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Wir müssen sie einweihen, sagte Surim.

Nein, das ist zu riskant, protestierte Tamun. Wenn sie uns an die Götter verrät…

Wir sind in der Hoffnung hergekommen, dass wir eine Chance bekommen könnten. Wenn sie nicht Bescheid weiß, wird es diese Chance nicht geben.

Wie können wir sie erreichen?, fragte Mirar. Sie ist wach und wird wahrscheinlich auch wach bleiben, bis sie eine noch größere Strecke zurückgelegt hat. Wartet… ich habe eine Idee.

Sein Geist zog sich aus der Vernetzung zurück.

Wir dürfen es ihr nicht sagen, begann Tamun. Es ist ein zu großes…

Tut mir leid, Schwester, unterbrach Surim sie. Aber du bist überstimmt. Hab ich recht? Emerahl?

Es ist ein Risiko, antwortete Emerahl. Aber ich glaube nicht, dass sie uns an die Götter verraten würde. Nicht wenn sie weiß, dass wir ohne sie ohnehin nichts ausrichten können. Sie hat in der Vergangenheit alles darangesetzt, uns keinen Schaden zuzufügen.

Bist du dir sicher?

Ich bin mir niemals absolut sicher.

Möwe?, fragte Tamun.

Emerahl und Mirar kennen sie am besten. Ich stimme den beiden zu.

Ihr seid alle Narren. Wenn sie…

Jade?

Sie alle verstummten, überrascht, Aurayas Stimme zu hören.

Ja, ich bin es, sagte Emerahl hastig, als sich das Schweigen in die Länge zog.

Oder sollte ich sagen, Emerahl?

Das ist mein ältester Name.

Unfug hat gerade angefangen, im Schlaf Namen zu bellen. Da waren Mirar und du und dann noch »Willinge«.

Die Zwillinge.

Also hat sich einer von euch im Traum mit Unfug vernetzt?

Ja, sagte Mirar. Das war ich.

Wer sind die anderen?

Wir sind die Zwillinge.

Die Zwillinge, hm? Ich dachte, ihr wärt schon lange tot.

Ganz und gar nicht. Ich bin Surim.

Und ich bin Tamun.

Hallo, sagte Auraya. Man begegnet nicht jeden Tag einem Mythos. Da war noch ein anderer Name. Klang wie »Löwe«.

Das war dann wohl ich, die Möwe.

Ah. Ein weiterer lebender Mythos.

Du bist also entkommen, sagte Tamun.

Ja. Was ich zum Teil Unfug verdanke. Er hat mir den Schlüssel gebracht.

Was wirst du jetzt tun?, fragte Mirar.

Ich weiß es nicht.

Wir könnten deine Hilfe gebrauchen.

Seid ihr in Schwierigkeiten?

Nicht direkt… und keiner von uns würde dir einen Vorwurf machen, wenn du unsere Bitte ablehnst.

Sag mir, worum es geht.

Emerahl erklärte, dass die Leeren Räume Orte seien, an denen Götter ihren Tod gefunden hatten.

Ich weiß. Mirar hat es mir erzählt. Der Zirkel hat die anderen Götter getötet, indem er die Magie von diesen Stellen abgezogen hat, nicht wahr?

Ja. Hat er dir das erzählt?

Nein. Ich hatte vor kurzem eine interessante Erfahrung mit Huan.

Wirklich?

Sie hat mich angegriffen. Da ist mir wieder eingefallen, was Mirar von Leeren Räumen gesagt hat, und ich habe beschlossen, eine Theorie zu überprüfen, die ich während der langen Stunden der Gefangenschaft in einem Leeren Raum entwickelt habe.

Huan ist tot?, fragte Surim aufgeregt.

Nein. Sie ist mir ausgewichen. Aber das ist vermutlich der Grund, warum ihr mich braucht. Ihr braucht sechs Unsterbliche, um zu verhindern, dass sie entkommen.

Ja, erwiderte Emerahl. Wirst du uns helfen?

Ja.

Es folgte ein langes Schweigen. Emerahls Erregung wuchs, als ihr klar wurde, was das bedeutete. Die Chance war gekommen. Es würde funktionieren.

Was ist mit Chaia?, fragte Tamun.

Wieso musstest du jetzt diese Frage stellen!, rief Surim aus.

Weil wir nicht wollen, dass sie im letzten Augenblick ihre Meinung ändert, antwortete Tamun.

Chaia hat versucht, mich zu töten, erklärte Auraya ihnen. Er ist genauso wie die anderen. Wenn ich ihm nicht trauen kann, dann bin ich genau wie jede andere Wilde…

Wir wissen, was du meinst, versicherte ihr Surim. Keinem von uns gefällt die Aussicht, sich über Jahrtausende hinweg wie ein Verbrecher verstecken zu müssen. Deshalb sind wir hier.

Erklärt mir euren Plan.

Als Tamun diesen zu erläutern begann, hätte irgendetwas - der Klang eines Horns - Emerahl um ein Haar aus dem Schlaf gerissen.

Ich muss Schluss machen, erklärte sie.

Dann kehrte Emerahl jäh ins Bewusstsein zurück und sah sich Arleej gegenüber, die sich über sie beugte.

»Tut mir leid, wenn ich dich bei etwas gestört habe«, sagte die Frau. »Aber der Bote der Weißen steht an der Tür und fragt, warum wir uns ihnen noch nicht angeschlossen haben.«

49

Außerstande, ein Gähnen zu unterdrücken, legte Danjin eine Hand auf den Mund. Trotz Ellas Befehl hatte er nicht gut geschlafen. Als das Horn blies, um die Armee zu wecken, hatte seine Erleichterung darüber, dass die Nacht vorbei war, ihn gerade so weit entspannt, dass er eingeschlafen war. Als er wieder aufwachte und Ellas Zelt erreichte, war sie bereits fort. Ein Diener teilte Danjin mit, wo sie zu finden sei. Diese Nachricht hatte ihn dann endgültig geweckt.

Sie war zu den Weißen auf der Landenge gegangen.

Nachdem er das Zelt verlassen hatte, war er bis zum Beginn der Landenge gerannt. Dort hatte er zu seiner Erleichterung erfahren, dass die Weißen noch nicht weitergezogen waren. Ella lächelte, als sie ihn sah, dann winkte sie ihn zu sich.

»Ich wollte dich nicht wecken«, erklärte sie. »Nach der letzten Nacht brauchtest du dringend Ruhe.«

»Hmpf«, brummte er. »Ich kenne die Wahrheit. Du wolltest dich ohne mich davonstehlen.«

Sie grinste. »Ha! Du bist zu klug für mich.« Dann wurde sie wieder ernst. »Bist du dir sicher, dass du mitkommen willst? Wir nehmen nur eine kleine Gruppe Zeugen mit. Unter ihnen sind mit mächtigen Gaben gesegnete Priester und Priesterinnen, außerdem Traumweber, aber sie werden dich vielleicht nicht schützen können, wenn die Stimmen mit ihrer ganzen Macht angreifen.«

Ein Stich der Furcht durchzuckte Danjin. Er tat ihn mit einem Achselzucken ab.

»Im Krieg gibt es immer Risiken, und du wirst mich vielleicht brauchen.«

Er sagte nicht, warum. Falls Auraya sich dem Feind angeschlossen hatte, bestand eine geringe Chance, dass seine Anwesenheit sie vielleicht dazu bringen könnte, ihre Meinung zu ändern. Es war eine sehr geringe Chance, aber es lohnte sich, wenn sie für diesen Fall bereit waren.

Ella nickte. »Es ist möglich, dass wir dich brauchen, ja.« Sie blickte an ihm vorbei. »Und hier kommen unsere Traumweber. Ich bezweifle, dass sie einen so guten Grund wie du hatten, zu verschlafen.«

Als Danjin sich umdrehte, sah er mehrere Männer und Frauen in Traumweberwämsern näherkommen. Er erkannte die Traumweberälteste Arleej und Traumweberratgeberin Raeli. Die beiden entfernten sich von dem Rest der Gruppe und gingen auf Juran zu. Als ihr kurzer Wortwechsel endete, lächelte Ella.