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»Ja, ich war auf Löwenjagd in Afrika.«

»Auf der Löwenjagd? Wie viele Löwen hast du denn geschossen?«

»Geschossen habe ich keinen.«

»Wieso warst du denn dann auf der Löwenjagd?«

»Ja, weißt du, für Löwen ist keiner schon viel.«

Er steht neben einem anderen Kölner Witz, von dem ich behaupte, dass kein anderer die Kölner Lebensart so gut spiegelt. Diese »Kölner Lebensart« ist das, was aus mehr als zweitausend Jahren germanischer, römischer, hansischer, französischer und rheinischer Tradition zusammengewachsen ist. Mit Kölsch in den Adern, Karneval im Herzen und Vertrauen zu den Heinzelmännchen.

Der Tünnes begegnet dem Schäl mit Gepäck. »Wo willst du denn hin?« »Ich fahre in die Sahara.« »Sahara, ist das nicht gefährlich?« »Wieso gefährlich?«

»Na, du gehst nach dem Mittagessen ein Stück raus in die

Sahara, und dann kommt so'n Löw' an.«

»Dann nimm ich mein Gewehr und schieß den Löw' tot!«

Sagt der Schäclass="underline" »Tünnes, inne Sahara, nach dem Essen, du denkst an nix Böses — da hast du doch gar kein Gewehr bei dir.«

»Na gut, dann nehme ich ming Revolver und schieß den Löw' tot.«

Sagt der Schäclass="underline" »Nach dem Mittagessen, auf 'nem Verdauungsspaziergang, da hast du doch keinen Revolvergürtel um.« »Dann nehme ich einen Knüppel und schlage den Löw' tot.« Sagt der Schäclass="underline" »Tünnes, inne Sahara, nix als Sand, wo willste da 'nen Knüppel finden?«

Sagt der Tünnes: »Schäl, hälste nu mit dem Löwen oder hälste mit mir?«

Auf einer Lesung fragte mich ein Zuhörer: »Gibt es den nicht auch mit einer anderen Pointe?« Er hätte nicht besser fragen können. Es freut einen immer, wenn man schnell zu Diensten sein kann. Jean Pütz hat mir gerade diesen erzählt:

Tünnes erzählt von Abenteuern, die er in der Sahara erlebt hat. »Ich gehe da nichts Böses ahnend spazieren, kommt da plötzlich ein Löwe auf mich zu. Da nehme ich mein Gewehr, ziele dem Löwen genau zwischen die Augen und drücke ab. Nichts passiert. Das Gewehr hat Ladehemmung. Der Löwe kommt jetzt schneller auf mich zu, leckt sich schon mit seiner riesen Zunge das Maul. Da werfe ich das Gewehr weg und laufe, was ich kann. Ich spüre schon den Atem des Löwen im Nacken, da springe ich auf einen Baum und bin gerettet.«

Sagt Schäclass="underline" »Tünnes, in der Sahara, da gibt es doch gar keine Bäume!«

Sagt Tünnes: »In dem Moment war mir das völlig egal!«

Regionale Witze leben von den Verschiedenheiten zwischen Nachbarn. Wie bei Kölnern und Düsseldorfern.

Die meisten Witze brauchen Vorurteile, um zu wirken, jemanden, über den man lachen kann. Der Aachener Professor Jürgen Rink sagt: »Wir haben gerade eine Untersuchung gemacht. Sie hat nicht viel Neues gebracht, aber um einen Witz zu belegen, reicht es. Wir fragten: wie seht ihr den Holländer, den Deutschen und euch selbst? Natürlich waren alle Befragten sehr von sich überzeugt. Der Holländer gilt vornehmlich als sparsam und etwas geizig. Und der Düsseldorfer hat ein besonderes Verhältnis zum Holländer. Inwiefern, ist schnell erzählt«:

In der Weihnachtszeit kommen Holländer mit vielen, vielen hundert Bussen, bevölkern den Düsseldorfer Weihnachtsmarkt, kaufen nichts und fahren wieder ab. Ein Düsseldorfer sieht am Ufer des Rheines einen Menschen, der die Schöpfhand in das Wasser hält. Offenbar will er Wasser aus dem Rhein. Der Düsseldorfer läuft dahin und ruft schon von weitem: »Das dürfen Sie nicht, da ist Dreck drin, Chemikalien, das ist völlig verseucht! Sie können krank werden und sogar sterben!« In diesem Moment dreht sich der Mensch mit der Schöpfhand rum, schaut zum Düsseldorfer auf und fragt: »Wat secht u?«

Der Düsseldorfer grinst und sagt: »Sie müssen beide Hände nehmen, beide Hände!«

Die Hamburgerin Klein Erna, eine kleine Göre mit einer umfangreichen Familie namens Pumeier, wird Zeit ihres Lebens von etwas unappetitlichen Scherzen begleitet.

Als Mama mal wieder selbst im Fischladen einkauft, sagt die Fischfrau:

»Was ich Sie noch fragen wollte, Frau Pumeier, was Ihre Klein Erna ist, die spuckt ja jedes Mal, wenn sie einkaufen kommt, in die Heringstonne. Schad ja nix, aber was soll das?«

Onkel Emil ist schon eine ganze Zeit tot, da kommt bei Tante Frieda so'n Mann anne Tür, der altes Zeug kauft. Er fragt Tante Frieda, ob sie nicht 'nen Anzug von Onkel Emil zu verkaufen hätte.

»Anzug nicht«, sagt Tante Frieda, aber 'ne Jacke wolle sie abgeben.

»Aber warum wollen Sie mir die Hose denn nicht verkaufen?«, fragt der Mann.

Da sagt Tante Frieda: »Zu die Hose bin ich noch zu traurig zu.«

Klein Erna! Klein Erna! Komm rauf; Füße waschen! Mama braucht die Schüssel gleich für Salat!

Bahnbrechend sind die Geschichten, in denen sich Klein Erna als Theaterbesucherin äußert. Man hat natürlich ein Abonnement.

Zu >Lohengrin<: »Ischa'n schönes Stück. Ich hab' nur nicht verstanden, was der Leutnant zu der Gans gesagt hat!«

Zu >Othello<: »Ischa'n ganz furchtbares Stück! Hab' ich doch meine Gummistiefel in gelassen!«

Im Zoo: »Klein Erna, du sollst nicht so nah ran an die Eisbären! Bist sowieso schon so erkältet!«

Zu einem geflügelten Wort ist die Beerdigung von Onkel Emil geworden:

Onkel Emil ist zu Grabe getragen worden. Es ist eisig kalt und die Straßen spiegelglatt, so dass auf dem Weg vom Krematorium zum Friedhof die schwarz gekleideten Familienmitglieder immer wieder ausrutschen und auf dem Hosenboden landen. Schließlich wird es der trauernden Frau Pumeier zu viel. Sie öffnet die Urne und ruft: »Schluss mit die Pietät! Jetzt wird gestreut!«

Aus Berlin kennen wir die »wa'«-Witze. Zum Beispieclass="underline"

Der kleine Barbierlehrling ist über Mittag alleine im Laden, als ein baumlanger amerikanischer schwarzer Soldat das Geschäft betritt und sagt: »Rasieren bitte.«

Da wehrt sich der Junge und sagt: »Mister, ick bin Lehrling, ick kann dat nich.«

»Rasieren bitte«, wiederholt der Soldat und setzt sich hin. »Auf Ihre Verantwortung.« Der Junge fängt an, ihn einzuseifen, wetzt das Messer und — zack — haut er ihm erst mal an der Backe einen Schnitt rein.

Der Amerikaner verzieht keine Miene.

Der Junge gibt weiter sein Bestes. Doch wieder passiert ihm ein Fehler und — zapp — haut er ihm ein halbes Ohr ab. Der Kunde verzieht keine Miene.

Als der Junge ihm die Nasenspitze wegnimmt, da rollen zwei dicke Tränen durch den weißen Schaum. Da sagt der Kleine: »Heimweh, wa?«

Oder die viel gerühmte Berliner Schlagfertigkeit:

Viele Autos haben sich zu einem langen Beerdigungskonvoi formiert. Ein Mann unter den vielen Zuschauern fragt einen Jungen: »Weißt du, wer da begraben wird?« Sagt der: »Ick gloobe, der vorne im ersten Wagen.«

Bei den Regionen muss man auch Westfalen, die nördliche, angeblich von Dickschädeln bevölkerte Hälfte des Bundeslandes NordrheinWestfalen, erwähnen.

Der Rundfunkjournalist C.W. Koch erzählt dazu: »Jedes Mal, wenn der frühere Bundespräsident Heinrich Lübke Urlaub in seinem Heimatland Westfalen, im Sauerland, machte, wurde der Landrat alarmiert. Der musste eine vertrauenswürdige Doppelkopfrunde zusammenstellen, und ich galt wohl als vertrauenswürdig, jedenfalls war ich ein paar Mal dabei. Ich bin mal durch Afrika gereist mit ihm, und diesen berühmten Satz: >Guten Tag meine Damen und Herren, guten Tag liebe Neger<, den hat Lübke damals in mein Mikrofon auf dem Flughafen von Dakar im Senegal gesagt. Ich weiß bis heute nicht, wie das verbreitet worden ist. Ich hab' es nicht getan. Bei der Gelegenheit habe ich aber gehört, dass der damalige Chefdolmetscher der deutschen Bundesregierung grundsätzlich etwas anderes übersetzte, als Lübke gesagt hatte. Er vermittelte einen ordentlichen Text, und da weißhaarige Männer in Afrika immer sehr beliebt waren und großes Ansehen hatten, konnte Lübke erzählen, was er wollte, der Dolmetscher fand schon die richtigen Worte und wahrte sein Ansehen.«