Er redet eindringlich und ruhig auf die Blondine ein. Plötzlich springt sie auf, nimmt ihre Tasche und setzt sich brav nach hinten.
»Nun sag uns mal, wie du das geschafft hast«, fragen der Chefsteward und die Stewardess, »hast du ihr was versprochen?«
»Nicht das Geringste«, antwortet der Pilot, »ich habe lediglich gesagt: Die ersten fünf Reihen landen nicht in Mallorca.« Oder die Blondine, die ihre Thermoskanne bewundert: »Sie weiß immer genau, wann Sommer und wann Winter ist. Im Winter hält sie die Getränke warm und im Sommer kalt.«
Meinungsforscher sagten: Wenn ein Politiker erst Objekt von Witzen ist, hat er es geschafft, dann wird er wahrgenommen. So zeichnete sich in den späten neunziger Jahren die Herausforderung für die Regierenden auch im Witz ab.
Lafontaine und Schröder dürfen nicht mehr zusammen fliegen: Bei einem Absturz müssten gleich sieben Witwen versorgt werden.
Der rasante Fortschritt der Technik verwirrte den Durchschnittsbürger. Das fiel auch den Witzemachern auf. In Computerwitzen »wird das Menschliche technisch und das Technische menschlich aufgefasst«, schrieb Professor Röhrich. Es kamen die ersten Computer auf den Markt, die dolmetschen, in andere Sprachen übersetzen konnten. Dabei entstanden auch Missverständnisse, die dann als Witze verbreitet wurden.
»Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach«, soll ein Computer übersetzen.
Er liefert: »The Whisky is good, but the steaks cannot be recom-mended.« (Der Whisky ist gut, aber die Steaks kann man nicht empfehlen.)
Die technische Entwicklung verlief so schnell, dass vor allem ältere Mitbürger aufpassen mussten, nicht abgehängt zu werden. Die Staatssekretärin des Forschungsministeriums kommentierte dies in einer Rede so: »Wenn ich mir einen neuen Computer anschaffe und ihn installieren will, dann muss ich mir entweder drei Tage freinehmen oder meinen zehnjährigen Sohn fragen, ob er mal eine Viertelstunde Zeit hat.«
Ein Mann kommt eilig während der Mittagspause in den Supermarkt und sagt: »Ich will nur schnell vier Tomaten kaufen!« »Tut mir leid«, sagt die Kassiererin, »die Ware muss trotzdem in unserem neuen Computersystem registriert werden.« »Du lieber Himmel«, schimpft der Käufer, »na, dann machen Sie schon!«
Die Kassiererin drückt mehrere Knöpfe, der Computer brummt und piept und macht »ratata ratata«. Dann kommt ein Papier heraus. »Sechs Mark siebzig«, sagt die Kassiererin.
»Für vier Tomaten? Das ist doch nicht Ihr Ernst!«, schimpft der Kunde.
»Ich muss mich auf den Computer verlassen«, sagt die Kassiererin, »aber ich versuche es noch mal.« Sie drückt wieder mehrere Knöpfe, der Computer brummt und piept und macht »ratata ratata«. Das Papier kommt heraus, die Kassiererin blickt darauf und sagt: »Ich kann es nicht ändern, es bleibt bei sechs Mark siebzig.«
Der Kunde ärgert sich und meint: »Ich habe zwar überhaupt keine Zeit, aber jetzt lasse ich den Geschäftsführer kommen. Vier Tomaten für sechs Mark siebzig — wo gibt es denn so was?« Der Geschäftsführer erscheint beflissen und erklärt: »Das regelt alles der neue Computer!« Er drückt mehrere Knöpfe, der Computer brummt und piept und macht »ratata ratata« und wirft einen Zettel aus.
»Sechs Mark siebzig ist korrekt«, sagt der Geschäftsführer. Da schmeißt der Kunde die Tomaten auf den Tisch und ruft: »Mit mir nicht! Sie können sich Ihre Tomaten in den Hintern stecken!« »Das geht nicht«, erwidert der Geschäftsführer abwehrend. »Warum geht das denn nicht?«
»Da steckt schon eine Salatgurke für sieben Mark neunzig drin.«
Die Deutschen schienen in zwei unterschiedlichen Welten zu leben, die einen in der Computerwelt mit Internet und Multimedia, die anderen auf einer zuweilen schon verzweifelt wirkenden Flucht in gewohnte Zerstreuungen wie Fernsehen und Zeitung. Während Zig-tausende von Jugendlichen nach den hämmernden Rhythmen der Technomusik tanzten, wuchs der Kölner Sender »WDR 4« zur meistgehörten Welle der Bundesrepublik. Dort spielten die Programm-Macher alte deutsche Schnulzen ab, Musik für die Älteren, die so quotenstark geworden waren.
Auch der frivole Witz blieb zumeist in einem konservativen Muster:
Eine Expedition im afrikanischen Urwald wird von einem Wirbelsturm überrascht. Einige Teilnehmer müssen unter umgestürzten Bäumen ausgegraben werden, drei sind so schwer verletzt, dass sie eine stationäre Behandlung brauchen. »Aber wo?«, rätselt der Expeditionsarzt. »Es gibt in erreichbarer Nähe nur das Urwaldkrankenhaus des Dr. Johnson. Der Mann hat zwar einen etwas merkwürdigen Ruf, aber wir haben keine Wahl.«
Sie erreichen das Krankenhaus in einem Tagesmarsch, und der erwähnte Dr. Johnson begutachtet die Verletzten. »Sie flicken wir schon wieder zusammen«, beruhigt er den ersten, »das sieht zwar alles schlimm aus, ist aber zu beheben. Ihnen fehlt das rechte Ohr, aber wenn Sie einverstanden sind, setze ich Ihnen ein Löwenohr an. Ich stutze das auf die richtige Größe zurecht. Sie müssten nur etwas hierbleiben.« Der Verletzte stimmt natürlich zu.
Beim Anblick des zweiten Patienten pfeift Dr. Johnson erschrocken durch die Zähne: »Du meine Güte, Sie hat es aber böse erwischt! Aber wenn ich mir das genau ansehe, hier ist noch alles da, das und das richten wir wieder, das kann ich nähen ... nur, Ihr linkes Auge fehlt. Da könnte ich höchstens versuchen, Ihnen ein Tigerauge einzusetzen. Vielleicht klappt es, und Sie gewöhnen sich daran.«
Auch dieser Patient ist einverstanden.
»Oi joi joi joi!«, ruft Dr. Johnson, als er den dritten Verletzten betrachtet, »Ihnen hat es ja den halben Unterleib weggerissen!« Er ordnet mit geschickten Händen die restlichen Teile und sagt: »Das stopfen wir wieder hinein, da überbrücke ich künstlich etwas, ganz so arg, wie es auf den ersten Blick schien, dürfte es doch nicht sein. Es fehlt nur etwas sehr Wichtiges, und das lässt sich nicht so ohne weiteres ersetzen. Ich könnte lediglich versuchen, Ihnen den Rüssel eines jungen Elefanten anzunähen ...« »Was bleibt mir anderes übrig«, resigniert der Verletzte. Dr. Johnson verpflichtet die Patienten, wiederzukommen und von ihren Heilerfolgen zu berichten. »Ich muss ja auch noch meine Erfahrungen sammeln«, erklärt der Arzt. Nach etwa einem Jahr melden sich die Patienten wieder.
»Nun, wie ist es Ihnen mit dem Löwenohr ergangen?«, fragt Dr. Johnson.
»Fabelhaft, Doktor«, strahlt der erste, »natürlich hat sich meine Umgebung an den Anblick erst gewöhnen müssen, so kurz kann man das Ohr ja nicht rasieren. Aber wenn ich einen Hut trage, fällt es überhaupt nicht auf. Und dann höre ich jetzt, ich sage Ihnen, ich höre sagenhaft!«
»Das ist ja fein«, freut sich Dr. Johnson und wendet sich an den zweiten. »Und wie sind Sie mit dem Tigerauge zufrieden?« »Phantastisch, Doktor, ich habe mich natürlich etwas gewöhnen müssen. Es war zuerst ein bisschen sperrig, aber heute sehe ich damit so gut wie nie zuvor. Ich kann aus hundert Metern die Fliege auf dem Baum erkennen.«
»Das höre ich gern«, versichert Dr. Johnson, »und wie geht es Ihnen mit dem Rüssel?«
Der dritte wiegt unschlüssig den Kopf hin und her, ehe er antwortet: »Ach, wissen Sie, teils, teils.« »Erzählen Sie, nun mal heraus mit der Sprache!« »Nun gut, ich habe durchaus Erfolge, vielleicht sogar mehr als früher, da kann ich nicht klagen.«
Der dritte Patient macht eine verlegene Pause, dann fährt er fort: »Es ist nur so: Wenn ich morgens mit meiner Familie beim Frühstück sitze, nimmt er sich manchmal noch ein Stück Zucker vom Tisch.«