Der Prinz warf mir einen schrägen Blick zu. »Von Zeit zu Zeit machen wir alle eine Dummheit, Randall. Meinen Sie das?«
»Ja, Sir.«
. ich möchte ruhn .
»Warum sind Sie so sicher, daß es nicht Ihre Terroristen waren?«
»Weil es nach Johnnys Schilderung gar nicht dieselben Leute sein können. Er sagte, sie hätten englisch gesprochen und seien ganz gewöhnliche Engländer gewesen, was die Terroristen nicht waren.«
Johnny und die Prinzessin kamen die Stufen herauf und traten auf den Balkon hinaus. Die Prinzessin war bester Laune, aber Johnny hatte sich schon den ganzen Tag in meiner Gegenwart unbehaglich gefühlt.
»Johnny, wie gut kannten Sie Malcolm Herrick?« fragte ich sanft.
»Wen?«
»Herrick. Journalist. Schrieb für The Watch.«
»Ach, der.« Offenbar rief das keine angenehmen Erinnerungen in ihm wach. »Er war in Burleigh. Hing immer um Hans herum. Äh ... Hans Kramer.« Er zögerte, zuckte die Schultern und sprach weiter. »Ich mochte den Kerl nicht. Warum? Was hat er angestellt? Hat mich dauernd Sportsfreund genannt. Hat mir gar nicht gepaßt. Habe ihm gesagt, er soll sich verpissen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
Mir kam es übertrieben vor, einen Mann oben auf die Todesliste zu setzten, weil er sagt, man soll sich verpissen, aber Malcolm hatte es getan. »Sportsfreund« und »verpiß dich« ... nächste Haltestelle Aljoscha.
... ich möchte ruh’n,
bin müde vom ...
»Nun mal die Karten auf den Tisch, Johnny«, sagte der Prinz. »Bist du von den beiden Kerlen zusammengeschlagen worden oder nicht?«
Der Farringfordsche Gesichtsausdruck wechselte in sehr kurzer Zeit sehr oft. Er wollte schon nicken und ja sagen, dann sah er plötzlich mich an. Er deutete meine Skepsis richtig; erkannte, daß ich den Prinzen aufgeklärt hatte; stellte sein Plädoyer sofort auf schuldig um und endete mit einem verlegenen Kleiner-Junge-Lächeln.
Der Prinz preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Wann wirst du endlich erwachsen, Johnny?« seufzte er.
Emma kam zwei Tage später übers Wochenende, hellblond, gereizt und vor innerer Anspannung fast zitternd.
»Wie langweilig, daß du im Bett liegst«, maulte sie. »Fiebrige Stirnen zu trocknen ist nicht meine Stärke.«
Unruhig ging sie im Zimmer herum und wurde überschüssige Energie in nutzlosem Gefummel los.
»Du keuchst wie ein alter Großvater«, sagte sie. »Und spuckst ... das ist wirklich eine widerliche Krankheit.«
»Ich dachte, du siehst gern dem Ernst des Lebens ins Auge.« »Warum hast du mich kommen lassen?« fragte sie und arrangierte die Bürsten auf meiner Frisierkommode neu. »Sonst sagst du immer, ich soll wegbleiben, wenn du krank bist.«
»Ich sehnte mich nach deiner Gesellschaft.«
»Ach.« Das schien sie aus der Fassung zu bringen; wie ein erschreckter Vogel warf sie mir einen kurzen, scharfen Blick zu und ging aus dem Zimmer. Freitag abend war noch zu früh für die Wahrheit, dachte ich kläglich.
Nach einer Stunde kehrte sie mit einem Tablett zurück. Suppe, Obst, Brot, Käse und eine Flasche Wein.
»Das schien da rumzuliegen«, sagte sie. »Deshalb dachte ich, ich schleppe es mal rauf.«
»Großartig.« Wir aßen einigermaßen friedlich, und dann fragte sie nach Moskau.
»Dir würde es vielleicht gefallen«, meinte ich, während ich eine Mandarine schälte. »Aber vergiß nicht, drüben wäre das Leben, das du hier zu leben beliebst, kein Akt der Rebellion, sondern eine dir auf gezwungene Notwendigkeit.«
»Manchmal hasse ich dich.«
»Wenn du deinen Laden je sattkriegst«, sagte ich, »könnte ich dir hier einen anderen Job anbieten.«
»Als was?«
»Als Hausmädchen, Kinderfrau, Köchin, Wäscherin, Hausdiener, Pferdepfleger, Ehefrau.«
»Es würde nicht funktionieren.«
Ich betrachtete die Kaskade platinblonder Haare und die Entschiedenheit in dem zarten, geliebten, entschlossenen Gesicht. Die Menschen ändern sich nicht ... Man wird Rebell, Romantiker, Puritaner, Frömmler, Heuchler, Heiliger, Kreuzfahrer, Terrorist . Man wird es jung und bleibt es immer. Sie würde nie zu dem wohlhabenden, wohlgeordneten Landleben zurückfinden, aus dem sie sich freigekämpft hatte. Sie würde es voll Unbehagen an Wochenenden besuchen, solange es ihr Spaß machte, aber eines Montagmorgens würde sie wegfahren und nicht wiederkommen.
Ich mochte es traurig finden, mich ohne sie verloren und einsam fühlen, aber bedauerlicherweise hatte sie recht.
Auf lange Sicht würde es nicht funktionieren.
In der Neujahrsausgabe von Pferd und Jagdhund las ich, daß die Deutschen eines ihrer besten jungen Pferde an Lord Farringford verkauft hatten, der es in der Hoffnung auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen trainierte.