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»Madam Co-Präsidentin, ich kann Ihre Bedenken nachvollziehen.

Aber ich muss Sie bitten, meiner Überzeugung zu vertrauen, dass das Überleben dieser Flotte von zahlreichen Faktoren abhängt.«

»Captain.« Rione kam näher und sprach sehr leise weiter: »Sie wissen, wie wichtig es ist, dass die Dauntless unversehrt ins Gebiet der Allianz zurückkehrt. Das an Bord befindliche Objekt besitzt einen unschätzbaren Wert.«

»Das habe ich nicht vergessen«, erwiderte Geary genauso leise.

»Haben Sie dann vielleicht vergessen, dass ich die Schiffskontin-gente der Callas-Republik und der Rift-Föderation Ihrem Kommando entziehen kann, wenn ich das für richtig halte?«

»Nein, aber ich möchte Sie dringend bitten, das nicht zu tun.« Geary setzte eine Miene auf, die seiner Vorstellung davon entsprach, wie jemand dreinschauen musste, der sich aller Risiken bewusst und dennoch voller Zuversicht war. »Ich hätte gerne mit der Flotte noch länger geübt, doch die kann mit der Situation umgehen. Es gibt gute Gründe für mein Handeln, und ich hätte gern, dass Ihre Schiffe ebenfalls in Formation gehen.«

»Und wenn ich mich weigere?«

Geary atmete laut aus. »Dann gibt es nichts, was ich dagegen tun könnte. Das wissen Sie.«

Einen Moment lang musterte sie ihn, während sich Geary wünschte, seine Aufmerksamkeit wieder der sich anbahnenden Schlacht widmen zu können. Doch er wusste, er musste erst diese Angelegenheit erledigen. »Also gut, Captain Geary. Ihr bisheriges Handeln spricht für Sie. Sie sollen Ihre Schlacht bekommen, und die Schiffe der Callas-Republik und der Rift-Föderation stehen Ihnen zur Verfügung. Mögen die lebenden Sterne dafür sorgen, dass keiner von uns seine Entscheidung bereuen wird.«

»Danke.« Geary atmete noch einmal tief durch, dann konzentrierte er sich wieder auf das Display. Es würde noch einige Stunden dauern, bevor die Flotten aufeinandertrafen, aber er hatte bereits die ersten Schritte in die Wege geleitet, und eine Auseinandersetzung war damit unausweichlich geworden. Die verbleibende Zeit musste er nutzen, um seine Chancen auf einen Sieg zu maximieren. Und er musste Vorkehrungen für den Fall treffen, dass sie von einer Katastrophe heimgesucht wurden und er eine weitere verzweifelte Flucht aus dem Hut zaubern musste.

Zehn

Mit der Entscheidung für den Kampf begann das Adrenalin durch seinen Körper zu strömen, obwohl es noch einige Stunden bis zum Gefecht dauerte, auf das beide Seiten mit maximaler Beschleunigung zusteuerten. Geary wünschte sich, die Flotte von der Alpha-Formation in die eigentliche Gefechtsformation wechseln zu lassen, doch er wusste nur zu gut, dass dies ein Fehler sein würde. Seine früheren Vorgesetzten hatten ihm das eingebläut. Es gibt drei Dinge, die man in den Stunden vor einer Schlacht unbedingt vermeiden sollte.

Erstens: überhastetes Handeln. Zweitens: überhastetes Handeln. Und drittens: überhastetes Handeln.

Und jetzt wollte Desjani genau diesen Fehler machen. »Werden wir in dieser Formation kämpfen?«, fragte sie zweifelnd.

»Nein.« Geary bemerkte ihren frustrierten Ausdruck und erklärte:

»Wir werden erst kurz vor dem Kontakt in die eigentliche Gefechtsformation wechseln. Ich möchte gerade genug Zeit haben – natürlich mit einem gewissen Puffer für die Korrektur möglicher Fehler –, dass unsere Schiffe ihre neue Position erreichen können, um dann mit Gefechtsgeschwindigkeit vorzurücken.«

»Warum erledigen wir das nicht jetzt? Sie sprachen doch selbst von Ihren Bedenken, was die Fähigkeit der Flotte angeht, in einer tatsächlichen Kampfsituation die richtigen Manöver auszuführen.

Warum sollen wir warten, bis wir mit dem Feind fast in Berührung gekommen sind?«

Die gleiche Frage hatte er vor langer Zeit auch schon gestellt.

»Weil wir dem Feind keine Gelegenheit geben wollen, stundenlang in aller Ruhe unsere Formation zu studieren und sich zu überlegen, wie wir vorgehen wollen.«

»Aber wir könnten doch in eine brauchbare Formation gehen und dann immer noch in eine andere wechseln, oder? Dann wären wir bereit, selbst wenn wir die Schiffe nicht mehr rechtzeitig in die andere Formation manövriert bekommen. Wir könnten wieder und wieder die Formation verändern, um den Gegner im Unklaren über unsere Absichten zu lassen.«

Geary musste leise lachen, was ihm einen fragenden Blick von Desjani einbrachte. »Tut mir leid, ich musste nur daran denken, dass ich vor langer Zeit den gleichen Vorschlag gemacht habe. Es dauerte eine Weile, bis mir der Fehler bei diesem Ansatz klar wurde.« Er deutete auf das Display, wo sich die Symbole der Allianz und der Syndiks langsam aufeinander zubewegten. »Wir entschließen uns zu kämpfen, und dann bleibt uns für gewöhnlich eine ganze Weile, um uns vorzubereiten. In der Zeit ist die Versuchung groß, genau das Falsche zu tun. Wenn wir ständig die Formation wechseln, kleine Anpassungen vornehmen und unsere Pläne ändern, dann sind die Besatzungen bereits müde und die Treibstoffvorräte in Mitleidenschaft gezogen, noch bevor es zum eigentlichen Gefecht gekommen ist. Es ist wesentlich besser, wenn man sich zusammenreißt und den Schiffen und den Crews Gelegenheit gibt, sich vor dem Kampf auszuruhen.«

»Ich verstehe.« Desjani rutschte auf ihrem Platz hin und her. »Ja, mir wird das jetzt wirklich klar. Ich möchte sofort etwas tun, aber das wäre verfrüht. Wissen Sie, so haben wir immer gekämpft. Sofort in die Gefechtsformation, fast immer irgendetwas Einfaches, und dann auf den Gegner los.«

»Ja, das dachte ich mir bereits.« Wieder schaute er auf das Display, wo die Syndik-Streitkräfte exakt diesem Muster zu folgen schienen.

Zwei gegnerische Streitmächte stürmen aufeinander los und beschießen sich auf Teufel komm raus. Rohe Gewalt gegen rohe Gewalt. Kein Wunder, dass diesen Leuten Stolz und Mut so viel bedeuten. In einer solchen Schlacht wird am ehesten die Seite gewinnen, die am härtesten und aus-dauerndsten kämpft. Aber das bedeutet massive Verluste an Menschen und Schiffen.

Geary sah auf die Uhr, dann wandte er sich wieder an die Flotte.

»An alle Einheiten. Die aktuelle Schätzung bis zum Aufeinandertreffen mit der gegnerischen Streitmacht liegt bei sieben Stunden. Gönnen Sie sich und Ihren Schiffen jetzt erst mal ein paar Stunden Ruhe.« Er grinste Desjani an. »Haben Sie schon mal einen halben Tag in maximaler Alarmbereitschaft verbracht?«

Sie wich seinem Blick ans. »Eigentlich ist das an der Tagesord-nung. Auf die Weise wird sichergestellt, dass jeder einsatzbereit ist.«

»Sie scherzen.« Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, das war nicht der Fall. »Das zermürbt jeden, lange bevor es überhaupt zum ersten Schlagabtausch kommt. Es gibt Situationen, da bleibt einem nichts anderes übrig. Aber jetzt zum Beispiel wissen wir, dass der Feind erst in gut sieben Stunden auf uns trifft. Da ist es nur sinnvoll, wenn jeder die Zeit nutzt, um sich auszuruhen.« Demonstrativ stand er auf und ließ die Brückencrew wissen: »Ich werde jetzt einen Spazier-gang machen und mir etwas zu essen holen.« Er war sich bewusst, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren, während er von der Brücke schlenderte und sich fragte, ob er wohl Appetit vortäuschen könne.

Außerdem musste er so tun, als ruhe er sich wenigstens für ein paar Stunden aus, obwohl er wusste, die Chancen auf ein wenig Schlaf standen für ihn gleich null. »Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, falls es Veränderungen bei der Formation oder den Manövern der Syndiks gibt, Captain Desjani.«

»Natürlich, Sir.« Sie zögerte einen Moment lang, doch als Geary eben die Brücke verließ, hörte er, wie sie für einen großen Teil der Dauntless-Crew die Alarmbereitschaft aufhob, damit die Leute auch etwas essen konnten.

Nachdem er stundenlang durch die Gänge der Dauntless geschlen-dert war und dabei die unterschiedlichsten Abteilungen aufgesucht hatte, um mit den Matrosen zu reden, nachdem er in drei verschiedenen Messen vorgegeben hatte, etwas zu essen, und nachdem er regelmäßig auf der Brücke nachgefragt hatte, ob sich irgendwelche neuen Entwicklungen abzeichneten, gab Geary es auf und kehrte auf die Brücke zurück. Desjani saß noch immer auf ihrem Platz und hatte während der ganzen Zeit die Brücke offenbar nicht verlassen.