Schön an solchen Gags ist, dass es zwar um menschliche Schwächen geht, dass sie aber selbstironisch dargestellt werden. Man könnte das die Sozialfunktion des Witzes nennen.
So ein Witz erfüllt eine wichtige Aufgabe: Er vermittelt zwischen Intellektuellen und Menschen, die nicht besonders gesprächsbegabt sind. Auf eine solche Geschichte können sich alle einigen.
Ein Verkaufsteam, vier Reisende der Firma Hellweg, treffen im Zug auf vier Vertreter der Konkurrenzfirma. Sie reden über die Firmenanweisung, sparen zu müssen. »Sie auch?«, fragen die Konkurrenten.
»Wir fahren inzwischen schon nur noch mit einer Fahrkarte«,
berichten die Vertreter der Firma Hellweg.
»Das ist ja toll. Wie macht ihr das denn?«
»Passt mal auf, wenn gleich der Schaffner kommt.«
Als sich der Kontrolleur nähert, gehen alle vier zusammen auf die Toilette und verschließen die Tür.
»Würden Sie bitte Ihre Fahrkarte unter der Tür durchschieben«, fordert der Kontrolleur von draußen.
Er bekommt die Fahrkarte, prüft sie, schiebt sie zurück, bedankt sich und geht weiter.
Eine Woche später treffen sich die konkurrierenden Teams wieder.
»Das ist doch klar, wir fahren inzwischen auch nur noch mit einer Fahrkarte«, erzählen die vier anderen.
Da versichern die Hellweg-Vertreter: »Wir sind schon wieder einen Schritt weiter. Wir fahren jetzt ganz ohne Karte!«
Die Konkurrenten staunen. »Wie geht denn das?«
»Zeigt ihr erst einmal, wie das bei euch läuft!«
Als der Schaffner naht, gehen die vier Konkurrenten wieder alle zur Toilette und versperren die Tür.
Kurz darauf macht sich das Hellweg-Team auf den Weg. Im Vorbeigehen an der Toilettentür ruft einer: »Fahrschein-Kontrolle! Würden Sie bitte Ihre Fahrkarte mal unten durchschieben?«
Wir stoßen da auch gleich auf die vielen Management-Definitionen, die Sie vermutlich kennen. Ich habe acht gefunden:
Management by Pingpong = So lange hin- und herspielen, bis es sich von selbst erledigt.
Management by Jeans = An den entscheidenden Stellen sitzen Nieten.
Management by Helikopter = Mit großem Getöse einfliegen, viel Staub aufwirbeln und dann wieder verschwinden. Management by Champignons = Mitarbeiter im Dunkeln lassen, gelegentlich mit Mist bewerfen und die Köpfe abschneiden, wenn sie groß werden.
Management by Känguru = Mit leerem Beutel große Sprünge machen.
Management by Nilpferd = Selber bis zum Halse im Dreck, das
Maul weit aufreißen und dann untertauchen.
Management bei Bonsai: Jede aufkeimende Initiative wird sofort beschnitten.
Und Management bei Moses = Er führte sein Volk in die Wüste und wartete auf ein Wunder.
In diesem Zusammenhang ist auch die Übersetzung von »Management-Development« erfunden worden: Flaschenzug. Entschieden wird oft schnell, präzise und falsch.
Der Frankfurter Wirtschaftsprofessor Eberhardt Scheffler meinte: »Das Wort Manager wird nicht nur für Herren angewendet. Es führt aber zu Missverständnissen, wenn man bei weiblichen Managern von >Miss-Management< redet.«
Der Literaturnobelpreisträger Henri Bergson, Philosophieprofessor in Paris, schrieb 1924: »Wir sehen, dass zwischen einem komischen und einem geistreichen Ausspruch tatsächlich kein wesentlicher Unterschied besteht.« Und er zitiert:
»Die Börse ist ein gefährliches Spiel. Man gewinnt heute und verliert morgen.«
»Nun, dann spiele ich eben nur jeden zweiten Tag.«
Aus unseren Tagen stammt dieser:
Zwei Telekom-Aktionäre begegnen sich vor der Bank. Fragt der eine: »Wie geht's?«
Sagt der andere: »Danke der Nachfrage. Besser als morgen.«
Es gibt gängige Aussprüche, die tief beunruhigen können. Zum Beispiel wenn jemand, dem man Geld geliehen hat, sagt: »Ich werde ewig in Ihrer Schuld stehen.«
Beunruhigen kann so auch der bayerische Dreisprung, wie ihn der Autor Oliver Hassenkamp beschrieben hat. Der geht so:
Phase 1: Dann warten wir erst mal ab. Phase 2: Dann schau'n wir mal. Phase 3: Dann werden wir schon sehen.
Wie kann man ein Unternehmen erfolgreich machen? Wenn man das immer so genau wüsste! Kurz: Man kann ja mit seiner Firma erfolgreich in die Geschichte eingehen oder schlicht eingehen. Für den Erfolg erhält niemand eine Garantie.
Karl Valentin sagte schon: »Wenn man es kann, ist es keine Kunst; wenn man es nicht kann, ist es erst recht keine.«
Ein Dorftrottel ist dafür bekannt, dass er, wenn ihm wahlweise 1 Euro oder 50 Cents angeboten werden, immer die 50 Cents wählt. Die Ferienbesucher versuchen es immer wieder und freuen sich darüber, dass der so blöd ist.
Eines Tages sagt ein Einheimischer zu ihm: »Du weißt doch auch, dass 1 Euro mehr ist als 50 Cents, oder?«
»Natürlich«, antwortet der Trottel. »Aber wenn ich einen Euro verlangen würde, bekäme ich gar nichts mehr.«
Ist es ein schlechter Witz, wenn ein Wirtschaftssystem Aktien dann steigen lässt, wenn Arbeitsplätze vernichtet werden? Mir fiel bei der historischen Spurensuche Willy Brandt wieder ein, der gesagt hat, eine Politik, die Menschen nicht besser leben lässt, solle sich zum Teufel scheren. Gilt das nicht auch, wenn man das Wort Politik gegen das Wort Wirtschaft austauscht?
Zwei Geschäftsleute haben sich durch besonders skrupellose Methoden ein Vermögen erworben. Als sie teure neue Geschäftsräume einweihen, haben sie sich bei einem bekannten Maler zwei Porträts bestellt, die nun protzig nebeneinander an der Wand hängen.
Zur Feier des Tages laden sie auch den Kunstkritiker der frankfurter Allgemeinen Zeitung< ein und fragen ihn erwartungsvoll nach seiner Meinung.
Der Kritiker sieht sich die Bilder lange an und nickt mit dem Kopf. Dann deutet er auf die leere Mitte dazwischen und fragt: »Und wo ist der Heiland?«
Chris Howland DM ade: The United States of Euro
Mir war eigentlich nie klar, wie sehr ich an der Deutschen Mark hing — von den Pfennigstücken, die man uns in Supermärkten ständig im Überfluss gab, bis hin zum guten, soliden Fünfmarkstück. Ich war mit den Münzen so vertraut geworden, dass ich sie ohne hinzusehen in der Tasche zählen konnte. Dafür gibt es jetzt Viermarkstücke, auf denen 2 Euro als Wert gedruckt sind. Aber sie fühlen sich nach nichts an im Vergleich zum guten alten Fünfer.
Mein erstes Markstück erblickte ich 1948. Damals stellten noch Zigaretten und Kaffee die Hauptwährung dar. Dann änderte sich über Nacht alles, und von dem Tag an krempelte Deutschland die Ärmel hoch, um wieder eines der führenden Mitglieder Europas zu werden. Ein großer Teil dieses Erfolgs steckte in dieser kleinen silbrigen Metallscheibe. Selbstverständlich wünschen wir ihrem Nachfolger, dass er die gleiche Stabilität genießt (sonst gerieten wir alle in Schwierigkeiten), aber wir täten Unrecht, würden wir die gute alte Deutsche Mark vergessen. Es ist vielleicht merkwürdig, dass ein Engländer sich nach der deutschen Mark sehnt. Fast so merkwürdig, als wünsche eine deutsche Frau sich mehr englische Pfunde. Aber ich bin da nun mal nostalgisch.