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Die See ist ganz ruhig. Doch dann kräuseln sich die Wellen. Man sieht Turmaufbauten, dann ein Balkenkreuz. Es ist ein deutsches U-Boot. Kreischend öffnet sich das Turmluk. Am Rand des Turmes erscheint erst eine angegraute Kapitänsmütze, dann ein Gesicht mit einem Bart wie Sauerkraut, dann ein Megaphon: »Was ist mit dem Krieg?«

Der Kapitän der »Pamir« erschrickt.»Offenbar wissen die noch nichts! Die glauben, wir sind noch im Krieg!« Auch er nimmt die Flüstertüte: »Der Krieg ist zu Ende!«

Wieder hebt der U-Boot-Kommandant das Megaphon: »Wer hat gewonnen?«

»Die anderen!«

Kurzes Schweigen auf dem U-Boot. Und dann hört man durch das Rauschen der stillen See einen schrecklichen Fluch: »Scheiß Kaiser Wilhelm!«

Ist das ein Witz, über den auch junge Menschen lachen können, solche, die in ihren Erinnerungen nicht zwei Weltkriege miteinander verbinden? Nach unseren Erfahrungen gelingt das. Dann müssten sie auch diese Kölner Geschichte von 1945 nachempfinden und darüber lachen können, auch wenn sie selber nie in ihrem Leben gehungert haben.

1949: Der Schäl schnallt seinen Gürtel ein Loch enger. Fragt der Tünnes: »Was machst du da?« Sagt der Schäclass="underline" »Ich frühstücke.«

Ist es für einen Intellektuellen ein Risiko, wenn er einen Witz erzählt? Schmückt er sich da mit fremden Federn? Nach meinen Erfahrungen sind gerade Intellektuelle besonders begabt für diese Kunst-form. Sie sind immer in der Lage, die Welt und alle Ereignisse darauf aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Sie trauen sich oft nur nicht, der deutschen Ernsthaftigkeit im Witz zu begegnen. »Lachen legt Bollwerke der Selbstsicherheit in Schutt, das Pathos der Selbstüberzeugung zerbricht«, schrieb der Kunsthistoriker Heinrich Lützeler.

Der Professor erklärt das räumliche Sehen und nimmt als Beispiel aus der griechischen Mythologie den Riesen Polyphem, dem Odysseus ein Auge ausgestochen hat. Deswegen habe er nicht mehr räumlich sehen und das flüchtende Schiff mit seinen Wurfgeschossen nicht treffen können.

Da meldet sich ein Student und wendet ein: »Aber Polyphem hatte doch überhaupt nur ein Auge.«

»Ja«, erwidert der Professor, »das kam freilich noch erschwerend hinzu.«

Der Publizist Johannes Gross, der sich gelegentlich von mir einen Witz mitnahm, fand schon das Nachdenken über Berechtigung und Wert albern. »Er muss nur gut sein, der Witz«, meinte er. Darauf konnten wir uns einigen. Wenn das nur immer so klar wäre, was ein guter Witz ist. Und wenn alle über dasselbe lachen könnten. Jürgen Rink hat damit keine Probleme. Höchstens mit Kalauern. Aber auch da gibt es gute.

Ich erinnere mich: Den für mich schönsten Kalauer habe ich auf einem seiner Seminare vom Paderborner Professor Broder Carsten-sen gehört. Es sei angeblich der älteste Kalauer, den es gebe, verriet er mir. Er mündet in die Frage:

Warum hat Krause keine Haare? Antwort: Weil die Neger krauses Haar haben.

Auch der skurrile Witz hat bei solchen Seminaren seine Anhänger:

Es klingelt an der Haustür des bekannten Opernsängers. Erst einmal, dann zweimal, dann heftig und immer heftiger. Die ganze Familie stürzt zur Tür. Was ist los, wer mag das sein? Die kleine Tochter öffnet die Tür, und alle Versammelten schauen auf eine große, graue Wand.

Als sie näher hinschauen, sagt die Frau des Opernsängers: »Das ist ja ein Elefant.« Jetzt sehen alle die großen Ohren herabhängen und bestaunen das riesige Tier. Dann schiebt sich der Elefant etwas zur Seite, und daneben steht der Opernsänger. »Karl«, sagt seine Frau, »wieso kommst du mit einem Elefanten nach Hause?«

»Ja«, sagt er, »weißt du, ich habe ein außergewöhnlich großes Honorar für einen Liederabend bekommen: 10000,— Euro. Und ihr kennt mich ja: Da habe ich mir gedacht, bevor ich irgendeinen Quatsch kaufe ...«

Jürgen Rinks Lieblingswitz? Er muss nicht lange überlegen:

Auf der Straße wird ein älterer Herr angesprochen. »Ich weiß nicht, ob Sie mich kennen, ich bin Ihr Nachbar.« »Ah, ja, was kann ich für Sie tun?«

»Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie anspreche. Aber Sie sind doch schon seit einiger Zeit Rentner, ich werde nämlich jetzt frühpensioniert. Und da kommen mir plötzlich Bedenken. Was macht man so den ganzen Tag? Vielleicht schildern Sie mir mal, was Sie als Rentner so den ganzen Tag tun.« »Gern«, sagt der Angesprochene, »also, zunächst mal schlafe ich länger als früher. So gegen halb neun bis neun stehen wir meistens auf. Dann frühstücke ich mit meiner Frau und gehe anschließend mit dem Hund raus. Vorher setze ich mich aber noch kurz an meinen Schreibtisch.« »Und was tun Sie da?«

»Ich nehme das Telefonbuch, blättere darin, nehme die rechte Hand, hebe sie hoch und lasse sie fallen. Dort, wo sie hinfällt, mache ich das Telefonbuch auf und tippe irgendwo auf eine Seite und auf eine Telefonnummer.« »Und was machen Sie dann damit?«

»Da rufe ich an und frage: >Könnte ich den Karl mal sprechen?< Dann sagen die: Nein, wir haben hier gar keinen Karl.<« »Und dann?«

»Dann hänge ich ein und gehe mit dem Hund raus. Und wenn wir so gegen elf an meiner Stammkneipe vorbeikommen, dann gehe ich da rein. Der Paul und der Egon sind meistens auch schon da, und dann trinke ich ein Kölsch, keine Schnäpse, nichts Hartes, morgens nur ein Kölsch.« »Und was passiert dann?«

»Es passiert gar nichts. Danach bezahle ich und gehe wieder nach Hause. Meine Frau hat dann meistens schon das Mittagessen gekocht. Aber bevor wir uns an den Tisch setzen, rufe ich wieder die Nummer an. >Könnte ich den Karl mal sprechen?< >Nein<, sagen die wieder, >wir haben hier keinen Karl.<

Nach dem Mittagessen legen wir uns aufs Ohr, dann gehe ich die zweite Runde mit dem Hund. Aber vorher rufe ich da wieder an: >Ist der Karl jetzt zu sprechen?< Dann sind die schon etwas empört. >Nein, wir haben hier wirklich keinen Karl.< Danach gehe ich zum Dämmerschoppen, drei Kölsch und zwei, drei Kurze, das ist immer prima. Wenn ich dann zurückkomme, also so kurz vor der Tagesschau, rufe ich da wieder an. >Könnte ich den Karl mal sprechen?< Da sagen die schon wütend: >Nein, wir haben hier keinen Karl!!!< Man hört richtig die Wut in der Stimme.

Dann gucken wir Tagesschau, und nach der Tagesschau meistens einen Krimi. Vielleicht auch Fußball. Danach rufe ich da noch einmal an: >Könnte ich den Karl mal.. .?< Weiter komme ich gar nicht. Verstehen Sie doch endlich, wir haben hier keinen Karl!!!<, schreit dann einer. Da kommt jetzt jedes Wort wie ein Ausrufungszeichen.

Bevor wir ins Bett gehen, stelle ich den Wecker auf drei Uhr, und dann schlafen wir ruhig. Und wenn der Wecker gegen drei Uhr schellt, dann rufe ich da wieder an und sage: >Hier ist Karl! Hat jemand für mich angerufen?<«

Dieter Thoma.

Zwei Bazillen treffen sich: Lachen ist gesund

Ein Patient gesteht einem renommierten Professor, dass er zuvor bei einem Heilpraktiker Rat gesucht hat.

Der Mediziner lacht: »Da bin ich aber mal gespannt, was der Ihnen für einen Unsinn empfohlen hat!«

»Er hat mich zu Ihnen geschickt.«