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»Dann kämpfen wir jetzt und hier, und wir versuchen, den Vorteil zu minimieren, den die Syndiks momentan haben.

Wenn unser Plan funktioniert, stehen unsere Chancen erheblich besser. Wenn nicht, werden wir dafür sorgen, dass die Syndiks sich den Sieg so teuer wie möglich erkaufen müssen. Eine direkte Konfrontation würde uns sehr wahrscheinlich vernichten, bevor wir ihnen ernsthaften Schaden zufügen können.«

Sie beobachtete ihn, dann nickte sie bedächtig. »Wir müssen sie wieder und wieder treffen, und da wir wissen, dass uns nicht viel Zeit bleibt, feuern wir mit allem, was wir haben.

Schließlich gibt es keinen Grund, nicht alles in die Waagschale zu werfen, was uns zur Verfügung steht. Bis hierher hat uns die Heimreise dann also nur gebracht.«

»Das könnte der Fall sein.« Er atmete tief durch und war dankbar dafür, dass er diesen Gedanken mit jemandem halte teilen können.

Desjani warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. »Werden Sie es ihr sagen?«

Ihr? Oh, Rione. »Sie ist sehr tapfer, aber ich glaube, es würde ihr nicht ganz so leicht fallen, das zu verstehen.«

»Ich glaube, da haben Sie recht, Captain Geary. Wenn wir nicht gewinnen, werden wir dafür sorgen, dass die Syndiks sich wünschen, sie hätten diesen Sieg niemals errungen, weil er sie mehr kosten wird, als sie sich jemals ausmalen können.«

Unwillkürlich begann er zu lächeln und nickte ihr zu. »Oh ja, das werden wir.«

»Geschätzte Zeit bis zur Feuerreichweite der Syndik-Verfolgerflotte eineinhalb Stunden«, meldete der Wachhabende.

Einmal mehr war alles nur eine Frage des Timings. Von seinen mittlerweile längst verstorbenen Lehrern — Offizieren, die ihre Erfahrungen über Jahrzehnte hinweg bei Flottenmanövern gesammelt hatten — war ihm eingetrichtert worden, dass die schlimmste Versuchung, mit der ein Kommandant konfrontiert wurde, darin bestand, zu früh zu handeln. Wenn man dem Gegner stunden- oder gar tagelang dabei zusah, wie er allmählich näher kam, konnte man viel zu schnell in Aktion treten und vorzeitig Änderungen vornehmen, die man sich bis zum letzten Augenblick aufsparen sollte, damit der Gegner sie zu spät erkannte, um noch darauf reagieren zu können.

Handelte man zu früh, gab man dem Gegner Zeit zu reagieren. Dann musste man erneut etwas unternehmen, und er konnte abermals reagieren. Er hatte das bei Flottenübungen miterlebt, wenn Kommandanten ihr Schiff und ihre Crew bis an den Rand der Erschöpfung trieben, noch bevor der erste Schuss abgefeuert worden war.

Er simulierte hier Unentschlossenheit und Panik, während beides unter der Oberfläche lauerte, um jeden Moment zuzuschlagen. Seine Flotte wartete auf seine Befehle. Sie vertrauten ihm, auch wenn auf vielen Schiffen sicherlich ähnliche Unterhaltungen geführt wurden wie die, die sich vorhin zwischen ihm und Desjani abgespielt hatte. Doch diese Männer und Frauen halten schon zuvor erlebt, wie er den Syndiks den Sieg vor der Nase weggeschnappt hatte, und deshalb warteten sie jetzt geduldig auf seine Befehle.

Zumindest galt das für die meisten von ihnen. Captain Casia allerdings war mit der Situation überhaupt nicht zufrieden.

»Die Syndik-Flotte ist keine fünfzig Minuten mehr von uns entfernt! Warum sind meine Schiffe immer noch mit 0,02 Licht unterwegs, und warum begleiten wir nach wie vor diese Syndik-Wracks?«

»Ihre Schiffe begleiten die Hilfsschiffe der Allianz«, stellte Geary klar.

»Wir sind dem Feind am nächsten, und jede Unterstützung ist mindestens eine halbe Stunde von uns entfernt!«

»Das ist richtig, Captain Casia.«

Casias Gesicht wurde vor Zorn rot. »Ich werde mich mit den anderen Offizieren dieser Flotte in Verbindung setzen und darauf bestehen, dass sofort eine Konferenz einberufen wird, die über Ihre Kommandotauglichkeit entscheiden soll. Wir be-nötigen einen Flottenbefehlshaber, der handelt, aber keinen, der seine Flotte untätig warten lässt, während sich ein überlegener Gegner nähert!«

Es wäre ein Leichtes gewesen, die Beherrschung zu verlieren und Casia herunterzuputzen, aber das konnte Geary sich nicht leisten. Und genauso konnte er jetzt die Ablenkung nicht gebrauchen, die eine Flottenkonferenz für ihn dargestellt hätte. Zum Glück hatte er genug über die Denkweise innerhalb der Flotte gelernt, um zu wissen, wie er mit Casia umgehen musste. »Verstehe ich das richtig, dass Sie die Ehre ablehnen, in dieser Schlacht an vorderster Front kämpfen zu dürfen?«, fragte Geary, wobei er seiner Stimme einen über-raschten Tonfall verlieh.

»Die Ehre…?« Casia verstummte und schluckte, dann fuhr er nicht ganz so aufgebracht fort: »Darum geht es nicht.«

»Ich habe die Flotte so angeordnet, dass Ihre Schlachtschiffdivision als Erste mit dem Feind zusammentrifft. Soll ich die Flotte davon in Kenntnis setzen, dass Sie sich weigern, diese Rolle zu übernehmen?«

»Ich… mein Schiff und meine Crew verdienen es zu kämpfen !«

»Und dazu werden sie auch Gelegenheit bekommen, Captain Casia. Ich bin davon überzeugt, dass die Conqueror und ihre Crew sich hervorragend schlagen werden.«

Da Casia ihm nicht widersprechen konnte, ohne sich in den Augen der anderen Offiziere zu blamieren, beendete er ohne ein weiteres Wort die Verbindung.

Geary ließ sich nach hinten sinken, rieb seine Stirn und wünschte, die Syndiks könnten sich beeilen, damit sie eher hier eintrafen. Er fühlte sich jetzt schon völlig erledigt, dabei war der Tag noch lange nicht vorüber.

»Verpflegungsriegel?«, fragte Desjani und hielt ihm ein Stück hin.

»Sagen Sie mir, dass das kein Danaka Yoruk-Riegel ist.«

»Das ist kein Danaka Yoruk-Riegel.«

»Danke.« Geary nahm den Riegel an und las das Etikett.

»Das ist ja doch ein Danaka Yoruk-Riegel. Warum erzählen Sie mir, dass es keiner ist?«

»Weil Sie mich aufgefordert haben, dass ich Ihnen das sagen soll«, erklärte sie und konnte ihr Grinsen nicht völlig unterdrücken. Ihre Laune besserte sich immer, wenn die Zeit zum Handeln näher rückte. »Das ist alles, was wir noch haben.

Sie schmecken von allen am schlimmsten, deshalb haben sich alle zuerst auf die anderen gestürzt. Wir haben auch ein paar Verpflegungsriegel der Syndiks von Sancere, die als Nächste verteilt werden.«

»Und wie schmecken die?«

»Der Chief, der sich freiwillig zum Vorkosten gemeldet hatte, ließ mir ausrichten, dass sie zumindest ein Gutes haben.« Sie zeigte auf den Riegel in Gearys Hand. »Im Vergleich zu ihnen schmecken Danaka Yoruk-Riegel kösdich.«

»Wenn ich heute schon dem Tod ins Auge sehen muss, warum muss meine möglicherweise letzte Mahlzeit ausgerechnet ein Danaka Yoruk-Riegel sein?«, beklagte er sich, riss die Verpackung auf, biss ein Stück ab und versuchte es zu schlucken, ohne davon kosten zu müssen. Es gelang ihm nicht so ganz.

Der Verpflegungsriegel schaffte zumindest eines: Während Geary ihn runterwürgte, wurde er von der heraneilenden Syndik-Flotte abgelenkt. Als er wieder auf das Display sah, stellte er fest, dass der Gegner noch vierzig Minuten entfernt war.

Noch fünf Minuten, dann geht es los. Vorfahren, ich brauche heule von euch alles, was ihr mir geben könnt. Bitte zeigt mir den Weg.

Er wandte sich in einer vernetzten Übertragung an Captain Tyrosian, Captain Cresida und Captain Casia. »Rufen Sie jetzt Ihre letzten Shuttles zurück. Captain Tyrosian, kappen Sie die Verbindungen zu den Reparaturschiffen. In vier Minuten erhalten Sie von mir die Einsatzbefehle für Ihr Schiff. Captain Cresida, Captain Casia, befolgen Sie Ihre Befehle, aber bedenken Sie dabei immer, dass Ihre vorrangige Aufgabe darin besteht, die Ihrem Kommando unterstellten Schiffe so zu befehligen, dass die Schnellen Hilfsschiffe der Flotte best-möglich geschützt werden.«

Auf dem Display sah er, wie die beiden letzten Shuttles in die Docks der Titan und der Witch zurückkehrten. Gleichzeitig wurden die Greifer und die Förderschläuche zurückgeholt, die die Hilfsschiffe mit den Syndik-Reparalurschiffen verbunden hatten. Geary überprüfte die aktuellen Vektoren der Verfolgerflotte und ließ die ausgearbeitete Manövrierlösung ablaufen, um kleine Änderungen in letzter Sekunde vorzunehmen. Die letzte Minute verstrich, und er wandte sich wieder an die Hilfsschiffe. »Captain Tyrosian, bewegen Sie Ihre Schiffe mit maximaler Beschleunigung von der Stelle. Sobald Sie die Verlustflotte hinter sich gelassen haben, drehen Sie nach Backbord null drei Grad, nach unten null ein Grad.