»Das weiß ich nicht«, antwortet der Polizist, »aber er hat den Papst als Fahrer.«
Es gab religiöse Witze in den sechziger Jahren, die über die Stellvertreter Gottes auf Erden hinausgingen, ein paar Etagen höher stiegen und sich mit ihren Pointen vor den Pforten des Himmels niederließen. Hier wachte der heilige Petrus.
Fritz Kneifel klopft an der Himmelstür an und bittet Petrus um Einlass. Der schaut in seinen Unterlagen nach und winkt ab. »Ich kann Sie hier nicht reinlassen, Herr Kneifel«, sagt Petrus, »Sie haben jemanden umgebracht.« »Umgebracht nennen Sie das? Also das wüsste ich aber. Soll ich Ihnen mal erzählen, wie das in Wirklichkeit war? Also das war so: Heute Mittag ruft mich jemand im Büro an und sagt: >Ihre Frau betrügt Sie gerade. Und zwar in Ihrem eigenen Schlafzim-mer.< Ich rase nach Hause, und was sehe ich? Meine Frau liegt nackt im Ehebett, was ungewöhnlich ist für die Mittagszeit. Aber niemand ist bei ihr. Zufällig werfe ich einen Blick durchs Fenster, und was sehe ich? Ein junger Mann kommt halbnackt aus dem Haus und zieht sich im Vorgarten seine Klamotten an. Da bin ich durchgedreht, in die Küche gerannt, hab mir den Kühlschrank gepackt und ihn von oben auf den Mann geworfen. Ich sah noch, dass ich ihn getroffen hatte, dann ereilte mich der Herzinfarkt. Also wenn Sie das umbringen nennen ...«
In diesem Moment klopft jemand erneut an die Himmelspforte. Ein junger Mann steht draußen und bittet um Einlass. »Nanu«, sagt Petrus, »Sie sind ja noch sehr jung. Was ist denn mit Ihnen passiert?«
»Das frag ich mich auch«, sagt der Mann. »Ich hab mich heute in der Mittagspause etwas hingelegt und verschlafen. Da bin ich in Windeseile aus dem Haus gelaufen, hab mir im Vorgarten meine Sachen angezogen, und wie ich da so stehe, wirft mir von oben jemand doch wahrhaftig 'n Kühlschrank auf den Kopf...« Wieder klopft es, wieder steht ein Mann vor der Tür und möchte in den Himmel.
»Was ist los?«, fragt Petrus. »Wie kommen Sie denn hierher?« »Das weiß ich auch nicht«, sagt der Mann, »ich sitze da heute mittag ganz ruhig in meinem Kühlschrank ...«
Dem Zoowärter und seiner Partnerin wäre die erwünschte Paarung vermutlich leichtergefallen, wenn ihm der Direktor an Stelle des liebeshungrigen Orang-Utan-Weibchens die Schimpansin Washoe angeboten hätte. Zwei amerikanische Wissenschaftler hatten dem klugen Tier 1967 die Zeichensprache mit mehreren Dutzend Zeichen und satzartigen Kombinationen beigebracht. Mit Washoe hätte sich der Wärter nach dem Erlernen der Zeichensprache also verständigen können. Seltsamerweise fiel den Witzbolden zu solchen Ereignissen nichts ein. Auch zwei weitere sonderbare Nachrichten aus den USA inspirierten sie nicht. Statistiker hatten Ende der sechziger Jahre ermittelt, dass rund 20 Millionen Einwohner in Amerika ohne Zähne durchs Leben gingen. Außerdem fanden sie heraus: In gestörten Ehen haben Frauen mit Rheumatismus mit hoher Wahrscheinlichkeit magenkranke Männer.
Christian N. Barnaard gelang 1967 in Kapstadt die erste Herzverpflanzung. Darüber wurden keine Witze gemacht - es sei denn, sie sind verschollen. Und als der Astronaut Neil Armstrong mit den Worten: »Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein großer für die Menschheit« als Erster den Mond betrat, fiel nur einem westdeutschen Schlagertexter etwas Komisches ein.
Die Fahrt zum Mond hat sich gelohnt drum weiß die Wissenschaft im Grunde ganz gewissenhaft dass sich die Fahrt zum Mond nicht lohnt drum hat die Fahrt zum Mond sich schließlich doch gelohnt.
In Bonn kam die große Koalition mit Kiesinger als Bundeskanzler zustande - Beate Klarsfeld verpasste ihm eine Ohrfeige, weil sie ihn für einen »alten Nazi« hielt. Kein Witz! Aber als in der Bundesrepublik eine unerwartete wirtschaftliche Rezession mit Arbeitslosigkeit und Haushaltskrise einsetzte, durfte aus gegebenem Anlass noch einmal »Frau Wirtin« ihre Meinung sagen:
Frau Wirtin war auch mal in Bonn doch hatte sie nicht viel davon denn in dem ganzen Bundestage stand niemandem der Sinn nach ihr so ernst war dort die Lage.
Den Ernst der innenpolitischen Lage wusste auch ein Stahlarbeiter des »Hoesch«-Konzerns richtig einzuschätzen, als er sich mit einem Franzosen und einem Amerikaner über gewisse Qualitäten ihrer Ehefrauen unterhielt:
Der Franzose gibt an: »Wenn ich meine Hände um die Taille meiner kleinen Yvonne lege, dann berühren sich die Fingerspitzen meiner rechten und linken Hand. Und das liegt nicht etwa daran, dass ich zu große Hände habe, sondern daran, dass meine Yvonne eine so entzückend schmale Taille hat.« Der Amerikaner erzählt: »Wenn meine Joan morgens auf dem Pony durch unsere Wiesen reitet, dann berühren ihre Fußspitzen das taufeuchte Büffelgras. Und das liegt nicht etwa daran, dass wir so kleine Ponys haben, sondern weil meine Joan so wunderbare lange Beine hat.«
Der Stahlarbeiter überlegt und sagt dann: »Wenn ich morgens zur Arbeit gehe und meiner Gertrud zum Abschied feste auf den Hintern schlage, dann wackelt der so lange, bis ich von der Arbeit zurück bin. Und das liegt nicht etwa daran, dass meine Frau einen besonders strammen Hintern hat, sondern weil wir bei >Hoesch< eine so kurze Arbeitszeit haben ...«
Es war die Zeit, da sich an den westdeutschen Universitäten die Außerparlamentarische Opposition (APO) formierte. Die dort versammelten Studenten stellten die Errungenschaften des Wirtschaftswunders in Frage und forderten radikal politische Reformen. Die von Rudi Dutschke angeführten APO-Genossen machten sich auf die von ihnen nicht mehr anerkannten Führungskräfte und Autoritäten ihre eigenen witzigen Reime:
»Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren.«
Der Titel des erfolgreichen Films >Zur Sache, Schätzchen< wurde zu einem gegen Klaus Schütz, den Regierenden Bürgermeister von Berlin, gerichteten Slogan umgedichtet:
»Zur Sache, Schützchen, nimm Dein Mützchen.«
Und die in Wohngemeinschaften wie der Kommune 1 zusammengerückten Kommunarden gaben die Parole aus:
»Wer zweimal mit derselben pennt gehört schon zum Establishment.«
Vielleicht war dieser spöttische Zweizeiler aber auch eine Erfindung der Gegner.
Als sich die APO zurückzog und ihre Anhänger zu jenem »langen Marsch durch die Institutionen« aufforderte, mit dem sie die Bastionen der Mächtigen unterminieren wollten, wurden ihnen Witze nachgereicht. Sie machten sich vor allem über den schwer verständlichen Soziologenjargon der Revolutionäre lustig. Der Jargon hörte sich so an:
Ein Soziologenteam befragte 600 Arbeiter eines Hüttenwerks und kam zu folgendem Ergebnis: »Alle Arbeiter, mit denen wir gesprochen haben und die überhaupt ein Gesellschaftsbild entwickeln, sehen die Gesellschaft als unabwendbare oder abwendbare, unüberbrückbare oder >partnerschaftlich< zu vermittelnde Dichotomie . Arbeiterbewusstsein und Dichoto-mie-Vorstellung sind aneinander gebunden.« (Dichotomie = Verzweigung, Zweiteilung.)
Andere Angriffsziele waren die antiautoritäre Kindererziehung und die Diskussionssucht der Alternativen.
Die Kindergärtnerin macht eine Eignungsprüfung mit der vier Jahre alten Tochter eines Politologen und sagt: »Nenn mir doch bitte einige Wörter, die dir gerade einfallen.«
Da wendet sich das Kind an seine Mutter: »Was meinst du, Mama, möchte die Tante einige konsequent logisch konstruierte Sätze hören oder nur ein paar ganz schlichte, irrelevante Bemerkungen?«
Ein antiautoritäres Ehepaar will beim Standesamt das neugeborene Kind anmelden.
»Junge oder Mädchen?«, fragt der Standesbeamte.
Antwort des Vaters: »Das soll doch das Kind, bitte schön, später selber entscheiden.«