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»Schafft sie raus und bringt sie zum Evakuierungsschlauch!

Los, los, los!«

Geary unterbrach die Verbindung. Zu gern hätte er weiter mitverfolgt, was sich auf der Audacious abspielte, aber er wusste, dass andere Aufgaben auf ihn warteten. Als er bemerkte, dass Desjani ihn ansah, nickte er ihr zu. »Die Marines schaffen unsere Leute von der Audacious. Sieht so aus, als ob die Syndiks zahlreiche Gefangene gemacht hätten.«

»Gut, dass sie gerettet werden können«, meinte sie und den tete auf das Display vor ihr. »Unsere Hilfsschiffe nähern sich jetzt den Syndik-Reparaturschiffen.«

Die vier Allianz-Hilfsschiffe hatten die vier großen Reparaturschiffe erreicht und gingen nun direkt über ihnen in Position. Förderschläuche wurden von der Unterseite der Schiffe herabgelassen und mit den Syndik-Schiffen verbunden, was so wirkte, als würden sich gigantische Weltraumgeschöpfe mit noch gigantischeren Kreaturen paaren. In gewisser Weise war (las ja auch der Fall.

Geary musste erst eine Weile mit den Menüs seines Displays hantieren, dann endlich gelang es ihm, ein Diagramm aufzurufen, das die Aktivitäten innerhalb der Syndik-Schiffe darstellte. Symbole zeigten Allianz-Ingenieure, die ein Schott nach dem anderen wegsprengten, bis der Weg zu den Rohstoffvorräten frei war. Mit jedem neuen Zugang, der geöffnet wurde, ließ man weitere Förderschläuche herab, um die Be-stände aufzunehmen.

»Ein sonderbar beunruhigendes Bild, nicht wahr?«, murmelte Rione, die von ihrem Platz aufgestanden war und sich jetzt über seine Schulter beugte. »Oder sieht das nur aus dem Blickwinkel einer Frau so eigenartig aus?«

Geary schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn die Förderschläuche erst mal damit anfangen, die Vorräte aus den Syndik-Schiffen zu saugen. Ich schätze, wir sind es einfach nicht gewöhnt, Parasiten von solchen Dimensionen zu erleben.«

»Haben die, was wir benötigen?«

»Zum Teil ja.« Er betrachtete das Display, auf dem etliche überlappende Fenster bis ins Detail zeigten, was die Flotte benötigte und was bislang in den Reparaturschiffen gefunden worden war. Die in kleiner Schrift gehaltenen Listen voller fremdartiger Begriffe machten es ihm unmöglich, sich ein Bild davon zu verschaffen, was da draußen geschah. »Warum können diese Dinger nicht einfach auflisten, wie viel wir von jedem Rohstoff brauchen und wie viel davon reinkommt?

Captain Desjani, könnten Sie Ihren Maschinen-Wachhabenden bitten, mir ein Display zu erstellen, das mir in einfachen Worten sagt, wie weit wir damit sind, die Lager der Hilfsschiffe aufzufüllen?«

Sie nickte und gab den Befehl weiter, dann lächelte sie zufrieden. »Es sind zwei Lastenshuttles von der Titan eingetroffen, Sir. Die Reserven in den Brennstoffzellen werden in Kürze wieder bei fünfundsechzig Prozent liegen. Wir haben außerdem sechzig Kanister mit Kartätschen erhalten, sieben neue Phantome und diverse große Ersatzteile, die wir nicht selbst herstellen konnten.«

»Hervorragend. Ist das alles, was die Titan uns schickt?«

»Wenn die Zeit es zulässt, folgt noch ein drittes Shuttle, Sir.«

Das war sogar noch besser. Unwillkürlich begann Geary zu lächeln. »Wenn wir jetzt noch etwas zu essen bekommen könnten.«

Der Maschinen-Wachhabende war zu ihm gekommen und räusperte sich, um Gearys Aufmerksamkeit zu erhalten. »Verzeihen Sie, Sir. Wenn ich kurz darf…« Mit flinken Fingern tippte er auf die Kontrollen, dann tauchte vor Geary ein Fenster mit Balkendiagrammen auf, die ihm anzeigten, welches Fassungsvermögen die Lager der Hilfsschiffe besaßen, wie viel Material man auf den Syndik-Reparaturschiffen gefunden hatte und wie viel davon bereits umgeladen worden war.

»Danke. Ahm… was zeigt dieser Balken an?«

»Lebensmittel, Sir«, entgegnete der Wachhabende auf die selbstzufriedene Art eines Mannes, der bereits eine Frage beantwortet hatte, die sein Vorgesetzter erst noch stellen wollte. »An Bord aller Syndik-Schiffe, die wir geentert haben, waren auch Lebensmittelvorräte zu finden. Soweit ich weiß, wird auf den zivilen Schiffen ganz passables Essen serviert.

Noch reicht es zwar nicht, aber wir nehmen hier noch mehr Lebensmittel an Bord.«

»Werden Proben auf mögliche Verseuchungen untersucht?«, wollte Rione wissen.

Der Ingenieur sah sie verdutzt an. »Ja, Madam Co-Präsidentin. Davon bin ich überzeugt. Das Gleiche geschieht ja auch bei den Rohstoffen, die wir aus den Lagern holen. Ich werde mich aber noch einmal vergewissern.«

»Die ganze Bandbreite. Makro, Mikro, Nano, organisch, anorganisch«, fügte sie hinzu.

»Ja, Madam Co-Präsidentin. Ich werde dafür sorgen, dass nie alles… ähm…« Der Ingenieur hielt inne, da er ins Grübeln gekommen war, ob Rione ihm und den vier Allianz-Hilfsschiffen überhaupt irgendwelche Befehle erteilen konnte.

»Kümmern Sie sich darum«, sagte Geary.

Erleichtert darüber, dass er einen Befehl von jemandem erhalten hatte, von dem er wusste, dass der tatsächlich Be-fehlgewalt besaß, salutierte der Ingenieur und kehrte hastig zu seiner Station zurück, um die Anweisung weiterzugeben.

»Entschuldigen Sie, dass ich Ihren Wachhabenden in Ver-wirrung gestürzt habe«, erklärte Rione schließlich. »Ich hätte Sie bitten sollen, ihm den Befehl zu erteilen.«

»Nicht so schlimm. Außerdem bin ich froh, dass Sie daran gedacht haben. Bei allem, was sich momentan abspielt, hätte womöglich jemand vergessen zu überprüfen, ob die Syndiks noch schnell ihre Lebensmittelvorräte vergiftet haben, bevor sie ihre Schiffe verließen.«

»Manchmal ist es ganz praktisch, eine verschlagene Politikerin an Bord zu haben, nicht wahr?« Rione kehrte zu ihrem Platz zurück, blieb dort aber stehen, als eine weitere Nachricht bei Geary einging.

Colonel Carabali machte für eine Marine einen zufriedenen Eindruck. »Wir nehmen an, dass wir im Wrack der Audacious alle Bereiche entdeckt haben, in denen Gefangene festgehalten wurden«, meldete sie. »Es ist ein Wunder, dass wir nicht auf Berge von Toten gestoßen sind, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen unsere Leute da untergebracht waren. Aber offenbar haben die höherrangigen Offiziere in jedem dieser Abteile alle Gefangenen auf Trab gehalten, damit sie sich nicht aufgeben. Meine Scouts schätzen, dass dennoch spätestens in vierundzwanzig Stunden die ersten Ge-lungenen gestorben wären. Sie müssen dringend etwas essen, und die Schwerverletzten wurden nur sehr notdürftig erst-versorgt. Leichtere Verletzungen behandelten die Syndiks gar nicht.«

»Wie viele?«, fragte Geary, während er überschlug, wie viele Besatzungsmitglieder sich auf den Schiffen der Allianz befunden haben mussten, die sie in diesem System verloren halten.

»Wir zählen noch. Schätzungsweise neunhundert Matrosen Und Offiziere und achtzehn Marines. Captain Oesida bestand darauf, die meisten von ihnen zur Furious, zur Implacable und zu den Schweren Kreuzern in der Formation zu schicken, Obwohl die Schlachtschiffe auch ein paar Leute an Bord nehmen wollten. Captain Casia hat einige Shuttles abgefangen und zur Conqueror umgeleitet.« Carabalis Tonfall ließ keinen zweifel daran, dass sie es nicht für die Aufgabe der Marines hielt, sich in die Meinungsverschiedenheiten der Flottenoffiziere untereinander einzumischen. »Während wir nicht im System waren, wurden unsere Leute teilweise offenbar auch zu anderen Syndik-Schiffen gebracht. Laut den Gefangenen, die wir befreien konnten, wurden Handelsschiffe herangezogen, um als Gefängnistransporter zu dienen. Irgendeine Chance, dass wir die noch zu fassen bekommen?«

»Eher nicht, und die Chancen sinken von Sekunde zu Sekunde.« Jeden Moment konnten die Syndik-Verfolger durch den Sprungpunkt kommen, und je mehr Zeit verstrich, umso wahrscheinlicher wurde deren Ankunft. »Wir haben hier nur zwei Handelsschiffe passiert, und die waren mit Vorräten vollgestopft. Im System registrieren die Sensoren noch einige Dutzend Syndik-Handelsschiffe, aber die befinden sich alle außer Reichweite. Und was sie an Bord haben, können wir von hier aus schon gar nicht feststellen. Da sich im System keine Arbeitslager finden, müssen wir wohl davon ausgehen, dass alle übrigen Gefangenen auf Schiffen untergebracht waren, die Lakota bereits wieder verlassen haben.«