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Ein Mann hat sich ein Paar sehr auffällige italienische Schuhe gekauft: weißes Leder mit schwarzen Lackkappen. Um seine Frau zu überraschen, hat er sie nach der Anprobe im Geschäft sofort anbehalten.

Als der Mann nach Hause kommt, sitzt die Ehefrau vorm Fernseher, isst Kartoffelchips, trinkt eine Flasche Bier. »n' Abend, Schnullermaus«, sagt der Mann.

»n' Abend, Alter«, antwortet die Frau, ohne ihn anzusehen. Der Mann zögert einen Moment, dann fährt er fort: »Kannst du mich vielleicht mal 'n Augenblick angucken?« Sie dreht ihm den Kopf zu, betrachtet den Mann von oben bis unten und wendet sich wieder ab. »Fällt dir an mir nichts auf?«, fragt er irritiert.

Sie hebt die Schultern, konzentriert sich auf den Bildschirm und meint: »Du siehst müde aus, wie immer. Wirst dir wohl gleich den Bohneneintopf aufwärmen, 'ne Pulle Bier trinken und ins Bett gehen. Wie immer.«

>Oh, warte<, denkt der Mann, >das kriegst du wieder.< Er geht ins Schlafzimmer, zieht sich aus bis auf die neuen Schuhe und kehrt splitternackt ins Wohnzimmer zurück.

Wieder baut er sich vor ihr auf, wieder beachtet sie ihn nicht, und wieder sagt er: »Kannst du mich vielleicht mal 'n Augenblick angucken, Schnullermaus?«

Die Frau knuspert an einem Kartoffelchip, trinkt Bier und mustert ihren Mann von oben bis unten.

»Na?« fragt er, »fällt dir an mir immer noch nichts auf?«

»Was soll mir an dir schon auffallen?«, sagt die Frau gelangweilt.

»Er hängt. Wie immer!«

»Sieh doch mal, wohin er zeigt«, reagiert der Mann aufgebracht, »er guckt sich nämlich meine neuen italienischen Schuhe an.« »Na, da hätt'ste dir aber besser 'n neuen Hut gekauft«, sagt die Frau.

Friedrich Schlegel hält den Witz für »die Explosion von gebundenem Geist«.

Der Witz ist in diesem Buch so zahlreich vertreten, dass ich an dieser Stelle nicht noch weitere Beispiele geben muss. Gut konstruiert und gut erzählt, zielt er direkt auf die Lachmuskeln. Gesund ist er, wie wir erfahren haben, ebenfalls. Entbehrlich ist er auf keinen Fall, glaubt man dem englischen Schauspieler und Regisseur Charlie Chaplin, der sagte: »Ein Tag, an dem man nicht lacht, ist ein verlorener Tag.«

Der große Spaßvogel war sogar davon überzeugt, dass uns der Humor bis zum letzten Atemzug begleitet: »Am Ende ist alles ein Witz.«

Dieter Thoma.

Der Dax im Käfig: Witz und Wirtschaft

Gibt es Witz in der Wirtschaft? An der Theke sicherlich. Aber das ist eine andere Art von Volkswirtschaft. Darf man also mit der Ökonomie Scherze treiben, über Wirtschaftsthemen Witze reißen? Kann Wirtschaft lustig sein? Ich will versuchen, das zu beweisen. Mit allem Unernst, zu dem ich fähig bin.

»Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben«, hat Kurt Tucholsky gesagt. Das leuchtet ein.

Ist es schon witzig, wenn ich lobend und ohne Einschränkung von einer Versicherung behaupte, sie sei ganz gewiss nicht schadenfroh?

Oder der Spruch: Geld macht Armut erträglich?

In der Bewertung des Witzes und in der Beschäftigung damit haben die Psychologen, die Philosophen und die Literaten einen größeren Anteil. Aber auch Witz und Wirtschaft, Ökonomen und Spaßmacher, vertragen sich gut. Beide neigen zu Sparsamkeit.

Der kürzeste aller Witze, ich muss ihn hier wiederholen, ist wohl immer noch dieser:

Zwei Jäger treffen sich. Beide tot.

Man könnte hinzufügen: »Es waren die letzten beiden, die den Dachs noch nicht Dax schrieben.« Damit ist man in der Ökonomie gelandet. Nur wenig länger ist dieser:

Zwei Geschäftsleute sitzen in New York nebeneinander beim Friseur. Da seufzt der eine tief: »Hmm!« Sagt der andere: »Wem erzählst du das?«

Grundlage jedes Witzes ist ein Paradoxon, das Aufeinandertreffen von zwei in sich jeweils stimmigen Bezugssystemen, die aber miteinander unvereinbar sind.

Ein Mann schreibt an das Landwirtschaftsministerium: »Ich habe gehört, dass man durch Nichtaufzucht von Schweinen Geld verdienen kann. Ich wäre bereit, mein Geschäft auf die Nichtaufzucht von tausend Schweinen auszuweiten.«

Die Arbeit muss ja eine böse Erblast tragen, fast eine Erbsünde. Sie hat nie ganz ihren schlechten Ruf verloren, seit Adam und Eva sie als Strafe für den ersten Sündenfall erlebt haben. Seither mussten sie »im Schweiße ihres Angesichts« ihr Brot essen.

Allerdings haben wir dabei alle eine Mentalität entwickelt, möglichst andere für uns sorgen zu lassen. Selbst das ist jedoch so neu nicht. Schon Montaigne schrieb im 16. Jahrhundert: »Wir alle sind reicher begabt, als wir denken; doch man bringt uns das Borgen und Betteln bei und leitet uns an, uns der Kraft der anderen mehr als der unseren zu bedienen.« Manche Wahrheiten halten Jahrhunderte lang.

»Manchmal tun mir die Aktionäre leid. Wir ziehen ihnen richtig das Geld aus der Tasche.«

»Na und? Woraus sollen wir es denn sonst ziehen?«

Das Geld in der Marktwirtschaft rollt und hat auch unsere Gesellschaft ins Rollen gebracht. Die Experten irren sich ständig und werden trotzdem gesucht wie nie zuvor. Im Journalismus sind Wirtschaftsredakteure die bestbezahlten Kollegen.

Ein Mann fragt im Geschäft: »Was kosten bei Ihnen zwei halbe Heringe?«

»2 Euro 80.«

»Das ist aber teuer. Bei Ihrer Konkurrenz drüben kosten sie nur 1 Euro 90.«

»Warum kaufen Sie die Heringe dann nicht da?«

»Der hat keine mehr.«

»Wenn ich keine mehr habe, kosten sie bei mir auch nur 1 Euro 90.«

Wir haben längst vergessen, wie sensationell und bedeutend in der Menschheitsgeschichte das Geld ist. Kein anderes Lebewesen tauscht etwas gegen Symbole. Denn mehr als symbolischen Wert hat Geld ja nicht. Manche Tiere tauschen Schutzfunktionen aus oder sorgen indirekt für die Nahrung des anderen. Aber kein Hecht tauscht Grasmücken gegen einen Hering.

Der nächste Schritt der Menschen war es, nicht direkt zu tauschen, sondern einen Gutschein für den Tausch zu nehmen. Geld war ein Sprung in eine wahrhaft grandiose Dimension. Zunächst beruhigte noch der Materialwert der Münzen den Besitzer. Wer in der Inflation Goldmünzen besaß, war reich. Weniges ist aber so erstaunlich, wie es die Einführung des Papiergeldes war. Denn das setzte den festen Glauben der Benutzer voraus, dass der, der es bedruckt hatte, auch dafür bürgen werde.

Nachträglich gesehen ist es ein Wunder, dass dieses Unternehmen gut gehen konnte, dass die Menschen solche Garantiescheine ernst nahmen. Deswegen steht auch auf dem ersten erhaltenen Geldschein von 1375 - er stammt aus China —, dass jeder mit dem Tode bestraft werde, der versuche, solch einen Gutschein zu fälschen.