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»Wie haben Sie denn Ihr Gesuch formuliert?«, fragt der Jesuit. »Ganz einfach«, erwidert der Franziskaner, »ich habe angefragt, ob ich beim Beten rauchen darf.«

»Zu einfach«, sagt der Jesuit lächelnd, »Sie hätten anfragen müssen, ob Sie beim Rauchen beten dürfen.«

Mitte der fünfziger Jahre steigerte sich die Reiselust der Westdeutschen erheblich. Zuerst fuhren sie ins vertraute Österreich, das mit Heimatfilmen und »Sissi«-Lichtspielen auch für die Touristik warb. Alle Filme waren verlässlich jugendfrei. Dann folgte Italien als heißbegehrtes Urlaubsziel. Rene Carol besang den >Hafen von Adano<.

>Zwei kleine Italiener< und immer noch die >Caprifischer< tönten aus dem Radio, Vico Torriani wurde mit italienischen Liedern ein gefeierter Star. Auch Adenauer spielte Boccia in der italienischen Schweiz, in Cadenabbia; Italiener zogen als Gastarbeiter über die Alpen nach Deutschland; die ersten italienischen Restaurants stellten ihre Pizzaöfen auf.

Die Volkshochschulen begannen mit ihrer Bildungsarbeit. Einer, der davon profitiert hat, fragt einen Arbeitskollegen: »Weißt du eigentlich, wer Schiller ist?« »Nein.«

»Das war einer der größten deutschen Dichter! Und weißt du, wer Storm ist?« »Keine Ahnung.«

»Das war auch ein deutschen Dichter, der hat ganz tolle Geschichten über das Meer geschrieben!«

Da fragt der Arbeitskollege zurück: »Weißt du denn, wer Alvari ist?«

»Nein«, antwortet der Bildungsbeflissene, »aber das kriegen wir bestimmt noch auf der Volkshochschule!«

»Das glaube ich kaum«, versichert der Kollege, »das ist nämlich der italienische Gastarbeiter, der immer zu deiner Frau kommt, wenn du in der Volkshochschule bist.«

Die Lufthansa durfte 1955 wieder fliegen. Neue Witze reisten mit.

In Köln erzählte man die Geschichte vom Tünnes, der nach Mailand fährt und dort im Dom unter anderem auch beichten will. Er betrachtet die Beichtstühle, an denen jeweils steht, welche Sprache darin erwünscht ist. Tünnes kniet in einem dunklen Viereck nieder, über dem er das Wort »Deutsch« liest. Er beginnt: »Sinjore .«

Der Priester unterbricht ihn: »Wenn Sie italienisch beichten wollen, müssen Sie in einen anderen Beichtstuhl gehen.« Unbeirrt fährt Tünnes fort: »Sinjore ...«

Der Priester reagiert ärgerlich: »Ich sage Ihnen doch, wenn Sie italienisch beichten wollen, müssen Sie den Beichtstuhl wechseln!«

»Nun losse Se mich doch mal usrede«, kontert der Tünnes, »sin Johre her, dass ich dat letzte Malgebicht han ...« (gebeichtet habe)

Mit der Reisewelle wurde der Witz internationaler. Schon die Besatzungstruppen hatten ja andere Witze weitergegeben. Neue Irren-witze, die oft so irre gar nicht waren, reisten um die Welt. Zum Beispieclass="underline"

Zwei Männer bestaunen einen Regenbogen. Sagt der eine zum andern: »Guck dir das an! Dafür haben sie Geld. Aber uns studieren lassen .«

Warum das nicht irre ist? Weil so bei uns bis heute fast jeder redet, der vom Staat Geld haben will.

Neben dem Eingang der Anstalt steht einer im Anzug unter der Dusche und hat den Schirm aufgespannt.

»Was machst du denn da?«, fragt seine Mutter, die zu Besuch kommt.

Der Mann unter der Dusche antwortet: »Ich habe heute mein Handtuch vergessen, Mama.«

Der Insasse einer Anstalt sieht durch das Hofgitter auf die Straße. Dort fegt ein junger Mann Pferdeäpfel zusammen und legt sie dann in einen Korb. »Was machen Sie da?«

»Mein Vater tut das auf den Rhabarber«, erklärt der Sammler. »Dann kommen Sie doch besser zu uns, wir kriegen Vanillesauce auf unseren!«

Apropos Pferd. Es wurde damals auch ein Witz verbreitet, der die Redensart »Erzähl mir doch nichts vom Pferd« vulgär aufbereitete.

Eine Frau kommt zum Arzt und klagt: »Herr Doktor, ich brauche Ihre Hilfe!«

»Wieso?«, fragt der, »Sie sehen doch ganz gesund aus.« »Ja, aber gucken Sie mal genau hin: Ich sehe doch einem Pferd immer ähnlicher.«

Der Arzt betrachtet die Frau aufmerksam und sagt: »Wahrhaftig, Sie haben recht: diese buschigen Haare, die Ihnen in die Stirn fallen, die Lippen sind ganz wulstig, und auch Ihre Zähne sind so gelb und groß. Wie bei einem Pferd.« »Deswegen bitte ich Sie ja um Hilfe. Was kann ich tun?«

Der Arzt schüttelt traurig den Kopf. »Das schaffe ich nicht, da versagt selbst meine ärztliche Kunst.«

»Können Sie denn gar nichts für mich tun?«

Der Arzt überlegt: »Es gibt eine Möglichkeit«, sagt er schließlich, »ich kann Ihnen ein Rezept schreiben, damit Sie auf die Straße scheißen dürfen.«

Der Witz zieht Geschmacksgrenzen immer etwas weiter, als es normale Gespräche erlauben. Wenn man das schlimme Wort jedoch mit drei Pünktchen schreiben würde, verlöre dieser Witz seine Pointe.

Der sogenannte skatologische Witz, der »Latrinenhumor«, geriet mit dem Aufblühen der Hygiene fast in Verruf. Nur unter Kindern ist alles, was mit Exkrementen zu tun hat, ein wichtiger Teil des Witz-Repertoires geblieben. Kinder kennen da keine Hemmungen. Auch wir müssen zugeben, dass wir uns während unserer Studentenzeit noch sehr über einen Witz amüsiert haben, der damals in deutschen Landen weitergereicht wurde und der »nicht von Pappe« war:

Bei einem privaten Fest tanzt einer der Gäste mit der Dame des Hauses. Er überrascht sie mit dem Satz: »Gnädige Frau riechen aber heute außerordentlich stark aus dem Mund...« Die Dame ist sehr verlegen, sucht nach einer Entschuldigung. »Wissen Sie«, sagt sie endlich, »ich war heute Morgen beim Zahnarzt und habe mir eine neue Brücke machen lassen .« »O la, la«, reagiert ihr Tanzpartner, »da hat der gnädigen Frau wohl jemand hinter den Pfeiler geschissen!«

Noch zum Umfeld der skurrilen Witze gehört diese harmlose Geschichte aus den fünfziger Jahren:

Ein Mann sitzt im Zug und packt sorgsam Obst aus: Äpfel, Bananen, Apfelsinen. Er schält sie, dann öffnet er das Fenster und schneidet alles in kleinen Stücken nach draußen. Ein Mitreisender fragt ihn verwundert: »Was machen Sie denn da?«

»Ich mache Obstsalat«, erwidert der Mann.

»Und warum werfen Sie das alles aus dem Fenster?«

»Ich mag keinen Obstsalat.«

Deutsche Jazz-Fans hörten bei AFN und BFN, den Soldatensendern, vor allem wegen der Musik zu: Duke Ellington, Benny Goodman, Louis Armstrong. Überall entstanden Amateurkapellen, Bands, die Dixieland spielten, amerikanische Importmusik. Sie konnte fast süchtig machen. Englische Musiker wie Chris Barber und Ken Colier bewiesen, dass man diese Improvisationen von den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten europäisieren konnte. Auch wenn die Hörer erst von »Inselmut« redeten, als sie nach Glenn Millers >In the Mood< Boogie-Woogie und Jive tanzten.

Mit der Musik fand über alliierte Soldatensender auch der schwarze Humor aus England und den USA in Deutschland seine Freunde.

Im berüchtigten Zuchthaus »Singsing« findet einmal in der Woche ein Gesundheitstest statt. Die Häftlinge stehen vor ihren Zellen und werden vom vorbeigehenden Arzt kurz befragt.

»Temperatur?«