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»Natürlich, Sir.«

Hughes-Beckett folgte ihm mit einer aus Demütigung und Triumph zusammengesetzten Haltung über die Schwelle: Es mochte ihm nicht gelungen sein, mich zu überreden, aber er würde mit Vergnügen zusehen, wie ich einem anderen gegenüber kapitulierte.

Ich führte sie in den blau-goldenen Salon, wo wenigstens die Heizung funktionierte, wenn auch kein anheimelndes Feuer brannte.

»Also, Randall«, sagte der Prinz. »Bitte, fahren Sie nach Moskau.«

»Darf ich Eurer Königlichen Hoheit etwas zu trinken anbieten?«

»Nein, das dürfen Sie nicht. Setzen Sie sich, Randall, hören Sie zu und reden Sie nicht um den heißen Brei herum.«

Der Vetter des Königs plazierte sein Hinterteil entschlossen auf ein seidenes Regencysofa und winkte Hughes-Beckett und mich auf nahe stehende Sessel. Er war nur ein oder zwei Jahre älter als ich, und wir hatten uns im Laufe der Jahre durch unsere gemeinsame Passion für Pferde unzählige Male getroffen. Er neigte mehr zu Jagden und Polo, obwohl er auch einige Querfeld-einrennen bestritten hatte. Er war eigenwillig und geradeheraus, neigte dazu, Leute barsch herumzukommandieren, aber ich hatte ihn auch Tränen über der Leiche seines Lieblingsjagdpferdes vergießen sehen, das sich das Genick gebrochen hatte.

Von Zeit zu Zeit waren wir uns auch auf Gesellschaften begegnet, aber wir waren keine engen Freunde. Bis zu diesem Tag war er nie in meinem Haus gewesen, noch ich bei ihm.

»Der Bruder meiner Frau«, sagte er. »Johnny Farringford. Sie kennen ihn doch?«

»Wir sind uns begegnet, aber ich kenne ihn nicht wirklich.«

»Er möchte bei der nächsten Olympiade reiten. In Moskau.«

»Ja, Sir. Das hat Mr. Hughes-Beckett mir gesagt.«

»In der Military.«

»Ja.«

»Nun, Randall, da ist dieses Problem ... man könnte es ein Fragezeichen nennen ... Wir können ihn nicht nach Rußland gehen lassen, bevor das aufgeklärt ist. Das können wir einfach nicht ... oder besser, ich kann nicht ... ihn dahin gehen lassen, wenn uns die Sache jeden Augenblick um die Ohren fliegen kann. Keinesfalls, ich wiederhole, keinesfalls lasse ich ihn gehen, solange auch nur die geringste Möglichkeit eines ... äh ... Zwischenfalls besteht, der für weitere Mitglieder meiner Familie in irgendeiner Weise ... äh ... unangenehm sein könnte. Oder für England als Ganzes.« Er räusperte sich. »Sicher ist Johnny kein Anwärter auf den Thron oder dergleichen, aber schließlich ist er ein Graf und mein Schwager, und was die Weltpresse anbelangt, für die wäre es ein gefundenes Fressen.«

»Aber, Sir«, protestierte ich schwach. »Bis zur Olympiade ist noch viel Zeit. Ich weiß, Lord Farringford ist gut, aber vielleicht wird er gar nicht aufgestellt, und damit wäre das Problem aus der Welt geschafft.«

Der Prinz schüttelte den Kopf. »Wenn das Problem nicht aus der Welt geschafft wird, dann wird Johnny keinesfalls aufgestellt, und wenn er unser bester Mann wäre.«

Ich sah ihn nachdenklich an. »Das würden Sie verhindern?«

»Ja, das würde ich.« Sein Ton ließ keinen Zweifel zu. »Bestimmt würde es bei mir zu Hause einige Reibereien geben, weil Johnny und meine Frau es sich in den Kopf gesetzt haben, daß er einen Platz in der Mannschaft bekommen soll. Ich gebe zu, er hat tatsächlich alle Chancen. Im Sommer hat er einige Prüfungen gewonnen und bemüht sich sehr, sein Dressurreiten zu verbessern und internationalen Anforderungen gerecht zu werden. Ich möchte ihm nicht im Weg stehen. Darum bin ich ja auch hier. Um Sie zu bitten, ein lieber Junge zu sein und festzustellen, was es für ihn gefährlich macht, nach Rußland zu gehen.«

»Sir«, sagte ich. »Warum ich? Warum nicht ein Diplomat?«

»Die haben den Schwarzen Peter weitergegeben. Sie meinen, und ich muß mich dem anschließen, ein Privatmann hätte die besten Aussichten. Wenn da ... etwas ist, dann soll es nicht in die Akten.«

Ich sagte nichts, aber meine Abneigung muß klar ersichtlich gewesen sein.

»Sehen Sie«, fuhr der Prinz fort, »wir kennen uns schon lange. Sie haben doppelt soviel Grips wie ich, und ich vertraue Ihnen. Das mit Ihren Augen tut mir verdammt leid, wirklich, aber jetzt haben Sie Zeit, und wenn Ihr

Verwalter das Gut tadellos verwaltet, während Sie sich in Cheltenham und Aintree herumtreiben, dann kann er das auch, wenn Sie nach Moskau fahren.«

»Sie haben wohl nicht diesen Antibrillenträgererlaß erfunden, damit ich Zeit für Ihren Auftrag habe, oder?«

Er hörte die Bitterkeit in meinen Worten und schmunzelte.

»Ich glaube eher, es waren die anderen Amateure, die Sie aus dem Weg haben wollten.«

»Einige haben das schon bestritten.«

»Also, fahren Sie?« fragte er.

Ich betrachtete meine Hände, knabberte an den Fingernägeln, nahm die Brille ab und setzte sie wieder auf.

»Ich weiß, Sie wollen nicht«, fuhr er fort. »Aber ich weiß niemand, an den ich mich sonst wenden könnte.«

»Sir ... bitte ... können wir nicht bis zum Frühjahr warten? Ich meine ... vielleicht finden Sie doch noch einen Besseren .«

»Es muß jetzt sein, Randall. Besser noch, augenblicklich. Wir haben die Gelegenheit, eines der jungen deutschen Spitzenpferde zu kaufen. Ein tolles Ding für Johnny. Wir ... das heißt, seine Vormünder ... ich sollte das wohl besser erklären ... Sein Geld wird für ihn verwaltet, bis er fünfundzwanzig ist. Bis dahin dauert es noch drei Jahre, und obwohl er eine sehr großzügige Apanage erhält, müßte eine Anschaffung wie diese aus dem Kapital kommen. Jedenfalls würden wir ihm das Pferd gerne kaufen, und wir haben auch eine Option, aber wir müssen uns entscheiden. Bis Weihnachten müssen wir ja oder nein sagen. Das Pferd ist zu teuer, es sei denn für den Versuch, an der Olympiade teilzunehmen, trotzdem sind wir froh, daß man uns diese Bedenkzeit eingeräumt hat. Die Käufer stehen praktisch Schlange.«

Unruhig stand ich auf, ging zum Fenster und sah zu dem kalten Novemberhimmel auf. Winter in Moskau, um die Unbesonnenheiten eines anderen auszubügeln und womöglich eine Menge Dreck aufzuwühlen, war eine ziemlich unerfreuliche Aussicht.

»Bitte, Randall«, sagte der Prinz.»Bitte, fahren Sie. Versuchen Sie es wenigstens.«

Emma stand am Wohnzimmerfenster und sah dem davonfahrenden Daimler nach. Prüfend betrachtete sie mich.

»Wie ich sehe, hat er dich eingewickelt«, sagte sie.

»Rückzugsgefechte sind noch im Gange.«

»Du hast keine Chance.«

Sie durchquerte den getäfelten Raum, setzte sich in den Sessel vor dem Kamin und streckte ihre Hände der Glut entgegen. »Das steckt zu tief in dir. Dem König dienen und dergleichen. Großvater Stallmeister, Tante Hofdame. So war das in deiner Familie seit Generationen. Was willst du da machen? Wenn ein Prinz ruft, dann stehen deine ererbten Gene stramm und salutieren.«

Kapitel 2

Der Prinz lebte in einem schlichten Haus, kaum größer als mein eigenes, nur hundert Jahre älter, und öffnete mir persönlich die Tür, obwohl er über Dienstboten verfügte, was bei mir nicht der Fall war. Allerdings hatte er auch noch eine Frau, drei Kinder und offenbar sechs Hunde. Ein Dalmatiner und ein Whippet quollen zwischen seinen Beinen hindurch und kugelten übereinander, um mich ausgiebig zu beschnüffeln, als ich aus meinem Mercedes stieg. Eine kläffende Meute von Terriern stürmte in ihrem Fahrwasser heran.

»Schubsen Sie sie beiseite«, rief der Prinz von der Schwelle aus.

»Platz, Fingers, du geflecktes Untier.«

Der Dalmatiner beachtete ihn nicht, trotzdem erreichte ich unversehrt die Tür. Schüttelte dem Prinzen die Hand. Machte meine Verbeugung. Folgte ihm über die Teppiche der säulengetragenen Halle in ein geräumiges Arbeitszimmer. Ledergebundene Bücher säumten in ordentlichen Reihen zwei Wände; Fenster, Türen, Porträts und ein Kamin ließen wenig von der grünen Tapete sehen. Auf seinem großen, unordentlichen Schreibtisch standen reihenweise Fotos in Silberrahmen, und in einer Ecke ließ ein weißes Alpenveilchen in dem grauen Licht seine bleichen Blüten hängen.