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Er hatte eben erst begonnen, sich den eingehenden Berichten über die Syndik-Anlagen zu widmen, und ihm wurde dabei bewusst, dass er Erkundungsteams losschicken musste, die sich überzeugen sollten, was da unten überhaupt vorhanden war, da ging ein Ruf vom befehlshabenden Offizier der Titan ein. Na, großartig. Was stimmt denn jetzt nicht?

Doch das Gesicht des Mannes, der sich an Geary wandte, machte keinen beunruhigten Eindruck. Der Captain der Titan wirkte viel zu jung für diesen Job, aber Auftreten und Tonfall konnten überzeugen. »Ich grüße Sie, Captain Geary.«

»Ich grüße Sie auch. Gibt es ein Problem mit der Titan

»Nein, Sir. Wir machen jeden Tag weitere Fortschritte mit der Reparatur der Schäden und verfügen jetzt wieder über volle Antriebs-leistung.«

Diese Neuigkeit entlockte Geary ein schwaches Lächeln. »Es freut mich, das zu hören. Ich muss gestehen, die Titan ist mir oft durch den Kopf gegangen.«

Der Captain der Titan verstand die Anspielung und zuckte übertrieben zusammen. »Wir wissen die Anstrengungen der vielen Eskorten zu schätzen, die für unsere Sicherheit gesorgt haben. Zumindest für unsere relative Sicherheit. Wir haben trotzdem beträchtliche Schäden hinnehmen müssen und konnten froh sein, nichts zur Liste der Dinge beizutragen, die behoben werden mussten.«

Diesmal war es Geary, der grinste. Das Fehlen von jeglichem Widerstand im Kaliban-System ließ zur Abwechslung einmal seinen Sinn für Humor aufblitzen. »Das kann ich gut verstehen. Sie haben mit den Reparaturen an Ihrem Schiff gute Arbeit geleistet. Was kann ich denn für Sie tun?«

»Ich möchte etwas vorschlagen und eine Bitte äußern.« Ein kleines Fenster öffnete sich und zeigte eine Darstellung des Kaliban-Systems. »Wir konnten bestätigen, dass hier Bergbau betrieben wurde.«

»Ja, bloß wurden die Minen so wie alles andere auch dichtge-macht.«

»Richtig. Aber falls sie dennoch intakt sind, dann habe ich Leute an der Hand, die in der Lage sein sollten, die automatisierte För-derausrüstung wieder in Gang zu setzen. So wie es aussieht, konnten die Bewohner von Kaliban die Vorräte an Metallen nicht in nen-nenswertem Umfang abbauen, und wir könnten diese Metalle wirklich gut gebrauchen, um Ersatzteile und Waffen für die Schiffe dieser Flotte herzustellen.«

Geary lehnte sich zurück, um sich den Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen. »Können Sie alles Erz selbst raffinieren, das sich finden lässt, oder müssten wir auch die Metallverarbeitungsanlagen der Syndiks reaktivieren?«

Der Captain machte eine wegwerfende Geste. »Kein Problem, Sir, da bin ich mir ganz sicher. Einige Minen befinden sich auf Asteroiden, und das bedeutet pure Metalladern. Wir müssten Legierungen herstellen, aber das wäre kein Problem für uns.«

»Wie lange? Wie viel Zeit brauchen Sie, um die Minen wieder in Betrieb zu nehmen, das Metall herauszuholen und es auf die Titan zu bringen? Ich nehme an, andere Hilfsschiffe können davon auch was gebrauchen, richtig?«

Zum ersten Mal zögerte der Captain der Titan. »Wenn alles reibungslos verläuft, kann ich die Metalle innerhalb einer Woche an Bord bringen lassen. Und was Ihre andere Frage angeht: Ja, die anderen Hilfsschiffe können die Metalle ebenfalls gebrauchen. Ich weiß, es ist mit Risiken verbunden, wenn wir länger in diesem System bleiben, aber mit dem Metall könnten wir vieles von dem herstellen, was wir benötigen, um von hier fortzukommen.«

Geary senkte nachdenklich den Blick. Wenn nicht alles reibungslos verläuft – und davon ist auszugehen –, dann wird es mehr als eine Woche dauern. Leider habe ich keine Ahnung, wie viel Zeit die Syndiks benötigen, bis sie begreifen, dass wir uns nach Kaliban abgesetzt haben, und wie lange sie nach dieser Erkenntnis brauchen, um eine ausreichend große Streitmacht hinterherzuschicken. Also wird es ein Glücksspiel sein. Ich hatte ohnehin vor, eine Weile in diesem System zu verbringen, und wenn ich dieses Risiko nicht eingehe, dann kann mir keiner sagen, wann wir die nächste Gelegenheit bekommen, die Werkstätten mit Rohstoffen zu versorgen.

Da fällt mir ein: Wer hat eigentlich den Befehl über die Hilfsschiffe? Wer sollte sich bei mir melden und mir diesen Vorschlag unterbreiten? Geary tippte auf die Kontrollen und verspürte eine gewisse Befriedigung, da er die richtigen Befehle eingegeben hatte und die richtigen Daten vor ihm auftauchten. »Eine letzte Frage noch. Soweit ich weiß, ist Captain Gundel von der Jinn der Befehlshaber über die Hilfsschiffe.

Warum unterbreitet er nicht diesen Vorschlag im Namen aller Schiffe, die davon profitieren können?«

Geary war davon überzeugt, dass für einen winzigen Moment Schuldgefühle in den Augen des Captains aufblitzten. »Captain Gundel ist sehr beschäftigt, Sir. Er muss sich um etliches kümmern, was seine unmittelbare Aufmerksamkeit erfordert.«

»Verstehe.« Jedenfalls glaube ich, dass ich verstehe. »Also gut. Beginnen Sie mit den Vorbereitungen, um Ihren Plan in die Tat umzusetzen. Geben Sie mir Bescheid, bevor Sie irgendwelche Teams runter-schicken, die sich die Minen ansehen sollen.«

»Aye, aye, Sir.«

Sekundenlang starrte Geary auf die Stelle, wo eben noch das Bild des Captains in der Luft gestanden hatte und dachte über seine Möglichkeiten nach. Dann zuckte er mit den Schultern und rief Captain Gundel direkt. Der Wachhabende auf der Brücke der Jinn meldete sich sofort, doch danach verging lange Zeit, bis ein sichtlich gereizter Gundel selbst ins Bild kam. Ihm war anzusehen, dass er schon seit vielen Jahren in der Flotte diente. Sein Erscheinungsbild stellte eine sonderbare Kombination aus penibler Genauigkeit bei der Zurschaustellung seiner Auszeichnungen und völliger Nachlässigkeit beim richtigen Sitz der Uniform dar. »Ja? Was ist?«

Trotz der streitlustigen Art seines Gegenübers konnte Geary deutlich erkennen, dass Gundel nicht für heldenhaftes Auftreten im Gefecht ausgezeichnet worden war. Mit ausdrucksloser Miene, aber mit hochgezogener Augenbraue erwiderte er: »Captain Gundel, hier ist Captain Geary, der Befehlshaber dieser Flotte.«

»Das weiß ich. Was wollen Sie?«

Mach nur weiter so, und ich will, dass man dich kopfüber aufknüpft.

»Ich benötige eine Empfehlung für die Vorgehensweise, die erforderlich ist, um die heruntergefahrenen Förderanlagen der Syndiks zu reaktivieren, damit Rohstoffe für die Hilfsschiffe gewonnen werden können.«

Gundel verzog gereizt den Mund. »Da muss ich mich erst gründlich mit beschäftigen. Einen Monat, würde ich sagen. Bis dahin sollte es machbar sein, eine erste Begutachtung der Anlagen durchzuführen und Ihnen den ersten Entwurf einer Empfehlung vorzulegen.«

»Ich möchte den Bericht heute haben, Captain Gundel.«

»Heute? Unmöglich.«

Geary wartete einen Moment, aber Gundel wollte offenbar keinen alternativen Termin nennen. »Was hat derzeit auf der Jinn höchste Priorität?«

Gundel blinzelte, da ihn diese Frage überrumpelt hatte. »Ich kann Ihnen das in ein paar Tagen liefern. Vielleicht.«

»Sie sind der befehlshabende Offizier der Jinn. Sie sollten so etwas auswendig wissen.«

»Ich muss mich um eine ganze Menge kümmern. Sie und ich, wir haben offenbar verschiedene Vorstellungen, welche Verantwortung auf dem Befehlshaber einer Abteilung lastet.«

Sie und ich, wir haben auch verschiedene Vorstellungen davon, wer in dieser Flotte das Sagen hat. Geary bewahrte Ruhe, obwohl Hitze in ihm aufstieg. »Vielen Dank, Captain Gundel.«

Er unterbrach die Verbindung, da er wusste, Gundel würde vor Wut kochen, dass er ihn so kurz und knapp abserviert hatte. Eine Weile starrte Geary vor sich hin. Wenn Gundel sich so schon seinen Vorgesetzten gegenüber verhielt, dann konnte man sich leicht ausmalen, wie er seine Untergebenen behandeln musste. Bei einem wirklich fähigen Offizier konnte es vorkommen, dass man ein solches Verhalten notgedrungen akzeptieren musste, nicht aber bei jemandem, dem es an Kompetenz zu mangeln schien und der sich weigerte, eine klare Anweisung zu befolgen. Es war offensichtlich, dass Gundel seinen Platz räumen musste, doch einen Senioroffizier wie ihn auf einen anderen Posten zu versetzen, musste auf eine Weise geschehen, die Leuten wie Captain Numos keinen Anlass lieferte, noch mehr Stimmung gegen Geary zu machen. Den Mann von seinem Posten wegzubefördern, wäre die diplomatischste Lösung, aber wie sollte das in einer Flotte geschehen, in der es keine freien Positionen gab, die dieser alte Narr hätte übernehmen können?