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»Das kann ich gut verstehen.«

»Allerdings ist mein XO von mir gut ausgebildet worden. Er sollte davon profitiert haben, dass er mich als Befehlshaber der Jinn beobachten konnte, und er wird ein fähiger Nachfolger sein.«

»Gut zu wissen.«

»Ich glaube, Captain Tyrosian hat ebenfalls davon profitiert, dass sie mich als Befehlshaber der Abteilung erleben konnte.«

»Dann sollten uns eigentlich keine Nachteile entstehen«, erklärte Geary, der Gundels scheinbar unaufhörlichem selbstlosem Rede-schwall Einhalt gebieten wollte.

»Ihnen ist sicherlich klar, dass die Arbeit an dem von Ihnen geforderten Bericht ein langwieriger Prozess sein wird.«

»Sie nehmen sich dafür so viel Zeit, wie Sie brauchen.« Je länger, umso besser, weil Sie auf diese Weise weder mir noch sonst jemandem im Weg sind. »Danke, Captain Gundel.« Geary unterbrach rasch die Verbindung, bevor Gundel noch etwas sagen konnte. Mit ein bisschen Glück werde ich nie wieder ein Wort mit ihm reden müssen. Er kann meinetwegen jahrelang an diesem Bericht arbeiten, bis er in den Ruhestand geht und ihn dem armen Kerl übergibt, der dann das Kommando über die Flotte hat.

Geary sendete die vorbereiteten Mitteilungen, dann nahm er mit der Witch und der Titan persönlich Kontakt auf, um die Captains über die aktuelle Situation zu informieren. Captain Tyrosian reagierte fast genauso verdutzt wie Gundel, aber sie bestätigte umgehend seinen Befehl, einen Plan für die mögliche Ausbeutung der Minen zu erstellen. Ihre Stimmung besserte sich deutlich, als ihr klar wurde, dass sie nun Befehlshaberin der Abteilung und die Witch das neue Flaggschiff dieser Abteilung war. Geary atmete fast erleichtert auf, als er das Gespräch mit Tyrosian beendete und wusste, mit ihr würde er zusammenarbeiten können.

Der befehlshabende Offizier der Titan wiederum war sichtlich begeistert, dass er nicht länger unter Gundels Fuchtel stand, auch wenn ihn zugleich die Tatsache beunruhigte, seinen vormaligen Vorgesetzten für unbestimmte Zeit auf seinem Schiff unterbringen zu müssen. »Er hat mit Ihrer Befehlskette nichts mehr zu tun«, versicherte Geary ihm. »Versorgen Sie ihn mit allem Material, das er an-fordert, und geben Sie ihm ein schönes Büro. Vermutlich werden Sie ihn nie zu Gesicht bekommen.«

»Jawohl, Sir. Und danke, Sir.«

»Sie danken mir?«, fragte Geary. »Wofür?«

Der jüngere Offizier zögerte. »Dafür, dass Sie mich nicht aus der nächsten Luftschleuse gestoßen haben, weil ich Captain Gundel übergangen und mich sofort an Sie gewandt habe, Sir.«

»Wenn diese Geschichte mit den Syndik-Minen funktioniert, dann wird das für diese Flotte von großem Nutzen sein. Sie hatten guten Grund für Ihre Vorgehensweise. Machen Sie nur keine Gewohnheit daraus.«

»Das wird nicht passieren, Sir.«

Einige Stunden später fiel ihm ein, mit dem neuen befehlshabenden Offizier der Jinn zu reden. Geary hatte Gundel ganz bewusst auf die Titan versetzt, damit er seinem Nachfolger nicht das Leben schwer machen konnte. Der vormalige XO schien ein fähiger Mann zu sein, und es war sogar anzunehmen, dass er mehr oder weniger Gundels Arbeit komplett erledigt hatte, während der so tat, als ob er ständig schrecklich beschäftigt sei. Der neue Captain der Jinn ließ keine Freude darüber erkennen, dass er nicht länger Gundels Untergebener war, aber vermutlich hatte er in dieser Zeit gelernt, seine Gefühle zu verbergen.

Geary warf einen Blick auf die Position der Flotte im System. Seit einigen Stunden glitten die Schiffe tiefer in das System hinein. Selbst wenn die Syndik-Streitmacht, die ihnen durch das Corvus-System gefolgt war, doch noch entschieden haben sollte, nach Kaliban statt nach Yuon zu springen, würde es noch mehrere Stunden dauern, bis sie hier eintrafen. Doch je länger Geary darüber nachdachte, umso geringer wurde seine Sorge, sie könnten weiter verfolgt werden.

Wäre den Syndiks auch nur der mindeste Verdacht gekommen, die Allianz-Flotte werde nach Kaliban fliegen, dann hätten sie irgendetwas in dieses System geschickt, um die Ankunft seiner Flotte festzustellen. Dass nicht einmal ein Scoutschiff zu entdecken war, das gleich nach Auftauchen der Allianz-Schiffe die Flucht angetreten hätte, um dem Syndik-Kommando Bericht zu erstatten, war für Geary Beweis genug: Die Syndiks waren fest davon überzeugt gewesen, die Flotte werde nach Yuon oder Voss springen, und folglich hatten sie ihre Kräfte auf diese Systeme konzentriert.

Diese Erkenntnis bedeutete zu Gearys Bedauern aber auch, dass er sich nicht länger vor einer Sache drücken konnte, die erledigt werden musste, seit die Flotte in diesem System angekommen war. Also gab Geary widerstrebend den Befehl an alle Schiffe heraus, dass die befehlshabenden Offiziere unverzüglich zu einer Besprechung zu-sammenkommen sollten.

Der Konferenzraum kam ihm wieder riesig groß vor, der Tisch schien sich in der Ferne zu verlieren, und Geary fragte sich, wie lange es dauern würde, bis seine Abneigung, hier Besprechungen abzuhalten, in Hass umschlug. Dieser virtuelle Prozess machte es viel zu leicht, Zusammenkünfte einzuberufen, und ihm wurde allmählich bewusst, dass diese Methode die Treffen gleichzeitig zu einem Problem machte, weil jeder mühelos daran teilnehmen und sich zu Wort melden konnte, wenn er das wollte. Die Software berücksichtigte jeden Wunsch nach einer Wortmeldung ohne Rücksicht auf Gearys Ansicht zu einer Angelegenheit, und es war ihm nicht möglich, Treffen so zu legen, dass es für seine ärgsten Widersacher mit Schwierigkeiten verbunden war, daran teilzunehmen.

Da wären wir also wieder. Eine große, glückliche Familie. Geary versuchte, nicht zu Captain Faresa zu schauen, die ihm sicher wieder einen ihrer stechenden Blicke zuwarf. »Ich wollte Sie alle von meiner Absicht in Kenntnis setzen, vorläufig im Kaliban-System zu bleiben.

Wir haben womöglich die Gelegenheit, Rohstoffe an Bord zu nehmen, und es sieht so aus, dass uns die Syndiks so schnell nicht nach hier folgen werden.«

Captain Faresa meldete sich wie erwartet prompt zu Wort. »Wenn die Syndiks hier auftauchen, werden wir dann wieder davonlaufen?«

Er betrachtete sie mit ausdrucksloser Miene und hoffte, es würde sie ein wenig aus der Ruhe bringen. »Wir sind bei Corvus nicht davongelaufen. Wir haben uns nur nicht auf ein Gefecht eingelassen.«

»Das ist doch das Gleiche! Und das auch noch gegenüber einem zahlenmäßig unterlegenen Feind!«

Geary versuchte, die Stimmung am Konferenztisch zu ergründen, und ließ seinen Blick von einem Gesicht zum anderen wandern. Sein Gefühl sagte ihm, dass deutlich zu viele Anwesende Faresas Meinung zu sein schienen. Das verblüffte ihn, aber es war offenbar wirklich so. »Ich darf Captain Faresa daran erinnern, dass unser Aufenthalt im Corvus-System lediglich dem Zweck diente, den nächsten Sprungpunkt zu erreichen. Ich sah keine Veranlassung, mich durch eine unbedeutende Syndik-Streitmacht von unserem Plan abhalten zu lassen.«

»Die glauben, wir sind vor ihnen davongelaufen!«

Geary schüttelte den Kopf und lächelte flüchtig. »Die Syndiks glauben eine Menge Unsinn.« Zu seiner Erleichterung brachte seine Bemerkung zahlreiche Captains zum Lachen. Er hatte überlegt, wie er auf die Ereignisse im Corvus-System reagieren sollte, falls jemand sie zum Thema machen wollte, und es schien ihm die beste Lösung, die Bedeutung der Syndik-Streitmacht herunterzuspielen.

Captain Faresa lief rot an, doch bevor sie weiterreden konnte, kam ihr Captain Numos zuvor. »Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass die Syndiks zweifellos glauben, wir würden uns vor einem Kampf mit ihnen fürchten

Langsam zog Geary eine Augenbraue hoch. » Ich hatte keine Angst vor den Syndiks.« Er ließ eine längere Pause folgen, während Numos ihn mit seinem Blick zu durchbohren versuchte. »Ich halte nichts davon, uns vom Gegner unser Handeln vorschreiben zu lassen. Wenn wir kehrtgemacht und sie angegriffen hätten, nur weil wir… besorgt… darüber sind, was der Feind von uns denken könnte, dann lassen wir uns von ihm vorschreiben, wie wir uns zu verhalten haben.«