»Nun hör doch endlich mit deiner blöden Taube auf«, schimpfen die Freunde. Da klingelt es.
Draußen steht die Taube. »Ich bitte meine Verspätung zu entschuldigen«, sagt sie, »aber es war so schönes Wetter, da bin ich den ganzen Weg zu Fuß gegangen!«
Ein Mann geht an der Isar spazieren. Da taucht ein Kopf aus den Fluten auf und fragt: »Verzeihen Sie, bin ich hier richtig auf dem Weg nach München?«
»Immer geradeaus«, sagt der Spaziergänger, »Sie können sich gar nicht vertun.«
Der Kopf bedankt sich und verschwindet.
Der Mann geht weiter. An einer Gabelung des Flusses taucht der Kopf erneut auf. »Mal eine Frage«, sagt der Schwimmer. »Muss ich hier rechts oder links abbiegen?«
»Nach rechts. Aber Sie müssen sich beeilen! Es wird gleich dunkel, und bis München sind es noch vierzig Kilometer.« »Das macht nichts«, antwortet der Kopf, »ich hab ein Fahrrad.«
Kommt ein Mann zum Arzt und sagt: »Herr Doktor, ich hab da 'ne Wunde hinterm linken Ohr, können Sie die mal behandeln?« Der Doktor sieht sich die Wunde an und fragt kopfschüttelnd: »Donnerwetter, wie ist das denn passiert?«
Sagt der Patient: »Mich hat gestern jemand geärgert, und da habe ich mich vor Wut hinters Ohr gebissen.«
»Sie haben sich hinters Ohr gebissen? Reden Sie doch keinen Quatsch!«
»Doch, doch, Herr Doktor, Ehrenwort, ich hab mich hinters Ohr gebissen.«
»Dann erklären Sie mir doch mal, wie Sie das gemacht haben.« »Ganz einfach«, sagt der Mann, »ich bin auf'n Stuhl gestiegen.«
In einem Holzfällerlager mitten im Bayerischen Wald taucht ein Fremder auf. Ein schmales Handtuch, nicht größer als ein Meter sechzig. Der kleine Mann geht zum Vorarbeiter, stellt sich vor und fragt: »Kann ich bei Ihnen arbeiten, Chef?« Der mustert den Winzling mit einem breiten Grinsen und meint: »So wie Sie aussehen, können Sie ja nicht mal 'n Beil halten. Schauen Sie sich doch mal meine Kerle dahinten im Wald an. Von denen fällt jeder 'ne Eiche in 'ner halben Stunde.« »Das schaff ich schneller«, sagt der kleine Mann. Der Vorarbeiter zieht die Stirn kraus, holt eine Axt, drückt sie dem Fremden in die Hand und sagt: »Na, dann zeigen Sie mal, was Sie können.«
Die beiden gehen in den Wald, und der Vorarbeiter deutet auf eine umfangreiche Eiche. Das Männlein nickt, zieht eine Feile aus der Tasche, feilt damit die Schneide der Axt messerscharf und schlägt zu. Nach genau einer Viertelstunde fällt die Eiche um.
Die Holzfäller, Männer wie Bäume, stehen da mit offenen Mündern. Auch ihr Chef ist fassungslos. Er schlägt dem Kleinen begeistert auf die Schulter und ruft: »Toll, so was habe ich ja noch nie gesehen. Selbstverständlich können Sie sofort bei uns anfangen. Aber sagen Sie mir doch bitte mal eins: Wo haben Sie bis jetzt gearbeitet?«
»In der Sahara«, sagt der schmächtige Mann. »Was? In der Wüste? Da gibt es doch gar keine Bäume.« »Jetzt nicht mehr«, sagt der Kleine.
Der beträchtliche Aberwitz solcher Späße gibt auch einem verwandten Genre die Würze: dem Irrenwitz. Die entsprechenden absurden Fundsachen wurden wiederum aus den angloamerikanischen Ländern nach Deutschland eingeschleust, wo die »geistig Behinderten«, wie sie heute genannt werden, keinen Zutritt zur Gesellschaft hatten. Sie wohnten in abgelegenen Irrenanstalten, den »Klapsmühlen«, und der Volksmund bezeichnete ihre Insassen als plemplem, ballaballa, bekloppt oder verrückt. Der Irrenwitz bescheinigte ihnen Hintersinn und Schlagfertigkeit.
Ein Mann wird in ein Irrenhaus eingeliefert. Er sieht eine Uhr über dem Eingang und fragt den Wärter: »Sagen Sie, tickt die Uhr richtig?«
»Natürlich«, antwortet der Wärter. »Und warum ist sie dann hier?«
Eine Gruppe von Irren steht im Anstaltshof und beobachtet, wie einer von ihnen die Fahnenstange hochklettert, oben einen Zettel anbringt und wieder herunterkommt. Voller Neugier fragt sich die Gruppe, was wohl auf dem Zettel stehen könnte. Einer nach dem anderen klettert auch hoch, nickt ernst mit dem Kopf und rutscht wieder herunter. »Jetzt schauen Sie mal nach, was auf dem Zettel steht«, befiehlt der Anstaltsleiter einem Wärter. Der holt eine Leiter, steigt hoch, nickt auch und kommt wieder zurück.
Der Anstaltsleiter ist ungeduldig. »Was zum Teufel steht denn da?«
»Ende der Fahnenstange«, antwortet der Wärter.
Die meisten Witze aus der Zeit nach 1945 wurden aus der untersten Schublade der Vergangenheit geholt, und ihre konstanten Hauptfiguren, die Inhalt und Pointe oft in Reimen weitergaben, bildeten eine große Familie. Was ihre Mitglieder sich einfallen ließen, hatte nur selten mit höherem Blödsinn zu tun. Sie verband eine Vorliebe für die Fäkalsprache und rücksichtslose Zoten. Oberst von Zitzewitz, Bonifazius Kiesewetter, Graf Bobby, Marjellchen oder auch die namenlose Frau Wirtin »sauigelten« gern, wie man damals sagte.
Der unsterbliche Oberst von Zitzewitz könnte eine Erfindung jener Soldaten gewesen sein, die in den Regimentern Kaiser Wilhelms II. dienten. Sicher wollten sie sich am Typ des adeligen preußischen Offiziers rächen, der sie mit schnarrender Stimme über die Truppenübungsplätze gescheucht hatte. Also statteten sie ihre Witzfigur von Zitzewitz mit Eigenschaften aus, die sie karikierend überzeichneten: Hochnäsigkeit, Standesdünkel und einer gehörigen Portion Begriffsstutzigkeit. Das Spielfeld, auf dem sich der Oberst lächerlich machte, lag zwischen Manöverball und Offizierskasino.
Oberst von Zitzewitz wird im Offizierskasino gefragt: »Gestatten Herr Oberst eine Scherzfrage?«
Er antwortet etwas mürrisch: »Von mir aus, aber nichts Unanständiges, wenn ich bitten darf!«
»Selbstverständlich nicht, Herr Oberst. Die Frage lautet: Wo sind die Eier am wärmsten?« »Und wo?«
»Die Antwort ist: in der Bratpfanne.«
Da lacht der Oberst kurz auf und fragt: »Sagen Sie, welcher Idiot setzt sich denn mit dem Arsch in die Pfanne?«
Vor dem Auszug ins Manöver erklärt von Zitzewitz seinen Rekruten die Bedeutung des Kommandos »Helm ab zum Gebet«.
»Also, wenn der Befehl kommt«, sagt der Oberst, »nehmen alle Haltung an, setzen den Helm ab und zählen langsam bis fuff-zehn. Es gibt Kompanien, die zählen bis fünfundzwanzig. Halt ich aber für Frömmelei...«
Von Zitzewitz fragt seinen Friseur: »Sagen Sie mal, haben Sie nich' was Witziges auf Lager, das ich heute meinen Kameraden im Kasino erzählen kann?«
»Vielleicht eine Scherzfrage«, erwidert der Friseur, »die geht so: Es ist nicht mein Vater oder meine Mutter, nicht mein Bruder oder meine Schwester, nicht Onkel oder Tante, nicht Neffe oder Nichte — und doch mein eigen Fleisch und Blut. Wer ist das?« »Keine Ahnung«, stellt von Zitzewitz fest, »nun sagen Sie schon:
Wer ist es?«
»Das bin ich selber«, erklärt der Friseur.
»Na, fabelhaft!« Von Zitzewitz ist begeistert und gibt abends die Frage an seine Kameraden weiter.
»Das sind Sie selber«, rät einer der Offiziere sofort richtig. »Quatsch«, schnauzt von Zitzewitz, »das ist mein Friseur in der Bahnhofstraße!«
Bonifazius Kiesewetter, »dieses alte Rübenschwein«, war da von anderem Kaliber als sein trotteliger adeliger Verwandter von Zitzewitz. Schlagfertig, schlitzohrig und tückisch gab er sich als Bruder im Geis -te des braven Soldaten Schweyk zu erkennen. Viele seiner Verse waren »staatsfeindlich« und im »Dritten Reich« deshalb streng verboten, weil sie das Regime und dessen Gefolge auf die Schippe nahmen. Nach dem Krieg wurden sie besonders gern von ehemaligen Parteigenossen zitiert, die mit ihren Kenntnissen subversiver Kiesewetter-Witze beweisen wollten, dass sie mit Hitler und seiner Partei nie etwas verbunden habe. Ein Beispieclass="underline"