Выбрать главу

Als Auraya erwachte, erinnerte sie sich, wo sie war, und stöhnte. Es hatte auch seine Nachteile, dass sie ein wenig von ihrer Kraft zurückgewonnen hatte: Sie konnte jetzt mit mehr Energie fühlen und denken. Meistenteils verspürte sie Langeweile und quälende Enttäuschung. Sie beschäftigte sich wieder damit, Gedanken abzuschöpfen, aber in den Gedanken der Menschen außerhalb der Halle gab es nur ein Thema, den Krieg.

Krieg, Krieg, Krieg, ging es ihr durch den Kopf. Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen, dass sie sich so sehr damit beschäftigen, aber ich wünschte mir wirklich, sie könnten an etwas anderes denken oder die Sache zumindest endlich hinter sich bringen. Dieses Warten ist unerträglich.

Und doch brachte jeder Augenblick sie dem Tod näher. War sie so versessen darauf zu sterben?

Es wäre so viel behaglicher als dies hier, dachte sie ironisch. Und vielleicht würde Unfug mich dann verlassen und den Weg zu einem sicheren Ort finden. Ein Stich der Furcht durchzuckte sie. Seit Nekauns letztem Besuch, als die Götterdiener sie mit Heilmitteln behandelt hatten, war Unfug nicht wieder aufgetaucht. Sie streckte ihren Geist aus und rief seinen Namen.

Unfug?

Ein vertrauter Geist berührte den ihren und sandte eine formlose Beruhigung, und Auraya seufzte vor Erleichterung. Wo er auch war, er war nicht verängstigt oder verletzt.

Unfug tut was?

Jagen, erwiderte er.

Sie lächelte. Er hatte einiges Geschick darin entwickelt und schleppte Vögel und kleine Tiere in die Halle hinunter. Manchmal bot er ihr welche an, aber selbst wenn sie sich dazu hätte überwinden können, sie zu essen, wäre es beinahe unmöglich gewesen, das ohne ihre Hände zu bewerkstelligen. Es wäre ihr vielleicht gelungen, die kleineren Tiere im Ganzen herunterzuschlucken, aber bei dem bloßen Gedanken daran drehte sich ihr der Magen um.

Zufriedengestellt, dass der Veez wohlauf war, schloss sie die Augen und sandte ihren Geist aus. Zuerst suchte sie in den Gedanken im Sanktuarium nach Zeichen von Mirar. Sie sah Neuigkeiten, die sich unter den Domestiken ausbreiteten, die zu dieser frühen Stunde wach waren. Mirar hatte sich bereiterklärt, in der Schlacht auf der Seite der Stimmen zu stehen. Er würde ihrer Verteidigung seine Stärke leihen, aber da Traumweber Gewalt verabscheuten, würde er an dem Angriff auf den Feind selbst nicht teilnehmen.

Wie klug von dir, Mirar, dachte sie.

Auraya?

Überrascht ließ sie sich in eine Traumvernetzung sinken.

Mirar? Hast du mich denken hören?

Nein. Woran hast du denn gedacht?

An dich.

Wirklich? Ich hoffe, es waren gute Gedanken.

Mir ist soeben das jüngste Gerücht zu Ohren gekommen. Der legendäre Mirar hat sich bereiterklärt, den Stimmen zu helfen, aber nur bei der Verteidigung.

Ah. Ja. Ein Kompromiss. Ich… es tut mir leid. Wenn ich dies tun könnte, ohne deinen früheren Freunden Schaden zuzufügen, täte ich es.

Als ihr klar wurde, worauf er anspielte, hielt sie inne. Wenn er den Stimmen half, würden die Weißen wahrscheinlich besiegt werden. Juran, Dyara, Mairae und Rian würden sterben - und die neue Weiße, Ellareen.

Ich kann ihm keinen Vorwurf machen, dass er sich für diesen Weg entschieden hat, ging es ihr durch den Kopf. Er muss sich um seiner Leute willen auch weiter mit den Stimmen gutstellen. Und wenn die Weißen gewinnen, werden die Traumweber in Südithania genauso behandelt werden wie die im Norden. Obwohl sich die Situation im Norden langsam verbessert, wird es noch Jahre dauern, bis die Menschen den Traumwebern dort den Respekt entgegenbringen, den sie bei den Pentadrianern genießen.

Aber sie wollte nicht, dass die Weißen starben. Oder dass Nordithania von Pentadrianern regiert wurde. Die Vorstellung, dass Nekaun über den Norden herrschte, verursachte ihr Übelkeit.

Wir werden Glymma heute verlassen, erzählte Mirar ihr. Wir werden weniger als einen Tag brauchen, um die Landenge zu erreichen. Gestern Nacht hat die Zweite Stimme Imenja mir versprochen, dass sie dich mir im Gegenzug für meine Hilfe nach der Schlacht übergeben würden. Ich habe keine Ahnung, wie lange diese Schlacht dauern wird. Auf der Landenge werden sich die Soldaten immer nur in geringer Stärke gegenübertreten können. Die dunwegische Flotte und die pentadrianischen Kriegsschiffe haben dieses Problem natürlich nicht, daher wird es vielleicht eine Seeschlacht werden. Dann sind da noch die Weißen und die Stimmen. Werden sie gleichzeitig auf Schiffen oder auf der Landenge kämpfen, oder werden sie bis später warten?

Wenn die Stimmen den magischen Vorteil haben, werden sie die Weißen zwingen, von Anfang an gegen sie zu kämpfen, sagte Auraya. Auf diese Weise werden weniger Menschen ihres eigenen Volkes sterben.

Das ist wahr.

Wenn deine Hilfe zu einer schnellen Beendigung der Schlacht führt, wirst du zumindest das Leben Sterblicher retten.

Ich hoffe es. Er zögerte. Ich habe eine Nachricht an meine eigenen Leute geschickt und vorsichtig angedeutet, dass sie ihre Magie zur Verteidigung der Seite nutzen sollten, die sie zu unterstützen wünschen, seien es nun Pentadrianer oder Zirkler.

Wie werden die Stimmen darauf reagieren? Sie werden argwöhnen, dass du den Befehl dazu gegeben hast!

Ich werde darauf hinweisen, dass ich ihnen zwar keine Befehle geben kann, dass ich meine Leute andererseits aber nicht daran hindern kann, es mir gleichzutun. Ich kann ihnen kaum etwas verbieten, das ich selbst tue. Und der Vorteil läge nach wie vor auf der Seite der Stimmen, denn ich und die Traumweber hier sind stärker als diejenigen, die die Zirkler verteidigen.

Du bist klüger, als gut für dich ist, beschied sie ihm.

Ach ja? Du musst Emerah… warte. Da klopft jemand an meine Tür. Ich muss Schluss machen.

Viel Glück.

Dir auch.

Dann war er fort. Auraya starrte auf den Boden und spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog.

Ich hoffe, er weiß, was er tut. Wenn er stirbt… Sie schluckte heftig. Ich glaube, ich würde es tatsächlich bedauern. Und nicht nur wegen des letzten Restes Leiard, der mit ihm sterben würde. Oder weil ich dann wahrscheinlich ebenfalls sterben werde. Ich denke, ich werde es tatsächlich bedauern zu wissen, dass Mirar der Wilde nicht länger existiert.

Die breite Promenade außerhalb des Sanktuariums war gut geeignet als Sammelplatz einer Armee. Tausende waren dort zusammengekommen. Götterdiener in schwarzen Roben standen in säuberlichen, disziplinierten Reihen auf der einen Seite, Soldaten in schwarzen Uniformen mit schimmernder Rüstung in starrer Formation auf der anderen. Kunstvoll geschmückte Sänften für die Stimmen und ihre Gefährten und Ratgeber warteten vor der Treppe. Größere, vierrädrige Tarns mit Vorräten bildeten den Abschluss.

Es war ein beeindruckender Anblick. Wenn Mirar nicht ganze Armeen durch eine Handvoll Zauberer hätte umkommen sehen, hätte er geglaubt, der Sieg sei den Pentadrianern sicher.

Wären diese Menschen überhaupt hier, wäre da nicht eine Handvoll Zauberer, die von ihren Göttern angetrieben werden?, fragte er sich. Es war unmöglich, darauf eine Antwort zu finden. Die Welt war nie frei von Göttern gewesen, wer konnte da sagen, wie die Sterblichen sich ohne sie benommen hätten? Er hatte Kriege erlebt, die aus so dürftigen Gründen wie Rache für eine Kränkung oder aus simpler Habgier geführt worden waren. Die Sterblichen brauchten keine Götter, um einander zu töten. Sie waren durchaus in der Lage, selbst Gründe zu finden, um das zu tun.