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»Mein lieber Freund«, sagte Dick, »du sollst mit dem Werke vierzig Jahre ohne Unterlass von Stadt zu Stadt und von Haus zu Haus gehen.«

»Und nach vierzig Jahren?«, fragte der Schriftsteller neugierig. »Dann wirst wissen«, erwiderte Dick, »was es heißt, ein jiddischer Schriftsteller< zu sein!«

Der eine ist Schriftsteller geworden und der andere Busfahrer. Sagt der Schriftsteller: »Du, ich bin inzwischen so bekannt geworden, ich veröffentliche meine Werke in sechs Sprachen.« Darauf der Busfahrer: »Hast du es gut. Ich bin inzwischen so bekannt geworden, ich zahle Alimente in sechs Währungen.«

Ein Mann kommt in die Kneipe und geht zum Wirt: »Hey Wirt, du sagst doch immer, du hast schon alles gesehen. Wetten, ich kann dir was zeigen, was du noch nie gesehen hast?« Sagt der Wirt: »Niemals. Ich habe schon alles gesehen.« Der Mann greift in seine Tasche, holt einen Zwerg heraus und stellt ihn auf die Theke. Der Zwerg geht auf und ab und sagt: »Hallo, mein Name ist Simmel. Ich bin wirklich der Schriftsteller, selbst wenn ich nur50 cm groß bin. Ich bin der Schriftsteller Simmel!« Der Wirt guckt, schüttelt den Kopf und sagt: »Das habe ich ja noch nie gesehen, das ist ja Wahnsinn. Der Simmel! 50 cm groß! Sag mal, wo hast du den denn her?«

Sagt der Mann: »Ich verrate dir ein Geheimnis. Draußen steht doch die große Eiche. In der Eiche ist ein Astloch. In dem Astloch ist eine Lampe. Wenn du die reibst, hast du einen Wunsch frei.« Der Wirt rennt sofort zu der Eiche, findet die Lampe und reibt sie. »Du hast einen Wunsch frei«, sagt die Lampe. Der Wirt überlegt nicht lange und sagt: »Ich hätte gerne 100 Millionen in kleinen Scheinen.«

Es gibt einen Knall, und vor dem Wirt liegen 100 Ferkel mit einer Zitrone im Maul. Verblüfft geht der Wirt zurück zu dem Mann in der Kneipe und sagt: »Ich glaube, die Lampe hat einen Hörfehler. Ich wollte 100 Millionen in kleinen Scheinen, und die Lampe gibt mir 100 Zitronen in kleinen Schweinen.«

Sagt der Mann: »Denkst du etwa, ich wollte einen 50 cm großen Simmel?«

Dieter Thoma

Genosse, es darf gelacht werd.en: (N)Ostalgie

Was ist Glück? — Dass wir in der DDR leben dürfen. Was ist Pech? — Dass wir dieses Glück haben.

Der einzige Mangel, den es in der DDR nie gegeben hat, ist der Mangel an Witzen. Das war die Antwort des kleinen Mannes auf den Druck von oben. Trotzdem kostet es Mühe, heute noch gute zu finden. Sie lebten mit den sozialistischen Staatsformen auf und verschwanden mit ihnen. Der Rest verdunstet langsam. Nach ihnen zu suchen ist so, als lerne man eine tote Sprache:

Warum ist die Banane krumm?

Damit sie einen Bogen um die DDR machen kann.

Archäologen buddeln im Erdreich nach verschollenen Kulturgütern. Ich grub bei ehemaligen DDR-Bürgern. Ich warf mich in den Mantel, stieg in den Zug und fuhr nach Berlin. Der Taxifahrer begrüßte mich mit freundlicher Schnodderschnauze: »Aus Köln kommen Se? Dann woll'n Se sich jetzt wohl das Großstadtleben ankieken, wa?« Ich überging seine hauptstädtische Arroganz und antwortete: »Ich suche Witze. DDR-Witze.« Da fiel ihm gleich einer ein.

Was war früher da, Ei oder Henne? Früher war beides da.

Als wir am Friedrichstadtpalast vorbeikommen, erinnere ich mich an seine Eröffnung 1984. Unter den Gästen war auch Günter Mittag, Stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates der DDR. Der Moderator sagte damals in der Live-Sendung: »Morgens esse ich wenig, abends umso mehr, denn vom Mittag kann man ja nicht viel erwarten.«

Günter Mittag nahm ihm das übel, und der Moderator hatte seine Karriere beendet. Er verschwand für immer von der Bühne.

Der Fahrer setzt mich in einem Cafe in Berlin-Mitte ab. Dort begrüße ich meinen ersten Gesprächspartner. Er war früher ein kleiner Funktionär und fragt, warum ich mich verspätet hätte. Ich lege Hut und Mantel ab und bestelle einen Kaffee. »Ich habe meine Uhr verlegt und musste einen anderen Zug nehmen«, flunkere ich. Das bringt ihn auf seinen ersten Witz:

Walter Ulbricht vermisst seine goldene Uhr.

Sagt Mielke: »Das werden wir schnell klären!«

Eine Stunde später ruft Ulbricht an und sagt: »Die Sache hat sich erledigt, ich habe die Uhr gefunden.«

»Zu spät«, antwortet Mielke »von 18 Festgenommenen haben zehn gestanden.«

Sind diese Witze entstanden aus dem Widerspruch zwischen dem aufgebauschten Wort politischer Reden und der Wirklichkeit?

»Aus der Diskrepanz zwischen Behauptungen und Tatsachen«, sagt mein Gegenüber. Offenbar fühlt er sich nicht wohl, mit diesen Geschichten in die alte Zeit zurückzukehren. Es ist so, als redeten wir schlecht über Verstorbene. Die Bedienung stellt ein kleines Tablett mit einem Kännchen Kaffee ab. Eigentlich wollte ich nur eine Tasse haben.

»Der war noch schön«, versichert mein Tischnachbar dann doch:

In der DDR gibt es keine Betten mehr, die Produktion ist völlig eingestellt worden. Wie kommt das?

Unsere Werktätigen sind auf Rosen gebettet, die Funktionäre ruhen sich auf ihren Lorbeeren aus. Die Stasi schläft nie, und der Rest sitzt.

Die Menschen hatten es in der DDR mit einer Staatsidee zu tun, die auf alles eine Antwort finden wollte und sich für alles zuständig erklärte, auch für jeden Einwand. Wenn im Westen jemand schlechte Schuhe gekauft hatte, beschwerte er sich im Geschäft. Hier schimpfte man auf den Sozialismus. Aber die Regierung unterstellte selbst, dass sie für die Produktion von Schuhen zuständig sei. Einwände richteten sich darum mit Recht auch gegen sie.

Warum sind die Metzgereien nachts dunkel?

Damit die Leute nicht glauben, da würden Fliesen verkauft.

Damit ist er leer, »verbrannt« wie ein enttarnter Agent. Ich verbünde mich mit dem Kellner: Jeder Gast, der bei mir einen Witz erzählt, wird zu einem Cappuccino oder einem Pikkolo eingeladen. Es dauert 25 Minuten, bis mein nächster Witzlieferant Platz nimmt.

Es ist eine Dame. Sie trinkt einen Pikkolo. Ich ordere noch einen Kaffee.

»Tasse oder Kännchen?«, fragt der Ober.

»Nur eine Tasse, bitte«, antworte ich. Er bringt trotzdem ein Kännchen.

»Das gehört zu unseren neuen Errungenschaften«, sagt mein Gast. Sie ist Ärztin, großgeworden im Arbeiter- und Bauernstaat. Sie erzählt:

Die Oma darf als Rentnerin in den Westen fahren. Als sie zurückkommt, wird sie gefragt: »Wie ist es denn so da drüben?« »Eigentlich genau so wie hier«, antwortet Oma, »für Westgeld kriegt man alles.«

Das ist schon alles. Mehr weiß sie nicht oder sagt sie nicht. Der Ober bringt mir ein neues Kännchen Kaffee. »Wollten Sie nicht nur eine Tasse haben?« fragt mein nächster Gast erstaunt und rührt in seiner Cappuccinotasse. Der nächste Erzähler ist sinnigerweise ein evangelischer Pastor:

»Sie haben nicht einen Witz für mich?«, frage ich und bemühe mich, ihn anzulächeln. Er nickt und erzählt mir diese Geschichte:

Erich Honecker kommt in den Himmel, soll auf einer Wolke sitzen und Halleluja singen. Das ist ihm zu langweilig, er fragt, ob es denn nicht irgendetwas zu tun gebe. Daraufhin wird er einer Gruppe zugeteilt, die aus Ton kleine Männchen formt. Immer wenn eine Figur fertig ist, haucht ihr Schöpfer sie an, woraufhin sie sich kurz räkelt und dann über den Tisch wegläuft. Nur bei Erich bleiben die Figuren unbeweglich liegen. »Das verstehe ich nicht. Wie kann denn so etwas sein?« fragte er Petrus.

»Erich«, antwortet der Hüter der Himmelspforte, »die anderen formen kleine Menschen, du machst kleine Kommunisten. Das müsstest du doch wissen: Denen muss man erst in den Arsch treten, bevor sie laufen.«