist im Anflug. Die Arrogant hat noch immer nicht reagiert.«

Die Arrogant, die kleiner war als die Orion, verfügte nicht über einen Shuttlehangar. Stattdessen musste das kleine Fahrzeug beidre-hen und sich der Hauptluftschleuse der Arrogant nähern, einen Ver-bindungsschlauch ausfahren und außen an dem Schiff festmachen.

»Laut unseren Anzeigen wurde die Luftschleuse der Arrogant bislang noch nicht geöffnet.«

Geary sah auf die Uhr. »Ich habe noch nichts von Colonel Carabali gehört. Warten wir noch ein paar Minuten.«

Fünf Minuten später meldete sich Carabali, ihre Miene zeigte keine Regung. »Commander Vebos und seine Ehrengarde sind unterwegs zur Luftschleuse der Arrogant

Geary nickte ernst. »Irgendwelche Probleme?«

»Nichts, was ein Dutzend Marines in Galauniform nicht in den Griff bekommen könnte. Ich muss jedoch zugeben, dass der entscheidende Faktor wohl das Desinteresse der Crew war, auf Commander Vebos’ Befehle in dieser Angelegenheit zu reagieren.«

»Selbstverständlich. Sie wissen, dass Commander Hatherian ihr neuer befehlshabender Offizier ist. Commander Vebos hat damit keine Befehlsgewalt mehr über sie.«

»Genau, Sir«, stimmte Carabali ihm zu. »Es scheint der Crew auch nichts auszumachen, auf Commander Vebos verzichten zu müssen.«

»Ich kann nicht behaupten, dass mich das allzu sehr schockiert.«

Er schaute zu Desjani, als die ihn unterbrach. »Die Luftschleuse der Arrogant wurde geöffnet«, meldete sie ihm. »Commander Hatherian verlässt das Shuttle. Commander Vebos wird an Bord gebracht… verzeihen Sie… er wird von seiner Ehrengarde an Bord eskortiert.« Einige Augenblicke später ergänzte sie: »Die Ehrengarde verlässt das Shuttle. Die Luftschleuse der Arrogant wird geschlossen.«

Geary nickte Carabali zu. »Vielen Dank, dass Sie Ihre Marines zur Verfügung gestellt haben, Colonel.«

»Es war uns ein Vergnügen, Sir«, gab sie zurück und salutierte.

Das Shuttle legte von der Arrogant ab und machte sich auf den Rückweg zur Orion. Geary verspürte für ein paar Sekunden Mitleid mit der Shuttlebesatzung, die mit einem zweifellos sehr unglücklichen Commander Vebos auf engstem Raum auskommen musste, bevor sie ihn am Ziel abladen konnte. Er verkleinerte die Darstellung auf seinem Display, um einen Blick auf die Verfolger zu werfen, die sich sehr langsam der Allianz-Flotte näherten, dann sah er zu der Stelle, an der der Sprungpunkt auf sie wartete. Wenn doch nur alles so schnell und einfach zu erledigen wäre wie diese Angelegenheit mit Vebos.

In sieben Stunden sollte die Allianz-Flotte den Sprungpunkt erreichen und sich vom Corvus-System verabschieden – vorausgesetzt, es ging bis dahin nicht noch irgendwas schief. Und vorausgesetzt, die Antriebseinheit der Titan vollzog keine Schubumkehr, um sich dann von dem Schiff zu verabschieden und auf Nimmerwiederse-hen in einem winzigen schwarzen Loch zu verschwinden. Gleich zweimal spielte Geary dieses Szenario in Gedanken durch, wobei ihm klar wurde, dass er fast im Begriff war, es für bare Münze zu nehmen. Ein sicheres Zeichen, dass er übermüdet war. »Ich werde versuchen, ein paar Stunden zu schlafen.«