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Er halte sich ganz auf diese Aussicht konzentriert, damit nichts anderes ihn überwältigen konnte, auch wenn ihm die Vorstellung, dieser Flotte und diesen Menschen den Rücken zu kehren, längst nicht mehr die richtige Entscheidung zu sein schien.Jetzt musste er sich eingestehen, dass auf ihn noch eine ganze Reihe von Problemen wartete, mit denen er sich befassen musste, bevor er auch nur daran denken konnte, sich von dieser Verantwortung zu befreien. »Danke, Victoria. Ich bin mir sicher, Ihre Hilfe wird vonnöten sein.«

Sie schüttelte den Kopf. »Danken Sie mir nicht. Ich tue das nicht für Sie.«

»Trotzdem danke. Wollen Sie etwas zum anstehenden Gefecht sagen?«

»Sie machen das schon. So wie immer.«

Fast wäre er vor Wut geplatzt. »Verdammt noch mal, es hilft der Flotte ganz sicher nicht, wenn ich übermütig werde! Ich werde versuchen, unsere Verluste so gering wie möglich zu halten, aber diese Schlacht wird kein Spaziergang werden.«

Rione lächelte ihn auf eine Weise an, die ihn nur noch wütender machte. »Sehen Sie? Das wissen Sie doch bereits, da muss ich Ihnen das nicht erst noch sagen. Sonst noch etwas?«

»Ja«, presste Geary heraus. »Was ist mit der Frage, ob wir danach nach Anahalt oder nach Dilawa springen sollen?«

»Folgen Sie Ihren Instinkten, Captain Geary«, sagte sie und spreizte die Finger in einer wegwerfenden Geste. »Ihre Instinkte sind weitaus besser als meine, zumindest solange wir uns im Syndik-Gebiet aufhalten.«

»Trotzdem möchte ich immer noch Ihre Meinung wissen, ob wir dieser Syndik-CEO vertrauen können.«

»Natürlich können Sie das nicht. Aber das heißt nicht, dass sie es dieses Mal nicht ehrlich meint. Finden Sie heraus, ob das, was sie über Dilawa gesagt hat, mit den Aufzeichnungen übereinstimmt, die uns in die Hände gefallen sind.« Sie wandte sich zum Gehen, dann fügte sie noch an: »Das ist mein politischer Ratschlag. Wenn Sie einen militärischen Ratschlag wollen, dann fragen Sie Ihren Captain. Das wird Ihnen beiden eine weitere dienstliche Gelegenheit geben, die Köpfe ganz dicht zusammenzustecken.«

Er sah Rione nach, wie sie fortging, ohne noch mehr zu sagen.

Vier Stunden noch bis zum Kontakt mit den Syndiks. Die Allianz-Flotte und die Syndik-Flotte waren keine fünfzig Lichtminuten mehr voneinander entfernt. Jede Streitmacht bewegte sich mit 0,1 Licht fort, womit die kombinierte Geschwindigkeit jenem Maximum von 0,2 entsprach, die eine wirkungsvolle Zielerfassung noch eben zuließ. Geary konnte jetzt sehen, welche Manöver die Syndik-Schiffe vor nicht ganz einer Stunde geflogen waren, während der Gegner die Allianz-Formation so sah, wie sie sich vor genau der gleichen Zeit präsentiert hatte. Es war immer noch zu früh, in Gefechtsformation zu gehen, zu früh, den Syndik-Befehlshaber erkennen zu lassen, wie Geary dem Feind begegnen wollte.

»Captain Geary? Da ist etwas, das Sie sich ansehen müssen.«

Er bestätigte die Meldung von Captain Desjani und machte sich auf den Weg zu der Abteilung, von der aus sie ihn gerufen hatte. Als er unterwegs Crewmitgliedern der Dauntless begegnete, gab er sich Mühe, sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Auch wenn er sich auf die bevorstehende Schlacht konzentrieren musste, war er dennoch ständig in Sorge, was seine Feinde innerhalb der Flotte wohl als Nächstes vorhatten.

Die Meldung hörte sich ganz so an, als ob sie erneut versucht hatten zuzuschlagen.

Die Abteilung entpuppte sich als eine der Kontrollstationen für die Primärsysteme, was seine Befürchtungen zu bestätigen schien. Als sich die Luke hinter ihm schloss, sah er Desjani, den Lieutenant Commander, der der zuständige Offizier für die Systemsicherheit der Dauntless war, sowie die virtuelle Präsenz von Captain Cresida. »Was haben wir jetzt schon wieder?«

Desjani und der Lieutenant Commander sahen beide Cresida an, die auf einige der Systemmodule hinter ihr deutete.

»Ich habe nachgedacht, Sir«, begann Cresida. »Ich habe versucht herauszufinden, wie es den Aliens möglich sein könnte, unsere Flugbewegungen nachzuvollziehen. Dieser Vorfall mit den Würmern hat mich ins Grübeln gebracht, ob in unseren Systemen vielleicht noch etwas versteckt worden ist.«

Geary stutzte. »Die Aliens? Hier geht es nicht um einen neuen Wurm, der irgendwo in dieser Flotte seinen Ursprung hat?«

»Nein, Sir. Was wir gefunden haben, kann unmöglich aus unseren Reihen stammen. Wir mussten Captain Desjanis Sicherheitsoffizier hinzuziehen.«

»Es kann unmöglich aus unseren Reihen stammen?«, wiederholte Geary und sah Desjani und deren Offizier ratlos an. »Aber Sie haben etwas gefunden.«

Cresida nickte. »Ja, Sir. Ich habe mich gefragt, wenn da noch etwas ist, das es den Aliens erlaubt, unseren Kurs zu verfolgen, wie kann es dann immer noch versteckt sein? Es musste also etwas völlig Andersartiges sein als das, wonach bei den Scans gesucht worden war. Also habe ich mir dies und jenes angesehen, um festzustellen, ob in unseren Systemen irgendetwas Ungewöhnliches oder Unerwartetes auftaucht.«

Desjanis Sicherheitsoffizier betätigte eine Kontrolle, daraufhin entstand neben ihm ein virtuelles Display, das ein seltsam anmutendes Bild aus sich überlappenden Wellen mit fluktuierenden Rändern zeigte. »Dies hier stellt Befehle dar, die durch das Navigationssystem geschickt werden, Sir«, er-läuterte er. »Nicht den Code, sondern die tatsächliche Ver-breitung des Elektronensignals. Es ist natürlich eine Dar-stellungsform, die wir begreifen können. Captain Cresida hat herausgefunden, dass auf diesen Befehlen etwas huckepack mitgeschickt wird.« Er zeigte auf fluktuierende Stellen im oberen Bereich und an den Seiten.

Auch Cresida zeigte darauf. »Ich weiß nicht, wie sie es anstellen, aber sie sind irgendwie in der Lage, einen Wurm zu verschlüsseln, der sich einer selbsterhaltenden Wahrschein-lichkeitsmodulation auf Quantenebene bedient. Natürlich besitztjedes Partikel, aus dem sich das Signal zusammensetzt, Quanteneigenschaften, aber den Aliens ist es auf irgendeine Weise gelungen, diesen Eigenschaften so etwas wie eine Programmierung aufzudrücken. Ich weiß, dass das nicht natürlich ist, weil es zufällige Variationen in der Art geben müsste, wie diese Ereignisse an den Quantenrändern der Partikel auf-treten. Aber das ist nicht der Fall, denn das Ganze folgt bestimmten Mustern. Was diese Muster bewirken und wie sie es anstellen, können wir nicht sagen, aber es ist auf jeden Fall etwas, das dort nicht zu finden sein dürfte.«

Desjani deutete mit einem Kopfnicken auf das Display. »Ich glaube, wir haben unseren Spion gefunden, Captain Geary.«

»Nicht zu fassen. Und das steckt in den Navigationssystemen?«

»Und in den Kommunikationssystemen. Wir scannen die anderen Systeme noch, aber etwas in dieser Art haben wir bislang nicht finden können.«

Erstaunt betrachtete er das Display. »Es ist so eingerichtet, dass es weiß, wohin wir unterwegs sind, und dass es diese Information an irgendjemanden weitergibt. Kann das Ding mit Überlichtgeschwindigkeit Nachrichten senden?«

Cresida hob frustriert die Schultern. »Das weiß ich nicht.

Ich habe keine Ahnung, wie das überhaupt funktioniert, ganz zu schweigen davon, wozu es in der Lage ist. Ich weiß nur, es gehört da nicht hin.«

Der Lieutenant Commander meldete sich zu Wort: »Kein Schutzprogramm und keine Firewall ist darauf aufmerksam geworden, denn das Ganze ist so fremd, dass kein Programm danach suchen kann.«