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Wir kehrten in mein Zimmer zurück. Ian wählte Wodka und hatte den ersten bereits hinuntergekippt, bevor ich Stephen eingegossen hatte. Ich schenkte ihm nach und nahm mir einen Scotch.

Ohne sichtbare Gemütsbewegung betrachtete er den Recorder.

»Wenn Sie das da oben viel spielen lassen, alter Junge, dann achten Sie mal lieber auf verdächtige Personen«, meinte er.

»Wenn die denken, Sie hätten etwas zu verbergen, bringen sie eine andere Wanze an.«

Stephen griff wortlos nach dem Apparat und machte eine ausgiebige Reise durch das Zimmer. Geistesabwesend sah Ian zu, schüttete seinen Drink hinunter und goß sich mit fast ruhiger Hand nach.

Das Ergebnis der Suche war glücklicherweise gleich Null. Zurück auf dem Thron: noch immer kein Pfeifen. Stephen ließ den Recorder auf Wache, und er und Ian setzten sich auf das Sofa.

Ian verbrachte fünf Minuten mit der Beschreibung der außerordentlichen Langeweile des diplomatischen Lebens, wie es die Engländer in Moskau führten, und erweckte in mir den innigen Wunsch, er wäre stocknüchtern.

Malcolm kam wie ein Sturmwind aus der Wüste herein, hart, geräuschvoll und trocken.

»Was ganz Feines«, verkündete er lärmend, nachdem er das Etikett auf der Wodkaflasche gelesen hatte. »Der Rolls-Royce der hiesigen Brennereien. Ich sehe, Sie finden sich rasch zurecht, Sportsfreund.«

»Hat Stephen ausgesucht«, sagte ich. »Bedienen Sie sich.«

Auch für ihn schien Samstagabend der Abend zu sein, wo alle Hemmungen fielen. Er goß sich ein und schüttete mit einem Schluck genug hinunter, um einen Abstinenzler einen Monat aus dem Verkehr zu ziehen. »Sie haben gar nicht gesagt, daß hier eine Party stattfindet, Sportsfreund«, sagte er.

»Nur wir vier.«

»Hätte eine Flasche mitbringen können.«

Bei der augenblicklichen Trinkgeschwindigkeit würden wir sie vielleicht brauchen. Stephen sah aus, als gehöre diese Art von Party nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, und vermutlich blieb er nur aus dem vagen Gefühl heraus, das sinkende Schiff nicht vor den Ratten verlassen zu wollen.

»Wie war das doch gleich, Sportsfreund?« fragte Malcolm, ein halbvolles Zahnputzglas in der Hand. »Was war das mit einer Seite von meinem Notizblock?«

Ich fischte sie aus meiner Tasche und reichte sie ihm. Er steckte die Nase ins Glas und betrachtete das kleine Blatt schräg über den Rand hinweg. Ein paar Wodkatropfen rannen über sein Kinn.

»Herrgott, Sportsfreund«, rief er, setzte das Glas ab und fuhr sich mit dem Handrücken über das Kinn. »Das ist doch nur Gekritzel.« Er drehte das Blatt um. »Und was steht da?«

»Das weiß ich nicht.«

Er sah auf die Uhr und schien zu einem raschen Entschluß zu kommen. Ein weiterer Schluck brachte ihn fast bis zum Boden des Glases, das er mit einem Ruck auf dem Regal abstellte.

»Also, Sportsfreund, ich muß weiter.« Er faltete das Papier zusammen und wollte es in die Tasche stecken.

»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich das gerne behalten«, sagte ich freundlich.

»Wozu, um Himmels willen?« Das Blatt verschwand in seiner Tasche.

»Ich will versuchen, die Schrift auf der Rückseite zu entziffern«, erklärte ich.

»Aber wozu denn?«

»Ich möchte einfach wissen, wem Sie es in England gegeben haben ... sehen, was er da geschrieben hat.«

Malcolm zögerte noch immer. Ian kämpfte sich hoch und verhalf sich zu einem weiteren Wodka.

»Nun gib’s ihm schon, Malcolm«, sagte er gereizt. »Was soll’s denn?«

Der aufmerksame Blick von drei Augenpaaren war auf Malcolm gerichtet, und zögernd steckte er die Hand in die Tasche.

»Es wird Ihnen nichts nützen, Sportsfreund.« Seine Stimme war scharf und hatte einen Anflug von Gehässigkeit.

»Trotzdem könnte es interessant sein, glauben Sie nicht auch?« sagte ich, nahm ihm das Blatt aus der Hand und steckte es ein. »Sie haben die Seite in Burleigh beschrieben, aber Sie haben mir gar nicht gesagt, daß Sie dort waren. Ich bin überrascht, daß Sie das nicht erwähnt haben. Und es überrascht mich, daß Sie überhaupt dort waren.«

»Na und? Ich war dort, um einen Artikel zu schreiben.«

»Für The Watch? Ich dachte, Sie sind Auslandskorrespondent, nicht Sportreporter.«

»Hören Sie, Sportsfreund, was soll eigentlich der ganze Scheiß?« Die Muskeln an seinem wuchtigen Hals traten deutlich hervor.

»Ich will darauf hinaus, daß Sie wissen ... die ganze Zeit gewußt haben ... was ich hier suchte, und Sie haben alles getan, damit ich im dunkeln tappe oder gar im Leichenschauhaus ende.«

Stephen und Ian lauschten mit offenem Mund.

»Blödsinn«, sagte Malcolm.

»Können Sie einen Pferdetransporter fahren?«

Seine einzige Antwort bestand in einem äußerst feindseligen Blick, verstärkt von so etwas wie einem inneren Entschluß.

»Das Abendessen im Aragvi«, fuhr ich fort. »Auf Ihre Einladung hin. Zwei Männer saßen in unserer Nähe. Ich konnte sie sehen ... sie konnten mich sehen. Stundenlang, ganz deutlich. Danach würden sie mich überall wiedererkennen. Sie nahmen mir die Brille weg ... jeder konnte feststellen, daß ich ohne sie verloren bin. Als wir aus dem Restaurant kamen, wurde ich in der Gorkistraße überfallen . von zwei Männern, die zuerst versuchten, mir die Brille herunterzuschlagen, und mich dann in einen Wagen stoßen wollten. Sie trugen Balaclavas, aber ihre dunklen, gar nicht russischen Augen sah ich deutlich. Und ich fragte mich ... wer wußte, daß ich die Gorkistraße langgehen würde, zu genau diesem Zeitpunkt?«

»Das ist doch alles Mist. Sie werden noch in einer psychiatrischen Klinik am falschen Ende der Nadel landen, Sportsfreund, wenn Sie so weitermachen.«

Malcolm war äußerst wütend, aber sein Selbstbewußtsein ungebrochen. Er war immer noch sicher, daß ich nicht genau ins Schwarze treffen würde.

»Das Telex«, sagte ich. »Und Ihr kleiner Informant. Als ein langes Fernschreiben für mich kam, erfuhren Sie davon, da bin ich ganz sicher. Als ich mich daher auf dem kürzesten Weg zur Botschaft begab, wurde ich unterwegs von denselben Männern überfallen, die schon auf mich warteten. Dieses Mal wurde ich nur durch eine Art Ironie des Schicksals gerettet ... aber als ich meinen Verstand wieder beisammen hatte, fragte ich mich, wer davon gewußt haben könnte, daß ich diesen Spaziergang unternahm.«

»Halb Moskau«, sagte Malcolm grob.

»Ich wußte davon«, erklärte Ian mit gespielter Unbefangenheit.

»Natürlich«, bekräftigte Malcolm. »Und Ian wußte auch, daß wir im Aragvi essen wollten. Und Ian wußte, Sie wollten sich mit Kropotkin auf der Rennbahn treffen, weil Sie uns das in Olivers Büro erzählt haben . warum zum Teufel beschuldigen Sie eigentlich nicht Ian? Sie sind völlig übergeschnappt, Sportsfreund, und ich werde Sie wegen übler Nachrede verklagen, wenn Sie nicht augenblicklich alles zurücknehmen und sich entschuldigen.« Wieder sah er auf die Uhr und revidierte sein Ultimatum.

»Ich bleibe nicht hier und höre mir noch länger diesen Quatsch an.«

»Ian hat mir geholfen. Sie haben mir nur geraten, wieder nach Hause zu fahren«, sagte ich.

»Nur zu Ihrem eigenen Besten.«

»Das reicht nicht«, sagte Ian unsicher. »Randall ... möglich wär’s schon, aber bestimmt haben Sie das alles mißverstanden.«

»Ich brauche keinem Gericht irgend etwas zu beweisen«, beharrte ich. »Ich brauche nur Malcolm wissen zu lassen, was ich glaube. Das reicht schon. Wenn ein neugieriger Nachbar weiß, daß Sie eine Bank überfallen wollen, wären Sie verrückt, wenn Sie Ihren Plan in die Tat umsetzen würden. Halten Sie mich also für einen neugierigen Nachbarn . nur, was Malcolm vorhatte, war schlimmer als ein Bankraub.«