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»Eine weitere Krise abgewendet?«, fragte Rione.

»Zumindest in den Griff bekommen«, erwiderte Geary.

»Haben Sie irgendetwas gehört, das ich wissen sollte?«

Sie zog die Augenbrauen hoch, da sie wusste, er bezog sich auf ihre Spione innerhalb der Flotte. »Nichts, das nicht noch warten konnte.« Sie zögerte, dann stand sie auf und kam näher, unter vier Augen mit ihm weiterzureden: »Nur ein paar meiner Informanten haben mich bislang mit aktuellen Berichten auf dem Laufenden haken können. Sie sagen über-einstimmend, dass diejenigen in der Flotte, die gegen dich eingestellt sind, von der Entscheidung völlig überrumpelt wurden, auf der Stelle nach Lakota zurückzukehren. Deine Widersacher warten momentan offenbar ab, was geschehen wird, bevor sie ihren nächsten Zug planen.«

»Danke. Und was glaubst du? Welches Gefühl hast du bei der Sache?«

»Du willst einen Ratschlag von mir?«, fragte Rione frostig.

»Warum fragst du nicht weiterhin den Captain deines Flaggschiffs?«

Oh, Vorfahren, steht mir bei! »Ich frage sie die Dinge, die die Operation der Flotte betreffen. Ist daran irgendwas verkehrt?«

»Natürlich nicht«, gab sie in einem Tonfall zurück, der genau das Gegenteil aussagte, dann beantwortete sie prompt seine erste Frage. »Deine Feinde in der Flotte sind in Lauer-stellung. Solange die Situation in diesem System hier nicht gelöst ist, halten sie den Mund, weil sie fürchten, dass sie sonst diejenigen sind, die einen Weg aus einer riskanten Falle der Syndiks finden müssen.«

Geary nickte, sagte ihr aber nicht, was ihm durch den Kopf ging. Wenn ich scheitere, dann haben sie das, was sie benötigen, um mich ab Flottenbefehlshaber abzusetzen. Natürlich wird von der Flotte nicht mehr viel übrig sein, wenn ich erst mal gescheitert bin. Aber offenbar möchte keiner von ihnen den Versuch wagen, sich die Syndiks in diesem System vorzunehmen.

Sein Blick kehrte zum Display zurück, wo er nach etwas suchte, das jetzt eigentlich längst zu sehen sein sollte. Noch immer war die Verfolgerflotte nicht durch den von Ixion herführenden Sprungpunkt aufgetaucht. Beunruhigt trommelte er mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels. Wo blieben ihre Verfolger? Sie hielten sich jetzt schon über zwei Stunden im System auf, und jede weitere Minute war ein Geschenk. Aber er misstraute Geschenken, die ihm aus nicht nachvollziehbaren Gründen gemacht wurden. Zwar hatte er Rione gegenüber die Hoffnung geäußert, drei Stunden Vorsprung vor den Syndiks zu haben, und er hatte auch da-hingehend gebetet, doch er war die ganze Zeit über von weniger als zwei Stunden ausgegangen. Selbst wenn er großzügig kalkulierte, dass die Syndik-Flotte eine Weile brauchte, um das Wendemanöver zu organisieren, nachdem sie bei Ixion entdeckt hatte, wohin die Allianz-Schiffe entkommen waren, hätte inzwischen wenigstens eine kleine Vorhut eintreffen müssen.

Eine weitere Nachricht von höchster Priorität traf ein, diesmal von der Ocrea, die dreißig Lichtsekunden entfernt war.

Das würde die Unterhaltung zwar in die Länge ziehen, aber es bewegte sich noch in einem erträglichen Rahmen. Geary wunderte sich, warum sich der Schwere Kreuzer bei ihm meldete, doch dann fiel ihm ein, dass er das Schiff gebeten hatte, einige fliehende Syndiks an Bord zu holen und zu verhören. »Geary hier. Haben die Syndiks was erzählt?«

Der Captain der Ocrea nickte. »Einer von ihnen. Die meisten haben nur den üblichen Unsinn heruntergeleiert, dass es eine Ehre für sie ist, Bürger der Syndikatwelten zu sein. Aber wir konnten einen Senior-Unteroffizier finden, der offenbar der Ansicht ist, dass unsere Flotte nicht besiegt werden kann und dass jeder, der genau das versucht, gegen den Willen der Lebenden Sterne verstößt. Also hat er alles ausgeplaudert, was er weiß, weil er glaubt, dass er nur so Wiedergutmachung da-für leisten kann, dass er bei dem Angriff auf uns mitgeholfen hat.« Er machte eine Pause und wartete Gearys Reaktion ab.

»Der Mann hat eine gesunde Einstellung«, entgegnete er.

Eine Minute später stimmte der Captain der Ocrea ihm zu:

»Das finde ich auch, Sir. Dieser Syndik-Matrose weiß zwar nicht viel, aber er konnte uns verraten, dass wir vor unserem Sprung nach Ixion das Flaggschiff außer Gefecht gesetzt haben. Der höchstrangige CEO des Schiffs hat den Angriff nicht überlebt, und damit begannen die beiden ihm unterstellten, aber gleichrangigen CEOs sich zu streiten, wer von ihnen das Kommando über die Streitmacht bekommen sollte, die uns nach Ixion folgen würde. Unser Informant kann sich nicht genau erinnern, wie lange das gedauert hat, aber er sagt, es müssen mindestens vier Stunden gewesen sein. Vielleicht sind sogar mehr als fünf Stunden verstrichen, während die Syndik-Flotte hier festsaß und auf eine Entscheidung wartete.«

Wieder ließ der Mann eine Pause folgen.

»Mindestens vier Stunden?«, wiederholte Geary. Er hatte das Feuer auf das Zentrum der Formation in der Hoffnung konzentriert, eben diese Wirkung zu erzielen, aber erst jetzt erfuhr er, dass er damit tatsächlich Erfolg gehabt hatte. »Und der Matrose ist sich da ganz sicher?«

»Ja, Sir. Bedauerlicherweise kann er uns über die Stärke der Verfolgerflotte nichts weiter sagen, als dass sie groß ist. Die einzige andere nützliche Information ist die, dass von den schwer beschädigten Schiffen, die hier zurückgelassen wurden, Personal zur Verfolgerflotte abgestellt wurde. Er ist der Meinung, dass damit Verluste an Bord der Schiffe ausgeglichen werden sollen, aber er glaubt auch, dass die Schiffe insgesamt unterbesetzt sind, wenn man das erfahrene Personal zählt. Wie es scheint, haben die Syndiks in letzter Zeit übermäßig viele Leute verloren, die über bessere Ausbildung und mehr Erfahrung verfügen. So viele, dass sie vorerst nicht genug Nachschub haben.« Diesmal lächelte der Captain der Ocrea sehr erfreut.

»Hervorragende Arbeit«, erwiderte Geary lobend. »Glauben Sie, es würde sich lohnen, irgendwelche Ihrer Gefangenen auf ein Schiff zu bringen, auf dem bessere Verhörmöglichkeiten vorhanden sind?«

»Das möchte ich bezweifeln, Sir. Selbst der eine, der alles verraten hat, weiß nicht mehr als das, was ich Ihnen gesagt habe. Meiner Meinung nach sind sie es nicht wert, dass wir sie bei uns behalten.« Dem Captain der Ocrea schien ein unerwarteter Gedanke durch den Kopf zu gehen. »Ich schätze, wir könnten sie in ihre Rettungskapseln setzen und zurück ins All schicken. Das haben wir doch in letzter Zeit mit anderen auch gemacht, nicht wahr?«

Geary nickte und versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Es war noch nicht lange her, da hätte dieser Captain, so wie jeder Offizier in der Flotte, Syndik-Gefan gene einfach aus der Luftschleuse ins All gestoßen, sobald sie nutzlos geworden waren. Dass er von sich aus auf die Idee gekommen war, die Syndiks menschlich zu behandeln, war ein sehr gutes Zeichen dafür, dass das Prinzip der Ehre allmählich seine frühere Bedeutung zurückerlangte. »Das hört sich nach einem guten Plan an.«

Der andere Offizier lächelte ihn an. »Irgendwelche Mitteilungen von den Lebenden Sternen, die wir ihm mit auf den Weg geben können, damit er sie für uns verbreitet?«

Fast hätte Geary zugestimmt, aber dann hielt er inne. Auf eine unerklärliche Weise kam ihm das verkehrt vor, so als nähme er eine Warnung wahr, die er aber weder hören noch sehen konnte. »Das ist womöglich keine so gute Idee. Seine eigenen Gedanken kann er ruhig verbreiten, aber ich möchte nicht die Lebenden Sterne verärgern, indem ich mir anmaße, für sie zu sprechen.«

Der Captain wurde jäh ernst. »Ich hatte kein Sakrileg vorschlagen wollen, Sir.«

»Ich weiß. Aber was wir denken, könnte aus deren Sicht nicht richtig sein. Lieber gehe ich auf Nummer sicher.«

»Stimmt«, bestätigte der Befehlshaber der Ocrea, »momentan scheinen wir in ihrer Gunst zu stehen, und das sollte nach Möglichkeit auch so bleiben. Vielen Dank, Sir. Innerhalb der nächsten zehn Minuten werden wir die Rettungskapseln wieder losschicken.«