Am nächsten Tag will einer der Stammtischbrüder Werner am Telefon erreichen. Als seine Frau abhebt, sagt er: »Also, Kompliment noch einmal, das muss ich sagen, das war wirklich eine hervorragende Antwort, die Werner auf die Frage nach dem schönsten Platz gegeben hat!«
»Das freut mich«, antwortet die Frau, »ich verstehe es nur nicht ganz. Wissen Sie, ich habe ihn da überhaupt nur dreimal reingekriegt, einmal zur Verlobung, einmal zur Hochzeit und einmal zum Firmenjubiläum.«
Der trifft sie mitten zwischen die Augen. Schlimmer kann es nicht werden, oder? Schocktaktik. Entweder Ihre Zuhörer lieben es oder sie hassen es. Man ist ganz unverblümt, und wenn es ihnen nicht gefällt, können sie immer noch zurück zur Party. Eines kann ich Ihnen versprechen: Es gibt eine Explosion. Und sobald sie verklungen ist, sollten Sie einen Blick in die Runde werfen. Ist jemand gegangen? Sind Sie ganz allein zurückgeblieben? Oder füllt sich der Raum? Lassen Sie sich Zeit. Und wenn das Gelächter nachzulassen beginnt, gehen Sie den nächsten Witz an. Sagen Sie Ihren Zuhörern, er gehöre in dieselbe Kategorie - ein logischer Witz:
Ein Mann betritt ein Irrenhaus und baut sich vor der Empfangsdame auf: »Ich brauche einen neuen Arsch!« Die junge Frau ist erstaunt. »Einen neuen Arsch, wieso?« »Meiner hat ein Loch.«
Wenn er den Zuhörern gefällt, können Sie ein wenig zur Ruhe kommen. Jetzt kann Ihnen nichts mehr passieren. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass ein Witz häufig zum nächsten führt? Eine Kettenreaktion.
Hier ist ein entfernter Verwandter des vorigen Witzes:
Eine junge Frau kommt in die Praxis eines Psychiaters. Als der Arzt sie sieht, packt er sie, wirft sie auf die Couch und schläft mit ihr.
Anschließend steht er auf, ordnet seine Kleider, setzt sich dann in den Sessel neben der Couch und sagt: »Nun, das war mein Problem. Was ist das Ihre?«
Aber nicht immer müssen die Witze schmutzig sein. Es gibt auch hübsche und richtig saubere darunter. Aber alle enthalten sie eine Botschaft.
Die Mäusemutter geht mit ihren fünf Mäusebabys spazieren. Plötzlich prescht eine große Katze aus dem Gebüsch hervor und knurrt: »A-a-a-a-arragg.«
Mutter Maus bleibt ganz ruhig. Sie stellt sich auf die Hinterbeine, blickt der Katze in die Augen und sagt: »Wau, wau.« Die Katze ist verschreckt, schaut nach links, nach rechts, rennt dann so schnell davon, wie sie gekommen ist. Mutter Maus wendet sich an ihre Sprösslinge. »Da seht ihr, Kinder, wie wichtig es im Leben ist, wenigstens eine Fremdsprache zu beherrschen.«
Und das bringt uns sofort zu einem weiteren Witz über Tiere und ihre Eltern.
Es ist Frühling, und Vater Karnickel und sein Sohn haben ein Rendezvous mit all den hübschen kleinen Kaninchenfrauen, die im Feld in einer langen Reihe vor ihren Erdbauten stehen. »Du fängst an einem Ende der Reihe an«, sagt der Vater, »und ich fange am anderen Ende an.«
Vater Karnickel beginnt langsam. »O, hallo, meine Teure, vielen
Dank, Gnädigste.« Und er bewegt sich weiter zum nächsten Kaninchen.
Sein Sohn, der am andern Ende beginnt, ist ein wenig schneller. »Danke, Gnädigste; danke, Gnädigste; danke, Gnädigste ... huch, tut mir leid, Papa!..., danke, Gnädigste; danke, Gnädigste!«
Mittlerweile geht Ihr Glas zur Neige, und möglicherweise ist Ihre Kehle ein wenig ausgetrocknet; vielleicht ist es an der Zeit, sich zu verabschieden und einem anderen das Feld zu überlassen. Sie sagen also beispielsweise: »Natürlich haben Tiere in Sachen Sex keine Komplexe. Männer dagegen haben häufig Schwierigkeiten.«
Ein Mann sucht einen Arzt auf. »Nächste Woche habe ich ein Rendezvous mit einer sehr attraktiven Frau, und ich will im Bett richtig gut sein. Können Sie mir da etwas Hilfreiches verschreiben?«
»Aber sicher«, sagt der Arzt und nimmt eine Packung Pillen, Vorläufer von »Viagra«, aus einer Schublade. »Davon nehmen Sie drei Tage vor Ihrem Rendezvous täglich zehn Stück, und Sie werden keinerlei Probleme haben.« Der Mann geht.
Wenig später sieht der Arzt noch einmal in den Beipackzettel, und da geht ihm auf, dass er einen Fehler gemacht hat. Nicht zehn Tabletten an drei Tagen vor dem Rendezvous, sondern drei Tabletten täglich an zehn Tagen. Er kann seinen Patienten jedoch nicht warnen, da er weder seine Telefonnummer noch die Adresse kennt.
Zwei Wochen später ist der Mann wieder in der Praxis. »Wie war Ihr Rendezvous?«, fragt der Arzt etwas besorgt. »Phantastisch«, antwortet der Mann, »fünfzehn Mal hintereinander.«
»Toll«, sagt der Arzt, »aber wie ging es der armen Frau?« »Die war gar nicht da«, entgegnet der Mann.
Danach können Sie die Zuhörer risikolos sich selbst und ihren eigenen Witzen überlassen.
Lentz/Thoma.
1990-1998
Das letzte Jahrzehnt dieser fünfzig Jahre Bundesrepublik lässt sich nicht ohne weiteres an den Zug der Zeit ankoppeln. Es fällt aus dem Rahmen. Das letzte Jahrzehnt des Jahrtausends wird durchweht von Endzeitstimmungen und geprägt vom internationalen Aufbruch in die Globalisierung. Die Zukunft erscheint ungewiss, vielen auch bedrohlich.
Wenn früher überschwänglich vom Wirtschaftswunder die Rede war, so ereigneten sich jetzt wirklich politische Veränderungen, die Wundern glichen. Die deutsche Vereinigung, der Ost und West zustimmten, gehörte dazu, und die Bankrotterklärung einer Weltmacht wie der Sowjetunion ohne militärischen Zwang erst recht.
Die Wiedervereinigung beendete die Idylle einer kleinen Republik ohne weltpolitischen Ehrgeiz. Deutschland wurde ein anderes Land. Der Schriftsteller Patrick Süskind schrieb dazu 1990 für ein Buch von Ulrich Wickert, aus dem der >Spiegel< zitierte: »Man lebt nicht jahrzehntelang in einem Provisorium - schon gar nicht in einem so prächtig gedeihenden, schon gar nicht als junger Mensch -, und wenn in den Sonntagsansprachen von >unseren Brüdern und Schwestern in der Zone< die Rede war oder man uns nach dem Bau der Berliner Mauer aufforderte, zum Zeichen der nationalen Solidarität nächtens ein Adventslichtlein ins Fenster zu stellen, so kam uns das ebenso lächerlich und verlogen vor, als würde man von uns Heranwachsenden im Ernst verlangen, einen Stiefel in den Kamin zu stellen, damit der Nikolaus uns Schokolade hineinwürfe. Nein, die Einheit der Nation, das Nationale überhaupt war unsere Sache nicht ... Ob die Deutschen in zwei, drei, vier oder einem Dutzend Staaten lebten, war uns schnuppe. ... Verdattert wie die Kühe, denen man ein lang verschlossenes Gatter aufsperrt, standen und stehen wir da und glotzen in die neue Richtung und scheuen uns, sie einzuschlagen. . »Moment!«, sagen wir, »Augenblick mal!«, und reiben uns verblüfft die Augen, »was ist hier eigentlich passiert? Wie geht es weiter? Deutsche Einheit? Wieso das? Wozu? Wollen wir das überhaupt?«
Dreißig Jahre vorher hatte der Schriftsteller Paul Sethe, alles andere als ein Nationalist, in der Zeitschrift >Magnum< geschrieben: »Aber was die Bundesrepublik als Machtstaat und Wirtschaftsorganisation gewinnt, muss das deutsche Volk als Nation teuer bezahlen. Die Frage wird noch kommende Geschlechter beschäftigen, ob der Preis nicht zu hoch gewesen ist, ob nicht die Einheit der Deutschen, ob nicht die Freiheit und das Glück von siebzehn Millionen Landsleuten für den Gewinn an Souveränität und Macht im westdeutschen Staat geopfert worden sind.«
Inzwischen reagierten die meisten Deutschen wie Patrick Süskind auf die nationale Einheit: aufgestört und beunruhigt. Sie wollten eigentlich »keine Experimente«, wie schon ein Wahlslogan bei Adenauer hieß.