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Zwei Vettern, der eine aus Ost-, der andere aus Westdeutschland, haben sich in Berlin getroffen. Zum Abschied sagt der »Wessi«: »Du könntest mir eigentlich mal schreiben, wie es dir geht und wie bei euch so die Lage ist.«

»Das wird schwer sein«, meint der »Ossi«, »bei uns geht alle Post durch die Zensur.«

»Das macht nichts«, sagt der Vetter aus dem Westen, »wenn alles o.k. ist, schreibst Du mit schwarzer Tinte, wenn es Probleme gibt, schreibst Du dasselbe in Grün.«

Wochen später erhält der »Wessi« einen Brief in schwarzer Tinte: »Hier ist alles wunderbar. Unserem Land geht es immer besser. Die Menschen sind glücklich und man kann kaufen, was man will. Butter, Eier, Apfelsinen, frischen Fisch — nur leider keine grüne Tinte.«

Auch Radio Eriwan diente den Spöttern aus der DDR weiterhin als Quelle für pfiffige Gebrauchsanweisungen.

Anfrage an Radio Eriwan:

»Stimmt es, dass dem Kosmonauten Gagarin auf dem Roten Platz ein rotes Auto überreicht worden ist?«

Antwort:

»Im Prinzip ja. Nur handelte es sich nicht um den Kosmonauten Gagarin, sondern um einen Arbeiter gleichen Namens. Und es geschah nicht in Moskau, sondern in Kiew. Es war auch nicht ein Auto, sondern ein Fahrrad, das ihm gestohlen wurde.«

Anfrage an Radio Eriwan:

»Was wäre eigentlich passiert, wenn statt Kennedy Ulbricht erschossen worden wäre?«

Antwort:

»Eine etwas abwegige Frage. Aber eines ist gewiss: Onassis hätte die Witwe nicht geheiratet.« Anfrage an den Sender Jerewan:

»Was passiert, wenn der Sozialismus in der Sahara eingeführt wird?«

Antwort:

»Die ersten zehn Jahre passiert gar nichts. Und dann wird allmählich der Sand knapp.«

Von 1959 bis 1969 war Heinrich Lübke Bundespräsident der Republik. Viele faule Witze wurden über ihn gemacht, aber komischer war noch, was der prominente Sauerländer - speziell in seiner zweiten Amtsperiode - selber von sich gab.

1966 zum Auftakt seines Besuches in Madagaskars Hauptstadt Tananarive begann der deutsche Gast:

»Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Frau Tananarive ...«

Im Ostasiatischen Verein in Hamburg erläuterte er 1964, was man zu Indonesien wissen muss:

»Indonesien besteht aus Inseln, die liegen teils nördlich, teils südlich vom Äquator, und dazwischen ist eine Menge Wasser.«

Zur Eröffnung der Bundesgartenschau in Essen 1965 versicherte er:

»Wir wollen uns freuen, an diesem Tag hier gewesen zu sein, wo wir, wenn das Wetter nicht ganz ausreicht, die Gartenschau im Saale miterleben.«

Ebenfalls 1965 redete er in Kassel vor der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände:

»Die Nachwuchskrise, unter der viele Gesangvereine leiden, muss daher als ein Symptom verstanden werden, das erst mit anderen Zeiterscheinungen zusammengenommen ein Bild von der inneren Situation unseres Volkes ergibt.«

Und bei der Eröffnung des Hauses der Ruhrfestspiele in Recklinghausen 1965 fragte er:

»Könnte nicht in unseren Familien der gemeinsamen Dichterlesung wieder mehr Raum gegeben werden?«

Über Günter Grass urteilte er 1964:

»Der schreibt so unanständige Dinge, über die nicht einmal Eheleute miteinander sprechen.«

Als das Jahrzehnt zu Ende ging, war in Westdeutschland ein Mann populär, der die sexuellen Tabus zügig aus dem Wege räumte und die Liebespaare in Wort und Bild darüber aufklärte, dass ihre Praktiken nicht der Weisheit letzter Schluss seien: Oswald Kolle, der Trainer für Leibesübungen aller Art.

1969 stellte er der Freiwilligen Selbstkontrolle in Wiesbaden seinen Film >Dein Mann, das unbekannte Wesen< mit der Bitte um Freigabe vor. Die verantwortliche Kommission glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sich auf der Leinwand ein Penis blicken ließ, der sich standhaft dem Ziel seiner Wünsche näherte.

»Das kommt ohne Schnitte nicht ins Kino«, entrüsteten sich die männlichen Prüfer. Nur die einzige Frau des Gremiums bestand darauf: »Der Schwanz bleibt drin!« Sie konnte sich durchsetzen.

Nach der Sitzung wurde Volksaufklärer Kolle von einem Mitglied der Kommission folgendermaßen getadelt: »Sie wollen wohl die ganze Welt auf den Kopf stellen. Jetzt soll die Frau schon oben liegen ...« Auch so entstehen Witze.

Das Letzte

Lieber locker vom Hocker als hektisch am Ecktisch.

Frage an Radio Eriwan:

»Was ist das Beste an der Muttermilch?«

Antwort: »Die Verpackung!«

»Wollen wir nicht mal eine Orgie feiern?«

»Wie viele Teilnehmer haben Sie denn zusammen?«

»Wenn Ihre Frau mitmacht, sind wir drei.«

»WarIhr Sohn mal Schlosser?« »Nein, warum?«

»Er guckt nach jeder losen Mutter.« Lieber arm dran als Bein ab.

Chris Howland.

Prüdes - Prüde Menschen - Prüderie

Heutzutage haben junge Menschen keine Vorstellung davon, wie prüde unsere Eltern in den vierziger oder fünfziger Jahren waren. Wahrscheinlich haben wir alles gemacht, was die Menschen heute machen, aber es war weitaus schwieriger.

Wenn man damals in einem Hotel ein Doppelzimmer verlangte, mussten Mann und Frau ihre Pässe zeigen, und wenn sie nicht denselben Namen trugen - Pech gehabt! Das lag gar nicht am Hotel. Es konnte jeder wegen Kuppelei verklagt werden, der einem unverheirateten Paar ermöglichte, miteinander zu schlafen. Das galt auch für private Räume. Und es gab eine Sittenpolizei, die dafür Sorge trug, dass alle sich gut benahmen.

Das hielt die Menschen nicht auf, denn Sex kann man nicht stoppen, aber es machte alles komplizierter.

Anfang der fünfziger Jahre drehte Sidney Chaplin, der Sohn des berühmten Charlie, in Hamburg einen Film. Er hatte damals eine sehr berühmte Freundin und versuchte, in einem von Hamburgs internationalen Hotels ein Doppelzimmer zu buchen.

»Sind Sie verheiratet?«, fragte die strenge Empfangsdame. Sidney Chaplin schenkte ihr einen erstaunten Blick. »Spielt das eine Rolle?«, fragte er. »Hier spielt es eine Rolle«, entgegnete die Empfangsdame, »schließlich sind wir nicht in Amerika.«

Sie mussten sich mit zwei Einzelzimmern begnügen.

Ich kann die folgende Geschichte nicht belegen, aber ich halte sie für wahr. 1952 kam die amerikanische Filmschauspielerin Zsa Zsa Gabor nach Deutschland, um einen Film zu drehen. Sie reiste in Begleitung ihres langjährigen Partners, des Diplomaten Porfirio Rubi-rosa. Vier Wochen vor der Ankunft glich ihr Hotel in Darmstadt einem aufgeregten Bienenstock. Wände wurden eingerissen, Verbindungstüren eingebaut, neue Teppiche, neue Betten - die komplette Ausstattung für eine Königin und ihren Gemahl. Mit einer Ausnahme: Offiziell mussten Zsa Zsa und Rubirosa zwei Einzelzimmer beziehen. Der ganze Aufwand erfüllte drei Zwecke:

- dem Gesetz war entsprochen worden;

- die Unbescholtenheit des Hotels blieb gewahrt;

- und den beiden VIPs wurde die Peinlichkeit erspart, wie wir Normalsterblichen mitten in der Nacht Hotelflure auf und ab laufen zu müssen.

Doch die Prüderie erstreckte sich weit über Hotelzimmer hinaus.

Nehmen wir zum Beispiel Kondome. Heute kann man sie überall kaufen, sogar in verschiedenen Farben und Geschmacksrichtungen.

Damals flüsterte man auf den Apotheker ein, und wenn man zu jung aussah, wurde man gar nicht erst bedient.