Seltsam genug war, dass solche »Herrenwitze« und Parodien während ihrer Wanderung durch Restdeutschland auch den Frauen zu Ohren kamen. Zumal bei den wenig prüden Damenkränzchen, die nach dem Wiederaufbau der Kegelbahnen eine ruhige Kugel scho-ben, waren Bonifazius Kiesewetter und Frau Wirtin gerngesehene Gäste. Und als 1946 Kurt Schumacher zum Vorsitzenden der SPD gewählt wurde, meldete sich Frau Wirtin von der Lahn mit folgendem Reim:
Frau Wirtin trieb's selbst mit der SPD, im Winter notfalls auch im Schnee, doch nur mit jungen Bengels. Die Alten standen stumm herum und lasen Marx und Engels.
Noch im selben Jahr begann in Wolfsburg die Serienproduktion des Volkswagens. Der Volksmund stellte die Frage:
Wie bringt man vier Elefanten in einem VW unter? Antwort: Ganz einfach, zwei hinten und zwei vorne.
Im Juni 1948 machte die Währungsreform für die »Eingeborenen von Trizonesien«, wie ein Karnevalsschlager die Westdeutschen nannte, den lange herbeigesehnten »Luxus« schrittweise möglich. Wer das Geld hatte oder erwartete, kaufte in Reihenfolge und oft auf Raten: das elektrische Bügeleisen, die Waschmaschine, Radio, Eisschrank, Musiktruhe und, als der Güter höchstes, den Kleinwagen. Der Schwarzhandel meldete Konkurs an.
Im September 1949 wurde Konrad Adenauer erster Bundeskanzler der neuen »Bundesrepublik Deutschland«. Ihm und der CDU verdankte die Republik unter anderem die freie Marktwirtschaft, den sozialen Wohnungsbau, die Wiederbewaffnung und die Prüderie. Ein geistreicher Kabarettist reimte seinerzeit im Stil der englischen Limericks:
Es hallte im Land ein Protestschrei, dass Bonn jetzt als Hauptstadt wohl fest sei.
Man entgegnet den Tadlern darauf, dass bei Adlern der Stammsitz ja immer ein Nest sei.
Ein warmes Nest zu finden, war für die Verliebten der Nachkriegsjahre nicht leicht. In Hotels und Studentenbuden blieb die Liebe ohne Trauschein streng verboten. Wer sich selbst und hoffentlich auch seiner Freundin einen Gefallen tun wollte, musste mit ihr im Grünen lustwandeln.
Im Oktober 1949 wurde in Ostdeutschland die »Deutsche Demokratische Republik« gegründet. Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Walter Ulbricht hießen ihre Repräsentanten. In der neuen DDR witzelte man:
Das Skatspiel wird verboten. Pik darf nicht gereizt werden.
Die anonymen Spaßmacher des »Arbeiter- und Bauernstaates« nahmen sich schnell drei Ziele für ihre verbotenen Giftpfeile vor: a) die Politik der roten Führungskräfte und ihre Abhängigkeit von Moskau b) die wirtschaftliche Notlage c) den Staatssicherheitsdienst (Stasi) und seine Machenschaften.
Der Fahrdienstleiter des Leipziger Hauptbahnhofs ist von der Stasi verhaftet worden. Er hat bei der Ankunft von Walter Ulbrichts Sonderzug gerufen: »Zurücktreten! Bitte sofort zurücktreten!«
Ein DDR-Bürger geht mit einem großen Kranz über den Marktplatz.
Ein Freund begegnet ihm und fragt, wer denn gestorben sei. Sagt der Mann mit dem Kranz: »Gestorben ist keiner, aber Kränze gab's heute morgen zufällig im HO-Laden.«
»HO« war die Abkürzung für »Handelsorganisation«, und so hießen die Geschäfte der staatlichen Ladenketten in der DDR.
Der 80. Geburtstag des großen Genossen Lenin wurde in OstBerlin vorbereitet. Aus diesem Anlass werden auch die drei besten Erbauer von Kuckucksuhren ausgezeichnet. Dritter Preis: Der Kuckuck blickt aus der Uhr und ruft einmal »Lenin«.
Zweiter Preis: Der Kuckuck erscheint und ruft dreimal »Lenin«. Erster Preis: Lenin blickt aus der Uhr und ruft »Kuckuck«.
Die systemkritischen Witze aus der DDR - andere gab es kaum -wurden im Flüsterton weitererzählt. Einer ihrer Hauptl ieferanten war der in Armenien installierte Sender Radio Eriwan. Weit von der Moskauer Parteizentrale entfernt, gab er seine hinterlistigen Auskünfte zu schwierigen Hörerfragen auch an die DDR weiter. Dort wurden sie leicht verändert und den eigenen Lebensproblemen angepasst.
Frage: Was ist der Unterschied zwischen Schweinen im Westen und Schweinen im Osten?
Antwort: Im Westen werden sie gegessen, im Osten Genossen.
Frage: Was bedeuten die drei Streifen an der Uniform der Volkspolizisten?
Antwort: Ein Streifen: Er kann lesen. Zwei Streifen: Er kann schreiben. Drei Streifen: Er kennt einen, der lesen und schreiben kann.
Anfrage an Radio Eriwan: »Wo sitzt derjenige, der in der DDR für die politischen Witze verantwortlich ist?« Antwort: »Keine Ahnung, wo er sitzt. Wir wissen nur, dass er sitzt.«
1949 wurde in der Bundesrepublik die Todesstrafe abgeschafft, nicht ohne Widerstand konservativer Kreise auch in der CDU/CSU. Das folgende Beispiel tiefschwarzen Humors war vermutlich der letzte Witz zu diesem Thema.
Ein zum Tode Verurteilter wird kurz vor seiner Hinrichtung vom Zuchthausdirektor gefragt: »Haben Sie noch einen letzten Wunsch?«
»Ja«, antwortet der Todeskandidat, »ich möchte gern Finnisch lernen!«
Das Letzte
Hitler kauft einen Teppich. Fragt die Verkäuferin: »Wollen Sie ihn mitnehmen oder gleich hier essen?«
Wirt: »Wie fanden Sie denn unser Schnitzel?« Der Gast: »Durch Zufall.«
Der Gast sagt zum Kellner: »Was ist der Unterschied zwischen einem »Rumpsteak Spezial« und einem normalen Rumpsteak?« Kellner: »Zum Rumpsteak Spezial< geben wir ein schärferes Messer.«
Franzl besucht die Zenzi. Sagt die Zenzi: »Du, Franzl, ich hab's heute im Kreuz.«
Franzclass="underline" »Gut, dass du es sagst. Ich hätte es da gesucht, wo's immer war.«
Ein Mann, der vor der Haustür sitzt, ruft einem vorbeikommenden Radfahrer zu: »Hören Sie, Ihr Schutzblech klappert!« Fragt der: »Wie bitte?« »Ihr Schutzblech klappert!«
»Ich kann nichts verstehen, mein Schutzblech klappert!«
Ein Australier wird ins Krankenhaus eingeliefert.
Er hat einen neuen Bumerang bekommen und seinen alten weggeworfen.
Chris Howland
Bestimmt
Es ist sehr verwirrend, in ein Land verschlagen zu werden, wo ganz plötzlich jeder eine fremde Sprache spricht. 1948 hatte ich das Glück, für einen englischen Rundfunksender zu arbeiten, bei dem wir ausschließlich englisch sprachen. Doch sobald ich meinen Fuß vor die Tür des Senders setzte, begannen meine Probleme.
Viele meiner Kollegen tauchten in den tiefsten Teil des Sprachbeckens, ich dagegen war vorsichtiger und prüfte das Wasser erst einmal mit dem großen Zeh.
Mein erstes deutsches Wort war Bestimmt!
»Weckst du mich morgen früh?«
»Ja, mache ich.«
»Bestimmt?«
Es ist ein sehr nützliches Wort, eines, wie wir es im Englischen nicht haben.
Ein anderes großartiges deutsches Wort ist Na?
Es ist eine Frage, eine Kritik, eine Warnung oder ein Anzeichen von Unsicherheit. Ich liebe Vielzweckwörter.
Treffen sich zwei U-Boote im Urwald.
Sagt das eine zum anderen: »Na?«
Erwidert das andere: »Na und?«
Selbstverständlich gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen der deutschen und der englischen Sprache. Ein finger ist ein Finger, eine hand ist eine Hand, ein arm ist ein Arm, und ein leg ist ein - hoppla! Hier fängt der Ärger an! Und dann der, die und das ...