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Desjani stutzte, da sie auf das gleiche Objekt wie er aufmerksam geworden war. Ein flaches, weißes Rechteck auf der Tischplatte. Der Scout, dessen Erkundungsgang sie mitverfolgten, begab sich auf die andere Seite des Schreibtischs, von wo aus er das Objekt besser betrachten konnte. »Das ist eine Notiz«, meldete er. »Ausgeblichen, dennoch lesbar.« Er beugte sich vor, um sie vorzulesen. »Universal-Standardschrift. ›Wer immer das lesen mag: Die linke… Schublade… klemmt. Der Timer der… Kaffeemaschine… funktioniert nicht.

In der rechten… Schublade befinden sich… Süßstoff und Kaffee-pulver… Kümmern Sie sich… um alles.‹« Der Scout richtete sich auf. »Die Unterschrift kann ich nicht entziffern.«

Desjanis ernste Miene wich einem Lächeln, das nur langsam wieder verschwand. »Captain Geary, zum ersten Mal seit ich denken kann, wünsche ich mir, ich hätte einen Syndik kennengelernt. Derjenige, der diese Notiz geschrieben hat, kommt mir wie jemand vor, den ich sympathisch finden könnte.« Einen Moment lang verstummte sie. »Ich habe nie gedacht, ein Syndik könnte jemand sein, den ich kennenlernen möchte.«

Geary nickte verstehend. »Eines Tages, so unsere Vorfahren wollen, wird dieser Krieg ein Ende nehmen, und dann werden wir die Gelegenheit haben, die Syndiks wieder als ganz normale Leute kennenzulernen. Nach allem zu urteilen, was ich über diesen Krieg weiß, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie das allzu sehr interessieren wird. Aber es ist notwendig. Wir können unsere Beziehungen zu den Syndiks nicht für alle Zeit vom Hass beherrschen lassen.«

Erst nachdem sie länger über seine Worte nachgedacht hatte, erwiderte Desjani: »Sonst sind wir kein bisschen besser als sie. Das Gleiche sagten Sie auch schon über unseren Umgang mit Gefangenen.«

»In gewisser Weise ja.« Er tippte auf die Kommunikationstaste, um mit dem Scout zu reden. »Können Sie etwas dazu sagen, vor wie langer Zeit das alles aufgegeben wurde?«

Der Scout zeigte auf das Dokument. »Das Datum auf dem Blatt entspricht dem Syndik-Kalender. Einen Augenblick, Sir, ich rechne es eben um.« Sekunden später redete der Mann weiter: »Vor zweiundvierzig Jahren, Sir, wenn wir davon ausgehen, dass dieses Datum richtig ist. Der zurückgelassene Kaffee dürfte nicht mehr allzu frisch schmecken, aber vermutlich immer noch besser als das, was wir auf unseren Schiffen angeboten bekommen.«

»Gutes Argument. Danke.« Geary ließ die Taste los und sah zu Desjani. »Zweiundvierzig Jahre. Der Verfasser dieser Notiz könnte inzwischen tot sein.«

»Es ist ja nicht so, als hätte es eine realistische Chance gegeben, dieser Person zu begegnen«, tat Desjani das Thema ab. Ihre Haltung deutete nun darauf hin, dass sie die verpasste Gelegenheit nicht sehr lange beklagen würde.

»Captain Geary?« Neben dem Fenster mit dem vom Scout übertra-genen Bild tauchte ein kleineres Fenster auf, das Colonel Carabali und einen Major der Marines zeigte. Beide Marines trugen ihre komplette Ausrüstung und schienen sich in irgendeiner Syndik-Einrichtung zu befinden. Geary warf einen Blick auf das Systemdisplay gleich daneben und zoomte einen Ausschnitt heran, um Carabalis Position festzustellen. Sie hielten sich im gleichen Gebäude auf wie der Scout, mit dem sich Geary gerade eben unterhalten hatte. »Hier ist etwas Sonderbares.«

Geary fühlte, wie sich sein Magen leicht verkrampfte. »Im Sinne von gefährlich?«

»Nein, Sir, das glauben wir nicht. Nur… eigenartig.« Carabali deutete auf ihren Begleiter. »Das ist Major Rosado, mein bester Experte für Syndik-Computersysteme.« Rosado salutierte kurz. »Er sagt, dass nicht nur alle Dateien gelöscht und sämtliche Back-up-Medien weggebracht wurden, sondern es wurde auch das Betriebssystem komplett entfernt.«

»Und das ist sonderbar?«, fragte Geary nach kurzem Überlegen.

»Ja, Sir«, bestätigte der Major. »Es ergibt keinen Sinn. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, das Betriebssystem zu entfernen?

Wir verfügen über Kopien des Syndik-Codes, an die wir auf verschiedenen Wegen gelangt sind. Wir können also die Computer wieder in Gang setzen. Und ein fehlendes Betriebssystem machte alles nur unnötig mühsamer, wenn die Syndiks hierher zurückkämen.«

»Wissen die Syndiks, dass wir Kopien haben?«

»Die wissen, wir haben Kopien von weitaus neueren Versionen als den Systemen, mit denen diese Antiquitäten liefen, Sir.«

Diese »Antiquitäten« sind sehr wahrscheinlich ein ganzes Stück jünger als ich. »Fällt Ihnen ein Grund ein, warum die die Betriebssysteme gelöscht haben?«

Major Rosado fühlte sich sichtlich unbehaglich. »Ich kann mir nur einen Grund vorstellen, Sir.«

»Und zwar?«, bohrte er nach.

»Sir«, begann er widerstrebend. »Sie würden das Betriebssystem entfernen, wenn sie Angst hätten, jemand anders als wir könnte nach dem Rückzug der Syndiks auf diese Computer zugreifen. Jemand, von dem sie glauben, dass er keine Kopien ihres Codes besitzt.«

»Jemand außer uns?« Geary sah von Desjani zu Carabali. »Wer denn?«

»Eine… eine dritte Seite.«

»Es gibt keine dritte Seite«, antwortete Desjani. »Es gibt nur uns und die mit uns verbündeten Planeten auf der einen und die Syndiks auf der anderen Seite. Sonst ist da niemand.«

»Es soll sonst niemand da sein«, berichtigte Carabali sie. »Aber wie es aussieht, war genau das die Sorge der Syndiks. Jemand, der keinen Zugriff auf Software hat, von der man annehmen darf, dass jeder Mensch darauf Zugriff hat.«

»Reden Sie etwa von einer nichtmenschlichen Intelligenz?«, warf Desjani ein. »Eine solche Intelligenz haben wir nie entdecken können.«

»Das ist richtig«, meinte Carabali mit einem Achselzucken. »Aber wir wissen nicht, was sich jenseits des Syndik-Gebiets befindet. Den Zugang dorthin hatten sie uns schon vor Ausbruch des Krieges aus angeblichen Sicherheitsgründen verweigert.«

Geary drehte sich herum, damit er sich das Sternendisplay ansehen konnte. Sterne wie Kaliban waren weit vom Gebiet der Allianz entfernt, aber vom äußeren Rand des Syndik-Territoriums gerechnet, war dieses System nicht so weit von den bekannten Grenzen des Syndikatwelten entfernt. »Wenn diese Spekulation zutrifft, dann müssen sie von dieser dritten Seite bereits vor zweiundvierzig Jahren gewusst haben, als sie hier alles dichtmachten. Könnten die ein solches Geheimnis so lange geheimhalten?«

Wieder reagierte Carabali mit einem Schulterzucken. »Das würde von vielen Faktoren abhängen, Sir. Weder ich noch der Major sagen, dass solche Wesen existieren. Wir wollen damit nur sagen, dass es die einzige Erklärung ist, die wir für das Verhalten der Syndiks beim Verlassen dieses Systems finden können.«

»Wenn solche Wesen irgendwo da draußen existieren«, gab Desjani zurück, »wären wir ihnen dann nicht bereits längst begegnet?«

»Vielleicht kommt es ja noch dazu«, warf Geary ein. »Gibt es irgendwelche Flottenvorschriften für den Fall, dass es zu einem Kontakt mit Nichtmenschlichen kommt?«

Desjani schaute ihn ratlos an. »Ich weiß nicht. Es gab nie eine Notwendigkeit, darum ist mir nicht bekannt, ob sich jemand schon mal damit befasst hat. Vielleicht existiert wirklich etwas, aber das muss dann uralt sein. Aus der Zeit vor dem Krieg.« Geary ging davon aus, dass er seine Reaktion auf ihre letzte Bemerkung gut überspielt hatte, denn Desjani redete ungerührt weiter: »Aber wie sollte eine nichtmenschliche Intelligenz bis nach Kaliban gelangen, wenn die Syndiks das nicht wollen? Kaliban liegt schließlich nicht im Grenzgebiet des Syndik-Territoriums.«

Colonel Carabali machte ein entschuldigende Miene, sagte dann jedoch: »Wenn nichtmenschliche Intelligenzen hergekommen sind, dann könnten sie auf eine andere Art mit Überlichtgeschwindigkeit reisen als wir. Gegenwärtig verfügen wir Menschen über zwei Methoden, aber es kann durchaus weitere Methoden geben, und eine davon könnte Kaliban für sie vom Syndik-Grenzgebiet aus erreich-bar machen. Ich sage damit nicht, dass das auch der Grund für das Vorgehen der Syndiks ist. Ich sage damit nicht, dass nichtmenschliche Intelligenzen existieren oder dass die Syndiks solchen Intelligenzen begegnet sind. Es ist lediglich die einzige Erklärung, die dem einen Sinn gibt, was die Syndiks hier gemacht haben.«