Götz. Er gefiel mir mehr als zu wohl.
Lerse. Nun, so hoff ich, daß Ihr mit mir zufrieden sein werdet; ich hab mein Probstück an Euch selbst abgelegt.
Götz. Bist du's? O willkommen, willkommen! Kannst du sagen, Maximilian, du hast unter deinen Dienern einen so geworben!
Lerse. Mich wundert, daß Ihr nicht eh auf mich gefallen seid.
Götz. Wie sollte mir einkommen, daß der mir seine Dienste anbieten würde, der auf das feindseligste mich zu überwältigen trachtete?
Lerse. Eben das, Herr! Von Jugend auf dien ich als Reitersknecht, und hab's mit manchem Ritter aufgenommen. Da wir auf Euch stießen, freut ich mich. Ich kannte Euern Namen, und da lernt ich Euch kennen. Ihr wißt, ich hielt nicht stand; Ihr saht, es war nicht Furcht, denn ich kam wieder. Kurz, ich lernt Euch kennen, und von Stund an beschloß ich, Euch zu dienen.
Götz. Wie lange wollt Ihr bei mir aushalten?
Lerse. Auf ein Jahr. Ohne Entgelt.
Götz. Nein, Ihr sollt gehalten werden wie ein anderer, und drüber, wie der, der mir bei Remlin zu schaffen machte.
(Georg kommt.)
Georg. Hans von Selbitz läßt Euch grüßen. Morgen ist er hier mit funfzig Mann.
Götz. Wohl.
Georg. Es zieht am Kocher ein Trupp Reichsvölker herunter; ohne Zweifel, Euch zu beobachten.
Götz. Wieviel?
Georg. Ihrer funfzig.
Götz. Nicht mehr! Komm, Lerse, wir wollen sie zusammenschmeißen, wenn Selbitz kommt, daß er schon ein Stück Arbeit getan findet.
Lerse. Das soll eine reichliche Vorlese werden.
Götz. Zu Pferde! (Ab.)
Wald an einem Morast
Zwei Reichsknechte begegnen einander.
Erster Knecht. Was machst du hier?
Zweiter Knecht. Ich hab Urlaub gebeten, meine Notdurft zu verrichten. Seit dem blinden Lärmen gestern abends ist mir's in die Gedärme geschlagen, daß ich alle Augenblicke vom Pferd muß.
Erster Knecht. Hält der Trupp hier in der Nähe?
Zweiter Knecht. Wohl eine Stunde den Wald hinauf.
Erster Knecht. Wie verläufst du dich denn hieher?
Zweiter Knecht. Ich bitte dich, verrat mich nicht. Ich will aufs nächste Dorf und sehn, ob ich nit mit warmen Überschlägen meinem Übel abhelfen kann. Wo kommst du her?
Erster Knecht. Vom nächsten Dorf. Ich hab unserm Offizier Wein und Brot geholt.
Zweiter Knecht. So, er tut sich was zugut vor unserm Angesicht, und wir sollen fasten! Schön Exempel!
Erster Knecht. Komm mit zurück, Schurke.
Zweiter Knecht. Wär ich ein Narr! Es sind noch viele unterm Haufen, die gern fasteten, wenn sie so weit davon wären als ich.
Erster Knecht. Hörst du! Pferde!
Zweiter Knecht. O weh!
Erster Knecht. Ich klettere auf den Baum.
Zweiter Knecht. Ich steck mich ins Rohr.
(Götz, Lerse, Georg, Knechte zu Pferde.)
Götz. Hier am Teich weg und linker Hand in den Wald, so kommen wir ihnen in Rücken.
(Sie ziehen vorbei.)
Erster Knecht (steigt vom Baum). Da ist nicht gut sein. Michel! Er antwortet nicht? Michel, sie sind fort! (Er geht nach dem Sumpf.) Michel! O weh, er ist versunken. Michel! Er hört mich nicht, er ist erstickt. Bist doch krepiert, du Memme. — Wir sind geschlagen. Feinde, überall Feinde!
(Götz, Georg zu Pferde.)
Götz. Halt, Kerl, oder du bist des Todes!
Knecht. Schont meines Lebens!
Götz. Dein Schwert! Georg, führ ihn zu den andern Gefangenen, die Lerse dort unten am Wald hat. Ich muß ihren flüchtigen Führer erreichen. (Ab.)
Knecht. Was ist aus unserm Ritter geworden, der uns führte?
Georg. Unterst zu oberst stürzt' ihn mein Herr vom Pferd, daß der Federbusch im Kot stak. Seine Reiter huben ihn aufs Pferd und fort, wie besessen. (Ab.)
Lager
Hauptmann. Erster Ritter.
Erster Ritter. Sie fliehen von weitem dem Lager zu.
Hauptmann. Er wird ihnen an den Fersen sein. Laßt ein funfzig ausrücken bis an die Mühle; wenn er sich zu weit verliert, erwischt Ihr ihn vielleicht.
(Ritter ab. — Zweiter Ritter geführt.)
Hauptmann. Wie geht's, junger Herr? Habt Ihr ein paar Zinken abgerennt?
Ritter. Daß dich die Pest! Das stärkste Geweih wäre gesplittert wie Glas. Du Teufel! Er rannt auf mich los, es war mir, als wenn mich der Donner in die Erd hineinschlüg.
Hauptmann. Dankt Gott, daß Ihr noch davongekommen seid.
Ritter. Es ist nichts zu danken, ein paar Rippen sind entzwei. Wo ist der Feldscher? (Ab.)
Jagsthausen
Götz. Selbitz.
Götz. Was sagst du zu der Achtserklärung, Selbitz?
Selbitz. Es ist ein Streich von Weislingen.
Götz. Meinst du?
Selbitz. Ich meine nicht, ich weiß.
Götz. Woher?
Selbitz. Er war auf dem Reichstag, sag ich dir, er war um den Kaiser.
Götz. Wohl, so machen wir ihm wieder einen Anschlag zunichte.
Selbitz. Hoff's.
Götz. Wir wollen fort! und soll die Hasenjagd angehn.
Lager
Hauptmann. Ritter.
Hauptmann. Dabei kommt nichts heraus, ihr Herrn. Er schlägt uns einen Haufen nach dem andern, und was nicht umkommt und gefangen wird, das läuft in Gottes Namen lieber nach der Türkei als ins Lager zurück. So werden wir alle Tag schwächer. Wir müssen einmal für allemal ihm zu Leib gehen, und das mit Ernst; ich will selbst dabei sein, und er soll sehn, mit wem er zu tun hat.
Ritter. Wir sind's all zufrieden; nur ist er der Landsart so kundig, weiß alle Gänge und Schliche im Gebirg, daß er so wenig zu fangen ist wie eine Maus auf dem Kornboden.
Hauptmann. Wollen ihn schon kriegen. Erst auf Jagsthausen zu. Mag er wollen oder nicht, er muß herbei, sein Schloß zu verteidigen.
Ritter. Soll unser ganzer Hauf marschieren?
Hauptmann. Freilich! Wißt Ihr, daß wir schon um hundert geschmolzen sind?
Ritter. Drum geschwind, eh der ganze Eisklumpen auftaut; es macht warm in der Nähe, und wir stehn da wie Butter an der Sonne. (Ab.)
Gebirg und Wald
Götz. Selbitz. Trupp.
Götz. Sie kommen mit hellem Hauf. Es war hohe Zeit, daß Sickingens Reiter zu uns stießen.
Selbitz. Wir wollen uns teilen. Ich will linker Hand um die Höhe ziehen.
Götz. Gut. Und du, Franz, führe mir die funfzig rechts durch den Wald hinauf; sie kommen über die Heide, ich will gegen ihnen halten. Georg, du bleibst um mich. Und wenn Ihr seht, daß sie mich angreifen, so fallt ungesäumt in die Seiten. Wir wollen sie patschen. Sie denken nicht, daß wir ihnen die Spitze bieten können. (Ab.)