Beim Essen am Abend bei der Familie des Mädchens hält sich der Junge ständig den Arm vors Gesicht, und er neigt seinen Kopf zu Boden und würdigt die anderen keines Blickes.
Nach dem Essen sagt das Mädchen empört zu ihm: »Wenn ich gewusst hätte, was du für Manieren hast, hätte ich dich nicht eingeladen.«
Antwortet der Junge: »Wenn ich gewusst hätte, dass dein Vater Apotheker ist, wäre ich nicht gekommen ...«
Gast: »Herr Ober, haben Sie Zucker?« Kellner: »Nein, Gicht!«
Gast: »Herr Ober, haben Sie Froschschenkel?« Kellner: »Nein, ich gehe immer so.«
Dieter Thoma.
Das Wesen des Witzes IV: Verführung zum Witzigsein
Arthur Koestler schreibt in seiner Autobiographie, dass er bei Besuchen von einer dämonischen Macht angetrieben werde, einleitend den Gastgeber mit einer Taktlosigkeit oder einer verletzenden Bemerkung zu erschrecken.
Ganz so grausam war ich nicht. Aber trotzdem meldet sich mein Gewissen. Ich will ja nicht eine Waschmaschine oder einen Staubsauger verkaufen, aber dem Besuchten doch etwas entlocken. Witze eben. Er soll mir einen Teil seines geistigen Eigentums schenken.
Solche Besuche leitet man mit der freundlichen Frage ein, ob sich der Gastgeber noch an vergangene Begegnungen erinnert, was schon peinlich sein kann, wenn er das nicht tut. Man nennt dann gemeinsame Bekannte, von denen man vermutet, dass es solche sind, ist aber vorsichtig mit Äußerungen von Wertschätzung oder Abneigung, weil man den Gesprächspartner ja gut stimmen und für sich einnehmen möchte. Man klärt unverfänglich, wo sie sich zur Zeit aufhalten und wie ihr Befinden ist.
Anschließend kann man über Vergangenes, über Erlebtes und Schauplätze sprechen, um dann endlich das eigentlich ins Auge gefasste Thema anzugehen.
Doch womöglich erklärt der Angesprochene nun plötzlich: »Wissen Sie, nach Witzen ist mir jetzt gar nicht zumute.« Oder auch: »Witze habe ich schon seit Jahren nicht mehr erzählt.«
Das ist vermutlich gelogen. Darum muss man jetzt einen Witz erzählen. Mit vollem Risiko. Zum Beispieclass="underline"
Zwei Männer unterhalten sich über Potenzschwierigkeiten im Alter. »Hast du denn schon mal Viagra probiert?«, fragt der eine. »Das brauche ich nicht. Mir hilft Schwarzbrot.« »Schwarzbrot? Vorher?«
»Morgens, mittags und abends. Das hilft fabelhaft!«
»Im Ernst?«
»Wenn ich es dir sage!«
Der andere geht sofort in eine Bäckerei und verlangt »Zehn Kilo Schwarzbrot«.
»Zehn Kilo«, reagiert die Verkäuferin erstaunt, »da wird Ihnen doch die Hälfte hart.« »Dann nehme ich zwanzig.«
Wenn der Gastgeber lacht, hat man schon halb gewonnen, darum reiche man noch einen Witz nach:
Auf dem Kölner Bahnhof hetzen drei Männer auf den Bahnsteig, der Intercity nach Hamburg soll gerade abfahren. Der Bahnbedienstete schiebt zwei von ihnen noch in den Zug, wirft einen Koffer hinterher, dann schließt sich die Tür. Der Dritte bleibt draußen stehen.
»Tut mir leid, bei Ihnen habe ich es nicht mehr geschafft«, sagt der Bahnbedienstete.
»Schade«, sagt der Zurückgebliebene, »ich wollte nämlich eigentlich allein verreisen. Die beiden anderen haben mich nur zum Zug gebracht.«
Jetzt ist die Festung hoffentlich gestürmt. »Da fällt mir auch einer ein«, ruft der Umworbene fröhlich, zumindest in meiner Vorstellung. Und er könnte erzählen:
Ein Matrose der Navy schreibt im Zweiten Weltkrieg an seine Eltern: »Ich darf nicht schreiben, wo wir gerade sind, aber was ich gestern geschossen habe, war ein Eisbär.«
Einen Monat später teilt er mit: »Ich darf nicht schreiben, wo ich bin, aber gestern habe ich mit einem Hula-Mädchen getanzt.«
Einige Wochen später kommt ein Brief: »Ich darf nicht schreiben, wo ich gerade bin, aber der Mann im weißen Kittel sagt, ich hätte besser mit dem Eisbären getanzt und das Hula-Mädchen erschossen.«
»Ihr hattet in eurem Buch doch auch sehr schöne Tierwitze«, wirft der Gastgeber dann hoffentlich ein. Da hat er auch noch einen:
Der Besitzer einer Tierhandlung preist einen Papagei an. »Wenn Sie das Bändchen hier am linken Fuß ziehen, dann sagt er Guten Morgen<. Und wenn Sie das Bändchen am rechten Fuß ziehen, sagt er Guten Abend<.«
Fragt der Kunde: »Und was ist, wenn ich an beiden Bändchen ziehe?«
Sagt der Papagei: »Dann falle ich auf die Schnauze, du Trottel!«
Darauf frage ich: »Kennen Sie den?«
Während der großen Buschbrände in Australien hüpft ein Kän-guru eilig vor den Flammen davon. Als es in Sicherheit ist, kriecht aus dem Beutel ein kleiner Pinguin, stellt sich an einen Busch und übergibt sich.
Zur gleichen Zeit watschelt am Südpol eine große Herde Pinguine über das Eis, mittendrin ein kleines Känguru, das sich verzweifelt bemüht, sich etwas zu wärmen, indem es dauernd die Vorderfüße um den Leib schlägt. Es blickt in den grauen Himmel und seufzt: »Scheiß Schüleraustausch!«
Wenn er jetzt lacht, kann nicht mehr viel passieren.
So oder so ähnlich laufen die Versuche, Mitmenschen für das Thema Witz zu animieren.
Mein WDR-Kollege Kurt Gerhard erzählte aus den USA:
Es gab früher einen berühmten Komiker namens Jack Benny, an dessen Fernsehsendung Ende der sechziger Jahre ich mich gut erinnern kann. Sein Geiz war eine der stereotypen Eigenschaften, mit denen er auftrat.
Also, Benny geht im Park spazieren. Da kommt ein Gauner, hält ihm eine Pistole auf den Leib und ruft: »Geld oder Leben!«
Als Benny nicht gleich antwortet, wiederholt der Typ: »Geld oder Leben!«
Benny darauf: »Moment, Moment — ich überlege noch!«
Rudolf Wentrup heißt mein alter Schulfreund, der mir beim letzten Klassentreffen die folgende Geschichte erzählt hat:
Ein Polizeiwagen stoppt einen Autofahrer, ein Beamter steigt aus.
Der Autofahrer dreht die Scheibe herunter.
»Sie haben eben bei Rot eine Ampel überfahren«, sagt der
Polizist.
»Habe ich das?«, fragt der Angehaltene und kichert etwas. Das Gesicht des Polizeibeamten wird ernster. »Zeigen Sie mal Ihren Führerschein!«
»Den habe ich schon seit einem halbem Jahr nicht mehr.«
»Dann die Wagenpapiere!«
»Die habe ich verloren.«
»Machen Sie mal Ihren Kofferraum auf!«
»Das kann ich nicht.«
»Warum können Sie das nicht?«
»Da liegt eine Leiche drin.«
Fassungslos zieht der Polizist den Autoschlüssel aus dem Schloss und geht zu seinem Wagen. Während er seine Dienstwaffe entsichert, kommt der andere Polizist herüber und fragt: »Sie haben also keinen Führerschein?«
»Doch, hier, bitte schön«, antwortet der Autofahrer und reicht seine Fahrerlaubnis heraus.
Erstaunt sieht sich der Beamte den Ausweis an. »Und die Wagenpapiere?«
»Hier, bitte sehr«, sagt der Autofahrer und reicht sie heraus.
»In Ordnung. Öffnen Sie den Kofferraum«, fordert jetzt der Polizist.
Der Autofahrer steigt beflissen aus und macht den Kofferraum auf. Er ist leer.