Link. Raucht schon brav.
Metzler. Dort hinten brennt's. Laß uns mit der Beute gelassen zu dem großen Haufen ziehen.
Link. Wo hält er?
Metzler. Von Heilbronn hieher zu. Sie sind um einen Hauptmann verlegen, vor dem alles Volk Respekt hätt'. Denn wir sind doch nur ihresgleichen, das fühlen sie und werden schwürig.
Link. Wen meinen sie?
Metzler. Max Stumpf oder Götz von Berlichingen.
Link. Das wär gut, gäb auch der Sache einen Schein, wenn's der Götz tät; er hat immer für einen rechtschaffnen Ritter gegolten. Auf! Auf! wir ziehen nach Heilbronn zu! Ruft's herum.
Metzler. Das Feuer leucht uns noch eine gute Strecke. Hast du den großen Kometen gesehen?
Link. Ja. Das ist ein grausam erschrecklich Zeichen! Wenn wir die Nacht durch ziehen, können wir ihn recht sehen. Er geht gegen eins auf.
Metzler. Und bleibt nur fünf Viertelstunden. Wie ein gebogner Arm mit einem Schwert sieht er aus, so blutgelbrot.
Link. Hast du die drei Stern gesehen an des Schwerts Spitze und Seite?
Metzler. Und der breite wolkenfärbige Streif, mit tausend und tausend Striemen wie Spieß , und dazwischen wie kleine Schwerter.
Link. Mir hat's gegraust. Wie das alles so bleichrot, und darunter viel feurige helle Flamme, und dazwischen die grausamen Gesichter mit rauchen Häuptern und Bärten!
Metzler. Hast du die auch gesehen? Und das zwitzert alles so durcheinander, als läg's in einem blutigen Meere, und arbeitet durcheinander, daß einem die Sinne vergehn!
Link. Auf! Auf! (Ab.)
Feld
Man sieht in der Ferne zwei Dörfer brennen und ein Kloster.
Kohl. Wild. Max Stumpf. Haufen.
Max Stumpf. Ihr könnt nicht verlangen, daß ich euer Hauptmann sein soll. Für mich und euch wär's nichts nütze. Ich bin Pfalzgräfischer Diener; wie sollt ich gegen meinen Herrn führen? Ihr würdet immer wähnen, ich rät nicht von Herzen.
Kohl. Wußten wohl, du würdest Entschuldigung finden.
(Götz, Lerse, Georg kommen.)
Götz. Was wollt ihr mit mir?
Kohl. Ihr sollt unser Hauptmann sein.
Götz. Soll ich mein ritterlich Wort dem Kaiser brechen und aus meinem Bann gehen?
Wild. Das ist keine Entschuldigung.
Götz. Und wenn ich ganz frei wäre, und ihr wollt handeln wie bei Weinsberg an den Edeln und Herrn, und so forthausen, wie rings herum das Land brennt und blutet, und ich sollt euch behülflich sein zu euerm schändlichen rasenden Wesen — eher sollt ihr mich totschlagen wie einen wütigen Hund, als daß ich euer Haupt würde!
Kohl. Wäre das nicht geschehen, es geschähe vielleicht nimmermehr.
Stumpf. Das war eben das Unglück, daß sie keinen Führer hatten, den sie geehrt, und der ihrer Wut Einhalt tun können. Nimm die Hauptmannschaft an, ich bitte dich, Götz. Die Fürsten werden dir Dank wissen, ganz Deutschland. Es wird zum Besten und Frommen aller sein. Menschen und Länder werden geschont werden.
Götz. Warum übernimmst du's nicht?
Stumpf. Ich hab mich von ihnen losgesagt.
Kohl. Wir haben nicht Sattelhenkens Zeit, und langer unnötiger Diskurse. Kurz und gut. Götz, sei unser Hauptmann, oder sieh zu deinem Schloß und deiner Haut. Und hiermit zwei Stunden Bedenkzeit. Bewacht ihn.
Götz. Was braucht's das! Ich bin so gut entschlossen — jetzt als darnach. Warum seid ihr ausgezogen? Eure Rechte und Freiheiten wiederzuerlangen? Was wütet ihr und verderbt das Land! Wollt ihr abstehen von allen Übeltaten und handeln als wackre Leute, die wissen, was sie wollen, so will ich euch behülflich sein zu euern Forderungen und auf acht Tag euer Hauptmann sein.
Wild. Was geschehen ist, ist in der ersten Hitz geschehen, und braucht's deiner nicht, uns künftig zu hindern.
Kohl. Auf ein Vierteljahr wenigstens mußt du uns zusagen.
Stumpf. Macht vier Wochen, damit könnt ihr beide zufrieden sein.
Götz. Meinetwegen.
Kohl. Eure Hand!
Götz. Und gelobt mir, den Vertrag, den ihr mit mir gemacht, schriftlich an alle Haufen zu senden, ihm bei Strafe streng nachzukommen.
Wild. Nun ja! Soll geschehen.
Götz. So verbind ich mich euch auf vier Wochen.
Stumpf. Glück zu! Was du tust, schon unsern gnädigen Herrn den Pfalzgrafen.
Kohl (leise). Bewacht ihn. Daß niemand mit ihm rede außer eurer Gegenwart.
Götz. Lerse! Kehr zu meiner Frau. Steh ihr bei. Sie soll bald Nachricht von mir haben.
(Götz, Stumpf, Georg, Lerse, einige Bauern ab. — Metzler, Link kommen.)
Metzler. Was hören wir von einem Vertrag? Was soll der Vertrag?
Link. Es ist schändlich, so einen Vertrag einzugehen.
Kohl. Wir wissen so gut, was wir wollen, als ihr, und haben zu tun und zu lassen.
Wild. Das Rasen und Brennen und Morden mußte doch einmal aufhören, heut oder morgen! so haben wir noch einen braven Hauptmann dazu gewonnen.
Metzler. Was aufhören! Du Verräter! Warum sind wir da? Uns an unsern Feinden zu rächen, uns emporzuhelfen! — Das hat euch ein Fürstenknecht geraten.
Kohl. Komm, Wild, er ist wie ein Vieh. (Ab.)
Metzler. Geht nur! Wird euch kein Haufen zustehn. Die Schurken! Link, wir wollen die andern aufhetzen, Miltenberg dort drüben anzünden, und wenn's Händel setzt wegen des Vertrags, schlagen wir den Verträgern zusammen die Köpf ab.
Link. Wir haben doch den großen Haufen auf unsrer Seite.
Berg und Tal. Eine Mühle in der Tiefe
Ein Trupp Reiter. Weislingen kommt aus der Mühle mit Franzen und einem Boten.
Weislingen. Mein Pferd! — Ihr habt's den andern Herrn auch angesagt?
Bote. Wenigstens sieben Fähnlein werden mit Euch eintreffen, im Wald hinter Miltenberg. Die Bauern ziehen unten herum. Überall sind Boten ausgeschickt, der ganze Bund wird in kurzem zusammen sein. Fehlen kann's nicht; man sagt, es sei Zwist unter ihnen.
Weislingen. Desto besser! — Franz!
Franz. Gnädiger Herr?
Weislingen. Richt es pünktlich aus. Ich bind es dir auf deine Seele. Gib ihr den Brief. Sie soll vom Hof auf mein Schloß! Sogleich! Du sollst sie abreisen sehn, und mir's dann melden.
Franz. Soll geschehen, wie Ihr befehlt.
Weislingen. Sag ihr, sie soll wollen. (Zum Boten.) Führt uns nun den nächsten und besten Weg.